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Schottland - VISTA POINT Reiseführer weltweit

Reiseführer

AutorHans-Günter Semsek
VerlagVista Point Verlag
Erscheinungsjahr2015
Seitenanzahl248 Seiten
ISBN9783957334169
FormatePUB
KopierschutzWasserzeichen
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis11,99 EUR
Dieser Band führt den Reisenden zuverlässig durch die Metropolen Edinburgh und Glasgow und natürlich auch zu Whisky-Brennereien, Highland Games und dem Seeungeheuer von Loch Ness, weiter zu prachtvollen Adelsschlössern und wehrhaften Burgen, zu romantischen Abteiruinen und düsteren Black Houses. In 18 Tagesetappen geht es vom südschottischen Hügelland kreuz und quer durch die Highlands bis an die sturmumtoste Nordküste. Für Besucher, die auch die schottischen Inselgruppen erkunden möchten, gibt es drei mehrtägige Ausflugsvorschläge für die Äußeren Hebriden, die Orkneys und die Shetland-Inseln. In den praktischen Reise-Informationen finden sich ausführliche Hinweise auf Fünf- Sterne-Hotels, preiswerte Pensionen und Bed & Breakfast-Unterkünfte, auf Sehenswürdigkeiten, Schiffsverbindungen, gute Restaurants und gemütliche Pubs.

Hans-Günter Semsek studierte Soziologie und Philosophie und lernte Großbritannien während eines Studienaufenthaltes kennen. In den vergangenen 30 Jahren hat er jeden Winkel des Inselreiches erkundet. Hans-Günter Semsek ist im August 2011 gestorben. Seitdem werden seine Bücher von erfahrenen Reisejournalisten aktualisiert.

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Leseprobe

Zu Bens, Glens und Lochs


»Nach Schottland also! Die Koffer waren gepackt, die Billets gelöst, und als der Spätzug sich endlich in Bewegung setzte und majestätisch aus der Halle des Kings-Cross-
Bahnhofes hinausglitt, überlief es mich ähnlich wie 14 Jahre früher, wo es zum erstenmal für mich hieß: Nach England.« Mit diesen Worten beginnt Theodor Fontane seinen schottischen Reisebericht »Jenseit des Tweed«.

1860 hatte der 41-jährige Fontane zusammen mit seinem Freund Bernhard von Lepel die mehrwöchige Reise unternommen, um in Schottland »Plätze historischer Erinnerung oder romantischen Interesses« zu besuchen. England war Fontane von mehreren Aufenthalten bereits gut bekannt, aber den hohen Norden der Insel hatte er bisher noch nicht besucht. Dafür kannte er allerdings die gesammelten Werke von Sir Walter Scott und hatte sich eingehend mit der zuweilen blutigen Geschichte Schottlands befasst. Sein Reisebericht liest sich auch nach eineinhalb Jahrhunderten noch frisch und munter: eine Quelle der Inspiration und Information. Auch der heutige Besucher wird, wenn er das Bändchen mit auf die Reise nimmt, feststellen, dass vieles noch immer so ist, wie Fontane es beschrieben hat. Es heißt übrigens tatsächlich »Jenseit des Tweed« und nicht »Jenseits«, denn, so Fontane, »man muss das ›s‹ in Jenseits fortlassen, wodurch die Leichtigkeit des Aussprechens sehr gewinnt«.

Schottland hat viele Besonderheiten, und eine davon ist die, dass hier Männer zu vielen Gelegenheiten Röcke tragen. Der Kilt, der Schottenrock, auf gälisch feileadhbeagh genannt, entstand aus einem von der Schulter bis zu den Knien reichenden, mantelartigen Plaid, das des Nachts auch als wärmende Decke genutzt wurde; ungefähr im 16. Jahrhundert trennten die Männer den unteren Teil ab, legten ihn fortan in kunstvolle Falten (kilted) und hielten ihn um die Hüfte mit einem Gürtel zusammen. Vorne sorgt die kilt pin, die Rocknadel, dafür, dass die Stoffbahn zusammenbleibt, und vom Gürtel baumelt der sporran hinab. Heutzutage ist dieses seltsame Ding ein kleines Täschchen; urspünglich aber diente der Sporran als Polster zum Schutz der edlen männlichen Körperteile. Die richtige Länge hat so ein Kilt, wenn der Saum bei einem knieenden Mann den Boden berührt. Der Kalauer, was denn genau der Schotte unter dem Kilt trage, kann hier auch gleich beantwortet werden: Es ist und bleibt ein Geheimnis, aber als Hinweis mag dienen, dass einmal vor einer Schlacht die Schotten angeblich ihre Röcke gehoben hätten und die Engländer daraufhin in wilder Panik geflohen seien.

Wie der Kilt, so gilt auch der Dudelsack als ein urschottischer Gegenstand – doch das ist nicht richtig. Denn die bagpipes wurden ursprünglich schon während des 1. Jahrhunderts in Indien entwickelt und sind ein klassisches Hirteninstrument. Bei diesem sogenannten Windkapselinstrument bläst der Spieler Luft in einen Ziegenledersack, die durch Drücken mit der Armbeuge dann in die Schalmeienrohre gelangt und dort die Melodien erzeugt. Vier Pfeifen hat der schottische Dudelsack, davon sind drei die Brummer oder Stimmer, die nur einen einzigen Ton produzieren können, ein wesentlicher Grund, warum die Sackpfeifenmusik durch diesen Hintergrund-Sound ein wenig eintönig klingt. Das vierte Schalmeienrohr hat Grifflöcher und ist die Spieloder Melodiepfeife. Tradtionell zogen die Schotten unter dudelnden Märschen in den Krieg, und es gibt viele Geschichten über stundenlang spielende Sackpfeifer, die mit der Musik – obwohl selbst schon schwerverletzt – ihre Kameraden anfeuerten. Tobias Smollet (um 1721–71), in Schottland geborener Schriftsteller, erzählt in seinem Schelmenroman »Humphrey Clinker« davon, dass Dougal Campbell of Inveraray einen Bagpiper geerbt hatte, der allmorgendlich seine Weckaufgabe verlässlich ausführte und den Quetschsack dudeln ließ, »welcher stark durch die Nase singt, sehr widrig heult und einem, auch nicht einmal zartgewöhnten Ohre, völlig unausstehlich ist, wenn er durch den Widerhall eines gewölbten Vorplatzes noch verstärkt wird«. Ein ererbter Dudelsackspieler ist aber nun einmal nicht zur freiwilligen Aufgabe seiner Tätigkeit zu bewegen, und so zeigte sich Dougal Campbell »froh, dass er seine Ohren mit Baumwolle verstopfen, seinen Kopf mit drei oder vier Nachtmützen beschützen und alle Morgen in das entlegenste Zimmer seiner Wohnung fliehen kann, um dieser täglichen Plage zu entgehen«.

Mindestens seit dem 14. Jahrhundert wird der Quetschsack in Schottland gespielt, das weiß man deshalb so genau, weil an der Abteikirche von Melrose die phantasiebegabten Steinmetze ein dudelsackblasendes Schwein aus dem Stein hämmerten.

Selten sind so viele Dudelsäcke auf einmal zu hören: »The Great Tattoo« vor Edinburgh Castle

So seltsam wie der Männerrock und der Dudelsack sind auch die Highland Games, die schottischen Hochlandspiele. Zu den Disziplinen zählen Hammerwerfen, so etwas wie Kugelstoßen, Seilziehen und das tossing the caber. Bei diesem sportlichen Höhepunkt der Spiele müssen die Athleten einen rund sechs Meter langen und 80 Kilogramm schweren Baumstamm aufnehmen und dann so fortschleudern, dass der Stamm einen Salto schlägt und der caber nun gerade vom Werfer fortzeigt. Groß ist der Jubel im Publikum, wenn es einer der Kraftmeier schafft. Allerdings sind die auch Gathering genannten Spiele nicht nur etwas für Muskelpakete, denn auch die Darbietungen der Tänzerinnen und Dudelsackspieler werden von den Schiedsrichtern bewertet. Die Bagpipers beweisen, dass sie klassische schottische Weisen für gefallene Helden (Laments), militärische Märsche (Pibrochs) und Tanzmelodien (Reels) auf ihrem Instrument beherrschen, und die jungen Mädchen tanzen mit wirbelnden Beinen einen Highland Fling oder den berühmten Schwerttanz, bei dem zwei Schwerter kreuzförmig ausgelegt sind, die nicht mit den Füßen berührt werden dürfen. Der Überlieferung nach geht der Tanz auf König Malcolm zurück. Als der einmal in der Schlacht einen Widersacher erschlagen hatte, nahm er das Schwert des Toten, kreuzte es mit dem eigenen und vollführte einen Triumphtanz. Man nimmt auch an, dass die Spiele auf sportliche Manöver zurückgehen, die König Malcolm vor rund 1000 Jahren zur Ertüchtigung seiner Leute ersann.

Die bukolische Landschaft der Lowlands bei Girvan

Der Besucher, der mit dem Auto von England nach Schottland wechselt, durchfährt im Westen das Solvay-Küstentiefland oder im Osten das Tweed-Tyne-Tiefland, beides recht »unschottische« Landschaften. Die Ufer am Solvay Firth bilden eine Flachküste mit Dünen, Watt und dahinter Äckern und Wiesen. Statistisch gesehen gibt es hier durch die Auswirkungen des Golfstromes nur 13 Schneetage im Jahr, und so zählt diese Region zu den Winterrefugien der schottischen Wasservögel. Das Tweed-Tal hingegen ist eine Moränenlandschaft mit Klippenküste.

Highländer aus dem hohen Norden

Dieses Flachland geht in die Southern Uplands, in das südschottische Hügelland, über. Im Osten ragen die heidekrautbewachsenen Moore der bis 533 Meter hohen Lammermuir Hills auf, es folgen gen Westen die einsamen Tweedmuir Hills, dann die 844 Meter hohen Merrick-Berge. Hier liegen der Schwerpunkt der schottischen Aufforstungsbemühungen sowie große Schafzuchtregionen.

Nördlich der Southern Uplands schließt sich zwischen Edinburgh und Glasgow das mittelschottische Tiefland an, das im Nordosten von Ackerland und im Südwesten von Viehweiden beherrscht wird. Gegliedert wird die Gegend durch die tief ins Land schneidenden Firth-, Tay- und Clyde-Fjorde, durch den Loch Lomond, Schottlands größten See, und durch die isoliert aufragenden Lennox und Ochil Hills.

Weiter nördlich nun beginnt die wildromantische Landschaft der Grampian Highlands, deren Küsten zerrissen und deren Täler tief eingeschnitten sind. Dies ist das Land der lochs (Seen und Fjorde), der glens (Täler) und der bens (Berge), und die Landschaft wird vom Wetter bestimmt. Die von den Atlantikwinden herangeschobenen Wolkenmassen entladen ihre feuchte Last aus Regen oder Schnee; bis zu 4000 Millimeter Niederschlag gehen über dem Hochland im Jahr nieder. Der scharfe Wind, der über die Berge und durch die Täler pfeift, verhindert eine größere Vegetation; die Baumgrenze liegt selbst in geschützten Ostlagen nur bei 600 Metern, an der West - küs te sogar unter 200 Metern. Dicke Hochmoore überziehen die Bergflanken. Im südwestlichen Hochland ragt der Ben Nevis auf, mit 1343 Metern der höchste Berg der britischen Insel. Auf seinem Gipfel gehen jährlich fast 4500 Millimeter Schnee nieder, die Vegetation ist arktisch-alpin. Im nordöstlichen Hochland erreichen die Spitzen der aus rotem Granit bestehenden Cairngorm Mountains immerhin noch Höhen bis 1240 Meter. Diese Hügel sind sanfter geschwungen als die im Westen und von Berglandheiden überzogen. Die Wälder hier gehören zu den ausgedehntesten Forsten Schottlands.

Die Grampian Highlands enden an dem diagonal von Südwesten nach Nordosten verlaufenden Great Glen, dem großen, von der letzten Eiszeit gebildeten tiefen Bruchgraben. Drei schmale Seen füllen die Senke und sind verbunden durch den Kaledonischen Kanal, der im letzten Jahrhundert den Fischern diente und heute den Hobby-Kapitänen einen sicheren Weg vom Atlantik in die Nordsee bietet. Jenseits des Great Glen schließen sich die nordwestlichen Hochlande an, deren Hügelschultern mit Hochmooren, Wollgras und Heide bestanden sind. Die Region zählt zu den einsamsten Schottlands, nicht einmal zehn Einwohner kommen hier...

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