In Planungs- und Entscheidungsprozessen mit vielen Beteiligten, die zudem meist eine unterschiedliche Interessenlage vertreten, muss deutlich werden, welche späteren Entscheidungen im politischen Raum tatsächlich unterstützt werden können und welche nicht: überzogene Erwartungen bergen die Gefahr der Enttäuschung und Frustration. Mit dem Instrument einer strategischen Standortbilanz könnte Wissen an die Entscheidungsträger verteilt werden. Haben sich die Akteure erst einmal zu einer abgestimmten Strategie für die Entwicklung ihres Standortes durchgerungen, stehen sie vor der komplexen Aufgabe, dass zwar trotz formulierter Zielvorstellung dazu noch keine entsprechende Zielevaluation vorhanden ist. In diesem Fall würde der Standort ohne Kompass oder geeignete Feedback-Instrumente losziehen und daher auch nicht wissen, wie viel des Weges bereits zurückgelegt wurde und wo genau man nun eigentlich steht. Wenn man sich für Standortvergleiche ein Gerüst von Kriterien erarbeitet hat, so hat man damit bereits eine Vorauswahl getroffen. Denn bei sinnvoller Anwendung wird man sich dabei auf die Tatbestände und Sachverhalte festgelegt haben, die einem wichtig erscheinen. Ein Vergleichsmodell aus unwichtigen Faktoren aufbauen zu wollen würde wenig Sinn machen. Trotzdem werden nicht alle in den Vergleich einbezogenen Kriterien immer gleich wichtig sein. Zum einen dürfte es grundsätzliche Unterschiede und Abstufungen geben. Zum anderen dürften sich bestimmte Kriterien in ihrer Bedeutung unterscheiden, je nachdem welcher Bereich in den Bewertungsprozess einbezogen werden soll. Und schließlich könnte die Bedeutung von Kriterien nicht nur im Zeitablauf sondern vor allem auch je nach den Anforderungen einer spezifischen Vergleichssituation schwanken. Jede intensive Beschäftigung mit relevanten Entscheidungskriterien bedeutet einen Gewinn. Eine wiederholte Durchrechnung der in den Vergleich aufgenommenen Alternativen schärft den Blick für Unterschiede und Relationen. So kommt es meist weniger auf die zwischen einzelnen Vergleichszahlen liegenden absoluten Differenzbeträge an. Oft viel wichtiger und aussagefähiger sind Relationen, d.h. die Verhältnisse, in denen sich die jeweiligen Standortfaktoren untereinander positionieren.
Diplomkaufmann Jörg Becker, Managementerfahrungen u.a.: IKT-Wirtschaft, Internationale Consultingfirmen, Wissensintensive Unternehmen, Softwaremarketing. Managementinformation, Projektmanagement, Führungsseminare. SpG Business Intelligence und Wissensmanagement
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