In der wissenschaftlichen Literatur, die sich mit dem Thema „Intrapreneurship“ befasst, existieren so viele Definitionen, wie es Autoren dazu gibt. Der Begriff Intrapreneurship ist ein Verschmelzen verschiedener Begriffe, welche auf den Sachverhalt „Unternehmer im bestehenden Unternehmen“ zielen. Relevante Begriffe hierzu sind (Interal) Corporate Entrepreneurship, Intracorporate Entrepreneurship, Interal Entrepreneurship, External Entrepreneurship, Spin- off Entrepreneurship, Internal Corporate Venturing und New Business Venture.[4] Bei dieser Aufzählung wird deutlich, dass sich alle Begriffe an der Bedeutung des Entrepreneur orientieren. Ein Entrepreneur ist ein Unternehmensgründer. Im Kapitel 2.3. wird dieser Begriff näher erläutert.
Intrapreneurship wird von einer Vielzahl von Autoren definiert und anhand der Menge von Definitionen gibt es keine allgemeingültige Auffassung. Daher werden die Definitionen einiger Autoren beleuchtet und danach eine Arbeitsdefinition für diese Arbeit erstellt.
Der Erste, der den Begriff „Intrapreneurship“ geprägt hat, war Giffort Pinchot im Jahr 1980. Diese Wortneubildung entstand durch die Ableitung von Intracorporate und Entrepreneur. Pinchot nutzt dafür „intra“, um den Sachverhalt, das die Unternehmer im Unternehmen agieren, zu bestärken. Alle Mitarbeiter sollen so handeln bzw. denken wie ein selbstständiger Unternehmer (Entrepreneur).[5] Diese Wortneubildung war insoweit sinnvoll, da die Person des Inhabers und die des Geschäftsführers immer seltener in den Unternehmen zusammenfallen.
Intrapreneurship kann in zwei Ebenen unterteilt werden. Zum einen die Ebene des gesamten Unternehmens. Hierbei sollen nicht nur die Führungskräfte angesprochen werden, sondern jeder Mitarbeiter. Jeder im Unternehmen soll wirtschaftlich und zum Wohle des Unternehmens handeln und denken. Die zweite Ebene hebt hervor, dass die unternehmerische Verantwortung auf kompetente und fähige Mitarbeiter verteilt wird. Dies betrifft überwiegend die Führungspositionen. Die Führungskräfte führen bereits im Unternehmen die Rolle des Intrapreneurs aus, da ihnen viel Verantwortung übertragen wird. Die bedeutesten Stellen im Unternehmen, wie z.B. Geschäftsführung, Vorstand, Stabsleitung, Abteilungs- und Bereichsleiter, Produktleiter usw. sind intrapreneurial. Selbstverständlich können auch Mitarbeiter, die keine Führungsverantwortung haben, allein durch ihre fachlich und professionelle Kompetenz, Anwärter zu Intrapreneuren werden.[6]
Die nachfolgenden Definitionen geben einen weiteren Überblick über den Begriff des Intrapreneurship bzw. Intrapreneur.
Bitzer meint, Intrapreneurship ist
“(…) ein Konzept zur Förderung unternehmerischen Verhaltens auf allen Ebenen einer bestehenden, großen Organisation, welches zum Ziel hat, Innovation zu stimulieren und zu realisieren, sowie der sinnentleerten und neuerungsfeindlichen Atmosphäre am Arbeitsplatz entgegenzuwirken.“[7]
Nach Häfelfinger ist Intrapreneurship
„(…) eine Methode, um bürokratische Strukturen aufzubrechen und das unausgeschöpfte Ideen- und Leistungspotential von Mitarbeitern zu aktivieren (…)“[8]
Gemäß der Definition nach Kuhn treibt ein Intrapreneur die Umwandlung neuer Ideen in einem Geschäftserfolg nachhaltig voran.[9]
Neuberger definiert Intrapreneur folgendermaßen:
„Intrapreneure sind intelligente selbstlose Arbeitstiere, die alle Mängel der Organisation trickreich und unermüdlich bekämpfen, aber eigenartigerweise nicht die Konsequenzen ziehen, selbst ein Unternehmen zu gründen.“[10]
Auf der einen Seite stehen Bitzer, Häfelfinger, Neuberger und Kuhn, die den Intrapreneur als positives Beispiel eines Mitarbeiters sehen. Diese vier Autoren betrachten einen Intrapreneur als einen „Vorantreiber“ von Ideen und Innovationen, welches dem Unternehmenserfolg zugute kommt. Dieser Mensch will aber das Risiko einer Unternehmensgründung nicht eingehen.
Andererseits äußern sich u.a. Wunderer und Rosenstiel negativ über einen Intrapreneur.[11] Ihre Meinung ist, dass ein Intrapreneur ein egoistisch denkender Mensch ist, der nur seine Vorteile aus seinem Handeln zieht.
Anhand dieser unterschiedlichen Meinungen wird nun eine Arbeitsdefinition erstellt.
Ein Intrapreneur ist ein innovativer, unternehmerisch handelnder Mitarbeiter, der in einer bestehenden Unternehmung agiert. Dieser Mitarbeiter führt seine Arbeit gewinnbringend für das Unternehmen aus und treibt so auch seine eigene Karriere voran. Der Intrapreneur ist ganzheitlich bestrebt, in Eigenverantwortung zu handeln bzw. zu denken, doch will er kein finanzielles Risiko durch eine eigene Unternehmensgründung eingehen. Ein Intrapreneur kann sowohl in der Führungsebene vertreten sein, aber auch als einfacher Mitarbeiter auftreten.
Der Begriff des Intrapreneurs bzw. Intrapreneurship sollte nun geklärt sein. Um die ganzheitliche Betrachtung fortzusetzen, fehlt ein weiterer Begriff, der in dieser Arbeit Bedeutung findet – Internal Corporate Venturing.
Zunächst sollte eine Abgrenzung zwischen Intrapreneuring und Intrapreneurship erfolgen. Intrapreneuring stellt einen Prozess in einem Unternehmen dar. Das heißt, dass Intrapreneuring ist als Bindeglied zwischen den Ebenen des Individuums (Intrapreneurship) und der Ebene der Organisation (Internal Corporate Venturing) zu verstehen.[12] Somit beschreibt der Begriff des Internal Corporate Venturing das Management des Prozesses. Dieser Begriff ist ein Konzept, welches einen stärkeren organisatorischen Bezug aufweist als das von Pinchot.[13] Um die Strategie des Internal Corporate Venturing erklären zu können, wird hier die Typologisierung von Linz genutzt.[14] Hierbei werden zwei Betrachtungsebenen der Venture- Umsetzungsformen beleuchtet. Durch diese Einordnung ist das Internal Corporate Venturing ein Bestandteil des Intrapreneuring- Prozesses.
Für das Verständnis der Arbeit werden nun die zwei extremen Formen des Internal Corporate Venturing erläutert, New Business Department und Direct Integration.
New Business Department
Diese Umsetzungsform bedeutet, dass innerhalb eines Unternehmens eine eigene Abteilung bzw. Geschäftseinheit gebildet wird. Der Ausgangspunkt für diese Bildung ist eine Idee, woraufhin eine organisatorische Einheit entsteht. Diese Einheit ist stark autonom und kann durch die Gruppenbildung Synergieeffekte nutzen. Die Mitarbeiter bzw. Intrapreneure können eigenständig handeln und unternehmerisch denken. Eine Fortführung dieses Konzeptes wäre die Organisationsebene der Special Business Unit. Hierbei handelt es sich um Einheiten, welche fast vollständig unabhängig vom operativen Geschäft arbeiten.[15]
Direct Integration
Bei dieser Umsetzungsform werden Innovationsprojekte in bestehende Organisationsstrukturen integriert. Die Mitarbeiter arbeiten an diesem Projekt von ihrem Arbeitsplatz aus und sind somit nah am operativen Geschäft. Hier ist zu kritisieren, dass Autonomie fehlt und wenig Spielraum für neue Ideen bleibt. Daher wird vermutet, dass der Innovationsgrad dieser Form aufgrund der fehlenden Abgrenzung zwischen alter und neuer Aktivität eher gering ist.[16]
Intrapreneurship stellt ein Konzept dar und ist kein einzelnes Element. Es ist eher eine Sammlung von Instrumenten. Um dieses Konzept im Unternehmen umsetzen zu können, sollten bestimmte Voraussetzungen erfüllt sein. Als erstes benötigt man eine Idee, als zweites Kapital zur Ausarbeitung und Umsetzung dieser Idee und als drittes benötigt man fähige Mitarbeiter, die den gesamten Prozess vorantreiben sowie innerbetriebliche und außerbetriebliche Wiederstände überwinden. In jedem Unternehmen existieren diese drei Punkte, leider scheitert es überwiegend an der Umsetzung. Der erste Punkt führt in vielen Unternehmen zu Problemen. Es gibt wenig Mitarbeiter in einem Unternehmen, die sich trauen, ihre Ideen preiszugeben oder sie denken, dass ihre Ideen nicht ernst genommen werden. Die Hierarchieebene hindert viele Mitarbeiter daran ihre Ideen aufzugreifen, da viel Zeit vergeht bis die Idee beim Vorgesetzten ankommt. Probleme sind die Zeitknappheit und die Akzeptanz der neuen Idee. Das Konzept des Intrapreneurship versucht diese Mauer zu durchbrechen. Es wird versucht die Hierarchie im Unternehmen abzubauen. Somit werden in dem Unternehmen drei...