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E-Book

Sucht mein Antlitz!

Frauengottesdienste

AutorBarbara Palm-Scheidgen
VerlagVerlag Friedrich Pustet
Erscheinungsjahr2017
Seitenanzahl144 Seiten
ISBN9783791761152
FormatePUB
KopierschutzWasserzeichen
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis11,99 EUR
Wenn Frauen Gott suchen, verstellen ihnen männlich dominierte Gottesbilder bisweilen den Zugang. Deshalb halten sie Ausschau nach weiblichen Bildern, in denen das Antlitz Gottes ebenfalls sichtbar werden kann. 'Sucht mein Antlitz!' ist der Leitgedanke der vorliegenden Gottesdienstmodelle. Biblische Frauengestalten inspirieren Frauen heute bei der Suche nach ihrem Platz in Theologie, Kirche und Glaubensleben und machen auf die weiblichen Akzente im Gottesbild aufmerksam. In unterschiedlichsten Feierformen für zahlreiche Anlässe während des ganzen Jahres nimmt die Suche nach dem Antlitz Gottes Gestalt an: von Eucharistiefeiern, z. B. am Fest der heiligen Maria von Magdala, über die Maiandacht, eine Vesper als Abschluss einer Tagung, einen Erntedankgottesdienst, einen ökumenischen Frauengottesdienst, einen Rorate- Gottesdienst im Advent, eine Wort-Gottes-Feier im Freien u. v. m.

Barbara Palm-Scheidgen, geb. 1953, war Juristin bei einem Berufsverband, Gemeindereferentin und Krankenhausseelsorgerin im Bistum Essen. Sie ist langjährige Mitarbeiterin der Zeitschrift Liturgie konkret.

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Leseprobe

DU HEILENDE LIEBE


Die Sklavin des Naaman

Hinweis
In diesem Modell für einen ökumenischen Friedensgottesdienst wird besonders eine namenlose junge Frau, die Sklavin des Naaman, als Friedensfrau gewürdigt. Es könnte an Gedenktagen, die an Opfer von Kriegen, an Zwangsarbeiterinnen erinnern, oder am 1. Januar, dem Welttag des Friedens, zum Einsatz kommen.

Zur Eröffnung
Komm näher, Friede (Das Benediktbeurer Liederbuch, 190,1–3)

Einführung
Herzlich willkommen zu diesem ökumenischen Friedensgottesdienst. Angesichts der Friedlosigkeit, die uns umgibt zwischen Menschen, Völkern und Nationen, ist er überschrieben mit „Du heilende Liebe“. Mit diesem Namen könnte sich die namenlose Sklavin des Naaman, selbst ein Kriegsopfer, zu Gott bekannt haben. Sie wollen wir beim Hören des Schriftwortes besonders wahrnehmen. Wie so oft sind es die Kleinen, die einfachen, oft leidgeprüften Menschen, die sensibel für die heilende Kraft Gottes sind. Sie haben nicht die Lobby der Großen und Mächtigen, und so ist es wichtig, dass wir die friedensfördernde Initiative der jungen jüdischen Sklavin lebendig halten. Im Bewusstsein unserer Begrenztheit strecken wir uns aus nach Versöhnung, Frieden und Heil im Namen unseres Gottes, im Namen Jesu und im Namen der Geistkraft. Amen.

Lied
Meine engen Grenzen (GL 437,1–3)

Gebet
gemeinsam beten; Gebetszettel für alle Teilnehmende liegen bereit.

 

Guter Gott,

öffne meine Augen,

damit ich Not sehe.

Öffne meine Ohren,

damit ich Hilferufe höre.

Öffne mein Herz,

damit ich Leiden bemerke

und Mitleid fühle.

Zeige mir, wo ich zu mehr

Frieden und Gerechtigkeit beitragen kann.

Schriftwort
2 Kön 5,1–19

Der Bibeltext kann mit verteilten Rollen gelesen werden.

Impuls

Einen spannend und lebendig erzählten Bibeltext aus dem Ersten Testament haben wir da soeben gehört. Meist wird ihm die Überschrift „Die Heilung des Naaman“ gegeben. Oberflächlich betrachtet, ist die Wunderheilung dieses Mannes durch den Propheten Elischa sicher zentrales Geschehen. Schauen wir genauer hin, spielen aber noch weitere Personen und ihre Beziehungen zueinander eine wichtige Rolle. Und blicken wir tiefer in die Erzählung hinein, tun sich wichtige theologische, gesellschaftliche wie politische Themen auf.

Holen wir uns zunächst die Personen im Haus des Naaman vor Augen! Der Hausherr hat einen sogenannten sprechenden Namen. Naaman bedeutet im Hebräischen „der Faire, der Freundliche, der Großzügige“. Er wird als tapferer, erfolgreicher Feldherr des Königs von Aram beschrieben, groß, angesehen, mächtig. Er ist der zweite Mann im Staat nach dem König und verfügt über einen beträchtlichen Militärapparat. Für die Israeliten irritierend ist sicher, dass der Repräsentant einer vielfach als bedrohlich erfahrenen Armee seine Siege Jahwe, dem Gott Israels, zu verdanken hat. Naaman scheint ein Mann zu sein, dem es an nichts fehlt. Doch Achtung, ganz stimmt dies nicht: Naaman ist krank, er leidet an Aussatz.

Völlig anders stellt sich die Situation der jungen Israelitin dar, die im Haus des Aramäer-Generals Naaman als Sklavin tätig ist. Bei einem „Streifzug“, d. h. einem kriegerischen Überfall, wurde sie als rechtlose Beute aus Israel von den Aramäern gewaltsam verschleppt. Was genau ihr dabei alles widerfahren ist, gibt der Text nicht wieder. Doch was die Behandlung von im Krieg gefangenen Frauen durch das Militär angeht, war und ist diese zu allen Zeiten meist skandalös grausam. So belegen die Gräuel der Schoah und die Vergewaltigungen der Frauen im Bosnienkrieg dies nur zu schmerzlich. Die junge Israelitin steht als Sklavin und Kriegsgefangene, fremd im Exil und ohne Angehörige, ganz unten in der sozialen Rangordnung. Sie nimmt die letzte Position im häuslichen Anwesen des wohlhabenden Generals ein, wobei sie diesem wohl nicht sexuell zur Verfügung stehen muss, da sie ausdrücklich der Herrin des Hauses als Dienerin zugeordnet ist.

Die Frau des Naaman, zweite namenlose Frau dieser Geschichte, hat die erste Position im Haus inne. Sie verfügt entsprechend der Stellung ihres Mannes über hohen Einfluss, Ansehen und Wohlstand. Das soziale Gefälle zwischen ihr, die für das mächtigere Volk der Aramäer steht, und der jungen Kriegsgefangenen aus dem unterlegenen Volk Israel könnte nicht größer sein.

Umso erstaunlicher ist, was sich zwischen diesen beiden Frauen abspielt. Die Heilung Naamans geschieht nicht isoliert und von jetzt auf gleich. Sie kann nur passieren, weil sie von den beiden so unterschiedlichen Frauen seines Hauses direkt zu Beginn der Erzählung in Gang gebracht wird. Das junge Mädchen hat offenbar so großes Mitleid mit dem Ehemann ihrer Herrin, dass sie seine Heilung wünscht. Deshalb wagt sie es, der zweiten Frau im Staat den aus ihrer Sicht einzig hilfreichen Lösungsvorschlag zu unterbreiten: „Wäre mein Herr doch bei dem Propheten in Samaria! Er würde seinen Aussatz heilen.“ Welch eine empathische Tat der Barmherzigkeit dieser Frau, die gegen ihren Willen im Haus des Feindes als Sklavin arbeiten muss! Auch wenn sie dort wohl gut behandelt wurde, ist es nicht selbstverständlich, dass ihre Herrin akzeptiert, dass dieses von ihr abhängige Mädchen ihr, der nach der Königin ranghöchsten Frau Arams, einen prophetischen Rat gibt, und dass sie diesen auch noch befolgt. Zwei Frauen begegnen sich auf menschlicher Ebene und überwinden soziale Grenzen, Grenzen von Feindschaft und Macht. Die Frau des Naaman lässt sich auf eine Umkehrung der Rollen ein. Sie beschreitet ohne Zögern den Weg der Heilung, der ihrem Mann noch bevorsteht.

Der hochrangige General begibt sich auf einen langwierigen Wandlungsprozess, in dem er Schritt für Schritt von seinem hohen Ross heruntersteigen muss. Die Krankheit ist ein anderer Feind als der, den er auf seinen kriegerischen Feldzügen zu besiegen hat. Heil werden kann er nur durch kontinuierliche Abrüstung, die ebenso für den Frieden Voraussetzung ist. Erst als er endlich auf dringliches Zureden seiner Diener dem Heilungsversprechen des Boten des Propheten Elischa Folge leistet, erst als er alle Machtinsignien und kriegerisches Feinddenken abgelegt hat, erst als er ohne Rüstungspanzer nackt und schutzlos in die Tiefe des Jordans hinabsteigt und siebenmal untertaucht, erst dann geht er seiner Heilung entgegen. Sein Körper wird so gesund wie der Leib eines jungen Kindes. Endlich ist Naaman neu geboren, so rein wie das junge Mädchen, das ihm sein Umkehren, seine Wende zum Heilwerden ermöglicht hat. Erst als er sich auf den gleichen Status wie seine Sklavin einlässt, Knecht Gottes wird, wird er an Leib und Seele gesund.

Eine existentielle Frage, die diese alte biblische Geschichte uns stellt, lautet: Was ist heilsam? Die Antwort, die sie gibt, ist auch heute noch gültig. Sie fokussiert den Blick auf den ganzen Menschen mit all seinen Verwundungen. Erst wenn dieser sich völlig der heilenden Liebe Gottes übergibt und auf dem Weg dahin vorurteilslos auf Gottes Boten und Botinnen hört, geschieht ganzheitliche Gesundung. So wie im individuellen Bereich vor allem eine geänderte Sichtweise befreiend und heilsam wirkt, so gilt dies erst recht in den großen Zusammenhängen von Gesellschaft und Politik. Ohne Umdenken, ohne prophetische, mutige Friedensstifter, ohne andere Kommunikationsstrukturen, ohne veränderte Machtverhältnisse, ohne Verzicht auf ein festgefahrenes Freund-Feind-Denken kommen wir dem Frieden unter den Völkern nicht näher.

Obwohl die Erzählung an Orte angedockt ist, geht es nicht um historische Aussagen – die beiden Könige sind z. B. nicht durch ihre Namen gekennzeichnet. Die durch alle Zeiten hindurch gültige theologische Aussage ist es, auf die es ankommt. Die Sklavin lebt, was Jesus in seiner Bergpredigt verkündet: Sie schafft Frieden. Sie übermittelt die Erkenntnis, dass Frieden nur zu haben ist, wenn ich selbst ihn gebe. Heilung und Frieden gehören eng zusammen. Ihr Beispiel kann Frauen und Männer ermutigen, unermüdlich nach Schalom, nach umfassendem Heilsein zu streben.

Fürbitten
Gott, in diese Welt der kriegerischen Konflikte, in eine Welt mit Gewalt und Unheil hast du deinen Sohn Jesus Christus als unseren Heiland gesandt. Ihm wollen wir unsere Bitten anvertrauen:

  • Lass den Aufruf zum 50. Jahrestag des Weltfriedenstags 2017 von Papst Franziskus, den Frieden durch aktive Gewaltlosigkeit zu fördern, nicht auf taube Ohren stoßen.
  • Beende das unsägliche Leid von Kriegsgefangenen, zwangsweise verschleppten Menschen und von jungen Mädchen und Frauen, die in Kriegszeiten oft Zielscheiben für sexuelle Gewalt sind.
  • Stärke Friedensinitiativen und -verbände, die in Politik und Gesellschaft unermüdlich als Friedensstifter wirken, und ermutige dazu, die Konflikt- und Friedensforschung voranzutreiben.
  • Sei nahe allen Kranken und schenke ihnen Zutrauen in deine heilende Kraft.
  • Nimm unsere Toten in deiner Barmherzigkeit auf und beschenke sie mit ewiger Geborgenheit bei dir.

Gott, Zuflucht aller Menschen. In Jesus Christus willst du uns nahe sein. Dafür loben wir dich und danken dir heute und alle Tage unseres Lebens. Amen.

Lied
Menschen auf dem Weg durch die dunkle Nacht (Das Benediktbeurer Liederbuch, 399,1.3)

Gebet
Herr, mach mich zu einem Werkzeug deines Friedens (GL 19,4)

Gemeinsam beten; „Herr“ evtl. durch „Gott“...

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