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E-Book

Nimm dein Leben in die Hand

AutorUrsula Kraemer
VerlagBooks on Demand
Erscheinungsjahr2018
Seitenanzahl232 Seiten
ISBN9783752853902
FormatePUB
KopierschutzWasserzeichen
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis5,99 EUR
Wer Veränderung möchte, darf sich nicht auf ausgetretenen Pfaden bewegen, sondern muss mutig Neues ausprobieren, Chancen ergreifen, die sich bieten und Gelegenheiten schaffen, wo noch keine sind. In diesem Buch schildert Ursula Kraemer ihren Weg, der sie schließlich über etliche Stationen zu ihrer Berufung führte: Sie wurde Coach, machte sich selbständig und schaffte den Spagat zwischen erfolgreicher Arbeit, Zeit für ihre Kinder und persönlichen Hobbys. Begleiten Sie die Autorin auf ihrem Weg und lassen Sie sich anregen, Ihren eigenen zu finden.

Ursula Kraemer ist Coach und Mediatorin in eigener Praxis. Die Themen ihrer Arbeit sind Selbstorganisation, Führung, kommunikative und soziale Kompetenz. Seit mehr als 20 Jahren begleitet die Autorin ihre Klienten erfolgreich bei beruflicher Neuorientierung, persönlicher Standortbestimmung und Neuausrichtung. Neben Büchern veröffentlicht sie auch Artikel auf ihren beiden Blogs selbstbewusst-werden.info und leben50plus.info-

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Leseprobe

Landung im Berufsleben


Gegen Ende des Studiums hatte ich für einige Stunden in der Woche eine Stelle als wissenschaftliche Hilfskraft am Zentrum für Neue Lernverfahren der Universität Tübingen angenommen. Dort beschäftigte man sich vor allem mit der Verwendung des Sprachlabors im Fremdsprachunterricht, den Einsatzmöglichkeiten des gerade neu entwickelten Programmierten Lernens und mit Microteaching. Mit diesem an der amerikanischen Universität Stanford entwickelten Trainingsverfahren war es möglich, Lehrverhalten vereinfacht zu trainieren, indem sich die Übenden auf bestimmte Fertigkeiten fokussierten. Die Unterrichtsdauer sollten nur wenige Minuten dauern. Zur Erleichterung des Trainings wurde auch die Zahl der Schüler beschränkt. Gerade weil ich im Studium keinerlei praktische Erfahrungen im Unterrichten sammeln konnte, war ich vom Sinn und von der Notwendigkeit solcher Untersuchungen überzeugt. Ich wollte wissen, wie diese neuen Methoden eingesetzt werden könnten und welche Vorteile sie hätten. Zu Beginn meiner Tätigkeit als Hilfskraft allerdings war ich vorrangig damit beschäftigt, organisatorische Aufgaben zu erledigen: Ich korrigierte Seminarunterlagen, stellte Handapparate für Seminare zusammen, tippte Matrizen und ‚nudelte’ sie durch.

Es gab damals noch kein Kopiergerät, um Arbeitspapiere und Sitzungsvorlagen zu vervielfältigen. Deshalb musste ich zuerst eine Matrize erstellen und dafür den Text mit der Schreibmaschine auf ein Blatt Papier tippen, das mit einer speziellen, wachsbeschichteten Folie verbunden war. Beim Tippen löste sich das Wachs durch den Druck des Anschlags und hinterließ auf der Rückseite des Papierbogens einen spiegelverkehrten Durchschlag. Hatte ich mich vertippt, bestand die einzige Möglichkeit zur Korrektur darin, mit der Spitze eines Messers oder einer Schere den falschen Buchstaben auszukratzen, das Blatt wieder einzuspannen und erneut zu tippen. Schwierig war, die auszubessernde Stelle in der Schreibmaschine genau zu justieren, damit der korrigierte Buchstabe nicht aus der Reihe tanzte, sondern einigermaßen richtig positioniert war. Wenn der Text fehlerfrei geschrieben war, spannte ich die Matrize in den Matrizendrucker, eine Art handbetriebener Trommel, und drehte gleichmäßig an der Kurbel. Bei jeder Umdrehung wurde ein neues Blatt durchgezogen und am Ende hatte ich die gewünschte Anzahl von Kopien. Einmal war meine Mutter zu Besuch gekommen. Sie hatte mich ins Institut begleitet und wollte warten, bis ich meine Arbeit dort erledigt hatte. Sie sah zu, wie ich geduldig die Walze in Bewegung hielt und das Druckergebnis kontrollierte und fragte zweifelnd: „Kind, und das befriedigt dich?“

Bald wurde ich stärker in die inhaltliche Arbeit eingebunden und formulierte zusammen mit meinem Kollegen einen Antrag für ein Projekt, den wir bei der Deutschen Forschungsgemeinschaft zur Finanzierung einreichen wollten. Wir planten die Entwicklung von Modellen, wie praktische Lehrerfahrung in die gymnasiale Lehrerausbildung an der Universität eingebaut werden könnte. Sollte der Antrag genehmigt werden, würde dies meine erste volle Stelle als wissenschaftliche Mitarbeiterin bedeuten. Und es klappte. Wir erhielten die Gelder für eine dreijährige Projektphase.

Die Freude über meinen nahtlosen Berufseinstieg drei Wochen nach Abschluss des Studiums war groß, doch dann tauchte unerwartet ein Problem auf: Mein Staatsexamen als Lehrerin reichte als Qualifikation für eine Laufbahn an der Universität nicht aus. Die Promotion würde zu lange dauern, eine Magisterarbeit und die entsprechende Prüfung dagegen wären zeitlich und vom Arbeitsumfang her eher zu schaffen.

So belegte ich parallel zu meiner Berufstätigkeit Seminare in Psychologie, Soziologie und Erziehungswissenschaften, erarbeitete mir die Voraussetzungen für den geforderten Schein in Statistik. Für meine Magisterarbeit zum Thema „Sprachlernzentren“ durfte ich Universitäten in der französischen Schweiz und in England besuchen, Interviews mit den Institutsleitern führen und deren Planungskonzepte studieren. Die Abschlussarbeit im Fachbereich Verhaltens- und Sozialwissenschaften fertigte ich am heimischen Schreibtisch, einen freien Tag in der Woche konnte ich mir dafür nehmen. Und so saß ich immer freitags und brachte meine Arbeits- und Rechercheergebnisse auf das Papier. Wenn die Konzentration nachließ und ich nicht weiterkam, zupfte ich im Garten Unkraut oder schnappte mir Dixie, unseren rotbraunen Springspaniel, den ich aus dem Tierheim geholt hatte. Mit ihm drehte ich einige Runden über die Felder. Die Bewegung half mir, die Gedanken neu zu ordnen und mir über den Fortgang der Arbeit klar zu werden. Zurück am Schreibtisch konnte ich sicher sein, dass es wieder floss und das neue Kapitel wachsen würde.

Staunend nahm ich den Kontoauszug zur Hand, auf dem der Eingang meines ersten Gehalts vermerkt war. Das hatte ich selbst verdient! Ich konnte allein darüber verfügen. In meiner Kinder- und Jugendzeit hatte meine Mutter für mich die Kleidung genäht, oft auch aus abgelegten Stücken aus der Verwandtschaft. Und nicht immer fanden diese abgeänderten Kleider und Röcke meine Zustimmung, doch ich musste sie tragen. Ich erinnere mich an ein Kleid aus dehnbarem Wollstoff in Dunkelgrau mit damenhaften Absteppungen auf der Vorderfront. Um es aufzupeppen, hatte meine Mutter ein buntes Tüchlein in der Brusttasche fixiert. Es passte so gar nicht zu einer Fünfzehnjährigen. Zur Tarnung hielt ich meist die Arme vor der Brust verschränkt, ich schämte mich sehr vor meinen Klassenkameraden.

Kein Wunder, dass ich mit meinem ersten Gehalt schnurstracks in einem Damenbekleidungsfachgeschäft landete. Ich kaufte mir eine ganze Kombination passender Stücke: einen Hosenanzug, Pullis, Schals, einen Rock. Alles abgestimmt in den damaligen Modefarben braun und orange. Niemals mehr würde ich abgelegte Kleidung tragen, nie mehr wollte ich mich wegen meiner Kleidung genieren müssen! Endlich konnte ich selbst entscheiden.

Auf der anderen Seite

Kurz nach meinem Arbeitsantritt im Projekt kam der Institutsdirektor zu mir ins Büro und erklärte: „Lehrveranstaltungen abzuhalten gehört für Sie als Mitarbeiterin des Instituts auch zu Ihren Aufgaben. Ich schlage vor, Sie machen etwas zur Curriculumforschung, das ist ein neues Gebiet.“ Mir fuhr der Schreck gewaltig in die Glieder. Wochen zuvor hatte ich noch selbst im Hörsaal gesessen und jetzt sollte ich Studenten etwas beibringen. Dazu fühlte ich mich überhaupt nicht in der Lage. Ich war gerade 23 Jahre geworden, also kaum älter als ‚meine’ Teilnehmer und hatte bei dem gestellten Thema höchstens eine Seminarsitzung Wissensvorsprung. Ich bereitete mich für jeden Termin gründlich vor und brauchte dafür natürlich verhältnismäßig viel Zeit. Auf Dauer würde ich mir das nicht mehr leisten können. Während der Veranstaltung schwitzte ich Blut und Wasser und hoffte jedes Mal inständig, die Studenten mögen keine Fragen stellen, durch die sie meiner Unwissenheit auf die Schliche kämen. Und nach jedem Seminartermin packte ich erleichtert meine Sachen zusammen, froh, wenn dies nicht der Fall gewesen war.

Doch je mehr das Seminar voranschritt, desto mehr wuchs meine Sicherheit. Ich hatte die Lust am Unterrichten gefunden, bot von da an jedes Semester zwei Themen an und entdeckte dabei immer mehr, was mich wirklich interessierte und wie ich im Seminar arbeiten wollte. Mir kam es nicht so sehr auf die reine Wissensvermittlung an, ich wollte die Studenten einbeziehen, sie eigene Erfahrungen machen und Themenaspekte selbst erarbeiten lassen.

Denn Lernen an der Hochschule sah in den meisten Fällen anders aus: Die Professoren hielten ihre Vorlesungen, die Studenten schrieben mit. Keine Fragerunde, kein Austausch im Gespräch, kein Transfer des Gelernten. Keine Rückversicherung für die Hörer, ob das, was sie verstanden hatten, auch tatsächlich richtig war. In einem Artikel „Das große Palaver oder die Kommunikation im Hörsaal“ machte ich diese Praxis zum Thema und warb für neue Methoden universitären Lernens.

Wider den üblichen Lehrbetrieb

Mein erstes Seminar dieser Art trug den Titel „Arbeitstechniken für das Lernen an der Hochschule“. Es richtete sich an Hörer aller Fachbereiche und nicht nur an diejenigen, die einen Schein für das Fachstudium der Sozialwissenschaften brauchten. Die Schule vermittelte in keiner Weise, wie das eigene Lernen organisieren werden könnte. Und im Studium geschah dies auch eher zufällig. Ob die Studenten konkrete Informationen und Anregungen dafür bekam, hing von den jeweiligen Professoren ab. Meist war dies kein Thema. Im schlimmsten Fall wurde man öffentlich bloßgestellt für Fehler, die man gemacht hatte.

Als ich den großen Vortragssaal betrat, schauten mich mehr als fünfzig Studenten erwartungsvoll an. Sie erhofften sich Hilfe beim Abfassen eines Referats, bei der Vorbereitung auf eine Prüfung oder Tipps, wie sie mit ihrer Zeit besser zurecht kämen. Meine Begrüßungsrede, in der ich die geplante Vorgehensweise darlegte, wurde mit...

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