Der Gedanke formuliert, nicht die Wörter (S. 99-100)

// Die Sprache muss fließen!

Sie müssen den Gedanken denken, nicht die Wörter, die ihn bilden. Es gibt wohl kaum etwas Schlimmeres als einen Redner, der besonders deutlich sprechen möchte und dadurch »überartikuliert«. Die Sprache wird dadurch förmlich erdrückt. Selbst wenn die Konsonanten korrekt ausgesprochen werden, kann das passieren. Dann nämlich, wenn man Konsonanten und Vokale einfach aneinander hängt. Klang und Fluss entstehen, wenn die Vokale sozusagen über den Konsonanten weiterklingen. Denn die Vokale sind der klingende Teil der Sprache, die Konsonanten deren Anschlag. Mit dem Klingenlassen der Vokale über die Konsonanten wird die Sprache klar und fließend, einfach schön.

Stimmhygiene

//Wie feucht darf die Luft sein?

Im Bereich Ihres Kehlkopfes herrscht eine Luftfeuchtigkeit von etwa 98 Prozent! Das ist eine ganze Menge, insbesondere, wenn man daran denkt, dass die Luftfeuchtigkeit außen nur bei etwa 40 Prozent liegt. Wir produzieren täglich zwar etwa 1,5 bis 2 Liter Speichel, die natürliche Speichelproduktion reicht jedoch nicht aus, um einen einmal »trockenen« Kehlkopf zu befeuchten.

Deshalb ist es sehr wichtig, zum einen genügend Wasser zu sich zu nehmen und zum anderen, die Luftfeuchtigkeit zu erhöhen. In einem Raum geht das wunderbar mit Pflanzen, einem Springbrunnen und/oder einem Luftbefeuchter. Im Bereich Ihres Kehlkopfes herrscht eine Temperatur von etwa 35 °C. Außen, wenn nicht gerade Hochsommer ist, nur etwa 21 °C. Deshalb empfiehlt es sich, wegen der Befeuchtung und Erwärmung möglichst durch die Nase zu atmen.

Wenn Sie sprechen müssen, bereiten Sie Ihre Stimme langsam darauf vor. Summen und sprechen Sie sich langsam steigernd ein. Die »Psychologie der Stimme« lässt es nicht zu, stets mit höchster stimmlicher Belastung zu beginnen. So, wie sich ein Sportler aufwärmt, bevor er Höchstleistungen bringt, sollten auch Sie Ihre Stimme aufwärmen, sich sozusagen »einsprechen«.

Und denken Sie daran: Bis zu einem gewissen Punkt (den es herauszufinden gilt) nimmt mit wachsender Spannung bei der Stimmproduktion die Leistung zu. Bei zu viel Spannung kehrt sich dieser Prozess allerdings um. Sprechen ist Klang, nicht Gemurmel. Sprechen ist gezielt, nicht gestreut. Sprechen ist klar, nicht diffus.