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Nur ich sag ich zu mir

AutorEllis Kaut
VerlagLangenMüller
Erscheinungsjahr2009
Seitenanzahl225 Seiten
ISBN9783784481142
FormatPDF
KopierschutzDRM
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis15,95 EUR
Als Erfinderin des Pumuckl wurde sie international bekannt. Doch Ellis Kaut kennt auch eine Leben neben dem pfiffigen Klabautermann in Meister Eders Werkstatt. Die bekannte Autorin erzählt charmant und mit dem ihr eigenen Witz von einem ungewöhnlichen Künstlerdasein in München, von der Liebe ihres Lebens, von den Ängsten, die sie während des Krieges plagten, von ihrer leidenschaftlichen Begeisterung für das Leben an sich. Sie war offizielles "Münchner Kindl.", Schauspielerin, Rundfunksprecherin, Geschichtenerzählerin, Bildhauerin, Fotografin und nicht zuletzt Schriftstellerin. Und natürlich ist ausführlich die Rede davon, wie der Pumuckl erfunden wurde und was der freche Kobold in Ellis Kauts Leben verändern sollte. Entstanden ist eine faszinierende Mischung aus Zeitgeschichte und persönlicher Dokumentation, ein beeindruckender Rückblick auf ein Leben, das sich oft liest wie ein Roman.

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Leseprobe
Ernstfall - Abschied Hals über Kopf (S. 67-68)

Und dann kam der 1. September 1939. Um zehn Uhr war die Generalprobe für Goldonis »Fächer« angesetzt, abends sollte die feierliche Premiere sein. Ich erwachte an diesem Tag morgens gegen fünf Uhr, weil eine Männerstimme auf der Straße laut rufend immer näher kam: »Ernstfall! Verdunkeln! Ernstfall! Verdunkeln! «, dröhnte es in die morgendliche Stille. Ernstfall! Ich zweifelte keinen Augenblick daran, was dieser Ernstfall bedeutete. Krieg. Die Einberufungen liefen ja schon längere Zeit. Auch Kurt war bereits seit ein paar Tagen in Uniform. Seine Division, das Bayerische Infanterieregiment, stand in Markt Schwaben bei München.

»Ernstfall« hieß aber nicht nur, dass verdunkelt werden musste, es hieß auch, dass die Soldaten, wenn nicht sofort, dann in kürzester Zeit abrücken mussten. Also auch Kurt. Vielleicht war er schon abgerückt und ich würde ihn nie mehr wiedersehen. Ich sollte in Wiesbaden in einer belanglosen Komödie auftreten und das Entsetzlichste geschah – Krieg! Kurt war als Soldat in Markt Schwaben naturgemäß telefonisch nicht zu erreichen. Ich überlegte kurz und tat dann einfach das Naheliegendste: Ich packte meinen Koffer. Es muss ungefähr sechs Uhr früh gewesen sein, als ich das Haus verließ. Von meinen Vermietern habe ich mich nicht verabschiedet – hatte ich überhaupt die Miete bezahlt?

Wie ich mit dem Koffer von meiner Bleibe am Stadtrand Wiesbadens an den Bahnhof in der Stadtmitte kam, weiß ich nicht mehr. Ich wusste auch nicht, wel che Züge wann gingen. Irgendeiner würde jedenfalls in Richtung München fahren, oder wenigstens in die Nähe, dachte ich. Es ging keiner, jedenfalls nicht in absehbarer Zeit. Ich stieg in den nächstbesten Zug Richtung Frankfurt. Frankfurt hatte zumindest einen größeren Bahnhof, von dort würde es schon irgendwelche Verbindungen nach München geben. Ich sehe noch deutlich vor mir, wie ich, auf meinem Koffer sitzend, auf den Zug nach München wartete.

Rings um mich aufgeregte Menschenmassen und dann die dröhnenden Lautsprecher: »Seit fünf Uhr wird zurückgeschossen«, brüllte Hitlers Stimme über alle Lautsprecher. Ich habe nicht geweint. Ich war betäubt und gleichzeitig mit großer Energie geladen. Ich fand den direkten Zug nach München. Er war überfüllt und ich musste bis München stehen. Ich brachte das dröhnende »Seit fünf Uhr wird zurückgeschossen« nicht mehr aus meinen Ohren. Ich verschwendete keinen Gedanken an die um zehn Uhr in Wiesbaden beginnende Generalprobe. Keinen daran, ob man mich suchen würde, ob man einen Ersatz finden könnte, ja, ob überhaupt abends die Premiere stattfinden würde.

In mir war nichts als der unbeugsame Wille, dem Schicksal, wenn auch nur kurz, Einhalt zu gebieten, wenigstens so lange, bis ich Kurt noch einmal gesehen hatte, bevor er in den Krieg zog. Irgendwann einmal war die Bahnfahrt zu Ende und irgendwann läutete ich bei meinen Eltern. Sie kamen nicht dazu, viel zu fragen. Ja, Kurt wäre noch in Markt Schwaben, jedenfalls soviel sie wüssten. Ich stellte lediglich meinen Koffer ab und fuhr nach Markt Schwaben.
Inhaltsverzeichnis
Vorwort8
Der Gesang auf der Treppe12
Das Spazierstöckchen15
Das Spottlied20
Seltsame Finger22
Die Mutprobe25
Beweis der Heiligkeit27
Das sechste Gebot29
Silbern, aber nackt – der Frisör31
Der Aufsatz Ferienerlebnis33
Der Fremde auf der Anlagenbank37
Verhändig mit Heinz39
Erste kindliche Erfahrungen mit den Nazis42
Übung in Ausreden45
Geburtstagsblumen für eine Lehrerin47
Bleibt noch Zeit für das Leben?47
Traumerfüllung50
Die Geschichte meines Kopfes55
Treffen59
Die Abschlussprüfung63
Die ersten Engagements64
Ernstfall - Abschied Hals über Kopf68
Am Schalter mit Essensmarken72
Hochzeit75
Die erste gemeinsame Wohnung75
Willi Cronauer77
Unterricht bei Rudolf Pfefferer80
Die Akademie Bildender Kunst82
Kurts Fronturlaub und der weibliche Akt86
Frontbriefe89
Lebensfreude trotz Krieg92
Die Einbrenne93
Die »Orgie«95
Eva von Riesen98
Abgelehnt101
Inseln des Friedens103
Evakuierung nach Kiefersfelden105
Hipp, ich und die Steinbildhauerei107
Mein Vater110
Pension » Alpenrose «113
Das Fahrrad114
Kühe im Stall118
Ursula120
Das Telegramm121
Flucht auf die Alm122
Eine Vergewaltigung?124
Willi Cronazers frohe Botschaft126
Nachricht von Kurt129
Ein wenig Geschichte statt Biografie130
Arbeit als Porträtistin131
Kurts Heimkehr135
Die modellierte Kuh141
Onkel Fiz144
Zufälle?146
Die Firma Pfeifer147
Brumml-Gschichten150
Der Geburtstagskuchen151
Währungsreform153
Heimkehr162
Unser Garten163
Fotografieren170
Kinder, benehmt euch!172
Ein Hörspielpreis175
»Die Ohren des Herrn Morose«176
Musch macht Geschichten182
Wie kam es zum Pumuckl?184
Pumuckl wird sichtbar188
Kobolde vertreiben191
Was ist das, ein Klabauter?193
Der aufgeregte Mann195
Lesungen197
Pumuckl lernt laufen199
Für den technisch Interessierten204
Ungarn mit dem Reisemobil206
Ganz andere Dimensionen208
Anhang212

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