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Identitäten in Europa - Europäische Identität

Europäische Identität

AutorMarkus Krienke, Matthias Belafi
VerlagDUV Deutscher Universitäts-Verlag
Erscheinungsjahr2007
Seitenanzahl391 Seiten
ISBN9783835054622
FormatPDF
KopierschutzDRM
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis54,99 EUR
Aus theoretisch-formaler und aus konkret-kultureller Perspektive untersuchen die Autoren des Sammelbandes europäische Identität als eigenständige Vorstellung und in ihren bereits gelebten, regional unterschiedlichen Realisierungen. Im Mittelpunkt stehen folgende Themen: Normen einer europäischen Identität; Statik und Dynamik von Identitätsangeboten; Raum, Distanz und Identität; Identitätskonstruktionen in Sprache, Literatur und Kunst.

Dr. Markus Krienke ist Habilitand am Lehrstuhl für Christliche Sozialethik der Kath.-Theol. Fakultät der LMU München, Stipendiat der Eugen-Biser-Stiftung und lehrt als Gastprofessor am Studio Teologico Laurentianum in Venedig.
Matthias Belafi M.A. ist Junior Fellow am Zentrum für Europäische Integrationsforschung (ZEI) der Universität Bonn und Forschungsassistent am Centrum für angewandte Politikforschung (CAP) der Universität München.


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Leseprobe
Einleitung (S. 1)

Matthias Belafi und Markus Krienke

Seitdem mit der zunehmenden Integration des Kontinents die Diskussion um eine „Europäische Identität" eingesetzt hat, hat die Thematik der Identität( en) in Europa nichts an Aktualität eingebüßt. Als ein „Dauerthema" bleibt es vielmehr seit vielen Jahren gefragter Gegenstand sowohl des wissenschaftlichen Diskurses als auch der öffentlichen politischen Diskussion.

Dazu haben auch die jüngsten politischen Entwicklungen beigetragen: Die enormen Schritte der Erweiterung und der Vertiefung, die die Europäische Union mit der Aufnahme zwölf neuer Mitgliedstaaten seit dem Jahr 2004 und dem – am 17./18. Juni 2004 in Brüssel verabschiedeten und am 29. Oktober 2004 in Rom unterzeichneten – Vertrag über eine Verfassung für Europa gegangen ist, bescheren der Frage nach dem Zusammenhalt Europas ungebrochene Aktualität.

Nicht zuletzt wirft auch die heutige Krise der Europäischen Union, die auch aus dieser schnellen Entwicklung heraus entstanden ist und sich in den negativen Verfassungsreferenden in Frankreich und den Niederlanden geäußert hat, neue Fragen auf. Die Integration Europas verharrt zwischen den Nationalstaaten und einer vollständigen politischen Integration des Kontinents.

Während viele Europäer fürchten oder hoffen, die EU sei ein Staat im Werden, bleiben für andere die Nationalstaaten die maßgebliche Bezugsgröße. Und während die Nationalstaaten derzeit wieder stärker darauf beharren, die Entscheidung über die weitere europäische Entwicklung nicht aus der Hand zu geben, entwickelt sich die EU gleichzeitig zu einem immer bestimmenderen politischen Faktor.

In dieser Verzahnung zeigt sich, dass diese Entwicklungen keinen Widerspruch darstellen, sondern in einem dynamischen Verhältnis zueinander stehen. Gleiches gilt für die Identitäten in Europa: Dass Europa ein wichtiger Bezugspunkt der Deutschen ist, zeigt eine vom Bundesverband deutscher Banken in Auftrag gegebene repräsentative Umfrage aus dem November 2006, nach der acht von zehn Deutschen „stolz darauf" sind, Europäer zu sein.

Dass dies kein Widerspruch zu einer nationalen Identität darstellt, zeigt sich daran, dass neun von zehn derjenigen, die Nationalstolz empfinden, auch stolz darauf sind, Europäer zu sein. Eine klare Mehrheit der Befragten glaubt zudem nicht, dass durch die europäische Einigung das verloren geht, „was Deutschland ausmacht". Vielmehr wünscht sich eine Mehrheit der Deutschen ein stärkeres europäisches Bewusstsein. Dabei geht die Hälfte der Befragten davon aus, dass es als Grundlage dafür eine gemeinsame europäische Kultur gibt (Bundesverband deutscher Banken 2006).

Hier zeigt sich, dass europäische, nationale und regionale Identitäten nicht exakt voneinander getrennt werden können. Sie schließen sich gegenseitig nicht aus, sondern bedingen einander und ergänzen sich. In diesem Kontext ist auch der Dreiklang von „Heimat, Vaterland und Europa" zu sehen, mit dem sich Helmut Kohl (wie, nebenbei bemerkt, auch die Herausgeber) stets als Pfälzer, Deutscher und Europäer definiert hat. Für ihn stellten Deutsche Einheit und Europäische Einigung zwei Seiten derselben Medaille dar.

Die Europäische Integration ist nur erfolgreich, wenn sie die Identitäten in Europa nicht ersetzen will, sondern die eigene Identität in ihrem europäisch genuinen Plural lebt, der aber eben auch Gemeinsamkeiten hat. Das Europa im Zeitalter der Globalisierung braucht zum Gelingen seiner Einigung beides: Die Herausstellung und Fortbildung seiner gemeinsamen Identität muss einhergehen mit der als Bereicherung verstandenen Differenz.Das Motto des Europäischen Verfassungsvertrages „In Vielfalt geeint" ist damit gleichzeitig Erbe sowie Auftrag und ständige Herausforderung für Europa.
Inhaltsverzeichnis
Geleitwort6
Inhaltsverzeichnis10
Einleitung13
Literatur19
Identitäten in Europa – Europäische Identität21
Literatur25
I. Zu den Normen einer europäischen Identität27
Der Rechtsbegriff als Kategorie europäischer Identität29
1. Ziel und Methode der Untersuchung29
2. Der Rechtsbegriff der „liberalen“ Tradition34
2.1 Darstellung34
2.2 Kritik37
3. Der Rechtsbegriff der „romantisch-expressivistischen“ Tradition40
3.1 Darstellung40
3.2 Kritik47
4. Fazit49
Literatur54
Die christliche Identität Europas59
1. Die Prägekraft des Christentums in Europa59
2. Gibt es eine europäische „Christophobie“?63
3. Hat Europa seine christliche Identität verloren?71
4. Die gesellschaftlichen Folgen einer Besinnung auf die christliche Identität Europas78
Literatur84
Die Frage der atlantischen Dimension politischer Identität Europas89
Traditioneller Europabegriff92
Probleme einer kulturellen „europäischen Identität“93
Die Frage der atlantischen Dimensionalität „Europas“96
Die „westliche Zivilisation“ als Grundlage kultureller „europäischer Identität“99
Der Begriff der „Atlantischen Zivilisation“100
Philosophische und theoretische Einordnung: Der Westen als „ politische Idee“ und Handlungsmaxime103
Historisch-politische Einordnung: Der Atlantizismus seit 1939/47105
Schlussbetrachtung107
Literatur109
Den neuen Europäer bilden115
Kollektive Identität – Grundlage politischer Loyalität116
Von der Konvergenz zur Divergenz – die Verstaatlichung tertiärer Bildung118
Nationale Universitätsmodelle in Deutschland, Frankreich und Großbritannien120
Europäische Identität als Voraussetzung für den Erfolg der EU121
Universitätsbildung als Feld identitätsbildender Maßnahmen124
Entwicklung der europäischen Bildungspolitik125
ERASMUS und SOCRATES als Beispiele europäischer Identitätspolitik127
Der europäische Bildungsraum – Binnendifferenzierung und Harmonisierung131
Für das Individuum und für die Gesellschaft: zu Hause sein in Europa133
Ausblick134
Literatur135
Europäische Identitäten- cusanische Perspektiven139
I. Wer ist Europa?140
II. Europäische Eliten?144
III. Europa in der Begabtenförderung148
IV. Europäische Identitäten- Auf der Suche nach dem Gemeinsamen153
Auf der Suche nach dem153
Literatur156
II. Statik und Dynamik von Identitätsangeboten: Historische Fallbeispiele159
Europäisierung Westdeutschlands?161
Literatur174
Katholikentage als Instrumente der Identitätsbildung der deutschen Katholiken ( 1848- 2004)179
Die Katholikentage als Förderer von Groß-Deutschland 1848-1869180
Die Katholikentage als Instrument der politischen Mobilisierung der deutschen Katholiken 1871- 1913183
Die Katholikentage als Schutz gegen die Auflösung der katholischen Identitäten 1921- 1932187
Die Katholikentage – Ausdruck eines sich wandelnden Katholizismus 1948- 2004191
Fazit194
Literatur195
III. Raum, Distanz und Identität200
„Keine bloßen Memoiren“201
Die Herausforderungen des Flüchtlingslebens202
Das „Wissenswerthe“208
Biographien der Achtundvierziger213
Schlussgedanken215
Literatur218
Geschichtsbild und Identität221
Literatur239
Einige Überlegungen zum Zusammenhang zwischen der ungarischen Identität und Autonomiekonzeptionen im geographischen Raum „ Karpatenbecken“243
Die Frage der Identität und ihre Konsequenzen243
Kurzer Überblick über die Autonomiekonzeptionen247
Die Autonomie in Serbien249
Die Autonomie der Ungarn in der Slowakei252
Die Autonomie in Rumänien254
Fazit256
Literatur257
IV. Identitätskonstruktionen in Sprache, Literatur und Kunst260
Transnationale Kommunikation als Faktor eines differenzierten Integrationsprozesses in der Europäischen Union261
Literatur285
Dem deutschen Volke – Der Bevölkerung289
Die Mediendebatte294
Volk versus Bevölkerung294
Der Blut-und-Boden-Diskurs298
Die Bundestagsdebatte300
Wir sind ein Volk301
Erdrituale303
Deutsche Identitäten306
Der europäischen Bevölkerung?309
Literatur312
Amerika in der Literatur deutschsprachiger Exilierter in den USA im Spannungsfeld von nationaler Identität und Alterität315
I.315
II.317
III.321
VI.333
Literatur335
Europa, die Deutschen und ihre Klassiker337
1. Friedrich Schlegel: Die Moderne als europäisches Phänomen340
2. Hegelianische Literaturgeschichtsschreibung: Literatur als , Phänomen des Geistes‘343
3. Nationale Literaturgeschichten: Dominanz der Abgrenzung346
4. Relativierung des Nationalen: Einflüsse des Historismus350
Literatur355
Babylon neu entdecken359
1. Begriffsbestimmungen360
1.1 Sprache360
1.2 Identität und europäische Identität362
2. Sprache in der Identitätsbildung364
2.1 Sprache und Nation364
2.2 Funktionen der Sprache im subjektiven und kollektiven Identifikationsprozess366
2.3 Welche Folgen hat dies nun für das Bezugssystem Europa?367
3. Sprachenvielfalt im Wissenschaftsdiskurs in Europa368
3.1 Wissenschaft im gesellschaftlichen Gefüge: allgemeine und kulturspezifische Merkmale wissenschaftlicher Kommunikation368
3.2 Ein- oder Mehrsprachigkeit im europäischen Wissenschaftsdiskurs?370
4. Zusammenfassung und Ausblick374
Literatur375
EU à venir – Die Europäische Identität aus poststrukturalistischer Perspektive379
1. Einleitung379
2. Notwendigkeit einer EU-Identität382
2.1. Struktur und Diskurs „ Discourse is the primary terrain of the constitution of objectivity as such“ (Ernesto Laclau [ 2005, 68]).382
2.2. Identität und Identifikation387
2.3. Die Entscheidung und das Subjekt389
3. Möglichkeit einer EU-Identität392
3.1. „Einheit in der Vielfalt“392
3.2. EU-Öffentlichkeit394
4. Mögliches Aussehen einer EU-Identität – die EU à venir395
Literatur398
Autorenverzeichnis401

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