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E-Book

Maria Magdalena und ihr Sohn Johannes Markus im Johannesevangelium

AutorKlaus Mailahn
VerlagGRIN Verlag
Erscheinungsjahr2015
Seitenanzahl138 Seiten
ISBN9783656877295
FormatPDF/ePUB
Kopierschutzkein Kopierschutz/DRM
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis34,99 EUR
Fachbuch aus dem Jahr 2015 im Fachbereich Theologie - Biblische Theologie, Note: ---, , Veranstaltung: ---, Sprache: Deutsch, Abstract: In dieser exegetischen Arbeit geht es in erster Linie um die Rollen von Maria Magdalena und ihres Sohnes Johannes Markus im Johannesevangelium. Um dabei den Part dieser Frau richtig verstehen zu können, erfolgt zunächst die Beweisführung, dass Johannes Markus ihr Sohn war und das Johannesevangelium wohl unter ihrer Anleitung verfasste. Daher muss auch die Konzeption des Weiblichen, wie sie uns in aller Regel in den meisten Übersetzungen des Neuen Testaments entgegentritt, neugefasst werden: Die vor allem durch falsche Übersetzungen zum männlichen Heiligen Geist umgewandelte Ruachmutter nimmt wieder den ihr gebührenden Platz als weibliche Gottheit ein, ebenso die ganz aus dem Evangelium gestrichene und durch den Logos ersetzte Frau Weisheit, Sophia. In der Neuübersetzung bestimmter Passagen klingt ihre wahre Bedeutung als Göttliche Mutter an, und man versteht besser, warum die Gnostiker, welche vor allem das Johannesevangelium für ihre Zwecke verwendeten, Maria Magdalena als deren Inkarnation ansahen. Ein weiterer, mindestens genauso wichtiger Punkt ist es, die Konzeption des Evangeliums von Maria Magdalena und Jesus Christus als Göttliches Paar zu erkennen. Dies wie auch der Frau Jesu Vergangenheit als Priesterin der Taubengöttin Ashima in Samaria wird vor allem anhand theologischer und etymologischer Gesichtspunkte herausgearbeitet. Dabei kommen Erkenntnisse ans Tageslicht, die so manchen interessierten Leser in Erstaunen versetzen dürften.

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Leseprobe

Maria Magdalena, Johannes Markus und die Entstehung des Johannesevangeliums


 

Maria Magdalena war die Mutter von Johannes Markus


 

Zum Namen Johannes Markus


 

Der Hypothese von Wilhelm Hartke, der sich sein ganzes Leben mit der Frage der Entstehung der apostolischen Kirche beschäftigte, zufolge hatte Maria Magdalena einen Sohn namens Johannes Markus, klar zu unterscheiden von dem Apostel Johannes und identisch mit Markus, dem Evangelisten. Denn die Mutter des Apostels Johannes, des Zebedaiden, hieß Salome.[18]

 

Eine erste Ahnung, dass Maria Magdalena die Mutter des Johannes mit dem Beinamen Markus gewesen sein könnte, ergibt sich bereits aus den beiden Namen, Johannes und Markus:

 

a) Johannes ist die männliche Form von Johanna und leitet sich zum einen her von dem alten babylonischen Fischgott Oannes, zum anderen von dem Namen einer Göttin. Das Geheimnis hinsichtlich Oannes liegt dabei im Bezug zum Fisch, den sowohl Jesus als auch Maria Magdalena aufweisen. In der Geheimschrift Gematria ergeben die Initialen des Namens Jesu 888 und entsprechen dem griechischen Ichthys = Fisch; der Name von Maria Magdalena, lateinisch als „H Magdalhnh“ gelesen, ist 153. Multipliziert man eine Acht der 888 mit 153, kommt man auf 1224 = Ichthyes, also Fische. Siehe hierzu auch den Kommentar unten zu Joh 6,1-6+15 sowie die Arbeiten von Margaret Starbird.[19] Die hebräisch-aramäische Schreibweise von „Johannes“ lautet Joannes beziehungsweise für „Johanna“ Joanna. In den sumerischen und syrischen Sprachen bedeutet Anna „Göttin“, ist verwandt mit Inanna, und das „Jo“ rührt her von der griechischen Göttin Io, der Geliebten Jupiters. Der Legende nach siedelte die auch als Mond- und Wassergöttin bekannte Io sich in Ägypten an und wurde die erste Königin dieses Landes. Als ihr Sohn Epaphos entführt wurde, schwamm sie durch das Meer und suchte nach ihm.[20] Der Bezug zu Maria Magdalena liegt hier im Aspekt der Suche. Doch von Io-Anna gibt es noch weitere Verbindungen zu Maria Magdalena. Einem Webautor zufolge steht der Name „Johanna“ in Lk 8,2-3 und Lk 24,10 symbolisch für Maria Magdalena und weist auf sie als Io-Anna (Göttin, Königin und Große Mutter) hin.[21] Er versteht Johanna also nicht als Jüngerin, sondern als einen Maria Magdalena umschreibenden Begriff. Die Bezüge zu Maria Magdalena setzen sich fort bis zur Königin von Saba (alias Sulamith), die von den israelitischen Bearbeitern des Hohenliedes in Sulamith umbenannt wurde, sowie zur äthiopischen Königin Makeda (alias Magda):[22] Bevor aus Saba Meroe wurde, hieß sie Saba Magda (oder Makeda), und als sie als Saba bekannt war, Meroe Magda.[23] Wir sehen also, dass es eine ganze Menge Bezüge zu Maria Magdalena gibt, und man darf mit gutem Recht annehmen, dass eine gebildete Frau, wie Maria Magdalena es zweifellos war, die ihren Sohn Johannes nannte, sich der Göttlichkeit dieses Namens bewusst gewesen sein muss!

 

b) Markus erinnert sehr an „Maria“ und legt den Verdacht nahe, dass Johannes Markus, auch was den Beinamen angeht, nach seiner Mutter benannt wurde. Wenn dies stimmt, war diese demnach eine Frau namens Maria. Grund genug, der Sache nachzuspüren! Bei dieser Untersuchung ergaben sich hinsichtlich der Bibelstellen drei Beweisführungen:

 

Relevante Bibelstellen


 

1) In der ersten Stelle geht es um die Frauen, die Jesus begleiteten beziehungsweise ihn unterstützten, nämlich Lk 8,2-3. Der von Lukas korrigierte Text nach der Endredaktion lautet dort:

 

2 „...Maria, die so genannte Magdalena, von der sieben Dämonen ausgefahren waren,

3 und Johanna, die Frau des Chuzas, eines Beamten des Herodes, und Susanna...“

 

In dieser Version hätten wir hier drei aufgeführte Frauen. Eine andere Sicht ergibt sich jedoch, wenn wir dieselbe Stelle des Lk aus dessen Hauptquelle, der so genannten Q-Quelle, woraus das Lukas-Evangelium stammt,[24] ins Auge fassen:

 

2 „...Maria, die so genannte Magdalena, von der sieben Dämonen ausgefahren waren,

3 die Mutter des Johannes, und die Frau des Chuzas, eines Beamten des Herodes, Susanna...“[25]

 

In der ursprünglichen Fassung sind also a) nur zwei Frauen genannt, und b) Maria Magdalena wird als die Mutter des Johannes bezeichnet![26] Lukas hatte demnach Gründe, die Identität Maria Magdalenas als Mutter dieses Johannes zu verschleiern und dafür eine Johanna einzuführen. Genau dieselbe Vorgehensweise findet sich auch in Lk 24,10, wo nach Hartkes Lesart ursprünglich ebenfalls Maria Magdalena als Mutter des Johannes erscheint, was später geändert und dafür eine Johanna eingesetzt wurde![27] Wie wir gesehen haben, verbirgt sich hinter dieser vermeintlichen Jüngerin die Göttlichkeit Maria Magdalenas als Io-Anna, mit all den oben aufgezeigten Zusammenhängen. Ob man bei der Frage der Göttlichkeit nun „Johanna“ oder „Johannes“ zugrundelegt, ist sekundär. Das Ergebnis ist dasselbe! Zweimal dieselbe Änderung kann natürlich kein Zufall sein und spricht voll und ganz dafür, dass die Tatsache, dass Maria Magdalena die Mutter des Johannes Markus war, totgeschwiegen werden sollte. Abgesehen davon ist die Frau des Chuzas Susanna, nicht eine Johanna.

 

2) Eine weitere relevante Änderung, die ebenfalls auf Maria Magdalena als die Mutter von Johannes Markus hindeutet, findet sich im Johannesevangelium in der Stelle Joh 19,25-27. Der überlieferte Text nach der Endredaktion lautet:

 

25 Bei dem Kreuz Jesu standen seine Mutter und die Schwester seiner Mutter, Maria, die Frau des Klopas, und Maria von Magdala.

26 Als Jesus seine Mutter sah und bei ihr den Jünger, den er liebte, sagte er zu seiner Mutter: „Frau, siehe, dein Sohn!“

27 Dann sagte er zu dem Jünger: „Siehe, deine Mutter!“ Und von jener Stunde an nahm sie der Jünger zu sich.

 

In dieser Fassung scheint der Text eindeutig zu sein. Unter dem Kreuz finden sich hier Jesu Mutter, Maria Magdalena und die Frau des Klopas. Doch wie geriet die Mutter Maria unter das Kreuz, nachdem sie bei den Synoptikern, die doch daran interessiert gewesen sein mussten, keinerlei Erwähnung fand? Denn wenn Johannes Markus, der in dieser Szene schweigend als anwesend vorausgesetzt wird, sowohl der Verfasser des Ur-Mk als auch des Ur-Joh war, müsste hier eigentlich eine Übereinstimmung bestehen. Da dies nicht der Fall ist, muss abermals von willkürlichen Bearbeitungen ausgegangen werden. Hartke weist darauf hin, dass die gewöhnliche Deutung gar nicht selbstverständlich ist. Ihm zufolge steht nicht da, dass der geliebte Jünger von nun an der Sohn Marias von Nazareth sein soll, und auch diese nicht seine Mutter! Nach Hartkes Auffassung spricht hier Jesus in einer Version nicht seine Mutter an, sondern eine Frau (γυνή). Offenbar wurde hier fälschlich „Frau“ für „Mutter“ übersetzt, was übrigens ein Gegenstück in Joh 2,4 hat, wo wir genau den umgekehrten Fall vorliegen haben: „Was willst du von mir, Mutter“ wäre dort richtig. Bei der Kreuzigungsszene lenkt Jesus die Aufmerksamkeit einer Frau auf ihren Sohn und den des geliebten Jüngers, ihres Sohnes, auf seine Mutter.[28] Die Rekonstruktion des ursprünglichen Textes im Ur-Joh ergibt nach Hartke folgenden Wortlaut:

 

25 Es standen aber bei dem Kreuze Jesu der Jünger, den Jesus liebte, seine Mutter und die Schwester seiner Mutter, Maria, die (Tochter) des Klopas, und Maria Magdalena.

 

26 Als nun Jesus die Mutter und den Jünger dabeistehen sah, den er liebte, spricht er zur Mutter: „Frau, das ist dein Sohn!“

27 Dann sagt er zu dem Jünger: „Das ist deine Mutter!“ [etc.][29]

 

Der „Jünger, den Jesus liebte“, ist Johannes Markus, und Maria Magdalena ist seine Mutter! Zugegebenermaßen ist diese Stelle nicht ganz einfach zu verstehen, und zwar deshalb, weil Maria Magdalena hier doppelt genannt und somit besonders betont wird: Erst als die Mutter des Jüngers, den Jesus liebte – dort wird ihr Name nicht genannt – anschließend noch einmal. Hartke erklärt: „Johannes Markus, der ja selbst der geliebte Jünger und der Sohn der Maria Magdalena ist und der Joh 19,25-27 selbst geschrieben, hat an die (vom Herausgeber ausgelassenen) Worte, ‚der Jünger, den Jesus liebte’ zunächst ‚seine Mutter’ und dann ‚Schwester seiner Mutter’ angeschlossen, auf die zweite zunächst deren Eigennamen und dann den Eigennamen seiner Mutter folgen lassen, von der er auch sofort weitererzählt.“[30] Wahrscheinlich wollte Johannes Markus sichergehen, dass sie nicht nur als „seine Mutter“, sondern auch namentlich genannt wurde. Er hatte also ein großes Interesse daran, Maria Magdalena als Zeugin unter dem Kreuz zu sehen! Warum ich hier die Bezeichnung „Maria Magdalena“ anstelle von...

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