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E-Book

Killerspiele im Kinderzimmer

Was wir über Computer und Gewalt wissen müssen

AutorThomas Feibel
Verlagmvg Verlag
Erscheinungsjahr2014
Seitenanzahl240 Seiten
ISBN9783864158834
FormatePUB
KopierschutzWasserzeichen
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis15,99 EUR
Wie gefährlich sind Computerspiele wirklich? Wo fängt Gewalt im Spiel eigentlich an? Was sollten Eltern zum kompetenten Umgang mit Pc-Spielen wissen? - Diese und viele andere Fragen behandelt Thomas Feibel, der seit vielen Jahren als Journalist und Buchautor zum Thema Kinder und Computer publiziert. Anschaulich präsentiert er in diesem Ratgeber für Eltern und Lehrer die gängigsten Computerspiele, unterzieht sie einer differenzierten Bewertung und informiert in einem umfangreichen Glossar über die wichtigsten Begriffe. Viele Tipps und konkrete Beispiele verdeutlichen die große Bedeutung, die der Erziehung - gerade in Hinblick auf Computerspiele - zukommt.

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Leseprobe

LEVEL 2


WARUM COMPUTERSPIELE
HEUTE UNVERMEIDBAR
SIND


KINDER SPIELEN AM COMPUTER. WAS DENN SONST?


Der neue Spielplatz heißt Computer


Kinder und Jugendliche haben den Computer mit seinen vielfältigen Möglichkeit längst als festen Bestandteil ihrer alltäglichen Spielwelt akzeptiert. Das geschieht so selbstverständlich und in einem so atemberaubenden Tempo, dass wir oft nur noch staunend zusehen können. Natürlich wissen wir um die zahlreichen Vorteile des Rechners, sonst hätten wir ja wohl keinen gekauft. Aber was uns dabei erheblich irritiert, ist, wie stark er bei unseren Töchtern und Söhnen im Mittelpunkt steht und mit welch unglaublicher Beflissenheit sie damit umgehen. Bevor wir uns gleich im nächsten Kapitel damit befassen wollen, was sie am PC besonders schätzen, lassen Sie mich zunächst ausholen: Warum scheint heutzutage alles auf den Computer im Kinderzimmer und somit auf Computerspiele hinauszulaufen? Wo lägen eigentlich die Alternativen? Oder anders gefragt: Was sollen Kinder denn sonst machen, als mit dem Computer zu spielen, wenn zum Beispiel ihre Lebensräume immer massiver eingeschränkt werden?

Wo sollen denn Kinder heute noch spielen?


Eine kleine Geschichte aus Berlin-Wilmersdorf. Direkt vor dem Barbarossaspielplatz laufen zwei 7-jährige Jungen mit ihren Inlineskates in einem für Autos gesperrten Bereich der Straße. Beide tragen Helm und Schutzmontur. Auf den Balkon eines benachbarten Hauses tritt eine ältere Frau und schreit: »Hört endlich mit diesem Lärm auf!« Während der dunkelhaarige Junge erstarrt, läuft der blonde weiter und redet seinem Freund gut zu. »Wenn ihr nicht aufhört, gibt es einen Mordsärger!«, zetert die Frau weiter. Da bleibt der blonde Junge stehen, verschränkt die Arme und verkündet selbstbewusst: »Wir dürfen hier fahren.« – »Nein«, widerspricht die Frau, »dürft ihr nicht!« – »Doch«, erwidert der Junge, »das hier ist eine Spielstraße.« Daraufhin rattert er wieder auf seinen Rädern hin und her. Sein Freund folgt ihm zögerlich.

»Hört sofort damit auf, ihr Rotzlümmel!«, kreischt die Alte weiter. »Wir dürfen hier spielen«, ruft der blonde Junge unerschrocken, »und Sie können uns gar nichts verbieten!«

»Ich hole die Polizei …« – »Dann holen Sie doch die Polizei!«, erklärt der Junge seelenruhig. Und zu seinem Freund gewandt: »Komm, fahren wir weiter …« – »Aber … die da oben«, wirft der andere zögerlich ein. »Ach«, antwortet der Freund, »die schreit hier immer rum. Hör einfach nicht mehr hin. Wenn wir ihr nicht mehr antworten, hört sie bestimmt gleich auf.«

Kein Ort nirgends


Wo können Stadtkinder heute noch unbehelligt spielen? Die Straße ist dazu ein denkbar schlechter Ort: Der Verkehr, der Lärm, die Abgase und überhaupt die ständige Gefahr. Wem das Wohl seines Kindes am Herzen liegt, der bringt es kaum fertig, seine Tochter oder seinen Sohn zum Spielen auf die Straßen zu schicken. Wo sollen Kinder dann nach Schule und Erledigung der Hausaufgaben noch allein hingehen? Im Sommer steht immerhin das Freibad zur Verfügung. Oder das Fahrrad als erste Lektion in Sachen Unabhängigkeit und Mobilität! Und sonst?

Entweder kicken Kinder und Jugendliche in den Riesenkäfigen der Bolzplätze mit einem Ball oder sie ziehen sich auf einen Spielplatz zurück. Ihnen ist natürlich klar, dass sie inzwischen zum Wippen und Schaukeln längst zu alt sind, aber hier meckert wenigstens niemand. Denn oft reagieren Anwohner wie die Dame aus Wilmersdorf – mit Anfeindungen oder Argwohn. Kürzlich wandten sich zum Beispiel ältere Leute vehement gegen einen Frankfurter Spielplatz, weil er ihrer Ansicht nach ein Ort der Sünde und des Werteverfalls sei. Als die zuständigen Behörden mit diesen Nachbarn sprachen, wurde die Forderung laut, wenigstens abends die Parkbänke abzuschrauben, damit sich die jugendlichen Liebespaare nicht darauf vergnügten. Doch welcher Spielplatz lädt schon zum Knutschen ein?

Spielplätze haben das romantische Flair einer Bahnhofstoilette: Sie wirken meistens entsetzlich verwahrlost. Überall Scherben, Kippen und jede Menge Hundehaufen. Kleine Kinder können hier kaum noch spielen. Dazu kommt, dass Spielplätze bevorzugt von gestrandeten Randgruppen okkupiert werden. Und welches Kind möchte sich schon mit seinen gleichaltrigen Freunden in der Nähe von Trinkergemeinschaften, Drogensüchtigen oder sich düster gerierenden Jugendgangs treffen? Aber das ist längst nicht alles. Auf Spielplätzen gibt es ja noch weitere Probleme. Dort, so lesen wir es jedenfalls in regelmäßigen Abständen in den Tageszeitungen, sollen ja auch Exhibitionisten und Kinderschänder durch die Büsche streifen und ihr Unwesen treiben. Dabei ist die Welt erwiesenermaßen sicherer geworden. Doch jeder einzelne Vorfall wird inzwischen medial so aufgebauscht, dass wir alle das Gefühl haben, die Welt sei abgrundtief schlecht und draußen vor der Tür tobe geradezu der Wahnsinn. Selbst wer das differenzierter sieht, bekommt dennoch ein schlechtes Gewissen, sein Kind zum Spielen vor die Tür zu schicken.

Was auf der Strecke bleibt


Städte setzen ihre Schwerpunkte weniger auf Spielflächen für Kinder als auf deren Betreuung. Denn nur einem gut untergebrachten Kind stößt bekanntlich nichts zu und es stellt auch keinen Unsinn an. Diese Beaufsichtigung ist ebenfalls einer der Gründe, warum heute die Ganztagsschule in unserer Gesellschaft hoch im Kurs steht. Es lässt sich leicht vorhersehen, dass Kinder dann über noch weniger Freizeit verfügen können. Und wenn darüber nachgedacht wird, Kinder früher einzuschulen und das Abitur schon nach 12 Jahren zu ermöglichen, dann wird damit im Zeitalter großer Sparmaßnahmen auch noch die Kindheit gekürzt.

Nur – wo verbringen eigentlich Kinder ihre freie Zeit, deren Eltern die Mittel fehlen? Gerade in den ärmeren Schichten haben die Schüler weder ein Kinderzimmer noch einen Schreibtisch, um ihre Hausaufgaben zu machen. Von einem eigenen Computer ganz zu schweigen. Im günstigsten Fall hält sich ein kleiner Teil dieser Kinder und Jugendlichen nachmittags in den Stadtbüchereien auf. Denn dort haben sie Zugang zu Medien, die sie sich nicht leisten können. Die dort beschäftigten Mitarbeiter sind schon lange keine einfachen städtischen Bediensteten mehr, die nur ihre acht Stunden Schicht absolvieren, sondern viel mehr Ansprechpartner, Sozialarbeiter und Betreuer. Ähnlich ergeht es schon lange den Verkäuferinnen in den Kaufhäusern. Wer dort an einem normalen Wochentag einmal einen Blick in die Computerabteilung wirft, sieht ganze Gruppen von Kindern und Jugendlichen an den Vorführgeräten für Gameboy und Playstation.

Das Stubenhocker-Syndrom


Zeigen Eltern ihren Kindern, wie unsicher sie die Stadt empfinden, werden diese selbst ganz unsicher. Die Folge: Sie bleiben lieber zuhause, bekommen Besuch oder treffen sich bei ihren Freunden. Doch sind die Möglichkeiten dort weit gehend eingeschränkt. In der Wohnung darf ja weder gelärmt noch getobt werden. Hier kommen dann die Medien zum Zuge. Freunde spielen zusammen am Computer oder an der Spielekonsole. In Zukunft werden wohl die meisten ganz zuhause bleiben, denn bereits heute muss niemand mehr das Haus verlassen, um mit Freunden zu spielen. Ein Online-Anschluss reicht: Immer mehr Spiele haben einen Online-Modus. So treffen sich viele Kinder nur noch online, können miteinander spielen und kommunizieren. Das Zuhause wird immer mehr zum Nest.

Doch nicht nur die sozialen Kompetenzen leiden darunter, auch beginnt in der schönen neuen Welt etwas anderes zu verkümmern: der Bewegungsdrang. Vor wenigen Jahren wurde dafür noch der Fernseher verantwortlich gemacht, aber auch der Computer trägt sein Scherflein dazu bei. Bewegung gehört zu den natürlichen Bedürfnissen von Kindern. Inzwischen beklagen immer mehr Sportlehrer, dass sich die Schüler kaum noch bewegen können. »Neben entwicklungsbedingten motorischen Einschränkungen im Kindesalter sind auch zunehmend häufiger deutliche Motorik-Defizite als Folge von Bewegungsmangel in der Kindheit zu beobachten«, stellt Maria Limbourg von der Universität Essen fest. »Kinder können heute nicht mehr so häufig wie früher im Freien spielen, sie sitzen vor dem Fernseher oder beschäftigen sich mit dem Computer. Und sie werden von ihren Eltern aus Angst vor Unfällen mit dem Auto zum Kindergarten und teilweise auch noch zur Schule gefahren. So können Kinder immer seltener auf ihren Wegen ihren Bewegungsdrang befriedigen – sie sitzen angeschnallt im Kindersitz. Deshalb sind viele Kinder nicht mehr fähig, einfache körperliche...

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