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Liquiditätsrisikomanagement in Banken. Ausgewählte Methoden zur Messung, Bewertung und Steuerung

AutorStefanie Goder
VerlagGRIN Verlag
Erscheinungsjahr2014
Seitenanzahl69 Seiten
ISBN9783656844112
FormatePUB/PDF
Kopierschutzkein Kopierschutz/DRM
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis23,99 EUR
Akademische Arbeit aus dem Jahr 2006 im Fachbereich BWL - Bank, Börse, Versicherung, Note: 1,0, Universität Paderborn, Sprache: Deutsch, Abstract: Das Ziel dieser Arbeit ist es, die Methoden im Liquiditätsrisikomanagement vorzustellen und zu beurteilen. Es werden dabei neben den traditionellen auch die innovativen - neu entwickelten - Methoden zur Liquiditätsrisikomessung vorgestellt und kritisch begutachtet. Zudem werden die Methoden und Instrumente zur Bewertung und Steuerung von Liquiditätsrisiken in Banken erläutert und ebenfalls bewertet. Die Vorgehensweise wird im Folgenden dargestellt: Im Anschluss an diese Einleitung werden die aufsichtsrechtlichen Anforderungen und gesetzlichen Bestimmungen im Liquiditätsmanagement von Banken mit dem Ziel dargestellt, einen Überblick über die derzeitigen Regelungen zu geben und auf aktuelle Veränderungen - z. B. die Einführung der MaRisk - hinzuweisen. Den Schwerpunkt der vorliegenden Arbeit bildet das folgende Kapitel. In diesem werden die Methoden zur Messung, Bewertung und Steuerung von Liquiditätsrisiken untersucht. Das Hauptaugenmerk liegt dabei auf den Methoden zur Messung von Liquiditätsrisiken. Hier hat aufgrund der neuen qualitativen Anforderungen durch die MaRisk, eine starke Weiterentwicklung stattgefunden, indem z. B. neue Methoden zur Messung von Liquiditätsrisiken entwickelt wurden. Die Vorgehensweise zeichnet sich im ersten Teil des dritten Kapitels dadurch aus, dass zuerst - insbesondere auf Grundlage der Ansprüche der MaRisk - Anforderungen an die Methoden der Liquiditätsrisikomessung formuliert werden und auf die Risikomaße eingegangen wird. Im Anschluss daran werden Methoden zur Messung von Liquiditätsrisiken vorgestellt und kritisch auf Basis der formulierten Anforderungen beurteilt. Der zweite Teil beschäftigt sich im Anschluss mit der Bewertung von Liquiditätsrisiken. Die zentrale Frage lautet hier: Mit welchen Methoden kann das Ergebnis der Risikomessung bewertet werden, um Handlungsempfehlungen für angemessene Steuerungsmaßnahmen ableiten zu können?

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Leseprobe

3 Methoden im Liquiditätsrisikomanagement von Banken


 

Zahlreiche Autoren weisen in der aktuellen Literatur auf fehlende anerkannte Methoden und Konzepte zur Messung, Bewertung und Steuerung von Liquiditätsrisiken hin.[38] Daher ist es das Ziel dieses Kapitels, die Methoden im Liquiditätsrisikomanagement von Banken vorzustellen und kritisch in Bezug auf ihre Möglichkeiten und Grenzen zu betrachten. Im ersten Teil erfolgen Ausführungen zur Messung von Liquiditätsrisiken. Der zweite Teil dieses Kapitels behandelt anschließend die Bewertung von Liquiditätsrisiken, bevor im dritten Teil die Steuerung von Liquiditätsrisiken im Fokus steht.

 

3.1 Messung von Liquiditätsrisiken


 

Die Intention dieses Abschnitts ist es, die Methoden zur Messung von Liquiditätsrisiken vorzustellen und zu beurteilen. Einleitend werden die Hauptziele der Liquiditätsrisikomessung beschrieben. Anschließend werden Anforderungen an die Methoden der Liquiditätsrisikomessung formuliert und Erläuterungen zu der Auswahl des Risikomaßes gemacht.[39] Weiterhin wird eine Auswahl an Methoden zur Messung von Liquiditätsrisiken in Banken vorgestellt, sowie im Hinblick auf die beschriebenen Anforderungen beurteilt.

 

Hauptziele der Messung von Liquiditätsrisiken sind die Quantifizierung auf Einzelrisikoebene und die Filterung von bedeutenden Risiken, die einer weitergehenden Betrachtung bedürfen. Ebenfalls dient die Risikomessung als Entscheidungsgrundlage für die Risikobewertung und -steuerung. Auch die Messung aggregierter Risiken – beispielsweise Risiken für einzelne Geschäftsbereiche – kann als Ziel der Risikomessung genannt werden.[40]

 

3.1.1 Anforderungen an die Methoden


 

Die MaRisk fordern von den Kreditinstituten, dass sie angemessene Risikosteuerungs- und Risikocontrollingprozesse einrichten, die eine Identifizierung, Beurteilung, Steuerung, Überwachung und Kommunikation der wesentlichen Risiken gewährleisten. Diese sollen in ein integriertes System zur Ertrags- und Risikosteuerung eingebunden werden.[41] In Bezug auf Liquiditätsrisiken müssen also institutsindividuelle Methoden gefunden werden, die den Anforderungen des Risikomanagementprozesses entsprechen und es zugleich ermöglichen, die Liquiditätsrisiken in den Risikomanagementprozess der Gesamtbank zu integrieren. Deshalb werden folgende Anforderungen an die Methoden zur Messung von Liquiditätsrisiken formuliert:

 

Eine Integration in den Risikomanagementprozess der Gesamtbank setzt voraus, dass die angewandten Methoden die Einzelrisiken zu einem Gesamtrisiko zusammenfassen können, d.h. es müssen Methoden verwendet werden, die kompatible Risikomaße benutzen.

 

Eine weitere Anforderung ist, dass die Kennzahl bzw. der Ergebniswert der verwendeten Methode die negativen Zahlungsabweichungen des Aktiv- und Passivgeschäfts in einer festgelegten Zeitspanne oder zu einem festgelegten Zeitpunkt beschreiben sollte.[42] Somit ist gewährleistet, dass drohende Zahlungsschwierigkeiten frühzeitig erkannt werden.

 

Weiterhin ist eine Abbildung der Zahlungsabweichung in Geldeinheiten erstrebenswert.[43] Dadurch erfolgt eine monetäre Abbildung des Liquiditätsrisikos und es besteht eine Basis, um den notwendigen Geldbetrag z. B. durch die Liquiditätsreserve zu decken.

 

Da das Liquiditätsrisiko nicht nur von der Tragweite abhängig ist, sondern auch von der Wahrscheinlichkeit mit der es eintritt, ist die Abbildung einer Wahrscheinlichkeit mit der die negative Zahlungsabweichung auftritt ebenfalls wichtig.[44]

 

Ebenfalls sollten die Methoden die autonomen Zahlungen berücksichtigen, da die Güte des Ergebnisses zunimmt, wenn nicht nur von den geplanten Zahlungen ausgegangen wird, sondern auch vertragswidrige, vorzeitige Verfügungen von Kunden miteinbezogen werden.

 

Die MaRisk fordern, dass bei der Erstellung von Liquiditätsübersichten regelmäßig angemessene Szenariobetrachtungen durchgeführt werden.[45] Deshalb sollten die Methoden zur Messung von Liquiditätsrisiken verschiedenen Szenariobetrachtungen ermöglichen.

 

Weitere Gütekriterien von Messmethoden für das Liquiditätsrisiko stellen die Objektivität, die leichte Nachvollziehbarkeit und die einfache Interpretation der Messergebnisse dar.[46] Diese haben den positiven Effekt, dass die Methoden z. B. besser von den Mitarbeitern akzeptiert werden und einfacher implementiert werden können.

 

Die hier dargestellten Anforderungen bilden die Grundlage für die Beurteilung der im weiteren Verlauf vorzustellenden Methoden zur Liquiditätsrisikomessung. Zunächst erfolgen aber Überlegungen zu den verschiedenen Risikomaßen.

 

3.1.2 Risikomaße


 

Das Risikomaß macht es möglich, interessante Risiken in einer Maßgröße abzubilden, um somit deren Bedeutung und Entwicklung ablesen zu können.[47] „Risikomaße sind statistische Kennzahlen, mit denen die unterschiedlichen Momente (z. B. Varianz […]) einer empirisch gemessenen, symmetrisch oder asymmetrischen Häufigkeitsverteilung charakterisiert und auf eine einheitliche Weise beschrieben werden können.“[48] Die Auswahl des Risikomaßes ist für die Bestimmung des Liquiditätsrisikos von großer Bedeutung, da es nicht nur das Risiko quantitativ abbilden soll, sondern auch erheblichen Einfluss auf z. B. die Integration des Einzelrisikos in das Gesamtbankrisiko hat. Der Einfluss kann hier als erheblich bezeichnet werden, da unter Umständen verschiedene Risikomaße bei den Einzelrisiken eine Zusammenfassung zu einem Gesamtbankrisiko verhindern und somit die Integration zu einem durch die MaRisk geforderten Risikosteuerungs- und Risikocontrollingprozess auf Gesamtbankebene nicht ermöglichen.[49]

 

Bei einer Systematisierung bedeutender Risikomaße kann zwischen Streuungsmaßen und Downside-Risikomaßen unterschieden werden. Zu den Streuungsmaßen zählen z. B. die Varianz und die Standardabweichung. Die Varianz beschreibt die Summe der mittleren quadratischen Abweichung von ihrem Erwartungswert, während die Standardabweichung, als Quadratwurzel der Varianz, die Entfernungen der möglichen Ausprägungen vom Erwartungswert im Mittel angibt.[50] Entscheidend für diese Betrachtungen ist aber, dass die Varianz und auch die Standardabweichung zwar einfach zu berechnen und leicht verständlich sind, dass sie aber neben den negativen Abweichungen vom Erwartungswert auch die positiven berücksichtigen.[51] Somit sind diese beiden Risikomaße für die Untersuchung nicht weiter zu betrachten, da das zu untersuchende Liquiditätsrisiko sich nur auf die negativen Abweichungen vom Erwartungswert konzentriert.[52]

 

Die Downside-Risikomaße, z. B. der Value at Risk (VaR), berücksichtigen lediglich die negativen Abweichungen vom Erwartungswert und erfüllen somit ein wichtiges Kriterium für die Auswahl des Risikomaßes zur Bestimmung von Liquiditätsrisiken in Banken. Der VaR ist der „in Geldeinheiten bewertete Verlust eines Finanzinstruments oder eines Portfolios von Finanzinstrumenten, der innerhalb einer bestimmten Frist (der sog. Haltedauer) mit einer bestimmten Wahrscheinlichkeit (dem sog. Konfidenzniveau) und unter Zugrundelegung einer bestimmten Wahrscheinlichkeitsverteilung (z. B. […] Normalverteilung) nicht überschritten wird“[53] definieren. Er wurde auf Basis mathematisch-statistischer Überlegungen entwickelt und ist häufig Grundlage für die Modelle zur Messung bankbetrieblicher Risiken. Ursprünglich konzipierten Banken den VaR zur Messung des Marktpreisrisikos, nutzen ihn heute aber auch mit gewissen Modifikationen zur Messung anderer Risikoarten. Geeignet ist der VaR sowohl zur Messung von Einzelrisiken, als auch zur Messung des Gesamtrisikos.[54] Basierend auf den VaR haben sich daher zahlreiche weitere Risikomaße gebildet, wie z. B. der Liquidity at Risk (LaR), der als Pendant zum VaR anzusehen ist, aber das Liquiditätsrisiko beschreibt und somit für diesen Kontext als Risikomaß in Frage kommt. Der LaR beschreibt im kurzfristigen Liquiditätsmanagement den erwarteten Nettofinanzierungsbedarf aus allen Zahlungen einer Bank, der in einem bestimmten Zeitraum mit einer bestimmten Wahrscheinlichkeit nicht überschritten wird. Er verwendet als Risikogröße den Saldo autonomer Zahlungen[55], der die Grundlage zur Schätzung des Liquiditätsrisikos bildet und dem geschäftstäglichen Nettofinanzierungsbedarf entspricht.[56]

 

Außerdem können auch die Verhältniszahlen[57] – also die Liquiditätskoeffizienten und die Risikostrukturkennzahlen – als Risikomaße genannt werden. Sie erfüllen zwar die oben genannten Kriterien in der Definition für Risikomaße nicht, sind aber durchaus in der Praxis relevant und lassen Schlüsse auf die Liquiditätslage eines Kreditinstitutes zu. Auch in der Zukunft könnten sie insbesondere für kleine Kreditinstitute durch die Öffnungsklauseln der MaRisk von Bedeutung sein, da. bei entsprechender Begründung die Möglichkeit des...

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