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Rentenfinanzierungssysteme im Vergleich

Stellen Kapitaldeckungsverfahren angesichts demographischer Veränderungen die Rentenfinanzierung besser sicher?

AutorJens-Conrad Stiewe
VerlagGRIN Verlag
Erscheinungsjahr2014
Seitenanzahl62 Seiten
ISBN9783656835066
FormatePUB/PDF
Kopierschutzkein Kopierschutz/DRM
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis29,99 EUR
Bachelorarbeit aus dem Jahr 2014 im Fachbereich BWL - Wirtschaftspolitik, Note: 1,7, Technische Universität Darmstadt, Sprache: Deutsch, Abstract: Die Analyse der Thematik im Rahmen dieser Bachelorarbeit wird folgende Struktur aufweisen. Zunächst werden in Kapitel 2 die wichtigsten Ansprüche an eine gesetzlich vorgeschriebene Rentenversicherung vorgestellt. Hierbei wird insbesondere auf die Faktoren Demographie, Kapitalsicherheit und den Arbeitsmarkt eingegangen. Anschließend werden, aufbauend auf den vorher definierten Ansprüchen, die Funktionsweisen der Rentenfinanzierungsverfahren in Kapitel 3 vorgestellt. Explizit wird hierbei auf reine Umlage- sowie Kapitaldeckungsverfahren, aber auch auf Mischverfahren der beiden Varianten eingegangen. Die vorgestellten Verfahren werden unter der Zuhilfenahme der vorher definierten Anspruchsgrundlage bewertet und strukturelle Unterschiede werden herausgestellt. Im darauffolgenden Kapitel 4 erfolgt der Herleitung der jeweiligen internen Rendite, anhand derer die Verfahren verglichen werden können. Die Berechnung erfolgt hierbei in einer idealisierten Modellwelt. Aufgrund dessen werden sowohl das Ergebnis, als auch die Modellannahmen im Anschluss auf ihre Gültigkeit hinterfragt. Mögliche Unterschiede in der Rendite bieten die Grundlage für einen Wechsel zwischen den Verfahren. Hierbei wird nur auf den Übergang vom Umlageverfahren zum Kapitaldeckungsverfahren eingegangen. Der andere Fall, der Übergang aus einem Kapitaldeckungsverfahren in ein Umlageverfahren, erweist sich als weniger problematisch und wurde in der Vergangenheit bereits vollzogen. Daher wird dieser Fall im Rahmen dieser Bachelorarbeit nicht weiter betrachtet. In Kapitel 5 wird das Übergangsszenario zunächst auf Pareto-Effizienz untersucht. Darüber hinaus werden mögliche intergenerative Umverteilungseffekte, die durch den Übergang entstehen, skizziert. Im Anschluss daran werden mögliche Lösungen der Übergangsproblematik aufgezeigt. Am Ende des Kapitels erfolgt ein Blick auf die Folgen des Übergangs und der Übergang insgesamt wird kritisch hinterfragt. Die wichtigsten Ergebnisse dieser Arbeit werden daraufhin in einem Fazit in Kapitel 6 zusammengefasst, es erfolgt hierbei auch der Rückblick auf die ursprüngliche Aufgabenstellung. Den Abschluss dieser Arbeit bildet ein Ausblick auf künftige politische Entscheidungsfelder, hierzu werden die Ansichten der wichtigsten Entscheidungsträger zu der Thematik kurz dargestellt.

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Leseprobe

1.Einleitung


 

1.1. Motivation


 

„Die Rente ist sicher“ [1]

 

Dieser, mittlerweile zum geflügelten Wort gewordene Spruch gibt einen ersten Eindruck davon, wie die Politik die Zukunft der gesetzlich ausgezahlten Renten in Deutschland einschätzt. In einer aktuellen Umfrage[2] gaben jedoch über 70 % aller Befragten bis zum Alter von 59 Jahre an, Zweifel an der Sicherheit ihrer Rente zu haben. Selbst in der Altersgruppe ab 60 Jahren zweifelt eine Mehrheit von 49% an der Sicherheit der eigenen Rente, lediglich 43% glauben in dieser Altersgruppe, dass die eigene Rente auch künftig gesichert ist.

 

Gerade vor dem Hintergrund, dass Rentenanwartschaften einen „eigentumsähnlicher Charakter“ aufweisen – dies wurde vom Bundesverfassungsgericht in zwei Urteilen im März 1980 und Juli 1985 festgehalten[3] – erscheint es verwunderlich, dass eine so große Mehrheit der Bevölkerung Zweifel an der Sicherheit ihrer Rente hat.

 

 

Abbildung 1: Zeitliche Entwicklung der zusammengefassten Geburtenziffer in Deutschland

 

Die größte Ursache für dieses Misstrauen stellt zweifelsohne der demographische Wandel in Verbindung mit dem aktuellen Verfahren der Rentenfinanzierung in Deutschland dar. Im derzeitigen Verfahren, einer Form des Umlageverfahrens, werden die monatlich eingenommen Beiträge direkt als Renten wieder ausgezahlt.[4] Neben einer Nachhaltigkeitsrücklage[5] in Höhe von maximal 1,5 Monatsausgaben wird kein Vermögen gebildet.[6] Der demographische Wandel lässt sich seinerseits auf verschiedene Faktoren zurückführen.

 

Ein großer Einflussfaktor auf die spätere Bevölkerungsstruktur ist die Fertilitätsrate. Sie wird mit der sog. Geburtenziffer erfasst. Die Geburtenziffer ist ein theoretischer Indikator, sie gibt an, wie viele Kinder eine Frau in ihrem Leben geboren hätte, falls die altersspezifische Geburtenziffer über ihr Leben fortgelten würde. Trotz der dadurch verursachten Unsicherheit ist sie genau genug, um Tendenzen aufzuzeigen. In Abbildung 1 ist die zusammengefasste Geburtenziffer mit dem jeweiligen Bestandserhaltungsniveau im Zeitablauf dargestellt. Das Bestandserhaltungsniveau gibt an, wie viele Kinder pro Frau geboren werden müssen, um die Elterngeneration in ihrem Umfang genau zu ersetzen.[7]

 

Im Verlauf der Geburtenziffer fallen nun zwei Stellen seit 1950 besonders auf. Erstens liegt die Geburtenziffer im Zeitraum von 1958 bis 1970 über dem Bestandserhaltungsniveau, woraus ein Bevölkerungswachstum resultierte. Seit 1970 ist sie jedoch stark gefallen und verharrt seitdem mit 1,5 bis 1,3 Kindern pro Frau deutlich unter dem Bestandserhaltungsniveau von 2,1 Kindern pro Frau. Hieraus resultiert eine Schrumpfung der erwerbsfähigen Bevölkerung zwischen 2030 und 2050.

 

Der Alterungsprozess wird durch die gestiegene Lebenserwartung noch verschärft. In Abbildung 2 ist die Entwicklung der durchschnittlichen Lebenserwartung Neugeborener in Deutschland dargestellt. Wie zu erkennen ist, ist die Lebenserwartung in den letzten 50 Jahren kontinuierlich angestiegen. 1970 betrug die Lebenserwartung noch 71 Jahren, heute liegt sie bereits bei über 80 Jahren.

 

 

Abbildung 2: Zeitliche Entwicklung der durchschnittlichen Lebenserwartung bei Neugeborenen

 

Die gestiegene Lebenserwartung führt in Verbindung mit der niedrigen Geburtenziffer zu einem Schrumpfungs- und Alterungsprozess der Bevölkerung, der selbst bei relativ starker Zuwanderung[8] nicht vermieden werden kann.

 

Für die Finanzierung der Renten ist es, wie später noch gezeigt wird, entscheidend, wie viele Beitragszahler pro Rentner existieren.[9]

 

Das Statistische Bundesamt hat verschiedene Szenarien zur Bevölkerungsentwicklung berechnet. Hieraus lässt sich die Entwicklung des Altenquotienten ableiten. Der Altenquotient ergibt sich aus der Anzahl der Personen im Alter von 20 – 60 dividiert durch die Anzahl der Personen über 60. Er steht somit nicht im direkten Zusammenhang zu dem Verhältnis von sozialversicherungspflichtigen Beitragszahlern zu Rentnern, allerdings dürften sich die beiden Kennzahlen sehr ähnlich entwickeln, da im Jahr 2012 noch über 69% aller Erwerbstätigen sozialversicherungspflichtig beschäftigt waren[10] und nicht anzunehmen ist, dass sich diese Gruppe signifikant vom Bevölkerungsdurchschnitt unterscheidet.

 

Eine Darstellung des Altenquotienten, je nach Szenario, befindet sich in Abbildung 3. Hieraus ist zu entnehmen, dass sich der Altenquotient bis zum Jahre 2030 von derzeit 0,5 auf 0,8 erhöhen wird, unabhängig davon, welches Szenario gewählt wird.[11] Bis zum Jahr 2060 liegt der Altenquotient, je Szenario, im Bereich zwischen 0,9 und 1. In diesem Fall gäbe es genauso viele Beitragszahler wie Rentner. Die Konsequenzen hieraus sind, ohne Veränderungen am bisherigen System, stark steigende Beiträge und/oder ein sinkendes Rentenniveau.[12]

 

Die Befürchtung, die Renten seien in der Zukunft nicht mehr sicher, erhält somit ihre Grundlage.

 

 

Abbildung 3: Prognostizierte Entwicklung des Altenquotienten in Deutschland

 

Das jährliche Budget der gesetzlichen Rentenversicherung belief sich 2012 auf eine Viertel Billion Euro, dies sind fast 10 % des BIP.[13] Derzeit gibt es Überschüsse innerhalb des Umlageverfahrens in Höhe von ca. 30 Mrd. Euro, dies entspricht 1,7 Monatsausgaben.[14] Eine Mehrheit von 66% ist in einer Umfrage der Ansicht, diese zu nutzen, um eine größere Reserve anzulegen, die die künftig anfallenden Lasten abfedern könnte.[15] Dies würde den Einstieg in die Teilkapitaldeckung innerhalb der gesetzlichen Rentenversicherung bedeuten. In einer weiteren Umfrage halten 76 % aller Befragten[16] es für notwendig, dass Rentensystem langfristig „umzubauen“.[17]

 

Das Ziel dieser Arbeit ist es daher, die beiden Verfahren der Rentenfinanzierung (Umlageverfahren und Kapitaldeckungsverfahren) zu vergleichen und einen möglichen Übergang vom Umlage- zum Kapitaldeckungsverfahren zu untersuchen und zu bewerten.

 

1.2. Konkretisierung der Aufgabenstellung


 

Innerhalb dieser Bachelorarbeit gilt es die Frage zu beantworten, ob Kapitaldeckungsverfahren, gerade in Anbetracht der aktuellen demografischen Entwicklung, eine bessere Finanzierung der gesetzlichen Rentenversicherung in Deutschland ermöglichen.

 

Zur Beantwortung dieser Frage sind zunächst folgende untergeordnete Fragen zu klären:

 

1. Wie funktionieren die Verfahren?

2. Worin unterscheiden sie sich?

3. Ergeben sich grundsätzlich Vorteile durch ein Kapitaldeckungsverfahren?

4. Ist ein Übergang vom Umlage- zum Kapitaldeckungsverfahren vorteilhaft?

 

1.3. Struktur der Untersuchung


 

Die Analyse der Thematik im Rahmen dieser Bachelorarbeit wird folgende Struktur aufweisen.

 

Zunächst werden in Kapitel 2 die wichtigsten Ansprüche an eine gesetzlich vorgeschriebene Rentenversicherung vorgestellt. Hierbei wird insbesondere auf die Faktoren Demographie, Kapitalsicherheit und den Arbeitsmarkt eingegangen. Anschließend werden, aufbauend auf den vorher definierten Ansprüchen, die Funktionsweisen der Rentenfinanzierungsverfahren in Kapitel 3 vorgestellt. Explizit wird hierbei auf reine Umlage- sowie Kapitaldeckungsverfahren, aber auch auf Mischverfahren der beiden Varianten eingegangen. Die vorgestellten Verfahren werden unter der Zuhilfenahme der vorher definierten Anspruchsgrundlage bewertet und strukturelle Unterschiede werden herausgestellt.

 

Im darauffolgenden Kapitel 4 erfolgt die Herleitung der jeweiligen internen Rendite, anhand derer die Verfahren verglichen werden können. Die Berechnung erfolgt hierbei in einer idealisierten Modellwelt. Aufgrund dessen werden sowohl das Ergebnis, als auch die Modellannahmen im Anschluss auf ihre Gültigkeit hinterfragt.

 

Mögliche Unterschiede in der Rendite bieten die Grundlage für einen Wechsel zwischen den Verfahren. Hierbei wird nur auf den Übergang vom Umlageverfahren zum Kapitaldeckungsverfahren eingegangen. Der andere Fall, der Übergang aus einem Kapitaldeckungsverfahren in ein Umlageverfahren, erweist sich als weniger problematisch und wurde in der Vergangenheit bereits vollzogen.[18] Daher wird dieser Fall im Rahmen dieser Bachelorarbeit nicht weiter betrachtet. In Kapitel 5 wird das Übergangsszenario zunächst auf Pareto-Effizienz untersucht. Darüber hinaus werden mögliche intergenerative Umverteilungseffekte, die durch den Übergang entstehen, skizziert. Im Anschluss daran werden mögliche Lösungen der Übergangsproblematik aufgezeigt. Am Ende des Kapitels erfolgt ein Blick auf die Folgen des Übergangs und der Übergang insgesamt wird kritisch hinterfragt.

 

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