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Türkei und europäische Identität

Eine wissenssoziologische Analyse der Debatte um den EU-Beitritt

AutorEllen Madeker
VerlagVS Verlag für Sozialwissenschaften (GWV)
Erscheinungsjahr2008
Seitenanzahl197 Seiten
ISBN9783531908687
FormatPDF
KopierschutzDRM
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis42,99 EUR
Liegt die Türkei in Europa? Ist ein mehrheitlich muslimisches Land mit einer europäischen Identität kompatibel? Was bedeutet es, sich 'europäisch' zu fühlen? Seitdem der EU-Beitritt der Türkei näher rückt, polarisieren diese Fragen die deutsche Öffentlichkeit. Ellen Madeker analysiert die Verwendung von Identitätsargumenten in der medialen Diskussion der Türkei-Frage. Die Autorin charakterisiert den Identitätsdiskurs als Exklusionsdiskurs, der auf dauerhaften Ausschluss der Türkei aus der EU zielt. Es wird gezeigt, dass die soziale Schließung auf einer Identitätsrhetorik fußt, die ihrerseits nationale Interessen und xenophobische Gefühlslagen rationalisiert.

Dr. Ellen Madeker, Dipl.-Kulturwirtin, promovierte in Passau und Florenz (EHI) und ist wissenschaftliche Mitarbeiterin am Lehrstuhl für Soziologie II der Universität Bamberg.

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Leseprobe
4 Deutungsmusteranalyse (S. 115-116)

4.1 Quantitative Auswertung

In den folgenden Abschnitten werden die Ergebnisse der Variablenanalyse präsentiert und diskutiert, um in quantitativer Hinsicht eine solide Grundlage für die weitere Analyse und Interpretation zu entwickeln. Insgesamt wurden etwa 380 Artikel erhoben, die als Fragmente des Türkei-Diskurses sowohl quantitativ als auch qualitativ analysiert wurden.

Breite Ablehnung gegenüber türkischem EU-Beitritt

Eine Auswertung der Verteilung der Variable „Einstellung", welche die Haltung des jeweiligen Akteurs gegenüber dem EU-Beitritt der Türkei abbildet, ergab ein unzweideutiges und wenig überraschendes Bild. Mit 50% ist der Anteil jener Diskursfragmente, die sich unmissverständlich gegen den EU-Beitritt aussprechen, als verhältnismäßig hoch einzustufen. Diese deutliche Mehrheit der den EU-Beitritt ablehnenden Diskursteilnehmer steht etwa einem Viertel (26%) Befürwortern und einem weiteren Viertel (24%) neutral-kommentierenden Positionen gegenüber.

Dies deckt sich im Großen und Ganzen mit den Ergebnissen meiner früheren Studie, in der ich denselben Diskurs untersuchte, allerdings eine deutlich kleinere Stichprobe zugrunde legte und Daten aus dem Jahr 2002 heranzog (vgl. Madeker 2006: 186). Das Ergebnis dieser Studie wie auch jenes der vorliegenden Variablenverteilung überrascht kaum, weil sich die öffentliche Meinung seit Jahren mehrheitlich gegen einen türkischen EU-Beitritt ausspricht.

Einer Eurobarometerstudie aus dem Jahre 2003 zufolge hatte die Türkei europaweit im Vergleich zu anderen potenziellen Beitrittskandidaten wie Rumänien, Slowenien oder Bulgarien mit nur 32% Pro-Stimmen die niedrigste Zustimmungsrate. Gegen einen Türkeibeitritt sprachen sich europaweit 49% der Bevölkerung aus (Europäische Kommission 2003). Die Ablehnung nahm im Jahr 2004 – dem Jahr der Kommissionsentscheidung für oder gegen die Aufnahme von Beitrittsverhandlungen – nochmals um einige Prozentpunkte zu. 71% aller Befragten bewertete den Beitritt der Türkei als „a bad thing", während nur 13% „neither good nor bad" angaben und bloß 9% vom Türkei- Beitritt als „a good thing" sprachen (Europäische Kommission 2004). Diese Umfragewerte finden ihre Entsprechung auf nationaler Ebene.

Das Institut für Demoskopie Allensbach ermittelte noch im Jahr 2000 eine Ablehnungsrate von 52%, diese stieg im Folgejahr auf 57%, um 2002 wieder auf 52% zu sinken und im Jahr 2003 den Wert von 49% zu erreichen. Im Jahre 2004 allerdings, also im Jahr der Osterweiterung und in den Monaten kurz vor der Entscheidung der Kommission – und dieses Ergebnis gilt es mit den Ergebnissen unserer Diskursanalyse zu kontrastieren – stieg die Zahl jener, die sich gegen einen Beitritt aussprachen, zu Beginn des Jahres auf 57% und erreichte Mitte des Jahres einen Höchststand von 66%:

Insbesondere die Diskussion über einen möglichen Beitritt der Türkei hat den Eindruck verstärkt, dass der Tragweite solcher [Erweiterungs-, E.M.]entscheidungen unzureichend Rechnung getragen wird. Nur 12 Prozent der [deutschen, E.M.] Befragten unterstützen grundsätzlich den Beitritt der Türkei, 66% sprechen sich dagegen aus. Dagegen findet Frau Merkels Vorschlag einer privilegierten Partnerschaft, die die Türkei ohne Mitgliedschaft wirtschaftlich enger an die EU binden würde, wachsende Unterstützung. […] Während für die Mehrheit außer Frage steht, dass am 1.Mai überwiegend europäische Nationen zum Mitglied der EU werden, stufen nur 21 Prozent die Türkei als europäisches Land ein. (Köcher 2004, Hervorhebung E.M.)
Inhaltsverzeichnis
Danksagung5
Inhaltsverzeichnis6
1 Einleitung9
2 Theorie28
3 Methode83
4 Deutungsmusteranalyse111
5 Derivationenanalyse152
6 Resümee188
Literaturverzeichnis192

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