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Selbstbiographie

(Geschäftsmann, Archäologe und Entdecker von Troja und Mykene: Die Lebensgeschichte eines aussergewöhnlichen Mannes) Abbildungen

AutorHeinrich Schliemann
Verlage-artnow
Erscheinungsjahr2014
Seitenanzahl600 Seiten
ISBN9788026820567
FormatePUB
Kopierschutzkein Kopierschutz
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis1,99 EUR
Dieses eBook ist mit einem detaillierten und dynamischen Inhaltsverzeichnis versehen und wurde sorgfältig korrekturgelesen. Heinrich Schliemann (1822 -1890) war ein deutscher Kaufmann und Pionier der Feldarchäologie. Als erster Forscher führte er Ausgrabungen im kleinasiatischen Hisarl?k durch und fand die von ihm und zuvor schon anderen Forschern hier vermuteten Ruinen des bronzezeitlichen Trojas. Im April 1868 begann Schliemann seine erste Forschungsreise nach Griechenland. Über Rom und Neapel reiste er nach Korfu und fahndete nach Spuren des dort laut Homer gestrandeten Odysseus. Sein unbekümmertes Vorgehen bei den ersten Grabungen in Hisarl?k hat Schliemann anfangs viel Kritik eingebracht. Dabei wurde übersehen, dass er sich nicht auf Vorbilder stützen konnte. Dass er seine Methoden grundlegend geändert hat, machte ihn zu einem der Wegbereiter der Archäologie als Feldarbeit und der wissenschaftlich-methodischen Grabungstechnik, welche bis dahin lediglich in der schatzsuchhaften Aushebung wertvoller Einzelobjekte, nicht aber der nun systematischen Freilegung eines Grabungsareals bestand. Anfang 1874 reiste Schliemann nach Mykene, um weiter nach Spuren von Homers Ilias zu forschen, insbesondere nach dem Grab Agamemnons. Im Sommer 1876 er und seine Frau, die hier erstmals selbständig Teilgrabungen leitete. Am 9. September stießen sie auf einen in der Ilias erwähnten Versammlungsplatz aus zwei konzentrischen Ringen aus aufrechtstehenden flachen, polierten Steinplatten mit einem Außendurchmesser von rund 30 Metern. Bei Testgrabungen an dieser Stelle kamen zunächst einfache Grabstelen und Grabbeilagen zu Tage. Bis zum 3. Dezember führte er die Grabungen fort. Bis dahin hatte er 13 Kilogramm an Goldschätzen gehoben.

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Leseprobe

2. Erste Reise nach Ithaka, dem Peloponnes und Troja


Inhaltsverzeichnis


(1868-1869)

Ausgrabung auf dem Berg Aëtos – Vorlesungen aus Homer – Erster Besuch von Bunarbaschi – Lage von Hissarlik

Endlich war es mir möglich, den Traum meines Lebens zu verwirklichen, den Schauplatz der Ereignisse, die für mich ein so tiefes Interesse gehabt, und das Vaterland der Helden, deren Abenteuer meine Kindheit entzückt und getröstet hatten, in erwünschter Muße zu besuchen. So brach ich im April 1868 auf und ging über Rom und Neapel nach Korfu, Kephalonia und Ithaka, welches letztere ich gründlich durchforschte.«

In Ithaka bezeichnete das Volk den Berg Aëtos wegen einer altertümlichen Ringmauer, welche den Gipfel umgibt, als die Burg des Odysseus. Wie sich Heinrich Schliemann an dieser Stelle zum erstenmal zu einer Ausgrabung entschloß, und mit welchen Gedanken er sie ausführte, berichtet er in seinem Buche »Ithaka, der Peloponnes und Troja«:

»Der Gipfel des Aëtos ist mit großen, waagerecht liegenden Steinen besäet; doch sah ich hier und da einige Meter mit Gesträuch und Stauden bedeckt, welche mir anzeigten, daß hier auch Erde vorhanden sei. Sofort entschloß ich mich, überall, wo die Beschaffenheit des Bodens es erlauben würde, Ausgrabungen anzustellen. Da ich aber keine Werkzeuge bei mir hatte, so mußte ich meine Nachforschungen bis auf den folgenden Tag verschieben.

Die Hitze war drückend; mein Thermometer zeigte 52 Grad Celsius; ich fühlte brennenden Durst und hatte weder Wasser noch Wein bei mir. Aber die Begeisterung, welche ich in mir fühlte, da ich mich mitten unter den Ruinen vom Palaste des Odysseus befand, war so groß, daß ich Hitze und Durst vergaß. Bald untersuchte ich die Örtlichkeit, bald las ich in der Odyssee die Beschreibung der rührenden Szenen, deren Schauplatz dieser Ort gewesen ist; bald bewunderte ich die herrliche Rundsicht, welche sich auf allen Seiten vor meinen Augen entrollte und kaum derjenigen nachstand, an welcher ich mich acht Tage vorher in Sizilien vom Gipfel des Ätna aus erfreut hatte.

Am folgenden Tage, den 10. Juli, nachdem ich im Meere gebadet hatte, machte ich mich vom Dorfe, wo ich übernachtet, um 5 Uhr morgens mit vier Arbeitern auf den Weg. Von Schweiß durchnäßt, langten wir um 7 Uhr auf dem Gipfel des Aëtos an. Zuerst ließ ich durch die vier Männer das Gesträuch mit der Wurzel ausreißen, dann den nordöstlichen Winkel aufgraben, wo nach meiner Vermutung sich der herrliche Ölbaum befunden haben mußte, aus welchem Odysseus sein Hochzeitsbett verfertigte und um dessen Standort er sein Schlafzimmer baute (Od. XXlII, 183-204). ›Im Innern des Hofes wuchs ein dichtbelaubter Ölbaum, hoch, blühend und stark wie eine Säule; rings um ihn herum baute ich aus großen Steinen das Ehegemach, bis ich es vollendet hatte, deckte es mit einem Dach und verschloß es mit dichten, fest eingefugten Türen; darauf hieb ich die Zweige des dichtbelaubten Ölbaumes ab, bearbeitete die Oberfläche des Stammes von der Wurzel aus, glättete ihn geschickt mit dem Erze nach der Richtschnur, machte daraus den Fuß des Bettes und durchbohrte ihn überall mit dem Bohrer; auf diesem Fuße baute ich das ganze Bett auf, belegte es mit Gold, Silber und Elfenbein und spannte Riemen von Rindsleder, mit glänzendem Purpur gefärbt, darin aus.‹

Indes wir fanden nichts als Trümmer von Ziegeln und Töpferwaren, und in einer Tiefe von 66 Zentimeter legten wir den Felsen bloß. In diesem Felsen waren allerdings viele Spalten, in welche die Wurzeln des Ölbaumes hätten eindringen können; aber es war jede Hoffnung für mich verschwunden, hier archäologische Gegenstände zu finden.

Ich ließ darauf den Boden nebenan aufgraben, weil ich zwei Quadersteine entdeckt hatte, welche, wie es schien, einer Mauer angehört hatten, und nach dreistündiger Arbeit förderten die Arbeiter die beiden unteren Lagen eines kleinen Gebäudes zutage: die Steine desselben waren gut behauen und reichlich mit weißem Zement verbunden, also stammte der Bau erst aus später, vielleicht römischer Zeit.

Während meine Arbeiter mit dieser Ausgrabung beschäftigt waren, untersuchte ich die ganze Baustelle des Palastes mit der größten Aufmerksamkeit, und als ich einen dicken Stein gefunden hatte, dessen Ende eine kleine Kurvenlinie zu beschreiben schien, löste ich mit dem Messer die Erde vom Steine ab und sah, daß dieser einen Halbkreis bildete. Als ich mit dem Messer zu graben fortfuhr, bemerkte ich bald, daß man den Kreis auf der Seite durch kleine übereinandergeschichtete Steine vervollständigt hatte, die sozusagen eine Mauer im Kleinen bildeten. Ich wollte anfänglich diesen Kreis mit dem Messer aushöhlen, konnte aber meinen Zweck nicht erreichen, weil die Erde mit einer weißen Substanz, welche ich als die Asche kalzinierter Knochen erkannte, gemischt und fast so hart wie der Stein selbst war. Ich machte mich also daran mit der Hacke zu graben; aber kaum war ich 10 Zentimeter tief eingedrungen, so zerbrach ich eine schöne, aber ganz kleine, mit menschlicher Asche angefüllte Vase. Ich fuhr mit der größten Vorsicht zu graben fort und fand ungefähr zwanzig ganz verschiedene Vasen von bizarrer Form. Einige lagen, andere standen. Leider zerbrach ich die meisten derselben beim Herausnehmen wegen der Härte der Erde und aus Mangel an guten Wirkzeugen und konnte nur fünf in unversehrtem Zustande fortbringen. Die größte von ihnen ist nicht höher als 11 Zentimeter. Zwei davon hatten recht hübsche Malereien, als ich sie aus der Erde zog; sie wurden aber fast unkenntlich, sobald ich sie der Sonne aussetzte. Außerdem fand ich in diesem kleinen Familienkirchhofe die gekrümmte Klinge eines Opfermessers, stark mit Rost überzogen, ein Götzenbild von Ton, welches eine Göttin mit zwei Flöten im Munde darstellt; dann die Trümmer eines eisernen Degens, einen Eberzahn, mehrere kleine Tierknochen und endlich eine Handhabe aus ineinandergeschlungenen Bronzefäden. Fünf Jahre meines Lebens hätte ich für eine Inschrift hingegeben, aber leider! war keine vorhanden.

Obgleich das Alter dieser Gegenstände schwer zu bestimmen ist, so scheint es mir doch gewiß, daß die Vasen weit älter sind als die ältesten Vasen von Cumä im Museum zu Neapel, und es ist wohl möglich, daß ich in meinen fünf kleinen Urnen die Asche des Odysseus und der Penelope oder ihre Nachkommen bewahre.« So fest vertraute er auf seinen Homer und auf sein Finderglück. Sieben Jahre später, nach der Entdeckung der Fürstenschätze von Troja und Mykenä, hätte er sich das Grab des Herrschers von Ithaka prunkvoller vorgestellt! Er fährt fort in dem Berichte über diesen Tag:

»Nichts erregt mehr Durst, als die schwere Arbeit des Ausgrabens bei einer Hitze von 52 Grad in der Sonne. Mir hatten zwar drei ungeheure Krüge voll Wasser und eine große, vier Liter Wein enthaltende Flasche mitgebracht. Der Wein reichte für uns aus, weil der Rebensaft Ithakas dreimal stärker ist als Bordeauxwein, aber unser Wasservorrat war bald erschöpft, und zweimal waren wir gezwungen, ihn zu erneuern.

Meine vier Arbeiter hatten die Ausgrabung des nachhomerischen Hauses in derselben Zeit beendigt, in welcher ich mit der Ausgrabung des kleinen kreisrunden Kirchhofes fertig war. Ich hatte allerdings mehr Erfolg gehabt als sie; doch ich machte ihnen keinen Vorwurf darüber, da sie tüchtig gearbeitet hatten, und mehr als tausend Jahre können vergehen, ehe der bloßgelegte Raum wieder von atmosphärischem Staub ausgefüllt wird.

Der Mittag kam, und wir hatten seit 5 Uhr morgens nichts gegessen; wir machten uns daher an unser Frühstück unter einem Ölbaum, ungefähr 15 Meter unterhalb des Gipfels. Unser Mahl bestand in trockenem Brot, Wein und Wasser, dessen Temperatur nicht unter 30 Grad war. Aber Erzeugnisse des Bodens von Ithaka waren es, welche ich genoß, und zwar im Palasthofe des Odysseus, vielleicht an derselben Stelle, wo er Tränen vergoß, als er seinen Lieblingshund Argos wiedersah, der vor Freude starb, als er seinen Herrn nach zwanzigjähriger Abwesenheit wiedererkannte, und wo der göttliche Sauhirt die berühmten Worte sprach:

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›Denn der allwaltende Jupiter nimmt die Hälfte des Wertes dem Manne, sobald der Tag der Knechtschaft ihn erreicht hat.‹

Ich kann wohl sagen, daß ich niemals in meinem Leben mit größeren Appetit gegessen habe als bei diesem frugalen Mahle im Schlosse des Odysseus. Nach dem Frühstück ruhten meine Arbeiter anderthalb Stunden aus, während ich, die Hacke in der Hand, das Terrain auf der Baustelle des Palastes zwischen den Einschließungsmauern untersuchte, um womöglich weitere Entdeckungen zu machen. Überall wo die Beschaffenheit des Bodens die Möglichkeit zuließ, etwas zu finden, machte ich Merkzeichen, um an diesen Stellen mit den Arbeitern Ausgrabungen zu veranstalten. Um 2 Uhr machten sie sich wieder an die Arbeit und setzten sie bis 5 Uhr fort, aber ohne den geringsten Erfolg. Da ich indes die Ausgrabungen am Morgen des folgenden Tages von neuem beginnen wollte, so ließen wir die Werkzeuge oben auf dem Berge und kehrten nach Vathy zurück, wo wir abends 7 Uhr ankamen.«

Bei seinen Streifzügen durch Ithaka bestätigte sich ihm allenthalben, daß die Örtlichkeit der Insel mit den Angaben der Odyssee übereinstimmte. In rohem, kyklopischem Gemäuer erkannte er die Ställe des Eumaios wieder und fand am Meeresstrande die Tropfsteinhöhle der Nymphen, in welcher die Phäaken...

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