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Mehrgenerationenwohnen

Eine Antwort auf die Herausforderungen des demographischen und sozialen Wandels?

AutorElke Schulte
VerlagDiplomica Verlag GmbH
Erscheinungsjahr2009
Seitenanzahl104 Seiten
ISBN9783836621779
FormatPDF
Kopierschutzkein Kopierschutz/DRM
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis29,99 EUR
In den letzten Jahren sind der demographische Wandel und seine negativen Folgen für die Zukunft der Gesellschaft und ihrer sozialen Sicherungssysteme in Deutschland zunehmend thematisiert worden. Seit Jahren sinkt die Geburtenrate in Deutschland, bei gleichzeitig steigender Lebenserwartung der Bevölkerung. Inzwischen ist unübersehbar geworden, dass Deutschlands Bevölkerungszusammensetzung in eine bedrohliche Schieflage geraten ist und die sozialen Sicherungssysteme dadurch in absehbarer Zeit in eine große Finanzierungskrise geraten. In Zukunft wird die Unterstützung und Betreuung kranker, alter und pflegebedürftiger Menschen schwerer zu realisieren sein, denn einem sinkenden Anteil junger Menschen wird eine steigende Zahl älterer und hochaltriger- und damit oft pflegebedürftiger Menschen gegenüberstehen. Auch andere wirtschaftliche und gesellschaftliche Veränderungen, die sich unter dem Oberbegriff des 'sozialen Wandels' zusammenfassen lassen, bestimmen die Überschriften aktueller Studien und Literatur. Diese Veränderungen gehen in Deutschland einher mit sinkenden Sozialleistungen und Erwerbs- und Familieneinkünften, zunehmender Arbeitslosigkeit, Kinderarmut und einer allgemein wachsenden Verunsicherung weiter Teile der Bevölkerung. Flexibilisierung, Individualisierung und Separation in der Gesellschaft führen viele Menschen in die Isolation, während die Ökonomisierung fast aller Lebensbereiche fortschreitet und permanente Hektik den Alltag der Menschen bestimmt. Familiäre Beziehungen, die dem Einzelnen früher Zuwendung und Halt geboten haben, dünnen aus oder zerbrechen, während eine zunehmend empfundene Überforderung verstärkt psychische Erkrankungen hervorruft. In der vorliegenden Studie wird der Frage nachgegangen, ob und inwieweit das Mehrgenerationenwohnen ein passender Ansatz ist, um eine mögliche Lösung für die vielfältigen Probleme zu bieten, die der demographische und soziale Wandel auslöst. Wer kann in welcher Form vom Mehrgenerationenwohnen profitieren? Wo liegen die Stärken und wo die Schwächen bzw. Begrenzungen dieser Wohnform? Ist damit das Mehrgenerationenwohnen ein wirkungsvoller Ansatz der es lohnt, weiterverfolgt zu werden oder handelt es sich bei dieser Form des auf Gegenseitigkeit ausgelegten Unterstützungsrahmens letztendlich um eine sozialromantische Utopie, die zwar in die Köpfe von Sozialplanern, jedoch nicht den Alltag der Menschen einziehen kann?

Elke Schulte,Sozialmanagement-Studium an der Fachhochschule Oldenburg/Ostfriesland/Wilhelmshaven in Emden, Abschluss 2008 als Diplom-Sozialwirtin (FH), derzeit als Projektleiterin mit der Umsetzung eines kommunalen Mehrgenerationen-Wohnprojektes befasst.

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Leseprobe
Kapitel 5.2.3 Soziale Netzwerke als generationenübergreifender Familienersatz Im Berufsalltag ist das Bilden von Netzwerken zwischen verschiedenen Unternehmen, oder Unternehmensteilen zur optimalen Ressourcennutzung mittlerweile selbstverständlich geworden. Die daraus resultierenden Synergieeffekte führen zu einer Verbesserung der Wettbewerbsposition im Markt. Im privaten Bereich jedoch wurde der Bedeutung sozialer Netzwerke bislang wenig Aufmerksamkeit geschenkt, da die Individualisierung und Singularisierung in der Gesellschaft das Eingehen von Verbindlichkeiten im privaten Bereich erschwert. Diese Einstellung ändert sich mittlerweile durch die Ausdünnung der sozialen Netze aus Verwandtschaftsbeziehungen und die Folgen des sozialen Wandels, die einhergehen mit der Erosion des sozialen Sicherungssystems und der Veränderung von Lebensformen und -Gewohnheiten. (HEINZE 1990: 10, HÄUSSERMANN 1999: 18). Unter dem Druck der Folgen des sozialen Wandels nimmt gelebte Solidarität wieder zu und basiert auf freiwillig eingegangenen Verpflichtungen. Dabei ist die Familie eine bedeutende Quelle von Solidarleistungen, die auch über die eigenen Haushaltsgrenzen hinausgeht, z.B. bei Nachbarschaftshilfe und dem Knüpfen von Familienbanden und außerfamiliären Netzen zur gegenseitigen Unterstützung. Derzeit deutet sich eine Rückbesinnung auf frühere Generationenbeziehungen an, die auf psychosozialen und emotionalen Bindungen beruhen (vgl. OPASCHOWSKI 2004: 150). Auch die Enquete-Kommission 'Demographischer Wandel' misst der Familie eine große Bedeutung für die Zukunft der Gesellschaft zu. Dabei vertritt sie einen weiter gefassten Familienbegriff. Demnach kann Familie nicht nur als Eltern-Kind-Verhältnis gesehen werden, sondern gilt über die Familiengrenzen hinweg als soziale Gemeinschaft, die 'durch ein wechselseitiges Netz sozialer Beziehungen und materieller, wie immaterieller Leistungen geprägt ist' (OPASCHOWSKI 2004: 146). Zu diesem neuen Familienbegriff gehören auch soziale Netzwerke von Freunden oder Nachbargemeinschaften. Immer mehr Bürger verlassen sich nicht mehr nur auf staatliche Fürsorge und private Lebensversicherungen sondern besinnen sich wieder auf soziale Netzwerkbeziehungen. War der staatlich verordnete Generationenvertrag eine einseitige monetäre Transferleistung an Ältere, so beinhaltet dieser neue freiwillige Generationenpakt Leistungen und Gegenleitungen aller Generationen untereinander, von der Kinderbetreuung bis zur Altenpflege (vgl. OPASCHOWSKI 2004: 150f.). Die Pflege eines Freundeskreises wird für die Bürger nicht nur aus Freude am geselligen Leben gepflegt, sondern durchaus auch mit Blick darauf, etwas Dauerhaftes für das ganze Leben zu schaffen, das dem Menschen in Notsituationen Rückhalt bieten kann. Auch Ehrenamt und soziales Engagement zielen als soziale Komponente der Eigenvorsorge in diese Richtung (OPASCHOWSKI 2004: 177ff.). Eine zukunftsfähige Politik muss daher nach Ansicht des Erziehungswissenschaftlers Horst W. Opaschowski eine 'Politik für Generationsbeziehungen sein' (OPASCHOWSKI 2004:: 211), die auf gegenseitige Unterstützung setzt und alle Generationen einbezieht, also eine vernetzte Mehr-Generationenpolitik.
Blick ins Buch
Inhaltsverzeichnis
Mehrgenerationenwohnen Eine Antwort auf die Herausforderungendes demographischen und sozialen Wandels?1
Inhaltsverzeichnis4
Abbildungs- und Tabellenverzeichnis7
Abkürzungsverzeichnis7
1. Einleitung8
1.1 Problemstellung9
1.2 Gang der Untersuchung10
Lesehinweis11
2. Demographischer Wandel12
2.1 Erster demographischer Wandel12
2.2 Zweiter demographischer Übergang14
2.3 Auswirkung des demographischen Wandels15
2.4 Herausforderungen für die sozialen Sicherungssysteme18
2.4.1 Rentenversicherung18
2.4.2 Krankenversicherung23
2.4.3 Pflegeversicherung24
3. Sozialer Wandel27
3.1 Begriffsbestimmung28
3.2 Wirtschaftliche Dimension29
3.2.1 Erosion der ausreichend entlohnten Normalarbeitsverhältnisse29
3.2.2 Hohe Arbeitslosigkeit gefährdet die sozialen Sicherungssysteme30
3.2.3 Entwertung durch Separation von Gesellschaft und Arbeitswelt32
3.2.4 Negative Folgen beruflicher Individualisierung32
3.3 Gesellschaftliche Dimension33
3.3.1 Verunsicherung und Überforderung der Gesellschaft33
3.3.2 Isolation in der Gesellschaft34
3.3.3 Zunahme psychischer Erkrankungen35
3.4 Familiäre Dimension37
3.4.1 Armutsrisiko durch Familiengründung37
3.4.2 Überlastung der Familie durch Flexibilisierung38
3.4.3 Verlust der Entlastungsfunktion von Familie39
4. Zwischenbilanz41
5. Mehrgenerationenwohnen42
5.1 Begriffsbestimmung von Mehrgenerationenwohnen43
5.2 Wachsende Bedeutung vernetzter Mehrgenerationenbeziehungen44
5.2.1 Grenzen der staatlichen Sozialpolitik44
5.2.2 Belastung durch isolierte Elternschaft47
5.2.3 Soziale Netzwerke als generationenübergreifender Familienersatz49
5.3 Faktoren des Entstehens von Mehrgenerationenbeziehungen50
5.3.1 Gegenseitige Abhängigkeit als Voraussetzung für Vertrauensaufbau50
5.3.2 Humankapital als verwertbares Gut51
5.3.3 Ehrenamt als soziales Kapital52
5.3.4 Positive Helferrückwirkung bei ehrenamtlichem Engagement53
5.3.5 Rückgriff auf bewährte Versorgungsstruktur54
5.4 Bedeutung des Nahbereichs für Mehrgenerationen-Beziehungen55
5.4.1 Sozialraum als geeigneter Handlungsort55
5.4.2 Bedeutung der Nachbarschaft als soziale Ressource58
5.4.3 Positive Entwicklung gemeinschaftlicher Wohnformen60
5.5 Entstehen von Mehrgenerationenwohnprojekten61
5.5.1 Motivation zum Eintritt in Mehrgenerationenwohnprojekte61
5.5.2 Chancen des Mehrgenerationenwohnens62
5.5.3 Risiken von Mehrgenerationenwohnprojekten64
5.6 Ausgestaltung von Mehrgenerationenwohnprojekten67
5.6.1 Bauliche Gestaltung und Unterstützungsstrukturen67
5.6.2 Bedeutung des Mehrgenerationenwohnens in urbaner Lage69
5.6.3 Rechtsformen von Mehrgenerationenwohnprojekten70
6. Beispiele aus der Praxis72
6.1 „Stadthaus statt Haus“ Aachen73
6.2 Hermine-Kölschtzky-Haus Oldenburg76
7. Resümee79
Literaturverzeichnis82
Anhang93

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