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IST-SOLL-Stand-Analyse der Darstellungsfähigkeit des Motivs 'Fische' in Kinderzeichnungen am Beginn und am Ende der Grundschulzeit

Hausarbeit im Rahmen der Ersten Staatsprüfung für das Lehramt an Grund- und Hauptschulen

AutorJulia Pietschmann
VerlagGRIN Verlag
Erscheinungsjahr2015
Seitenanzahl88 Seiten
ISBN9783656885320
FormatPDF/ePUB
Kopierschutzkein Kopierschutz/DRM
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis16,99 EUR
Examensarbeit aus dem Jahr 2014 im Fachbereich Pädagogik - Kunstpädagogik, Note: 1,0, Universität Rostock (Institut für Grundschulpädagogik), Sprache: Deutsch, Abstract: Sobald Kinder ihre Handbewegungen über die optische Wahrnehmung koordinieren können, versuchen sie das, was sie aus ihrer Umwelt wahrnehmen, zu Papier zu bringen. In der umfangreichen Literatur über Kunstpädagogik liest man viel über die bildnerische Entwicklung des Kindes und wie sich diese (phasenweise) vollzieht. Es gibt diverse Studien vom Kritzeln des Kleinkindes bis hin zur Erwachsenenzeichnung, wobei eine Reihe von Motiventwicklungen schematisch vorgestellt werden . Am Anfang steht meist die Darstellung des Motivs 'Mensch', gefolgt von anderen Motiven der unmittelbaren Umgebung des Kindes, wie Häusern, Bäumen und Tieren. Zwar gehören Fische nicht unbedingt zu den Tieren, die Kinder in ihrer unmittelbaren Umgebung finden, wie beispielsweise die beliebten Haustiere Hund, Katze oder Vogel, dennoch begegnen Kinder Fischen im Alltag, sei es bei einem Zoobesuch, auf dem Fischmarkt, beim Blick in ein Aquarium oder im Fernsehen. Deshalb taucht das Motiv des Fisches auch bereits das eine oder andere Mal in der frühen Kinderzeichnung auf. Hier bringen die Kinder ihre Erfahrungen mit diesen Meeresbewohnern zum Ausdruck. Die einschlägige Fachliteratur stellt die Entwicklung der Motive 'Mensch', 'Haus', 'Baum', 'Tiere' und 'Transportmittel' in der Kinderzeichnung dar. Da es jedoch noch keine Studie oder Analyse zur Entwicklung der Darstellung von Fischen und anderen Meeresbewohnern in Kinderzeichnungen gibt, soll diese Entwicklung in Form einer Kurzstudie das Thema dieser Arbeit sein. Es werden Zeichnungen von Schulanfängern sowie von Kindern der vierten und fünften Klasse, welche sich am Ende der Grundschulzeit befinden, nach bestimmten Kriterien differenziert und miteinander verglichen. Ausgehend von den Differenzierungsreihen der Fischdarstellungen sowie den Darstellungen anderer Meeresbewohner, wird das Ziel dieser Arbeit sein, aufzuzeigen, inwiefern sich das bildnerische Ausdrucksvermögen der Kinder von Schulbeginn bis zum Ende der Grundschulzeit entwickelt hat. Die Art und Weise der Darstellung von Fischen und anderen Meerestieren hängt von unterschiedlichen entwicklungsbedingten Reifungsprozessen ab. Die zeichnerische Entwicklung von Kindern lässt sich in Phasen einteilen und ist geprägt von äußeren Einflüssen. Im ersten, theoretischen Teil der Arbeit wird die zeichnerische Entwicklung unter besonderer Berücksichtigung der Schemaphase, in der sich die Grundschulkinder überwiegend befinden, beleuchtet. [...]

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Leseprobe

3. Eine Kurzstudie: Die Darstellung von Fischen und anderen Meeresbewohnern in der Kinderzeichnung


 

In dem nun folgenden Teil dieser Arbeit wird eine Kurzstudie zu Darstellungen von Fischen und anderen Meeresbewohnern in Zeichnungen von Grundschulkindern vorgestellt. Verglichen werden Fischzeichnungen von Kindern zu Schulbeginn mit denen von Schülern der vierten beziehungsweise am Anfang der fünften Jahrgangsstufe.

 

Um den bildnerischen Entwicklungsstand der Kinder darzustellen, werden zunächst die Zeichnungen der Erst-, Viert- und Fünftklässler nach einem ausgearbeiteten Kriterienkatalog differenziert. Schließlich werden IST- und SOLL-Stand[72] der zeichnerischen Darstellungsfähigkeit der Schüler in Beziehung gesetzt, sodass ersichtlich wird, inwieweit sich das Motiv „Fische“ im Laufe der Grundschulzeit, also von der ersten bis zur zweiten Schemaphase, weiterentwickelt und ausdifferenziert hat. Die Kurzstudie zeigt zudem auf, welche weiteren Meeresbewohner zum Erfahrungsbereich der Kinder gehören.

 

3.1. Vorbereitung der Kurzstudie


 

Bevor sich dem konkreten Vergleich des IST- und SOLL-Standes bezüglich der zeichnerischen Darstellungsfähigkeiten von Grundschulkindern zugewandt werden kann, gilt es zunächst den Aufbau der vorliegenden Kurzstudie zu erläutern sowie Details der Datenerhebung und -auswertung vorzustellen. Im Blickpunkt dieser Studie stehen ästhetische bildnerische Produkte (Zeichnungen von Fischen und anderen Meerestieren) von Schülern der Schuleingangsphase und Schülern am Ende der Grundschulzeit – diese sollen als Forschungsmaterial dienen. Die Interpretation und Auswertung dieser hinsichtlich des kindlichen Entwicklungsstandes erfolgt anhand eines ausgearbeiteten Kriterienkatalogs und dient der Beantwortung von Forschungsfragen, welche bei der Erhebung der Kurzstudie vorrangig sind.

 

3.1.1. Forschungsfragen


 

Grundlage dieser Kurzstudie zu den Fischdarstellungen bilden folgende Forschungsfragen, die die Entwicklung des bildnerischen Ausdrucksvermögens von Kindern von Beginn bis zum Ende der Grundschulzeit sowie am Anfang der fünften Klasse aufzeigen sollen:

 

a) Was können die Kinder zu Schulbeginn zeichnen und wie sehen die Darstellungen der Fische in der vierten, beziehungsweise am Anfang der fünften Jahrgangsstufe aus?

b) Welche weiteren Meeresbewohner, neben den Fischen, gehören zum Erfahrungsbereich der Kinder?

 

Kinder erweitern ihren ästhetischen Erfahrungsbereich und ihr Repertoire an Formen und Farben nicht ausschließlich durch eigene zeichnerische Aktivitäten oder aufgrund äußerer Einflüsse in ihrer Freizeit wie Zeichnungen von Eltern oder ältere Geschwistern. Deshalb ist es für die Untersuchung des zeichnerischen Entwicklungsprozesses interessant – und auch relevant – einen Blick auf den Kunstunterricht der Grundschule zu werfen: Wie gestaltet sich der Kunstunterricht von der ersten bis zur vierten Klasse; wie nimmt er Einfluss auf die Weiterentwicklung und Ausdifferenzierung der Darstellungen von Fischen und Meerestieren? Zwar wird in den Kindergärten und zu Hause viel gezeichnet und gemalt, jedoch reicht das freie zeichnerische Entfalten oft nicht aus, da die meisten Kinder einfach ihre ersten selbsterarbeiteten Gegenstandsformen beständig wiederholen. Aus diesem Grund ist es notwendig im Kunstunterricht gezielt Anregungen anzubieten, sodass sich die bildnerischen Fähigkeiten der Schüler kontinuierlich weiterentwickeln können.

 

3.1.2. Instrument zur Datenerhebung


 

Neben den konkreten Forschungsfragen bedarf es bei einer Kurzstudie zur bildnerischen Entwicklung von Kindern auch einem gewissen Forschungsmaterial[73]. In dieser Studie werden Kinderzeichnungen von Fischen sowohl von den ersten als auch von den vierten und fünften Klassen untersucht.

 

Als Instrument der Datenerhebung wird ein vorgefertigtes Arbeitsblatt eingesetzt, worauf die Schüler Zeichnungen zum Thema „Fische“ anfertigen. Jedes Zeichenblatt entspricht dem Standardformat DIN A4 (weiß/ Hochformat). Die Entscheidung für ein einheitliches Format dient der Objektivität bei der späteren Auswertung. Alle Schüler haben somit die gleiche Grundlage und dieselben Voraussetzungen für ihre Zeichnungen.[74]

 

In der oberen rechten Ecke tragen die Schüler ihren Namen ein. Hierbei spielt zum einen das Geschlecht eine Rolle, wie sich später bei der Auswertung zeigen wird. Zum anderen dient die Zuordnung von Namen und Zeichnungen dazu, die genaue Anzahl der Zeichnungen pro Klasse festlegen zu können. Zu Beginn bekommt jedes Kind ein Exemplar des vorgefertigten Zeichenblattes. Einige Kinder zeichnen jedoch schneller in der vorgegebenen Zeit; andere brauchen für die Vielzahl der Meerestierdarstellungen mehr Platz und dürfen sich ein zweites Blatt nehmen auf das sie dann wieder ihren Namen schreiben.

 

Das Zeichenblatt ist in der Mitte durch eine Linie in zwei Hälften geteilt. Die Obere dient bei der Auswertung der ersten Forschungsfrage, die sich mit der Darstellungsfähigkeit des Motivs „Fisch“ beschäftigt. Die dazugehörige Arbeitsanweisung ist kurz und prägnant in Druckbuchstaben angegeben: „Zeichne einen Fisch!“ Beim Austeilen der Zeichenblätter bekommen die Schüler zusätzlich die Anweisung lediglich einen Fisch (so wie sie sich das Tier im Allgemeinen vorstellen) in die obere Hälfte zu zeichnen.

 

Die untere Hälfte des Blattes bietet Platz für die Zeichnungen anderer Meerestiere und dient der Beantwortung der Forschungsfrage nach dem Umfang des kindlichen Erfahrungsbereiches bezüglich des Lebens unter Wasser. An dieser Stelle ist zu erwähnen, dass sich die Vorlage für die ersten Klassen von der für die vierten und fünften Klassen unterscheidet: Die Arbeitsblätter für die Kinder der Schuleingangsphase enthalten nur die obere Aufgabenstellung, einen Fisch zu zeichnen und eine Trennlinie in der Mitte des Blattes. Die zweite Aufgabenstellung wird den jüngeren Kindern aufgrund ihres noch mangelhaften Lesevermögens, mündlich erteilt. Die untere Hälfte der Arbeitsblätter für die älteren Schüler beinhaltet folgende Arbeitsanweisungen: „Welche Meeresbewohner kennst du noch? Zeichne diese und beschrifte sie!“ sowie „Woher kennst du diese Meerestiere?“.

 

Der kreativen Umsetzung des Motivs „Fisch“ sowie der Darstellung anderer Meeresbewohner sind, bis auf das Papierformat, keine Grenzen gesetzt und die Auswahl der Gestaltungsmittel ist vorab nicht festgelegt. Die Schüler können sich auf dem vorgefertigten Zeichenblatt, unter Berücksichtigung der Aufgabenstellungen, frei entfalten. Sie haben für die Darstellung des Fisches sowie die der anderen ihnen bekannten Meeresbewohner insgesamt 20 Minuten Zeit.

 

3.1.3. Instrument zur Datenauswertung


 

Für das Ziel der vorliegenden Arbeit – die Entwicklung des bildnerischen Ausdrucksvermögens bei Grundschulkindern exemplarisch aufzuzeigen – gilt es in dieser Kurzstudie, alle Kinderzeichnungen anhand eines erarbeiteten Kriterienkatalogs zu differenzieren, um somit die Ergebnisse übersichtlich darstellen und auswerten zu können.

 

Mit Hilfe dieses Kriterienkatalogs können sowohl Aussagen über den allgemeinen zeichnerischen Entwicklungsstand der Klassenstufen getroffen, als auch Auffälligkeiten aufgezeigt werden. Alle Zeichnungen der Schüler, die auf den vorgefertigten Arbeitsblättern (siehe Anhang M1 und M2) entstanden sind, werden sorgfältig ausgezählt und die aufgetretenen Häufigkeiten dann in Prozentzahlen umgerechnet. Die statistische Masse „n“ entspricht der Anzahl der Kinder: Die Kurzstudie umfasst 92 Zeichnungen der ersten Klassen (n = 92) und 105 Zeichnungen der vierten und fünften Klassen (n = 105).

 

Um bei der gesamten Kurzstudie zu einem aussagekräftigen Ergebnis zu kommen, werden die Ergebnisse der Erstklässler und die der Viert- und Fünftklässler getrennt voneinander betrachtet. Diese separate Betrachtung der unterschiedlichen Klassenstufen ermöglicht bei der Auswertung einen direkten Vergleich von IST- und SOLL-Stand der jeweiligen Altersgruppe. Der übersichtliche Kriterienkatalog soll somit aufzeigen, inwieweit der IST-Stand dem SOLL-Stand der Theorie der Entwicklung des bildnerischen Gestaltens nach Richter (1997) entspricht. Folglich wird ersichtlich, inwieweit sich das Motiv „Fische“ im Laufe der Grundschulzeit (von der ersten bis zur zweiten Schemaphase) weiterentwickelt und ausdifferenziert. Die Kategorien der Kriterien, anhand derer die Auswertung erfolgt, sind jedoch bei den Übersichten der beiden Altersgruppen identisch.

 

Der erste Teil des Kriterienkatalogs soll das Wissen um Ansicht und Form eines Fisches veranschaulichen (Abb. 1a, b). Zum einen geht es hierbei um die Ansicht des Fisches, sprich aus welchem Blickwinkel die Kinder das Tier gezeichnet haben. Zum anderen gibt dieser Abschnitt des Kriterienkatalogs Auskunft darüber, wie detailreich die Schüler den Fisch gezeichnet haben.

 

 

Abb. 1a: Ausschnitt des Kriterienkatalogs –...

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