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E-Book

Tradingpsychologie - So denken und handeln die Profis

Spitzenperformance mit Mentaltraining

AutorWelz Norman
VerlagFinanzBuch Verlag
Erscheinungsjahr2012
Seitenanzahl265 Seiten
ISBN9783862484195
FormatePUB
KopierschutzWasserzeichen
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis29,99 EUR
Der größte Feind des Traders ist die Angst. Wer Angst hat, verliert. Und beim Traden heißt das bares Geld. Finanzpsychologe, Mentaltrainer und Trader Norman Welz erklärt, was Angst im Tradingalltag anrichtet. Vor allem aber demonstriert er, wie sie sich beherrschen lässt. Er begleitet den Leser in seiner Entwicklung als Trader und zeigt viele praktische Wege auf, wie man Angst und Stress in den Griff bekommt, ausgeglichen wird und lernt, sich zu konzentrieren. So ist Börsenerfolg in Zukunft kein Zufallsprodukt einer positiven oder negativen Grundstimmung oder der persönlichen Disposition, sondern eine Folge kontrollierten Tradens. Das Standardwerk enthält einen umfangreichen Überblick über die Psychologie des Tradens. Die klassische Evolutionsbiologie findet ebenso Anwendung wie Behavioral Finance, Persönlichkeitsforschung und die neuesten Erkenntnisse der Neurowissenschaften und der Angstforschung. Lernen Sie, wie Sie Angst als Stör- und Verlustfaktor beim Traden erkennen und beherrschen.

NORMAN WELZ ist Journalist, Psychologe und als Mentaltrainer sowie Finanzpsychologe für GodmodeTrader tätig. Welz ist Spezialist beim Thema Finanzpsychologie und handelt selbst seit über 30 Jahren. Er ist zudem aktiver Händler im Day-Trading.

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Leseprobe

1. Die Basis


Der Ritt auf dem Wildpferd

Ich handelte seit vielen Jahren mit Aktien. Wahrscheinlich ging es mir so wie den meisten, ich verlor überwiegend mein Geld. Zwar war ich auch mal im Plus, aber da ich keine Ahnung von Risikomanagement und Moneymanagement hatte, endeten die Investments meistens im Minus. Die Verluste fraßen die Gewinne ums Vielfache wieder auf. Meine Strategie war so einfach wie wirkungslos. Jedenfalls für mich: Ich folgte den Tipps von Freunden oder Finanzjournalisten aus den Medien. Am liebsten denen aus einer bekannten TV-Börsensendung eines deutschen Nachrichtensenders. In der saßen hin und wieder »Experten« und gaben ihre Einschätzungen zu den Märkten und zu den speziellen Aktien preis. Sie durften das, denn sie hatten jahrzehntelange Erfahrungen. Dass sie auch ihre eigenen Interessen vertraten, war mir damals noch nicht klar.

Manchmal folgte ich auch den Anlageideen meines Bankberaters. Oder wenn ich las, dass eine Aktie eine Menge Gewinnpotenzial hatte, dann kaufte ich sie. Vor allem dann, wenn die Erklärungen dazu logisch und nachvollziehbar waren. Was sie ja immer sind, da man unbewusst nach solchen Informationen sucht, wie ich heute weiß.

Besonders spannend war die Zeit zu Beginn des Internetbooms. Der Neue Markt mit all seinen Chancen versprach schnell reich zu werden. Es soll welche gegeben haben, die das geschafft haben. Ich gehörte nicht dazu!

Ich erinnere mich noch heute mit Belustigung daran, wie ein sehr bekannter Börsenjournalist des besagten TV-Nachrichtensenders aus New York einen Vortrag über die Chancen des neuen Marktes in Hamburg hielt. Die meisten Gäste waren stark beeindruckt von dem, was sie da hörten. Auch ich! »Es bricht ein ganz neues Zeitalter an. Alles wird jetzt möglich sein. Und das Unvorstellbare werden wir erleben. Big Companys werden nicht mehr die Rolle spielen, die sie heute spielen. Die Old Economy ist auf dem Weg zum Friedhof – es lebe die New Economy!«

Er versprach uns noch, dass die neue Technik alles bald leichter machen wird. Einkaufen war gestern. Die Kühlschränke der neuen Generationen werden unser Essverhalten abscannen und unsere Lebensmittel werden automatisch via PC an den Online-Supermarkt geschickt. Schon am selben Abend wird die prall gefüllte Lebensmittelkiste vor unserer Haustür stehen!

Meine Augen wurden immer größer. Unglaublich, dachte ich. Und ich Idiot weiß das alles noch gar nicht. Gut, dass ich jetzt hier bin und das schon heute erfahren darf. Ich kann ja gleich morgen die Zukunftsaktien von übermorgen ordern.

Eine zweite Veranstaltung meiner Bank direkt im Anschluss daran machte es mir noch leichter. Sie hatten schon die perfekten Fonds für all diese Wirtschaftwunderfirmen zusammengestellt. Ich musste nur noch mein schönes Geld investieren und abwarten, wie es sich unaufhaltsam vermehren würde.

Am nächsten Tag war ich Teil dieser großen Vision namens Zukunft. In Fonds und Aktien. Ich hatte sogar eine Versicherung dafür noch aufgelöst. Wenn schon reich werden, dann richtig, dachte ich. Nun Sie können sich ja denken, wie das Spiel ausgegangen ist. Sechs Monate später wünschte ich mir, ich wäre nie auf dieser Veranstaltung gewesen und hätte mein Geld damals lieber auf dem Sparbuch gelassen.

Selbst die größten deutschen Aktiengesellschaften verloren 90 Prozent ihres Wertes beim großen Knall des Neuen Marktes. Und ich dachte seinerzeit voller Überzeugung, ich sei schlau, wenn ich meine Versicherungspolice auflösen und mein Geld direkt in diesen Global Player investieren würde. Selbst gut zehn Jahre später haben diese Aktien nie wieder auch nur annähernd ihren damaligen Wert erreicht. Besäße ich sie noch heute, lägen sie immer noch mit fast 75 Prozent im Minus. Nein, ich habe diese und alle anderen Aktien schon lange abgestoßen. Die meisten hatte ich natürlich am Tiefpunkt aus Angst verkauft. Andere Werte lösten sich in Luft auf. Der grandiose Zukunfts-Fonds – »Den muss man heute einfach im Depot haben!« – ist genauso wenig real wie der vollautomatische Einkaufsservice via Internet. Heute steht meine Biokiste vor der Tür, für den Rest stehe ich immer noch an der Supermarktkasse an. Es dauert wohl noch ein bisschen bis zur Konsumrevolution.

Freunden und Bekannten ging es genauso wie mir oder noch schlimmer. Sie hatten sich zum Teil mit den erhofften Gewinnen schon eine Eigentumswohnung oder ein Haus gekauft. Doch anstelle von Reichtum hatten sie nach dem großen Crash große Schuldenberge. Ich hatte glücklicherweise keine Schulden. Aber Geld hatte ich auch nicht mehr.

Noch lange nach diesen sehr enttäuschenden Erlebnissen war ich fest davon überzeugt, alles richtig gemacht zu haben. Ich hatte, wie alle anderen, einfach nur Pech. So kannte ich das Spekulieren mit Aktien: Aktien kaufen, weil man einen Tipp bekam – und dann halten, bis sie genug im Gewinn sind. Wann denn genug ist, wusste ich nicht. Ich wusste auch nicht, dass Aktien sich in Phasen befinden: Aufwärtstrend, Abwärtstrend, Seitwärtsphase. Auch dass man einen Stopp setzen kann, war mir völlig unbekannt. Aktien wurden gekauft, und wenn sie ins Minus liefen, dann wartete man eben, bis sie wieder im Gewinn liegen würden. Dass das Im-Gewinn-Liegen niemals mehr sein würde, war für mich und andere undenkbar. Aktienanlage war doch ganz einfach und auch so logisch. Schließlich machte es mein Bankberater doch genauso. Und er machte es tatsächlich so! Und was noch schlimmer ist – er macht es heute immer noch so. Aber ich wusste damals ebenso wenig, dass ich von einem als Profi verkleideten Laien lernte. Ich war vollkommen davon überzeugt, als er mir erzählte, dass Profis so an der Börse investieren. Ich kam nicht einmal auf die Idee, ein Buch darüber zu lesen. Ich glaubte ja, mit diesem Bankberater einen Profi an meiner Seite zu haben. Wenn ich heute darüber nachdenke, könnte ich vor Wut all die Orders fressen! Mein einziger Trost ist und bleibt die Tatsache, dass ich es eben nicht besser wusste. Ich tat nur, was ich glaubte oder zu wissen glaubte. Nicht mehr und nicht weniger. Punkt!

Einige Jahre später kam ich in dem Sportcenter, in dem ich dreimal wöchentlich trainierte, mit einem jungen Typen ins Gespräch. Er erinnerte mich an einen Türsteher einer schicken Discothek. Er hatte ein Kreuz wie ein Kleiderschrank und Oberarme, die in etwa dem Umfang meiner Oberschenkel entsprachen. Als Türsteher einer Feudaldisco sah er zu intelligent aus und seine Augen ließen einen ruhigen, sanftmütigen und tiefsinnigen Charakter erkennen. Wir trainierten beide schon lange dort. Aber ich hatte ihn vorher nie wirklich wahrgenommen. Obwohl er mit seinem sehr gut durchtrainierten Körper wahrlich kaum zu übersehen war.

Ich erinnere noch, wie ich damals auf dem Fußboden auf einer Gummimatte lag so wie schon die letzten zwanzig Jahre zuvor auch und vergeblich versuchte, mir einen Waschbrettbauch anzutrainieren. Irgendwann hörte ich ihn etwas Fundiertes über den Dax sagen. Mir kam das seltsam vor, weil ich mir nicht vorstellen konnte, dass er sich damit auskannte. Ich verwickelte ihn in ein Gespräch »Hey, ich bin Norman!«, »Hallo, ich heiße Christoph!« – weil ich irgendwie ahnte, dass er mehr zum Thema Börse wusste, als ich vermutete. Wir sprachen sofort über die Märkte und hörten überhaupt nicht mehr auf. Schnell erfuhr ich, dass er privater Futures-Trader war und davon lebte. Er scalpte den Dax meist auf 15-Minuten-Basis. Schnitt sich ein paar Punkte aus einer Bewegung, wie er es nannte. Ich verstand nur Bahnhof und wurde immer neugieriger.

Alles, was er mir erzählte, machte mich neugierig und klang total verlockend. Ich dürstete nach mehr Wissen wie ein trockener Fisch nach Wasser. Am Ende des Gesprächs empfahl er mir mehrere Trading-Bücher, die ihm sehr geholfen hatten, die Märkte besser zu verstehen und auch profitabel zu werden. Dieser Zettel mit den Notizen existiert noch heute. Zwei der Bücher habe ich sechs Mal hintereinander durchgelesen!

Denn das, was ich da las, konnte ich nicht glauben. In diesen Büchern erkannte ich all meine Fehler und alle meine gesamten Börsenerlebnisse wieder – ich konnte nicht glauben, wie dumm ich damals war!

Seit diesem Tage unserer Begegnung haben wir ständig über das Thema Trading gesprochen. Manchmal telefonierten wir dreimal täglich und häufiger. Ich fand in ihm meinen Trading-Lehrer und Ausbilder. In den folgenden zwei Jahren brachte er mir das meiste bei, was ich heute weiß. Und was noch viel wichtiger ist, er gab nie den Glauben an mich auf und zog mich immer wieder aus dem Sumpf meiner Verzweiflung. Dafür werde ich ihm immer dankbar sein. Heute verbindet uns eine tiefe Freundschaft, die weit über das Thema Trading hinausreicht. Und eine neue Liebe fand ich obendrein – das aktive Kurzfrist-Trading!

Nachdem ich die Bücher gelesen oder sollte ich besser sagen studiert hatte, eröffnete ich ein CFD-Demokonto. Kurze Zeit später ein Livekonto. Christoph begleitete mich auf diesem Weg. Leider konnte er es aber auch nicht vermeiden, dass ich ohne Ende »Fehler« machte. Eines Tages sagte er mir: »Ich hatte gehofft, dass du es als Psychologe leichter hast. Und all die Fehler, die ich gemacht habe, nicht auch machen musst!«

Aber Psychologen sind auch nur Menschen! Sie sind vielleicht in psycho­logischer Hinsicht um vieles wissender, aber deshalb noch lange nicht in der Lage, wichtige Verhaltensstrukturen zu ändern. Und darauf kommt es schließlich beim Trading an!

Tag für Tag, Woche für Woche, Monat für Monat, Jahr für Jahr übte ich das Wunderwerk Trading. Ich erinnere mich noch wie heute an ein...

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