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E-Book

Russisch Roulette

Das Spiel mit dem Glück einer Familie

AutorRené Lieske
VerlagBookRix
Erscheinungsjahr2019
Seitenanzahl93 Seiten
ISBN9783748717652
FormatePUB
KopierschutzWasserzeichen
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis9,99 EUR
Delia und René Lieske sind beide schon über 40, als ihnen bewusst wird, dass sie wohl niemals eigene Kinder haben werden. Jahrelang haben sie auf jegliche Verhütung verzichtet, bis ihnen der Arzt schließlich eröffnet, dass sie auf natürlichem Wege keine Eltern werden können. Mehrere künstliche Befruchtungen verlaufen ebenfalls erfolglos und bald wird dem Ehepaar klar, dass ihnen nur noch der Weg zu einer Auslandsadoption bleibt. In Deutschland haben sie das vorgeschriebene Höchstalter längst überschritten und dürfen kein Baby mehr adoptieren. Sie informieren sich im Internet und stoßen schließlich auf einen privaten Verein, der Kinder aus Russland nach Deutschland vermittelt. Im Rahmen ihrer Recherchen stoßen sie auch schon bald auf das Fetal Alcohol Spectrum Disorders - kurz: FASD. Diese Erkrankung wird durch Alkoholgenuss in der Schwangerschaft ausgelöst und verursacht bei dem ungeborenen Kind eine unheilbare Behinderung. Nachdem René bei seinen Recherchen herausfand, dass Kinder aus Russland überdurchschnittlich oft von dieser Behinderung betroffen sind, konfrontierte er den Verein mit dieser Tatsache. Dort wurde ihm allerdings versichert, dass man keine unheilbar kranken Kinder vermitteln würde und er sich keine Sorgen zu machen brauche. Eine Fehlinformation, wie sich schon bald herausstellte, und es sollte nicht die einzige bleiben. In diesem Buch schildert er schonungslos offen, wie die Maschinerie 'Auslandsadoption' funktioniert, und erklärt, warum die Not der ungewollt kinderlosen Paare eine schier unerschöpfliche Einnahmequelle für manche Vereine ist.   Mit einem Nachwort von Professor Dr. Spohr, Kinderneurologe und FAS Spezialist, Berlin

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Leseprobe

1.Kapitel


Russisch Roulette

Das Spiel mit dem Glück einer Familie

von

René Lieske

 

 

 

© 2019 by René Lieske, Bernau

Umschlaggestaltung: Andreas Wagner

Korrektorat: E. Friedrichs

Lektorat: I. Kleemann

E-Mail: Rene.Lieske@online.de

Alle Rechte, insbesondere das Recht der Vervielfältigung und Verbreitung, sowie Übersetzung, vorbehalten. Kein Teil des Werkes darf in irgendwelcher Form (Fotokopie, Mikrofilm oder anderes Verfahren) ohne schriftliche Genehmigung von René Lieske reproduziert oder unter Verwendung elektronischer Systeme gespeichert, verarbeitet, vervielfältigt, oder verbreitet werden. Alle Rechte vorbehalten, insbesondere das Recht der mechanischen, elektronischen oder fotografischen Vervielfältigung, der Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen, des Nachdrucks in Zeitschrift und Zeitung, des öffentlichen Vortrags, der Verfilmung oder Dramatisierung, der Übertragung durch Rundfunk und Fernsehen oder Video, auch einzelner Text- und Bildteile sowie der Übersetzung in andere Sprachen. Sollte sich eine der handelnden Personen in ihrem Persönlichkeitsrecht verletzt sehen, bitte ich um sofortige Mitteilung unter der oben genannten Mailadresse.

 

 

Für Alisa

 

Liebe Alisa,

ich weiß, dass der Zeitpunkt kommen wird, an dem du uns, als deine Eltern, die Frage stellen wirst, warum wir deine Adoptionsgeschichte und deine Erkrankung in einem Buch öffentlich gemacht haben und diese Frage möchte ich dir hier beantworten.

Von der ersten Sekunde an, in der deine Herzmama und ich dich gesehen haben, wussten wir, dass wir dich als unsere Tochter von Herzen lieben und alles was in unserer Macht steht tun würden, um dir ein Leben in Liebe und Geborgenheit zu ermöglichen.
Uns war bewusst, dass du trotz deines jungen Alters schon einiges Negatives erlebt haben musstest und das dies mit Sicherheit Spuren in deiner kleinen Seele hinterlassen haben würde. Aber das war nichts was uns Angst machen konnte, denn wir waren uns sicher, dass es uns mit ganz viel Liebe gelingen würde, deine Seele von den Schatten zu befreien.

Als du älter wurdest haben wir sehr offen mit dir darüber gesprochen, dass du adoptiert worden bist. Uns war es immer wichtig, dich nicht anzulügen. Wir haben dir erklärt, dass du eine Herz- und eine Bauchmama hast und das war für dich von Anfang an in Ordnung. Worüber wir mit dir allerdings nie gesprochen haben, waren die Umstände deiner Adoption. Leider gibt es keine staatlichen Vermittlungsstellen für Auslandsadoptionen, alles liegt in der Hand privater Vereine.

 

Wir waren sehr entsetzt, als wir im Laufe des Adoptionsverfahrens festgestellt haben, dass es der Agentur gar nicht unbedingt darum ging, potentielle Eltern mit den passenden Kindern zusammenzubringen, sondern dass dieser Verein in erster Linie mit dem Leid der Eltern und Kinder Geld verdienen wollte. Und wir sprechen hier wirklich von sehr viel Geld! Diese Menschen schrecken auch nicht davor zurück, Kinder zu vermitteln, die unter schweren und unheilbaren Beeinträchtigungen leiden. Das war diesen Menschen offensichtlich egal.

 

Du kannst dich bestimmt erinnern, wie viele Termine wir immer mit dir wahrnehmen mussten, und auch immer noch müssen, damit du die bestmögliche Förderung bekommst.

Oft waren Mama und ich an der Grenze unserer Kraft angelangt. Aber für dich würden wir alles tun, damit es dir besser geht, denn du bist unser Sonnenschein und eine unglaubliche Bereicherung für unser Leben. Und das, obwohl wir immer gesagt haben, dass wir es uns nicht zutrauen, ein Kind mit solch schweren Einschränkungen großzuziehen.

Deshalb hat es uns auch zutiefst schockiert, dass die Agentur ganz offensichtlich Kinder nach Deutschland vermittelt, die zum Teil schwer krank sind, diese Krankheit aber verschweigt. Und das nur, damit auch weiterhin die Kasse klingelt. Dabei hat keiner das Recht, über die Zukunft eines anderen Menschen zu bestimmen.

Dem möchten wir gerne ein Ende bereiten, denn wir kennen einige Eltern, die mit ihren Adoptionskindern völlig überfordert sind. Einige dieser Kinder sind sogar mittlerweile in einem deutschen Kinderheim gelandet. Die Wahrscheinlichkeit, dass sie eine andere Familie finden, ist leider gering.

Diese Eltern stehen vor den Scherben ihres Lebenstraumes. Sie wollten eine glückliche Familie sein, um einem Kind ein liebevolles Zuhause zu geben, es zu lieben und zu beschützen. Deshalb sind wir mit deiner Geschichte an die Öffentlichkeit gegangen. Wir möchten auf diese Missstände aufmerksam machen und die Menschen darüber informieren. Vielleicht haben wir so die Chance, etwas zum Positiven zu verändern. Deine Geschichte, meine liebe Alisa, hat dann ganz maßgeblich dazu beigetragen und darauf kannst du stolz sein.

 

So stolz, wie wir auf dich sind. Auch wenn du uns, durch deine Krankheit manchmal an unsere Grenzen bringst, sind wir stolz darauf, dass du unsere Tochter bist.

 

Egal was noch kommen wird, wir werden immer für dich kämpfen!

Alisa du bist wundervoll und wir lieben dich!

 

Deine Herzmama und dein Herzpapa

 

Was ist FASD?

 

Wenn werdende Mütter während der Schwangerschaft Alkohol trinken, besteht ein hohes Risiko, dass sie ein behindertes Kind zur Welt bringen. Fetale Alkoholspektrum-Störungen (Fetal Alcohol Spectrum Disorders, FASD) zählen zu den häufigsten angeborenen Behinderungen in Deutschland. Nach Schätzung der Bundesdrogenbeauftragten kommen hierzulande jährlich ca. 10.000 Kinder auf die Welt, die unter einer Form von FASD leiden.

 

Das Fetale Alkohol Syndrom ist in seiner Variabilität sehr vielgestaltig und reicht von

ausgeprägten Verhaltens- und Lernstörungen bis hin zu schweren körperlichen und geistigen

Behinderungen sowie irreparablen Schädigungen des Zentralen Nervensystems. Zu den äußerlich sichtbaren Schäden zählen Kleinwuchs, Untergewicht, Mikrozephalus und Fehlbildungen im Gesichtsbereich. Hinzu kommen oftmals Fütterstörungen, motorische Unruhe und ausgeprägte Schlafstörungen in der Säuglingszeit. Mit dem Heranwachsen neigen die Betroffenen zur ADHS/ADS-Symptomatik; oft haben sie kognitive Einschränkungen und Schwierigkeiten in der sozialen Interaktion.

 

Unter dem Begriff FASD wird ein ganzes Spektrum von Folgeerscheinungen zusammengefasst, die auf den mütterlichen Alkoholkonsum während der Schwangerschaft zurückzuführen sind. Am bekanntesten ist das Fetale Alkoholsyndrom (FAS).

 

Das Fetale Alkoholsyndrom (FAS) ist die ausgeprägteste Form Fetaler Alkoholspektrum-Störungen und entsteht durch häufigen mütterlichen Alkoholkonsum während der Schwangerschaft. Doch auch geringere Trinkmengen rufen Schädigungen beim Kind hervor, die vielfach nicht äußerlich sichtbar sind. Dennoch haben diese Kinder im Alltag mit gravierenden Handicaps zu kämpfen. Sie zeigen Entwicklungsstörungen, haben Merk- und Lernschwierigkeiten, eine eingeschränkte Impulskontrolle, neigen zu sozial unangemessenem Verhalten und Hyperaktivität. Ihre Fähigkeit, Handlungen zu planen, ist eingeschränkt, und vielfach können sie aus Fehlern nicht lernen.

 

(Quelle: fasd-fachzentrum.de und Professor Dr. Spohr)

 

 

Vorwort

 

Es war Dienstag, 16:30 Uhr und ich habe es mit meiner Tochter Alisa gerade noch rechtzeitig zu einem ihrer zahlreichen Ergotherapie-Termine geschafft. Da saß ich nun im Wartebereich der Praxis, während Alisa ihre Therapiestunde hatte. Außer einer Frau, die offensichtlich auch auf ihr Kind wartete, war sonst niemand da. 

 

„Ihre Tochter ist aber zierlich“, begann sie ein Gespräch. Ich war froh über etwas Unterhaltung während der sonst so langweiligen Wartezeit und erzählte Ihr freimütig, dass Alisa adoptiert sei. Als ich das Interesse in ihren Augen sah, erzählte ich ihr schließlich unsere Adoptionsgeschichte. Natürlich waren da die 45 Minuten der Therapiestunde nicht ausreichend und so kam es, wann immer wir uns in der Praxis trafen, dass ich ihr ein bisschen mehr davon erzählte, was wir alles erleben mussten, nachdem wir uns entschlossen hatten, ein Kind aus Russland zu adoptieren. „Da können Sie ja ein Buch darüber schreiben. Was sie alles erlebt haben, ist einfach unglaublich“, stellte meine aufmerksame Zuhörerin an dem Tag fest, an dem ich mit meinen Erzählungen im Hier und Jetzt angekommen war. 

 

Ich weiß nicht, ob unsere Geschichte unglaublich ist, aber ich weiß, dass wir alles so erlebt haben, wie ich es hier in diesem Buch zusammengefasst habe.

 

Ich habe lange überlegt, ob ich mit der Adoptionsgeschichte unserer Tochter an die Öffentlichkeit gehen möchte, denn mir ist bewusst, dass  dies ein sehr sensibles Thema ist und ich damit vielleicht auf einigen Widerstand stoßen könnte. Allerdings bin ich zu dem Entschluss gekommen, dass das...

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