Sie sind hier
E-Book

Sexistische Stereotypien (in) der Fernsehwerbung und ihre sozialen Implikationen

AutorMaximilian Povacz
VerlagStudylab
Erscheinungsjahr2016
Seitenanzahl84 Seiten
ISBN9783668161979
FormatPDF/ePUB
Kopierschutzkein Kopierschutz/DRM
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis34,99 EUR
Das Fernsehen ist nach wie vor eine bedeutende Größe in unserem Alltag. Wie schafft es Werbung, uns Jahr für Jahr von innovativen Formeln und neuen Rezepturen zu überzeugen? Emotionale Elemente, z.B. tradierte Rollenbilder und Stereotypien, stellen ein erprobtes Mittel dar. Denn sie vereinfachen die Wahrnehmung, sodass schnell kommuniziert werden kann. Doch ist die Werbung dabei auch sexistisch? Der Autor analysiert zunächst die aktuelle Fachliteratur und wertet ausgewählte Studien aus. Den Kern dieser Arbeit bildet aber eine eigene empirische Untersuchung, mit den Forschungsfragen: Haben sexistische Rollenzuschreibungen in Fernseh-Werbespots reale Konsequenzen für den Konsum der beworbenen Produkte? Besteht eine Diskrepanz in der Wahrnehmung zwischen den Geschlechtern? Und haben Vorkenntnisse der Gender Studien Einfluss auf die Wahl der Produkte? Aus dem Inhalt: - Stand der Forschung, - Stereotypisierte Geschlechterrollen, - Werbung und Geschlechterforschung, - Empirische Umfrage unter österreichischen StudentInnen

Kaufen Sie hier:

Horizontale Tabs

Leseprobe

2. Stand des Wissens


 

Um zu verstehen, wie soziale Klischees in der Werbung angewendet werden und welche Auswirkungen diese Stereotypisierungen auf die Medienkonsument/Innen haben, ist es wichtig, das System "Werbung" als solches zu beleuchten. Insoweit wird im Folgenden eine grundlegende Analyse der Techniken und Motive von (Fernseh-)Werbung unternommen, um als Folge dessen valide Aussagen hinsichtlich der Problemstellung der Arbeit treffen zu können.

 

2.1 Kapitel 1: Werbewirkung


 

2.1.1 Was ist Werbung?


 

Unter Werbung verstehen wir im Allgemeinen "die Beeinflussung von verhaltensrelevanten Einstellungen mittels spezifischer Kommunikationsmittel, die über Kommunikationsmedien verbreitet werden." (Schulz 2015) Der Begriff "Werbung" bezeichnet also ein System, welches durch verhaltensbeeinflussende Maßnahmen versucht, Menschen zur Inanspruchnahme bestimmter Leistungen zu animieren. In puncto Ziele und Funktionen der Werbung gibt es in der Fachliteratur aber wesentliche Unterscheidungen. So reicht es laut Georg Felser nicht aus, das Ziel von Werbung allein in der Absicht zu erkennen, dass Beworbene möglichst attraktiv erscheinen zu lassen. Vielmehr unterscheidet die Wissenschaft zwischen allgemeinen und marktwirtschaftlichen Funktionen von Werbung. (vgl. Felser 2015, S. 6-7)

 

Da die Hypothese dieser Arbeit die sozialen Implikationen von Werbung thematisiert, ist es in diesem Zusammenhang sinnvoll, die allgemeinen Funktionen von Werbung näher zu betrachten. Darüber hinaus handelt es sich im Folgenden zwar um eine allgemeine Betrachtung von Werbung, allerdings können die getroffenen Aussagen direkt auf ihre Subform "Fernsehwerbung" abgewandelt werden.

 

2.1.2 Ziele von Werbung in Bezug auf den Konsumenten


 

Die Funktionen von Werbung können wie im Nachstehenden unterschieden werden:

 

 Information: Werbung soll über Produkte, Neuerungen und Qualitätsmerkmale informieren.

 

 Motivation: Werbung soll dazu animieren, ein Produkt zu kaufen oder sich näher mit dem Produkt auseinanderzusetzen.

 

 Sozialisation: Ziel der Werbung kann auch die Verbreitung gesellschaftlicher Werte sein.

 

 Verstärkung: Diese Form der Werbung hat die Absicht, die Kund/Innen in ihrer Kaufentscheidung zu bestärken.

 

 Unterhaltung: Bei dieser Form will mensch[2] das Vermeidungsverhalten der Kund/Innen durch unterhaltende Maßnahmen unterbinden. (vgl. Werbepsychologie-Online o. J.)

 

Die Gewichtung dieser Funktionen ist bei den Werbungen aber immer verschieden ausgeprägt. So ist die Informationsfunktion bei Produkten bedeutsam, welche eines erklärenden Moments bedürfen, um auf ihren Sinn und Zweck zu schließen. (vgl. Felser 2015, S. 8)

 

Hingegen versucht die Motivationsfunktion die Konsument/Innen zu aktivieren, indem sie die Werbebotschaft emotionalisiert. Zwar werden meist keine klar umrissenen Emotionen, sondern Stimmungen erzeugt, dennoch spielt gerade die Herstellung emotionalisierter Kaufentscheidungen eine tragende Rolle in der Werbung. (vgl. ebd., S. 8)

 

Mittels der Sozialisationsfunktion kann die Werbung auch Normen und Modelle für das Konsumverhalten bereitstellen. Hierbei zeigt Werbung Verhaltensmöglichkeiten, welche von den Rezipient/Innen als normal empfunden werden. Beispiele hierfür sind Werbungen gegen Analphabetismus oder Drogen, welche durch das Angebot eines spezifischen Verhaltensmodells einen hohen Sozialisationsgrad aufweisen. (vgl. ebd., S. 8) Die Sozialisationfunktion der (Fernseh-)Werbung wird im späteren Verlauf der Arbeit einer präziseren Analyse unterzogen. (siehe Kapitel 2: Stereotypisierungen und Werbung)

 

Die Verstärkerfunktion versucht mittels Aufbau und Aufrechterhaltung positiver Assoziationen, die Konsument/Innen an ein bestimmtes Produkt zu binden bzw. Markentreue zu erwirken. Die Wichtigkeit dieser Funktion ergibt sich vor allem daraus, dass laut Felser "die Werbung weniger (dazu) geeignet ist, einem Produkt neue Kunden, die das Produkt noch gar nicht kennen, zu verschaffen." (ebd., S. 8) Stattdessen ist allerdings wissenschaftlich nachweisbar, dass Stammkund/Innen dazu neigen, höhere Produktmengen zu kaufen. Die Unterstützung eines Kauf- und Markenverhaltens ist also eine sehr wichtige Funktion, auf der ein großer Teil der Werbewirkung beruht. (vgl. ebd., S. 8)

 

Damit wir Werbung konsumieren bzw. akzeptieren, muss diese immer ein Minimum an Unterhaltung (jedweder Form) bieten. (vgl. ebd., S. 8) Die Unterhaltungsfunktion ist somit zwar ein peripheres, aber dennoch nicht zu vernachlässigendes Prinzip der Werbung, weil es ohne diesen Faktor bei den Konsument/Innen zur Werbevermeidung kommt. (vgl. Werbepsychologie-Online o. J.) Interessanterweise sind die Werbungen mit dem größten Unterhaltungswert oft jene, bei denen die Grenze zwischen Werbung und Kunstwerk zu verschwimmen scheint. (vgl. Felser 2015, S. 8 & Wendt 2012, S. 11)

 

2.1.3 Wie Werbung wirkt


 

Im Folgenden wird der Versuch unternommen, verschiedene Modelle der Werbewirkung zu diskutieren. Damit soll aufgezeigt werden, welche Vorstellungen die Wissenschaft über die Wirkweise von Werbungen hat.

 

2.1.3.1 Die S-(O)-R-Theorie

 

"Hierbei steht S für "Stimulus" und R für "Reaktion" oder "Response".

 

(Felser 2015, S. 9)

 

Die S-R-Theorie war als Denkmodell lange vorherrschend in der Konsumentenpsychologie. Sie stammt aus den 1920/30er Jahren und zeichnet ein behavioristisches Menschenbild, welches davon ausgeht, dass der Mensch passiv auf Reize mit fixierten Verhaltensmustern reagiert. (vgl. Bongard 2002, S. 10 - 11) Die Grundidee dieses Modells war also die Annahme, dass das Konsumentenverhalten von bestimmten Reizen abhängt und dass das Verständnis dieser Reize Vorhersagen über das Verhalten von Konsument/Innen zulässt. (vgl. Felser, S. 9)

 

Die S-R-Theorie berücksichtigt allerdings nicht, was sich zwischen Stimulus und Reaktion abspielt; alle nicht beobachtbaren psychischen Phänomene wurden in eine sogenannte "Black Box" verbannt. Personenunterschiede wie Temperamentsmerkmale, Werte oder Motive wurden in besagter Theorie also nicht integriert. (vgl. ebd., S. 9)

 

Wegen der Festlegung der S-R-Theorie auf das beobachtbare Verhalten, wurde in den 1940/50er Jahren eine modifizierte Version geschaffen, die sich S-O-R-Theorie nennt und welche die Konsument/Innen als entscheidende und wirkungsrelevante Faktoren in den Mittelpunkt stellt. (vgl. Bongard 2002, S. 11)

 

"Hier wird zumindest zugestanden, dass die Reaktionen auf gleiche Stimuli eben nicht immer gleich ausfallen." (Felser 2015, S. 9) Die S-O-R-Theorie geht also von einem reagierendem Organismus aus, in welchem eine Reihe von intervenierenden Variablen (z.B.: Temperament) wirken, welche die Wirkweise eines Stimulus beeinflussen. Die sogenannte Black Box wird in der S-O-R-Theorie also durch erforschbare Konsument/Innen ersetzt.

 

Einerseits ist die S-O-R-Theorie praktikabel, weil der Mensch in vielerlei Hinsicht eine mechanische und automatisierte Psychologie aufweist, andererseits ist sie wenig zweckdienlich, weil "streng genommen die Möglichkeiten des Anwenders lediglich darin bestehen, den Stimulus immer wieder zu verändern, bis die Reaktion kommt, die man erreichen will." (ebd,. S. 9)

 

Nach der Präsentation dieses mechanistischen Ansatzes, wird im Folgenden eines der bekanntesten hierarchischen Modelle der Werbewirkung vorgestellt.

 

2.1.3.2 Das AIDA-Modell

 

Ein hierarchisches Stufenmodell nimmt an, dass nach Erreichen einer definierten Stufe (in diesem Fall "Aufmerksamkeit") die restlichen Wirkungsstufen wie eine Kettenreaktion ablaufen. (vgl. Bongard 2002, S. 10 -11) Ein solches Modell stellt die Werbewirkung also als ein geordnetes Durchlaufen verschiedener Wirkungsebenen dar. (vgl. Felser 2015, S. 9)

 

Beim sogenannten AIDA-Modell wird den Werbekonsument/Innen eine bestimmte Reaktion bzw. Verhaltensweise unterstellt, welche auf das Rezipieren von Werbung erfolgt - die Buchstaben in AIDA stehen dabei für die einzelnen Elemente dieser Sequenz (vgl. ebd., S. 9):

 

 A = Attention: Die Reaktion beginnt mit der Gewinnung von Aufmerksamkeit bei den potentiellen Kund/Innen

 

 I = Interest: Durch die Aufmerksamkeit der Rezipient/Innen soll sich ein Interesse für das Beworbene entwickeln.

 

 D = Desire: Auf Basis des Interesses sollen die Kund/Innen einen Kaufwunsch verspüren.

 

 A = Action: Dieser Kaufwunsch soll dann die Konsumhandlung initiieren. (vgl. Werbepsychologie-Online, o. J.)

 

Die Anhänger des AIDA-Modells gehen davon aus, dass die Generierung von Aufmerksamkeit auch eine Wirkung auf die Verhaltensebene hat (Kauf). Dieser Umstand konnte aber bis dato nicht empirisch nachgewiesen werden....

Blick ins Buch

Weitere E-Books zum Thema: Gesellschaft - Männer - Frauen - Adoleszenz

Die Sehnsucht nach einer verlogenen Welt

E-Book Die Sehnsucht nach einer verlogenen Welt
Unsere Angst vor Freiheit, Markt und Eigenverantwortung - Über Gutmenschen und andere Scheinheilige Format: ePUB

Freiheit und Eigenverantwortung statt Ideologie und Bürokratie - Günter Ederer analysiert auf Basis dieser Forderung die existenziellen Probleme unserer Gesellschaft: Bevölkerungsrückgang,…

Die Sehnsucht nach einer verlogenen Welt

E-Book Die Sehnsucht nach einer verlogenen Welt
Unsere Angst vor Freiheit, Markt und Eigenverantwortung - Über Gutmenschen und andere Scheinheilige Format: ePUB

Freiheit und Eigenverantwortung statt Ideologie und Bürokratie - Günter Ederer analysiert auf Basis dieser Forderung die existenziellen Probleme unserer Gesellschaft: Bevölkerungsrückgang,…

Mitten im Leben

E-Book Mitten im Leben
Format: ePUB/PDF

Die Finanzaffäre der CDU hat nicht nur die Partei und die demokratische Kultur der Bundesrepublik in eine ihrer tiefsten Krisen gestürzt, sondern war auch der Auslöser für Wolfgang Schäubles Verzicht…

Mitten im Leben

E-Book Mitten im Leben
Format: ePUB/PDF

Die Finanzaffäre der CDU hat nicht nur die Partei und die demokratische Kultur der Bundesrepublik in eine ihrer tiefsten Krisen gestürzt, sondern war auch der Auslöser für Wolfgang Schäubles Verzicht…

Klartext.

E-Book Klartext.
Für Deutschland Format: ePUB/PDF

Streitbarer Querulant, umstrittener Politiker, Nervensäge, wandelndes Medienereignis - all das und mehr ist Jürgen Möllemann. Nach langem Schweigen redet das Enfant terrible der deutschen Politik zum…

Klartext.

E-Book Klartext.
Für Deutschland Format: ePUB/PDF

Streitbarer Querulant, umstrittener Politiker, Nervensäge, wandelndes Medienereignis - all das und mehr ist Jürgen Möllemann. Nach langem Schweigen redet das Enfant terrible der deutschen Politik zum…

Klartext.

E-Book Klartext.
Für Deutschland Format: ePUB/PDF

Streitbarer Querulant, umstrittener Politiker, Nervensäge, wandelndes Medienereignis - all das und mehr ist Jürgen Möllemann. Nach langem Schweigen redet das Enfant terrible der deutschen Politik zum…

Weitere Zeitschriften

Menschen. Inklusiv leben

Menschen. Inklusiv leben

MENSCHEN. das magazin informiert über Themen, die das Zusammenleben von Menschen in der Gesellschaft bestimmen -und dies konsequent aus Perspektive der Betroffenen. Die Menschen, um die es geht, ...

AUTOCAD & Inventor Magazin

AUTOCAD & Inventor Magazin

FÜHREND - Das AUTOCAD & Inventor Magazin berichtet seinen Lesern seit 30 Jahren ausführlich über die Lösungsvielfalt der SoftwareLösungen des Herstellers Autodesk. Die Produkte gehören zu ...

Burgen und Schlösser

Burgen und Schlösser

aktuelle Berichte zum Thema Burgen, Schlösser, Wehrbauten, Forschungsergebnisse zur Bau- und Kunstgeschichte, Denkmalpflege und Denkmalschutz Seit ihrer Gründung 1899 gibt die Deutsche ...

cards Karten cartes

cards Karten cartes

Die führende Zeitschrift für Zahlungsverkehr und Payments – international und branchenübergreifend, erscheint seit 1990 monatlich (viermal als Fachmagazin, achtmal als ...

Das Grundeigentum

Das Grundeigentum

Das Grundeigentum - Zeitschrift für die gesamte Grundstücks-, Haus- und Wohnungswirtschaft. Für jeden, der sich gründlich und aktuell informieren will. Zu allen Fragen rund um die Immobilie. Mit ...

DER PRAKTIKER

DER PRAKTIKER

Technische Fachzeitschrift aus der Praxis für die Praxis in allen Bereichen des Handwerks und der Industrie. “der praktiker“ ist die Fachzeitschrift für alle Bereiche der fügetechnischen ...

DHS

DHS

Die Flugzeuge der NVA Neben unser F-40 Reihe, soll mit der DHS die Geschichte der "anderen" deutschen Luftwaffe, den Luftstreitkräften der Nationalen Volksarmee (NVA-LSK) der ehemaligen DDR ...