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E-Book

The Responsibility Process

Wie Sie sich selbst und andere wirkungsvoll führen und coachen

AutorChristopher Avery
Verlagdpunkt
Erscheinungsjahr2018
Seitenanzahl294 Seiten
ISBN9783960886693
FormatePUB
KopierschutzWasserzeichen
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis24,90 EUR
Wie erkennen wir unsere mentalen Denkmuster, die beeinflussen, wie wir Entscheidungen treffen, Leadership zeigen und Verantwortung übernehmen? Der Autor zeigt mit The Responsibility Process? den Weg und die Zwischenschritte hin zu echter Verantwortungsübernahme. Sein Modell beschreibt die uns innewohnenden Verhaltensmuster, mit denen wir auf ein Problem reagieren. Dabei durchlaufen wir zunächst die Stufen 'Beschuldigen', 'Rechtfertigen', 'Schämen' und 'Verpflichtung', bevor in der letzten Stufe 'Verantwortung' das Problem wirklich angenommen und kreativ gelöst wird. Dieses Buch gibt Ihnen konkrete Werkzeuge, Praktiken und Leadership-Weisheiten an die Hand, mit denen Sie lernen, diesen Prozess bewusst einzusetzen, um sich selbst und anderen kraft- und wirkungsvolles Handeln zu ermöglichen.

Christopher Avery erforscht Verantwortung in Organisationen - was es ist, was es nicht ist und wie hoch performante Indivi-duen, Teams und Organisationskulturen Verantwortung nutzen, um Wirkung zu erzielen. Das Ergebnis seiner Untersuchungen, seine Arbeit und seine Leidenschaft führten ihn zum ersten anwendbaren Ansatz zum Übernehmen und Lehren von per-sönlicher Verantwortung. Seine Ergebnisse teilt er mit einem großen Publikum rund um den Globus. Christopher hat über Leadership, Verantwortung und nachhaltige Organisationsver-änderungen viele Firmen inspiriert. Zu seinen erfolgreichen Kunden zählen u. a. GAP, Wells Fargo, DTE, Rally Software und Ebay. Die Übersetzer: Sandra Sieroux ist seit 2010 agile Beraterin bei it-agile. Ende der 90er wurde sie während ihres Mathematikstudiums mit dem 'agilen Virus' infiziert. Seither hat sie begeistert in zahlreichen kleinen und großen Projekten agile Entwicklungspraktiken und -werte gelebt und weiter-getragen. Heute liegt ihr Hauptaugenmerk auf agiler Organisations-entwicklung. Nadine Wolf ist gelernte Friseurin, Diplom-Kauffrau und liebt es, wenn kleine Veränderungen große Wirkung zeigen. Sie hat im Dezember 2011 im Backoffice-Team 'Moneypenny' bei it-agile angefangen. Inzwi-schen hat sie viel agile Luft geatmet, eine Coaching-Ausbildung absol-viert, Kanban- und Leadership-Know-how erworben und hat sich so zur akkreditierten Kanban-Trainerin und zum Agile Coach entwickelt. Dipl.-Inform. Henning Wolf ist Mitgründer, Trainer und Leadership- Coach bei it-agile in Hamburg. Er hat seit über 15 Jahren Erfahrung mit agilen Methoden und hat diese in diversen Artikeln, Büchern und Kon-ferenzbeiträgen aufgearbeitet. Die letzten Veröffentlichungen waren 'Scrum - Verstehen und erfolgreich einsetzen', 'Die Kraft von Scrum' sowie die Übersetzung des Buches von David J. Anderson 'Kanban - Evolutionäres Change Management für IT-Organisationen'. Er schult und berät zu agilen Methoden und dazugehörigem Leadership.

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Leseprobe

1Was ist persönliche Verantwortung?


In den USA ist persönliche Verantwortung im Gesetz verankert:

»The Personal Responsibility and Work Opportunity Reconciliation Act of 1996« (PRWORA) heißt das Gesetz, das der damalige Präsident Bill Clinton im Zuge seiner Sozialreform unterzeichnet hat. Es hat folgenden Inhalt:

  • Das Ende des dauerhaften Anspruchs auf Sozialhilfe;
  • Sozialhilfeempfänger müssen nach spätestens zwei Jahren Unterstützung wieder arbeiten;
  • jeder bezieht maximal fünf Lebensjahre Unterstützung aus Bundesmitteln;
  • das Bestreben, Familien mit zwei Elternteilen zu fördern und Familienkonstellationen mit unehelichen Kindern schlechter zu stellen;
  • das bessere Durchsetzen von Unterhaltszahlungen;
  • illegalen Einwanderern werden Lizenzen, die Bundesstaaten für bestimmte Berufe ausgeben, verweigert.1

Nicht nur Gesetzgeber versuchen ihr Wunschbild von Verantwortung auf andere zu übertragen. Trotzdem wird man niemanden dazu zwingen können, Verantwortung zu übernehmen und aus ihr heraus zu handeln. Es ist eine Wahl, die man persönlich trifft. Das ist das Spannende an persönlicher Verantwortung. Es geht um die eigene Geisteshaltung, die eigene Wahrnehmung von Ursache und Wirkung und wie wir damit umgehen – wir in uns und wir mit anderen.

In diesem und dem nächsten Kapitel werden wir uns zunächst mit der Komplexität von persönlicher Verantwortung auseinandersetzen, bevor wir uns anschließend mit den Werkzeugen zum Üben und Verbessern beschäftigen. Für die Grundlagen betrachten wir in diesem Kapitel ein Stück Zivilisationsgeschichte, um aus den unterschiedlichen Perspektiven von z.B. Philosophie, Religion, Psychologie, Literatur und Politik einen Blick auf den Umgang mit Verantwortung zu werfen. Dabei geht es nicht um eine umfassende historische Auswertung; mein Ziel ist, über Beispiele aus der Geschichte Ihre persönliche Auseinandersetzung mit dem Thema anzuregen.

Wenn wir uns Verantwortung im Verlauf der Geschichte ansehen, stehen sich immer wieder Willensfreiheit und Determinismus gegenüber. Diese nicht endende Kontroverse offenbart das Spannungsfeld, in dem sich jeder von uns befindet: Wie gehe ich mit dem Übernehmen oder Ablehnen von Verantwortung um, welche Glaubenssätze stecken dahinter und was bedeuten diese für meinen Blick auf Menschen generell und auf mich selbst.

Es geht um die Diskrepanz zwischen kraftvoll und schwach, frei und unfrei, selbstbestimmt und fremdbestimmt. Diese Debatte findet sich nicht nur in Philosophie, Psychologie, Religion oder Politik wieder, sondern auch bei Themen wie Leadership, Erziehung, Lehre, Polizeiarbeit oder Strafvollzug.

Seit dem 6. Jahrhundert v. Chr. debattieren Philosophen über den freien Willen im Gegensatz zum Determinismus. In der Religion geht es um die Frage, ob Gott unseren Lebensweg vorgibt oder uns einen freien Willen zugesteht. Ähnliche Fragen stellen sich in der Psychologie: Genetik und Umwelt beeinflussen unsere Persönlichkeit in hohem Maße, gleichzeitig wird der Willenskraft eine große Bedeutung beigemessen. In der Politik stehen sich Macht und persönliche Freiheit gegenüber, Fürsorge und Eigenverantwortung. Und das Ausführen von Gesetzen sorgt für nicht enden wollende Kämpfe und Tragödien in Amtszimmern und Gerichtssälen. Führungskräfte, Lehrer und Eltern fragen sich immer wieder, wie viel sie für ihre Schützlinge mitdenken und entscheiden oder regeln sollen und wie viel Verantwortung diese selbst übernehmen sollen, können oder dürfen.

Verantwortung üben

Wie stehen Sie zur Diskussion um den freien Willen und Vorbestimmtheit? Wie bewusst sind Sie sich Ihrer Sichtweise und wie es zu ihr gekommen ist? Wie wertvoll könnte die Auseinandersetzung damit sein?

Ich kann den Wind nicht beeinflussen, aber die Segel anders setzen


Einer meiner Kollegen unterzeichnet seine E-Mails immer mit den Worten »Ich kann den Wind nicht beeinflussen, aber die Segel anders setzen«. Das fasst das Konzept von persönlicher Verantwortung sehr gut zusammen. In diesen Worten steckt die Herausforderung, dass wir uns oft in Situationen befinden, in denen wir die Umstände nicht verändern können; jedoch hat jeder von uns sehr wohl eine Wahl, wie wir mit diesen Umständen umgehen können.

In der Geschichte finden wir eine große Anzahl von Grundsätzen, Prinzipien und Zitaten über Erfolg, Leistung, Leadership, Erfüllung und Glück. Nehmen Sie die Aussage »Ich kann den Wind nicht beeinflussen, aber die Segel anders setzen«. Es ist die Zusammenfassung von drei Zitaten: Der inspirierende amerikanische Autor William Arthur Ward schrieb: »Der Pessimist klagt über den Wind; der Optimist hofft, dass er dreht; der Realist justiert die Segel.« Country-Sänger und Unternehmer Jimmy Dean hat gesagt: »Ich kann die Richtung, aus der der Wind kommt, nicht ändern, aber ich kann die Segel immer so setzen, dass ich mein Ziel erreiche.« Und der Unternehmer, Autor und Motivationstrainer Jim Rohn hat den Ausspruch hinterlassen: »Das Setzen der Segel, nicht die Windrichtung, bestimmt unseren Kurs.«2

Diese Segel-Metaphern lassen sich beinahe zwei Jahrtausende zurückverfolgen. Schon der griechische Stoiker und Philosoph Epiktet wird oft zitiert mit seiner Aussage: »Es kommt nicht darauf an, was dir widerfährt, sondern wie du darauf reagierst.«3 Motivationsredner Zig Ziglar und andere, die dieses Zitat verwendet haben, haben es angepasst, indem sie »reagieren« durch »antworten« ersetzt haben. In Verantwortung steckt also, eine Antwort zu finden. Wir können nicht immer beeinflussen, was uns passiert, aber wir haben immer eine Wahl, wenn es um unsere Antwort darauf geht.

Verantwortung üben

Überprüfen Sie, wie sehr Sie und die Menschen in Ihrem Umfeld das Augenmerk darauf richten, was Ihnen passiert (z.B. die Windrichtung), und wie viel Augenmerk im Gegensatz dazu auf dem Finden einer Antwort liegt (z.B. das Setzen der Segel). Achten Sie zum Beispiel darauf, was Menschen antworten, wenn Sie fragen, wie es ihnen geht. Sie werden meistens eher Erklärungen hören, wie schlecht oder auch gut die Welt gerade mit ihnen umgeht, anstatt dass sie sich dazu äußern, wie sie selbst aktuell mit der Welt und sich selbst umgehen.

Wahrnehmung von Ursache und Wirkung


Das Konzept von persönlicher Verantwortung findet man bereits im späten 8. Jahrhundert v. Chr., also vor über 2.800 Jahren, in Homers Odyssee: In Gesang 1 spricht Zeus zu den anderen Göttern: »Welche Klagen erheben die Sterblichen wider die Götter! Nur von uns, wie sie schrein, kommt alles Übel; und dennoch schaffen die Toren sich selbst, dem Schicksal entgegen, ihr Elend.« [Homer]

Man kann hier zwei Beobachtungen machen: Wenn wir darüber sprechen, wer für etwas verantwortlich ist, schließen wir oft von der Wirkung direkt auf die Ursache. In der Odyssee merkt Zeus an, dass die Menschen ihr eigenes Elend schaffen, aber die Götter als Ursache des Übels beschuldigen. Außerdem sprechen wir vor allem dann über Verantwortung (und im Rückschluss über Ursache und Wirkung), wenn etwas schiefgeht. Wenn die Menschen in Homers Odyssee glücklich und zufrieden gewesen wären, hätten sie nicht die Götter dafür verantwortlich gemacht. Die Frage »Wer hat dafür gesorgt, dass es mir gut geht?« stellt man sich selten. Aber wenn Dinge im Großen wie im Kleinen schlecht laufen, suchen wir immer nach der Ursache.

In der Psychologie wird dieser Vorgang der Ursachenzuschreibung als Kausalattribution bezeichnet. Wir schreiben einer Wirkung (»Ich bin unglücklich in meinem Job«) eine Ursache (»Ich habe einen cholerischen Chef«) zu. Sie und ich nehmen täglich Tausende solcher Zuschreibungen vor, das liegt in der menschlichen Natur und prägt unsere Lebenserfahrung sehr stark.

Machen wir einen Sprung von der Antike in Griechenland zum Beginn des 20. Jahrhunderts in Österreich. Der junge Gelehrte Fritz Heider stellt zu Ursache und Wirkung fest: »Nicht die Dinge sind die Ursachen für die Wahrnehmung, sondern die Wahrnehmenden selbst sind die Ursachen der Wahrnehmung. Wir selbst sind es, die durch unser Handeln aus dem Möglichkeitshorizont des Mediums bestimmte Dinge herauskristallisieren, und andere eben nicht.«4 Hiermit begründet Heider die Attributionstheorie in der Psychologie. Die entscheidende Erkenntnis dabei ist, dass Menschen aufgrund von Ursache-Wirkungs-Beziehungen agieren, ungeachtet dessen, ob diese wahr oder falsch sind.

Im März 1920 promoviert Heider im Alter von 24 Jahren an der Universität in Graz. In seiner Dissertation schreibt er, dass wir nicht wirklich wissen, ob das Ticken, das wir hören, von der Uhr...

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