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E-Book

Karl Marx' Ökonomische Lehren

Vollständige Ausgabe

AutorKarl Kautsky
VerlagJazzybee Verlag
Erscheinungsjahr2012
Seitenanzahl260 Seiten
ISBN9783849628994
FormatePUB
KopierschutzWasserzeichen
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis0,99 EUR
Dieses Werk soll nicht nur eine Darstellung der Marxschen Lehren, sondern auch ein Leitfaden zu dem Studium der Marxschen Werke im Original sein. Der Verfasser hielt sich daher für berechtigt, Stellen, die bisher seines Erachtens zu wenig beachtet worden, oder bei denen leicht Missverständnisse eintraten, eingehender zu behandeln, als ihrer Bedeutung für die theoretische Entwicklung entspricht; er glaubte dagegen bei anderen Stellen kürzer verweilen zu dürfen, wenn sie bereits allgemein bekannt und anerkannt sind und ein Missverständnis nicht befürchtet zu werden braucht. Um den praktischen Wert zu erhöhen, wurde die Darstellung der tatsächlichen Verhältnisse z. B. bei der Fabrikgesetzgebung, mehrfach über den von Marx behandelten Zeitpunkt hinaus fortgeführt. Inhalt: I. Abschnitt - Ware, Geld, Kapital Erstes Kapitel - Die Ware Zweites Kapitel - Das Geld Drittes Kapitel - Die Verwandlung von Geld in Kapital II. Abschnitt - Der Mehrwert Erstes Kapitel - Der Vorgang der Produktion Zweites Kapitel - Das Verhalten des Kapitals bei der Wertbildung Drittes Kapitel - Der Grad der Ausbeutung der Arbeitskraft Viertes Kapitel - Mehrwert und Profit Fünftes Kapitel - Der Arbeitstag Sechstes Kapitel - Der Mehrwert des 'kleinen Meisters' und der Mehrwert des Kapitalisten Siebtes Kapitel -Der relative Mehrwert Achtes Kapitel - Kooperation Neuntes Kapitel - Arbeitsteilung und Manufaktur Zehntes Kapitel - Maschinerie und große Industrie III. Abschnitt - Arbeitslohn und Kapitaleinkommen Erstes Kapitel - Der Arbeitslohn Zweites Kapitel - Das Kapitaleinkommen Drittes Kapitel - Einfache Reproduktion Viertes Kapitel - Verwandlung von Mehrwert in Kapital Fünftes Kapitel - Die Übervölkerung Sechstes Kapitel - Die Morgenröte der kapitalistischen Produktionsweise

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Leseprobe

3. Der Umlauf des Geldes

 

Erinnern wir uns der Warenkreisläufe, die wir im letzten Paragraphen verfolgt: Korn—Geld—Rock—Geld—Wein—Geld—Kohlen &c. Der Fortgang dieser Kreisläufe teilt auch dem Geld eine Bewegung mit; aber diese ist kein Kreislauf. Das Geld, das vom Landmann ausgegangen, entfernt sich immer weiter von ihm. „Die dem Geld durch die Warenzirkulation unmittelbar mitgeteilte Bewegungsform ist daher seine beständige Entfernung vom Ausgangspunkt, sein Lauf aus der Hand eines Warenbesitzers in die eines anderen oder sein Umlauf.“

 

Der Umlauf des Geldes ist die Folge des Kreislaufs der Waren, nicht, wie man oft annimmt, dessen Ursache. Die Ware als Gebrauchswert fällt bald – auf der Stufe der einfachen Warenzirkulation, auf der wir jetzt in unserer Untersuchung stehen, wo von gewerbsmäßigem Handel und Wiederverkauf noch nicht die Rede, schon beim ersten Schritt ihres Laufes – aus der Zirkulation heraus, um in die Konsumtion einzugehen, und neuer Gebrauchswert, aber gleicher Warenwert, tritt im Kreislauf an ihre Stelle. Im Kreislauf Korn—Geld—Rock verschwindet das Korn schon nach dem ersten Formwechsel Korn—Geld aus der Zirkulation, und gleicher Wert, aber verschiedener Gebrauchswert kehrt zum Verkäufer des Korns zurück: Geld—Rock. Das Geld als Zirkulationsmittel fällt nicht aus der Zirkulation heraus, sondern treibt sich beständig in ihrem Bereich herum.

 

Es fragt sich nun, wie viel Geld die Warenzirkulation erfordert.

 

Wir wissen bereits, dass jede Ware einer gewissen Geldmenge gleich gesetzt, also ihr Preis bestimmt wird, ehe sie noch mit dem wirklichen Geld in Berührung kommt. Es ist mithin der zu erzielende Preis jeder einzelnen Ware und die Summe der Preise aller Waren von vornherein bestimmt – den Wert des Goldes als gegeben vorausgesetzt. Die Preissumme der Waren ist eine bestimmte vorgestellte Goldsumme. Sollen die Waren zirkulieren, so muss die vorgestellte Goldsumme in eine wirkliche verwandelt werden können; die Masse des zirkulierenden Goldes wird also bestimmt durch die Preissumme der zirkulierenden Waren. (Man muss im Auge behalten, dass wir uns hier noch auf dem Gebiet der einfachen Warenzirkulation bewegen, wo Kreditgeld, Ausgleichung der Zahlungen &c. noch unbekannt sind.) Diese Preissumme schwankt, bei gleichbleibenden Preisen, mit der Masse der zirkulierenden Waren; bei gleichbleibender Warenmasse mit deren Preisen, einerlei, ob dies Schwanken durch ein Schwanken der Marktpreise hervorgerufen worden, oder durch einen Wertwechsel des Goldes oder der Waren; einerlei, ob diese Preisschwankung alle oder nur einige Waren betrifft.

 

Aber die Warenverkäufe sind nicht immer zusammenhanglos, noch gehen sie alle gleichzeitig vor sich.

 

Nehmen wir wieder unser früheres Beispiel. Wir haben die Reihe der Formverwandlungen: 5 Hektoliter Korn—30 Mark—1 Rock—30 Mark—40 Liter Wein—30 Mark—20 Zentner Kohlen—30 Mark. Die Preissumme dieser Waren beträgt 120 Mark; zur Vollziehung der vier Verkäufe genügen aber 30 Mark, die viermal ihre Stelle wechseln, also vier Umläufe nacheinander vollziehen. Nehmen wir an, dass die genannten Verkäufe alle innerhalb eines Tages stattgefunden, so haben wir als Masse des als Zirkulationsmittel in einem gewissen Zirkulationsbereich während eines Tages fungierenden Geldes 120/4 = 30 Mark, oder im Allgemeinen ausgedrückt:

 

                    Preissumme der Waren                    
Umlaufsanzahl gleichnamiger Geldstucke          = Masse des als Zirkulationsmittel

 

während eines bestimmten Zeitabschnittes fungierenden Geldes.

 

Die Umlaufszeit der verschiedenen Geldstücke in einem Lande ist natürlich eine verschiedene; das eine bleibt Jahre lang im Kasten liegen das andere vollbringt in einem Tag vielleicht dreißig Umläufe. Aber ihre durchschnittliche Umlaufsgeschwindigkeit ist doch eine bestimmte Größe.

 

Die Umlaufsgeschwindigkeit des Geldes ist bedingt durch die Schnelligkeit des Kreislaufs der Waren. Je rascher die Waren aus der Zirkulation verschwinden, um konsumiert zu werden, und je rascher sie durch neue Waren ersetzt werden, um so schneller auch der Umlauf des Geldes. Je langsamer der Kreislauf der Waren, desto langsamer der Umlauf des Geldes, desto weniger Geld bekommt man zu sehen. Leute, deren Blick nur an der Oberfläche haftet, glauben dann, es sei zu wenig Geld da und der Mangel an Geld erzeuge die Zirkulationsstockung. Dieser Fall ist zwar auch möglich, kommt aber heutzutage für längere Perioden kaum vor.
 

 

4. Die Münze. Das Papiergeld

 

Für den Verkehr war es natürlich eine große Unbequemlichkeit, wenn bei jedem Verkauf und Kauf der Gehalt und das Gewicht jedes einzutauschenden Stückes Geldmetall geprüft werden musste. Dem wurde abgeholfen, sobald eine allgemein anerkannte Autorität das richtige Gewicht und den richtigen Gehalt jedes Metallstückes garantierte. So wurden aus Metallbarren vom Staate hergestellte Metallmünzen.

 

Die Münzgestalt des Geldes entspringt aus seiner Funktion als Zirkulationsmittel. Hat aber das Geld einmal Münzgestalt angenommen, dann erhält diese bald im Bereich des Zirkulationsprozesses ein selbständiges, vom Münzgehalt unabhängiges Dasein. Die Bescheinigung des Staates, dass ein Münzzeichen eine gewisse Menge Gold enthalte oder ihr gleich sei, genügt bald unter gewissen Umständen, um das Münzzeichen als Zirkulationsmittel ebenso, wie das volle und wirkliche Goldquantum fungieren zu lassen.

 

Schon der Umlauf der Geldstücke selbst bewirkt dies. Je länger ein Geldstück im Umlauf, desto mehr nutzt es sich ab, sein angeblicher und wirklicher Gehalt unterscheiden sich immer mehr von einander; ein altes Geldstück ist leichter, als eines, das eben erst aus der Münze gekommen – trotzdem können beide unter gewissen Umständen als Zirkulationsmittel gleiche Werte darstellen.

 

Noch schärfer zeigt sich der Unterschied zwischen angeblichem und wirklichem Gehalt in der Scheidemünze. Sehr oft bildeten niedrigere Metalle, z. B. Kupfer, das erste Geld, welche später durch edle Metalle verdrängt wurden. Das Kupfer, und nach Einführung der Goldwährung das Silber, hörten auf, Wertmesser zu sein, aber die Kupfer- und Silbermünzen fungierten nach wie vor als Zirkulationsmittel im kleinen Verkehr. Sie entsprachen jetzt bestimmten Gewichtsteilen von Gold; der Wert, den sie darstellten, änderte sich in demselben Verhältnis, wie der des Goldes, er blieb unberührt von den Schwankungen des Silber- und Kupferwertes. Es zeigt sich, dass unter diesen Umständen ihr Metallgehalt von keinem Einfluss ist auf ihre Funktion als Münze, dass man willkürlich durch Staatsgesetze bestimmen kann, welche Menge Goldes von einer Kupfer- oder Silbermünze dargestellt werden soll. Von da an war nur ein Schritt dazu, an Stelle der Metallmarke eine Papiermarke zu setzen, gesetzlich einen wertlosen Papierzettel einer gewissen Menge Goldes gleichzusetzen.

 

So entstand das Staatspapiergeld – nicht zu verwechseln mit dem Kreditgeld, das aus einer anderen Geldfunktion erwachsen ist.

 

Papiergeld kann Goldgeld nur als Zirkulationsmittel ersetzen, nicht als Wertmesser, es kann es nur ersetzen, insofern es bestimmte Goldmengen darstellt. Für das Papiergeld als Zirkulationsmittel gelten dieselben Gesetze, wie für das Metallgeld, im dessen Stelle es tritt. Das Papiergeld kann nie eine größere Goldmenge ersetzen, als von der Warenzirkulation aufgesogen werden kann. Wenn die Warenzirkulation eines Landes 100 Millionen Mark in Gold bedarf, und der Staat 200 Millionen Mark in Papier in Umlauf setzt, so wird dies zur Folge haben, dass ich z. B. mit zwei Zwanzigmark-Scheinen nur so viel kaufen kann, wie mit einem Goldstück von zwanzig Mark. Die in Papiergeld ausgedrückten Preise stellen sich in diesem Falle doppelt so hoch, als die Goldpreise. Das Papiergeld wird entwertet durch das Übermaß seiner Ausgabe. Dies findet augenblicklich in Russland statt, wo das massenweise ausgegebene Staatspapiergeld seit mehr als 50 Jahren fortwährend unter dem Metallwert steht, den es darstellen soll. Das großartigste Beispiel solcher Papiergeldentwertung in Folge übermäßiger Ausgabe bilden die Assignaten der großen französischen Revolution, von denen über 45.581 Millionen Franken in sieben Jahren (1790 bis März 1797) in Umlauf gesetzt und in Folge davon schließlich total wertlos wurden.
 

 

5. Weitere Funktionen des Geldes

 

Wir haben die Entstehung der einfachen Warenzirkulation verfolgt, und gesehen, wie sich mit dieser die Funktionen des Geldes als Wertmaß und Zirkulationsmittel entwickelten. Das Geld bleibt jedoch auf diese Funktionen nicht beschränkt.

 

Mit der Warenzirkulation selbst entwickelt sich die Notwendigkeit und die Gier, die Geldware, das Gold, festzuhalten und aufzuspeichern. Die Eigentümlichkeiten des Geldes entsprechen den Eigentümlichkeiten der Warenproduktion: so wie diese eine Form ist, worin gesellschaftliche Produktion von unabhängigen Privatproduzenten betrieben wird, so ist das Geld eine...

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