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E-Book

'Justified Killing'. Organspendebereitschaft in Deutschland

Auswertung qualitativer Sekundärdaten

AutorClarine Wülbern
VerlagStudylab
Erscheinungsjahr2017
Seitenanzahl90 Seiten
ISBN9783668461666
FormatPDF/ePUB
Kopierschutzkein Kopierschutz/DRM
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis34,99 EUR
Nach Aussagen der Deutschen Stiftung Organtransplantation (DSO) warten 12.000 Menschen auf ein Spenderorgan. Aber nur knapp ein Viertel der deutschen Bevölkerung besitzt einen Organspendeausweis. Dabei stellt sich die Frage, warum die Werbekampagnen durch die DSO und der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) nicht in dem Maße greifen, wie es gewünscht wird. Die Organspende bleibt ein Tabu, auch wegen verschiedener Manipulationsfälle. Eine wachsende Ablehnung bzgl. der Organspende ist die Folge. Auch aus diesem Grund ist es notwendig, die bisherigen Offensiven von DSO und BZgA neu zu überdenken, um das Vertrauen und die Bereitschaft der deutschen Bevölkerung wiederzuerlangen. Warum spenden Menschen ihre Organe nicht? Für dieses Buch hat die Autorin fünf Experteninterviews nach qualitativer Inhaltsanalyse ausgewertet, um dieser Frage nachzugehen. Dabei hat sie neben der einseitigen Aufklärung über Organspende noch zwei weitere wesentliche und entscheidende Aspekte für die Beantwortung herausgearbeitet. Aus dem Inhalt: - Hirntod; - Hirntodkritik; - Organspendebereitschaft; - Organtransplantation; - Transplantationsgesetz

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Leseprobe

3 Methode


 

(Prof. Dr. Dr. h.c. Wolfgang Waldstein 2007)

 

„Zwischen Tod und Leben kann es

keinen dritten Zustand geben.“

 

Im Rahmen der methodischen Vorgehensweise wird zunächst die Sozialforschung näher erklärt. Die Grundlage bildet die Inhaltsanalyse nach Mayring, die einhergehend mit Hermeneutik darauffolgend erklärt wird. Um das neunstufige Model nach Mayring abzubilden, wurde das methodische Vorgehen mit Abbildungen von Beispielen des Datenmaterials untermalt. Das Datenmaterial selbst wurde transkribiert und mit der Software MAXQDA nach Aspekten der qualitativen Inhaltsanalyse von Mayring, mittels induktiver und deduktiver Kategorienbildung, ausgewertet, deren Erklärungen am Ende des methodischen Kapitels erfolgen.

 

3.1 Sozialforschung


 

Qualitative Forschung hat weniger den Anspruch, Hypothesen zu testen, als vielmehr diese zu generieren. Hypothesenfindung und Theorienbildung bilden die qualitative Sozialforschung ab. (MAYRING 2000, S.20). Der qualitative Ansatz zeichnet sich besonders durch Offenheit und Flexibilität der Methode aus. Durch Befragungen können Ergebnisse mit hohem Inhalts-gehalt ermittelt werden, wobei die Stichprobengröße eher vernachlässigt wird. Hierbei können durch Verallgemeinerungen Erkenntnisse erzielt werden, die meist über den untersuchten Fall hinausgehen. Wodurch exemplarisch eine Übertragbarkeit der Ergebnisse auf andere Fälle möglich gemacht wird. (FRIEBERTSHÄUSER 1997, S.73) Die Verallgemeiner-barkeit muss in jedem Fall spezifisch begründet sein, um sie situationsbedingt gelten zu lassen (MAYRING 1999, S.23). Bei der quantitativen Forschung wird besonders Wert auf die Stichprobengröße gelegt, wodurch sich bei schriftlicher Befragung oder Beobachtung zahlenmäßige Ausprägungen eines oder mehrerer Merkmale ermitteln lassen. Oftmals werden vorher festgelegte Hypothesen anhand des Datenmaterials überprüft und durch anschließende Datenreduktion wichtige Informationen gewonnen. (FLICK 1995)

 

3.2 Datengrundlage


 

Für die Erhebung der Daten wurden fünf Experteninterviews ausgewählt, welche zeitlich und personell unabhängig voneinander geführt wurden sind. Die Autorin hatte keinen Anteil an der Planung und Durchführung der Interviews. Sie bediente sich für die Auswertung der vorliegenden Daten. Diese entsprachen dem Forschungsfeld und der Zielgruppe. Da die Interviews unabhängig voneinander und mit unterschiedlich ausgerichteten Leitfäden geführt wurden sind, weisen sie unterschiedliche Schemata auf. Daher erfolgte eine strukturelle Neugliederung, um eine bessere Vergleichbarkeit zu ermöglichen. Die Unterteilung der Interviewpartner ergab sich aus der klaren Positionierung dieser im Kontext in drei Befürworter (pro) und zwei Kritiker (kontra), die an Hand von Ankerbeispielen in Tabelle 2 dargestellt werden.

 

Tabelle 2: Datengrundlage

 

 

 

Die Auswahl der Personen und Interviews erfolgte nach deren Expertenwissen, bzw. ihrem bedeutsamen Berufsstand oder ihrer Positionierung zur Organspende und Transplantations-medizin. Das Datenmaterial deckt die Bereiche des Gesundheitswesens, der Medizin, Theologie und Moraltheologie sowie der Koordinationsstelle DSO und Stellungnahme des Deutschen Ethikrates ab. Die zu Grunde liegenden Daten werden als Sekundärdaten bezeichnet, da sie zur Auswertung über ihren originären, vorrangigen Verwendungszweck hinausgehen (BECKER 2012).

 

Eine besondere Form der Interviewführung stellt das Experteninterview dar. Die befragte Person wird durch sein Wissen, in der Funktion eines Experten, zum Informant über be-stimmte Handlungsfelder. Der Leitfaden übernimmt hier die zentrale Aufgabe, den Experten gezielt im gewünschten Handlungsfeld zu begrenzen. (FLICK 1999, S.109) Repräsentativität erlangt das Experteninterview nicht durch die Anzahl der Stichprobe, sondern durch die Expertenrolle selbst, in der der Befragte als Repräsentant einer Gruppe steht. Demnach ist die Relevanz der befragten Personen von Priorität, indem von sogenannter inhaltlicher Repräsentation gesprochen wird. (FLICK 1999, S.57)

 

3.3 Qualitative Inhaltsanalyse


 

Phillip Mayring versucht die Inhaltsanalyse umfassend abzubilden (MAYRING 2000, S.12):

 

 „Inhaltsanalyse hat Kommunikation zum Gegenstand, also die Übertragung von Symbolen […]. In aller Regel handelt es sich zwar um Sprache, aber auch Musik, Bilder u.ä. können zum Gegenstand gemacht werden.“

 

 „[…] Inhaltsanalyse will systematisch vorgehen. Damit grenzt sie sich gegen einen Großteil hermeneutischer Verfahren ab.“

 

 „Das systematische Vorgehen zeigt sich vor allem darin, daß die Analyse nach expliziten Regeln abläuft (zumindest ablaufen soll). Diese Regelgeleitetheit ermöglicht es, dass auch andere die Analyse verstehen, nachvollziehen und überprüfen können.“

 

 „Das systematische Vorgehen zeigt sich aber auch darin, dass eine gute Inhaltsanalyse theoriegeleitet vorgeht. Sie will nicht einfach einen Text referieren, sondern analysiert ihr Material unter einer theoretisch ausgewiesenen Fragestellung; [...] Theoriegeleitet bedeutet dabei nicht Abheben von konkretem Material in Sphären der Unverständlichkeit, sondern heißt Anknüpfen an den Erfahrungen anderer mit dem zu untersuchenden Gegenstand.“

 

 „[…] Sie ist eine schlußfolgernde Methode [...]. Sie will durch Aussagen über das zu analysierende Material Rückschlüsse auf bestimmte Aspekte der Kommunikation ziehen [...].“

 

Wird die Inhaltsanalyse auf das vorliegende Datenmaterial angewendet, so lag dieses zunächst in schriftlicher Form vor, um es weiter nutzen zu können. Systematisch und nach bestimmten Regeln, wurde mit Hilfe der MAXDA Software vorgegangen, in der eine übersichtliche Bedienung bestimmter Tools ermöglicht wurde. Besonders durch die induktive Kategorienbildung, nicht nur deduktiv von der Theorie her, gelang es Wesentliches aus dem Material abzuleiten, was sehr aufschlussreich für die spätere Beantwortung der Forschungsfrage war.

 

Mayring entwickelte dieses Verfahren der qualitativen Inhaltsanalyse zu Beginn der 80er Jahre. Dabei sind Typisierungen sowie Konfiguration von Informationen vorrangig. Es wird zudem als offenes Prinzip verstanden, da im Verlauf der Bearbeitung Teile des Kategoriensystems an das vorliegende empirische Material angepasst werden. Die qualitative Inhaltsanalyse grenzt sich von der quantitativen wie folgt ab (MAYRING 2000, S.24-41):

 

 Nicht die Häufigkeit des Auftretens bestimmter Informationen ist entscheidend, sondern deren Inhalt, und

 

 dass das theoretisch abgeleitete Kategoriensystem am Material überprüft und abgeglichen wird.

 

Der hermeneutische Ansatz wird als interpretatives Vorgehen verstanden, welcher ein sinnerschließendes Verstehen zum Ziel hat. Dieser Ansatz ist dem empirischen Ansatz gegenübergestellt, welcher durch ein analytisches Vorgehen gezeichnet ist, mit dem Ziel durch Hypothesenbildung zur Erkenntnis zu gelangen. Ein weiteres Merkmal der Hermeneutik liegt in dem Versuch, Grundstrukturen auszuführen, und nicht einzelne Techniken des Verstehens zu entwickeln. Wird die Hermeneutik auf die qualitative Inhaltsanalyse angewendet, sind nach Mayring folgende Punkte wesentlich (MAYRING 2000, S.29):

 

„1. Am Anfang einer qualitativen Inhaltsanalyse muss eine genaue Quellenkunde stehen. Das Material muss auf seine Entstehungsbedingungen hin untersucht werden.“

 

„2. Das Material kann nie vorbehaltlos analysiert werden. Der Inhaltsanalytiker muss sein Vorverständnis explizit darlegen. Fragestellungen […] müssen ausformuliert werden.“

 

„3. Qualitative Inhaltsanalyse ist immer ein Verstehensprozess von vielschichtigen Sinnstrukturen im Material. Die Analyse darf nicht bei dem manifesten Oberflächeninhalt stehenbleiben, sie muß auch auf latente Sinngehalte abzielen.“

 

Vor Beginn der Datenanalyse wurde gezielt nach Dateneigner und Erhebungsgrundlage recherchiert, um auf die Datenqualität des vorliegenden Materials zu schließen. Nach Abschluss der Recherche wurden mehrere forschungsleitende Fragen formuliert, die mit dem Datenmaterial zusammengeführt werden sollten. Schließlich wurde sich auf eine entscheidende Forschungsfrage fokussiert. Diese ging der Frage nach, aus welchen Gründen Menschen nicht bereit sind ihre Organe zu spenden. Um der Beantwortung der Forschungsfrage gerecht zu werden, wurde nicht einseitig sondern multikausal in der Datengrundlage gearbeitet, die eine möglichst umfassende Erklärung des Ganzen ermöglichen sollte.

 

Bei der qualitativen Inhaltsanalyse wird der auszuwertende Text als Material verstanden, indem Daten vorhanden sind, die zuerst entnommen, und später aufbereitet und ausgewertet werden. Dieser Vorgang betitelt den Begriff der Extraktion....

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