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Kopf Geld Jagd

Wie ich in Venezuela niedergeschossen wurde, während ich versuchte, Borussia Dortmund zu retten.

AutorFlorian Homm
VerlagFinanzBuch Verlag
Erscheinungsjahr2012
Seitenanzahl368 Seiten
ISBN9783862484140
FormatePUB
KopierschutzWasserzeichen
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis15,99 EUR
Sein Ruf ist legendär. Sein Leben ein Abenteuer. Seine Häscher gnadenlos. Florian Homm. Ein Zweimeterhüne. Ein Plattmacher. Ein skrupelloser Hedgefonds-Manager. Die Fratze des neuen Turbo-Kapitalismus. Einer, der mit gerade einmal 26 Jahren für südamerikanische Regierungen und Vermögende Millionen bewegte. Einer, der kaltherzig Unternehmen filetierte und die besten Stücke weiterverkaufte. Einer, der etliche Villen, zwei Flugzeuge und mehrere Hundert Millionen Dollar Vermögen besaß und trotzdem eines nicht hatte: genug - stattdessen ständig getrieben nach immer mehr. Wie im Rausch pflügte Florian Homm mit brutaler Effizienz durch sein Leben, das im kleinen Oberursel begann und ihn über Harvard ins Herz der Finanzmärkte führte. Gleichermaßen brillant und charismatisch beginnt er seinen kometenhaften Aufstieg im härtesten Business der Welt. Im Laufe seiner Karriere verdiente er am Bankrott der Bremer Vulkan-Werft, sanierte den Fußballklub Borussia Dortmund und wurde in Venezuela niedergeschossen. Doch auch dann, dem Tod nur knapp entronnen, gibt es für Florian Homm nur eine Richtung: die Flucht nach vorne. Bis ihn sein rücksichtsloses Leben plötzlich einholt. Die Geschichte eines genialen Finanzjongleurs, eines Gesuchten, eines Gejagten, des berüchtigtsten Enfant terrible der europäischen Finanzwelt. Dies ist seine Geschichte.

Florian Homm ist Deutschlands bekanntester ehemaliger Hedgefondsmanager. Er verfügt über jahrzehntelange Erfahrung als Hedgefondsmanager, Unternehmer und Investment Banker. Homm arbeitete unter anderem bei Merrill Lynch, Fidelity, Tweedy, Browne, Bank Julius Ba?r als Analyst, Nostro-Ha?ndler und Fondsmanager bevor er als Finanzunternehmer und Hedgefondsmanager Milliarda?r wurde.

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Leseprobe

EINLEITUNG


Ist das Leben nicht viel zu kurz, um sich selbst zu begrenzen?

Friedrich Nietzsche

18. September 2007

Als ich mir auf dem privaten Flughafen von Palma de Mallorca zwischen den Flugzeugen anderer Magnaten, die auf Mallorca leben oder Urlaub machen, den Weg zu meiner Pilatus PC-12 bahnte, fühlte ich mich ausgelaugt, erschöpft und fertig. Am Abend zuvor hatte ich meiner treuen persönlichen Assistentin Daniela 50.000 Euro, meinem ecuadorianischen Hausbetreuer Giovanni 20.000 Euro und meinem Zimmermädchen 20 Euro als Dankeschön und Abschiedsgeschenk überreicht. Ich hatte meinen Abgang mit preußischer Genauigkeit geplant und seit 48 Stunden nicht geschlafen. Der frühmorgendliche Himmel hatte die Farbe von hellem Aquamarin und eine frische mediterrane Brise wehte mir ins Gesicht.

Die Sicherheitsüberprüfung am Flughafen war an diesem Morgen wie üblich sehr oberflächlich. Niemand interessierte sich näher für meinen Ausweis oder mein Gepäck. Die Sicherheitsleute kannten mich gut. Sie wussten zudem, dass ich den Status eines akkreditierten Diplomaten genoss und eine eingehende Überprüfung ein politischer Fauxpas gewesen wäre.

Ich setzte eine respektierliche Miene auf, als mich der verschlafene Kollege der Flugsicherheitswache zum Flugzeug eskortierte. In meiner Unterwäsche, meinem Aktenkoffer und meiner Zigarrenkiste hatte ich insgesamt 500.000 Dollar versteckt. Mein »Kurier« und Freund Giorgio, der mich begleitete, hatte noch mehr bei sich – ungefähr 700.000 Dollar. Aber das ist sein Job. Er bekam 30.000 Dollar für weniger als eine Stunde Arbeit. Giorgio ist ein ehemaliger Unternehmer, der zu gierig wurde und sein respektables Geschäft in einen Geldwäscheautomaten für ein paar sehr unangenehme Zeitgenossen verwandelte. Nach einer unfreiwilligen Zeit der Besinnung beschloss Giorgio, kein Mafioso mehr sein zu wollen, und wurde mein Berater. Er ist auf die Bewältigung heikler persönlicher und geschäftlicher Herausforderungen sowie die Lösung von Problemen spezialisiert, die zumeist darin bestehen, dass ich bedroht werde oder einen Informationsvorsprung brauche, bevor ich eine umfangreiche Investition tätige oder in großem Stil Aktien leerverkaufe. Giorgio sorgt außerdem dafür, dass mein Italienisch nicht zu sehr einrostet.

Was wir da taten, war völlig legal – wir bewegten lediglich mein Bargeld innerhalb von Spanien von einem Ort an einen anderen. Ich hatte die Belege meiner Schweizer Bank über die Bargeldabhebung bei mir, für den Fall, dass die Guardia Civil und ihre Drogenhunde im Rahmen einer Zufallsüberprüfung auftauchen und das diplomatische Protokoll ignorieren sollten. Wir waren auf dem Weg nach Valencia, wo sich unsere Spuren verwischen würden. Wie das Geld anschließend nach Kolumbien geschafft werden sollte, war noch nicht ganz klar.

Als wir das Flugzeug bestiegen und in die maßgefertigten weißen Ledersessel sanken, kam mir ein Gedanke. »Wolfi«, sagte ich zum Piloten, »warte noch einen Augenblick. Ich muss mit meinem Anwalt sprechen.« Wolfi hat schwarze Locken, eine beeindruckende, sehr muskulöse Figur und ist äußerst kampferprobt. Wenn nötig, würde er ohne mit der Wimper zu zucken Rotkäppchen verspeisen. Sein Gehalt besserte er auf, indem er sich sensible Informationen beschaffte und sie zum Vorteil seines persönlichen Anlageportfolios nutzte. Er arbeitet seit mehreren Jahren für mich, von denen ich die letzten beiden mehr mit ihm in der Luft als mit meinen Kindern am Boden verbracht habe. Wolfis Flugkünste machen Baron von Richthofen alle Ehre. Er hat mich durch isländische Schnee- und afrikanische Sandstürme geflogen. Er ist in Frankreich in Maisfeldern und in Mali auf Kiespisten gelandet. Er ist ein Schürzenjäger und ein dreister, eingebildeter Hurensohn, aber dabei zuverlässig, kompetent und vertrauenswürdig.

Ich wählte die Nummer von Adam Kravitz in Miami. Adam ist mein Freund und seit mehr als einem Jahrzehnt mein Anwalt. Er ist hochintelligent, liebt es, zu argumentieren, und kennt sich in Geschichte aus. Außerdem ist er fähig und loyal – zwei maßgebliche Eigenschaften, die alle diejenigen besitzen, die eng mit mir zusammenarbeiten. »Adam, ist mein Rücktritt im PR Newswire? Ist die Pressemeldung raus?« Als ich seine Stimme hörte, merkte ich, dass er hellwach war – in Miami war es zu dem Zeitpunkt halb eins in der Nacht. Wie üblich sagte er mir, ich solle mich entspannen. »Florian, warst du je mit meiner Arbeit unzufrieden?« Ich wollte ihm nicht die Genugtuung meiner Zufriedenheit verschaffen und beließ es bei einem »Danke«. Dann bat ich Wolfi, loszufliegen.

Die Pressemitteilung, die Adam verfasst hatte, gab meinen Rücktritt als Chief Investment Officer und größter Anteilseigner meines Hedgefonds Absolute Capital Management Holding Plc. aufgrund unüberbrückbarer Differenzen mit der Unternehmensführung bekannt. Die an der Londoner Börse notierte Gesellschaft mit rund einem Dutzend Niederlassungen auf vier Kontinenten verwaltete mehr als drei Milliarden Dollar an Kundengeldern schwerreicher Privatpersonen, Family Offices und Institutionen.

Die Nachricht meines plötzlichen Abgangs war an diesem Tag die meistgelesene Wirtschaftsnachricht von Bloomberg weltweit. Sie schlug bei ACMH wie eine Bombe ein. Am selben Tag brach der Aktienkurs um 88 Prozent ein. Ich hatte mein Mobiltelefon an diesem frühen Morgen in das Hafenbecken von Palma geworfen und mich von diesem mediterranen Paradies verabschiedet. Von nun an würde mich mit Ausnahme von Giorgio niemand mehr auffinden. Selbst Adam wusste nie, wo ich mich gerade aufhielt. Ich zog mich ganz ins Privatleben zurück – weit weg von der ganzen unerträglichen Meute. Mein Endziel war Cartagena de Indias in Kolumbien, wo mein verdienter zweiter Ruhestand beginnen würde.

*

Das Manager Magazin hatte mich kurz zuvor in die Rangliste der 300 reichsten Menschen Deutschlands aufgenommen und mein Nettovermögen auf rund eine halbe Milliarde Dollar beziffert. Damit lag es gar nicht so falsch. Ich besaß Schlösser, Paläste, Landgüter, Luxusapartments und reiste mit Privatjets, einer Jacht mit vier Schlafzimmern, einem Schnellboot, einem Rolls-Royce-Cabriolet und einem individuell ausgestatteten, aufgemotzten Mercedes-Cabriolet der S-Klasse. Ich besaß eine herausragende Gemäldesammlung alter Meister; mein Bargeld- und Wertpapiervermögen betrug mehrere Hundert Millionen Dollar. Ich war sogar Besitzer eines rund 900 Quadratmeter großen Nachtklubs auf Palmas Meerpromenade – des Paseo Marítimo. Ich war ein Babymagnat.

Seit dem Jahr 2004 war ich zudem ein akkreditierter Diplomat Liberias bei der UNESCO in Paris. Ich hatte Kontakt mit Politikern wie Schimon Peres und Guido Westerwelle, mit internationalen Magnaten wie Señor Rico und mit Stars und Prominenten wie Michael Douglas und Boris Becker. Außerdem war ich Deutschlands bekanntester Finanzinvestor und erschien zur besten Sendezeit im Fernsehen und in großen Zeitungen und Zeitschriften.

Ich galt aufgrund meiner Erfolgsbilanz als unorthodoxer Einzelgänger und wurde wegen meiner aggressiven Leerverkäufe als »Der Plattmacher« bezeichnet. Ein deutscher Industrieller, dessen Unternehmen ich attackierte, nannte mich den »Antichristen der Finanzen« und der Chairman eines großen Nahrungsmittelkonzerns bezeichnete mich als »Nazi aus dem Norden, der für die Juden in New York arbeitet«. Umgekehrt bezeichnete mich ein englischer Journalist als Robin Hood, nachdem ich zwei Millionen Euro gestiftet hatte, um wichtige Mitarbeiter von ACMH zu halten. Einige Monate zuvor hatte ich schlappe 33 Millionen Euro an Wertpapieren in die Fonds gesteckt, um während einer Marktkorrektur ihre Stabilität zu garantieren. Ich hatte eine siebenstellige Summe für wohltätige Zwecke gespendet. Kapitalmarktexperten beschrieben mich als eine Mischung aus Mike Tyson und Einstein, Jekyll und Hyde, den Klaus Kinski des Hedgefondsmanagements, einen amoralischen funktionalen Psychopathen, Frank Copperwood und als den Paten von Mallorca. Im Jahr 2006 wurde ACMH im Rahmen des Hedge Fund Review European Awards mit der Auszeichnung »Best Hedge Fund Group« und »Best Fund« geehrt. Treu meinen Prinzipien nahm ich an dieser Festivität nicht teil – nur Warmduscher verschwenden wertvolle Zeit mit Feiern. Unternehmen fürchten mich. Ich hatte sogar die multiple Sklerose besiegt. Ich war ein Wolf unter Schafen.

Vor meinem Rücktritt waren die Dinge allerdings nicht mehr ganz so gut gelaufen, wie es von außen den Anschein hatte. Im Jahr 2005 musste ich wegen eines Vergehens Bußgelder in Höhe von 40.000 Euro an die deutsche Börsenaufsicht BaFin zahlen und wurde wegen Marktmanipulation zu einer 18-monatigen Bewährungsstrafe verurteilt. Im November 2006 wurde ich in Caracas, Venezuela, Opfer eines brutalen Raubüberfalls, den ich nur knapp überlebte. Mein Vater und ich hatten seit 25 Jahren nicht mehr miteinander gesprochen. Ein Jahr zuvor war meine Schwester an multipler Sklerose gestorben. Mein Bruder hatte seit der Scheidung meiner Eltern jeden Kontakt zu mir abgebrochen. Meine Kinder kannten mich nicht. Ich war bei keinem zwölften Geburtstag meiner Kinder anwesend. Die Scheidung von meiner Frau Susan, die emotionale Vernachlässigung und unwiderrufliche Zerrüttung geltend machte, wurde Anfang 2007 rechtskräftig.

Jeder neutrale Beobachter würde sofort mein vollständiges Versagen auf dem Gebiet Freunde und Familie diagnostizieren. Wenn es um meine eigene Person geht, bin ich aber kein neutraler Beobachter. Angesichts meines gestörten familiären Hintergrunds und meiner germanischen Krieger-Gene rangierte eine zufriedene Familie auf meiner Interessenliste offen gesagt ganz unten – wenn überhaupt. Ich halte es...

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