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Klinisches Reasoning im Kontext der ernährungsmedizinischen Beratung als Bestandteil des diaetologischen Prozesses

AutorBarbara Missoni
VerlagGRIN Verlag
Erscheinungsjahr2013
Seitenanzahl119 Seiten
ISBN9783656532637
FormatPDF/ePUB
Kopierschutzkein Kopierschutz/DRM
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis27,99 EUR
Masterarbeit aus dem Jahr 2013 im Fachbereich Gesundheit - Ernährungswissenschaft, , Veranstaltung: Klinische Diaetologie, Sprache: Deutsch, Abstract: Klinisches Reasoning beinhaltet Denk-, Handlungs- und Entscheidungsprozesse, die von klinisch tätigen Personen in Interaktion mit dem Patienten/der Patientin getroffen werden. Klinisches Reasoning ist fixer Bestandteil der Ergotherapie, wie auch Physiotherapie. Diese Arbeit liefert erste Informationen hinsichtlich des Klinischen Reasonings im Kontext der Diaetolgie. Die beschriebene explorative Studie kann für weitere Untersuchung auf diesem Gebiet dienen.

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Leseprobe

3 Instrumente der Diaetologie


 

3.1 Berufsbild


 

DiaetologInnen sind eigenverantwortlich für das gesamte Ernährungsmanagement in allen medizinischen Bereichen zuständig. Sie arbeiten auf ärztliche Anordnung intra- wie extramural in der Routineversorgung von PatientInnen, in der Rehabilitation sowie in der Gesundheitsförderung und Prävention. (vgl. www.diaetologen.at 2013)

 

Die Eigenverantwortlichkeit bezieht sich auf die Durchführung von Ernährungsberatungen bei Gesunden, wie auch von Ernährungstherapien im Rahmen des diaetologischen Prozesses. (vgl. Purtscher/Scherer 2011: 2)

 

Die Diaetologie ist ein Wissensgebiet, das von der Medizin bis hin zur Natur-, Sozial-, und Kulturwissenschaft reicht.

 

Im Bundesgesetz über die Regelung der gehobenen medizinischen-technischen Dienste, MTD-Gesetz BGBI. Nr. 460/1992 in der letztgültigen Fassung BGBI. I. Nr. 70/2005 und BGBI. 43/2006 ist das Berufsbild eines Diaetologen/einer DiaetologIn folgendermaßen verankert:

 

Der Diätdienst und ernährungsmedizinische Beratungsdienst umfasst die eigenverantwortliche Auswahl, Zusammenstellung und Berechnung sowie die Anleitung und Überwachung der Zubereitung besonderer Kostformen zur Ernährung Kranker oder krankheitsverdächtiger Personen nach ärztlicher Anordnung einschließlich der Beratung der Kranken oder ihrer Angehörigen über die praktische Durchführung ärztlicher Diätverordnungen innerhalb und außerhalb einer Krankenanstalt; ohne ärztliche Anordnung die Auswahl und, Zusammenstellung und Berechnung der Kost für gesunde Personen und Personengruppen oder Personen und Personengruppen unter besonderen Belastungen (z.B.: Schwangerschaft, Sport) einschließlich (sic.) der Beratung dieser Personenkreise über Ernährung. (vgl. www.diaetologen.at 2013)

 

3.2 Der diaetologische Prozess


 

3.2.1 Hintergrund und Ziele


 

Der diaetologische Prozess ist Bestandteil der individuellen medizinischen Gesamttherapie und stellt im Kontext der Diaetologie ein Instrument der Qualitätssicherung dar. Dabei bedarf es einer längerfristigen Betreuung der PatientInnen. (vgl. Hofbauer et al. 2011: 18)

 

Beruhend auf den Pflegeprozess, der 1985 in den Ausbildungsgesetzen der Gesundheits- und Krankenpflege verankert wurde, stützen sich weitere Prozessmodelle in den diversen Handlungsfeldern der Gesundheitsvorsorge. Das Ziel war eine Professionalisierung der verschiedenen Berufsgruppen. (vgl. Buchholz/Ohlrich 2011: 11)

 

Durch die verschiedenen Prozessmodelle bezogen auf die Pflege oder auf die Diaetologie lassen sich die Interaktionen, sowie wechselseitige Beeinflussung der beruflichen Tätigkeiten darstellen. Dies ist für die Darlegung von Kern- und Poolkompetenz (=Zusammenarbeit mit anderen) wichtig. (vgl. Buchholz et al. 2012: 592)

 

3.2.2 Prozessschritte


 

Der diaetologische Prozess umfasst folgende Arbeitsschritte:

 

 

Abb.5 Diaetologische Prozess (2010)

 

Die Anordnungsverantwortung liegt bei medizinischer Indikation bei dem Arzt/der Ärztin. Eigenverantwortlich können daraufhin DiaetologInnen den diaetologischen Prozess bzw. das ernährungsmedizinische Therapiekonzept planen und durchführen.

 

Die Allgemeinanamnese beinhaltet die Erhebung von anthropometrischen Daten, unter Berücksichtigung von anderen Untersuchungsergebnissen und den Laborbefunden. Diese Anamnese schließt das Körpergewicht, Körpergröße, Screening, Assessment, Krankengeschichte (…) bis hin zur sozialen Situation, Familienanamnese mit ein.

 

Die Planung für die ernährungsmedizinische Therapie inkl. Konzept und der ernährungsmedizinischen Beratung basieren auf der Ernährungsanamnese und Ermittlung des Ernährungszustandes.

 

Bei der Ernährungsanamnese erhebt der Diaetologe/die Diaetologin unter Berücksichtigung des Krankheitsbildes Daten zu Ess- und Trinkgewohnheiten, Verzehrmengen, Vorlieben, Abneigungen und Probleme bei der Nahrungsaufnahme.

 

Der Ernährungszustand kann anhand verschiedener Methoden erhoben werden. Beispiele für eine retrospektive Erhebung wäre das 24 Stunden Erinnerungsprotokoll oder das Ausfüllen eines Verzehrhäufigkeitsfragebogens. Eine prospektive Methode wäre das Führen eines Ess- und Trinkprotokolls. Auch ein Ernährungsscreening und bestimmte Parameter, wie Messung des Bauchumfanges, der Fersen/Kniehöhe, der Hautfaltendicke, klinisches Bild können zur Feststellung des Ernährungsstatus beitragen.

 

Die diaetologische Befundung und Beurteilung ergibt sich unter Berücksichtigung der medizinischen und ernährungsphysiologischen Kenntnisse und zeigt den IST-Ernährungszustand des Patienten/der Patientin aus Sicht des Diaetologen/der Diaetologin. Die diaetologische Befundung ermöglicht unter Berücksichtigung des Behandlungszieles Schlussfolgerungen für den diaetologischen Handlungsbedarf, aber noch keine Therapieschritte.

 

Die Planung des ernährungsmedizinischen Therapiekonzeptes beinhaltet die Berechnung der Energie-, Nährstoff- und Flüssigkeitszufuhr und die anschließenden Adaptionsmaßnahmen, um den Soll-Zustand zu erreichen. Die geplante Intervention ist immer auf das Therapieziel ausgerichtet. Das Therapieziel sollte mit dem Patienten/der Patientin gemeinsam gestaltet werden und dient als Orientierung und Motivationsanreiz, um die Kooperation zu maximieren. Das Therapieziel schließt Parameter, wie Lebensqualität, Wohlbefinden, Erlangen von Fertigkeiten mit ein. Unter die Planung fallen des Weiteren Auswahl der adäquaten Kostform, Kostaufbau, BE-Verteilung, Einsatz von diätetischen Lebensmitteln, Zusatznahrung etc.

 

Die Erstellung und Umsetzung individueller Ernährungspläne unter Berücksichtigung von familiären, sozioökonomischen, beruflichen Faktoren sind Teil der ernährungsmedizinischen Therapie. Die Planung, Durchführung und Qualitätssicherung des diaetologischen Therapieprozesses obliegen DiaetologInnen im intramuralen Bereich, wobei die Lebensqualität die zentrale Rolle spielt.

 

Die Ernährungsvisite dient der Datenerhebung zum Beratungsgespräch und der Therapieplanung, sowie der Evaluation der ernährungsmedizinischen Therapie. Sie findet direkt am Patientenbett statt. Integrale Bestandteile sind u.a. der Informationsaustausch mit Teammitgliedern, ÄrztInnen, PatientInnengespräch hinsichtlich der Ernährungsanamnese, Menüzusammenstellung und Kontrolle der Speisenakzeptanz, sowie die Dokumentation in der Krankengeschichte.

 

Die ernährungsmedizinische Beratung ist unter 3.3. näher erörtert.

 

Qualitätssicherung findet in allen Schritten des diaetologischen Prozesses statt, wobei man unter Strukturqualität (Rahmenbedingungen), Prozessqualität (Ablauf) und Ergebnisqualität unterscheidet. Instrumente der Qualitätssicherung sind die Evaluation, Dokumentation und die Reflexion.

 

Die Dokumentation wird prozessbegleitend, wie auch abschließend durchgeführt und beinhaltet die Inhalte, die Abläufe und die Ergebnisse der ernährungsmedizinischen Therapie und Beratung.

 

Die Evaluation zeigt sich prozessbegleitend durch Überlegungen des Diaetologen/der Diaetologin, wie welche Maßnahmen hinsichtlich Labor, Lebensqualität, Akzeptanz eine Wirkung zeigen. Die Evaluation zeigt sich durch den Vergleich der Ausgangslage mit dem Endzustand. Evaluationsparameter sind u.a. das Erreichen des Therapieziels, Veränderung der Laborwerte, der Screening-Ergebnisse, Verhaltensänderungen, Patientenzufriedenheit.

 

Die Reflexion beinhaltet die Eigenreflexion, Reflexion über die PatientInnen und die Reflexion mit und um Teammitglieder. Die Eigenreflexion dient dem Diaetologen/der Diaetologin zur Weiterentwicklung der fachlichen, sowie sozialkommunikativen Kompetenz. Hinterfragt wird, wie die Therapie aus eigener, aus der Sicht des TherapeutInnenteams und des Patienten/der Patientin verlaufen ist. Durch die Reflexion angesprochener Kritikpunkte in Bezug auf den diaetologischen Prozess können Verbesserungen angestrebt werden. (vgl. Purtscher/Scherer 2011: 4ff)

 

3.3 Das ernährungsmedizinische Beratungsgespräch als Bestandteil des diaetologischen Prozesses


 

3.3.1 Definition der ernährungsmedizinischen Beratung


 

Das Lexikon der Ernährung (2001) liefert die folgende Definition:

 

Ernährungsberatung ist eine Form der Beratung, die dazu dient, das individuelle Ernährungsproblem des Klienten zu lösen, Fehlernährung und ernährungsbedingte Krankheiten zu verhindern und bei Bestehen ernährungsbedingter Erkrankungen eine Heilung oder Besserung zu erzielen. (…) Ernährungsberatung ist dann wirksam, wenn es dem Klienten gelingt, erworbene...

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