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E-Book

'Voll Porno!'

Warum echte Kerle 'Nein' sagen

AutorChristoph Pahl
VerlagFrancke-Buch
Erscheinungsjahr2010
Seitenanzahl208 Seiten
ISBN9783868278958
FormatePUB
Kopierschutzkein Kopierschutz
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis8,99 EUR
Voll Porno?! Ist Pornokonsum heutzutage alltäglich und normal geworden? Was für Auswirkungen hat er auf mein eigenes Leben, auf meine Beziehungen und auf meinen Umgang mit Sexualität? Christoph Pahl setzt sich gekonnt mit der Thematik auseinander, präsentiert die Ergebnisse wissenschaftlicher Studien und spricht ehrlich über eigene Erfahrungen und seinen Ausstieg aus der Pornofalle. Gemeinsam mit dem Leser überlegt er, was einen echten Kerl eigentlich ausmacht und ermutigt dazu, sich mit den eigenen Bedürfnissen und Sehnsüchten auseinanderzusetzen: Was steckt hinter meinen Sehnsüchten? Wie komme ich aus der Pornofalle heraus? Und welche Rolle spielt Gott dabei? Das Buch richtet sich besonders an Männer. Aber auch Partnerinnen und Eltern von Betroffenen finden hier Gedanken, die es ihnen ermöglichen, den Pornokonsum zu verstehen, und praktische Tipps, wie sie den Betroffenen helfen können. Mit einem Vorwort von Bernd Siggelkow (ARCHE, Berlin)

Christoph Pahl, Jahrgang 1981, ist verheiratet mit Johanna und lebt in Leipzig. Er arbeitet als Jugendreferent für 'crossover' und ist in der Schuljugendarbeit aktiv.

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Leseprobe

1. Generation Porno

„Voll Porno“

„Das ist ja voll Porno“, ruft ein Jugendlicher, als er nach ein paar Tagen Jugendfreizeit auf einer Raststätte in einen Burger beißt. Auf meinen verdutzten Blick antwortet er mit vollem Mund: „Endlich wieder Fast-Food.“ Vielleicht geht es dir genauso wie mir, dass ich nicht kapiert habe, was Fast Food mit dem Thema dieses Buches zu tun hat.

Porno scheint nicht mehr nur ein Substantiv zu sein, sondern es kann nun auch als Adjektiv eingesetzt werden. Vielleicht finden wir im Duden bald folgenden neuen Eintrag: „porno adj Jugendsprache für: cool, abgefahren, super“.

Dabei ist der Ursprung des Wortes nicht so super. Der Begriff „Pornografie“ kommt aus dem Griechischen: Porné = Hure3 und graphein = schreiben, beschreiben.

Pornographos bedeutet also wörtlich „über Huren schreibend“.

Zum Vergleich kommt der Begriff Erotik4 von dem griechischen Wort: eros = Liebe.

Hier zeigt sich schon in den Wortursprüngen eine problematische Erkenntnis: Pornos haben nichts mit Liebe zu tun. Dieser Aussage stimmen sicher die meisten Menschen zu. Das Problem ist: Es geht in Pornos um Sex und der hat – meiner Meinung nach – sehr viel mit Liebe zu tun. Caspar, 14 Jahre alt, sagt: „Porno ist Porno und Liebe ist Liebe, das sind für mich zwei verschiedene Sachen.“5

Ich denke, Caspar macht es sich da etwas zu leicht.

Der Duden findet folgende Definition: „Pornografie, die Darstellung geschlechtlicher Vorgänge unter einseitiger Betonung des genitalen Bereichs und unter Ausklammerung der psychischen und partnerschaftlichen Gesichtspunkte der Sexualität.“6

Zwischenfrage: Was denkst du, wozu wird Sex, wenn man psychische und partnerschaftliche Gesichtspunkte weglässt?

Schwierig ist in der Praxis die Abgrenzung zwischen Erotik und Pornografie. Denn vieles, was als Erotik beschrieben wird, hat nichts mit Liebe und auch nichts mit Partnerschaft zu tun. Wenn sich Frauen für ein Werbeplakat nackt fotografieren lassen und dafür Geld bekommen, dann gibt es keinen Zusammenhang zu Liebe oder Partnerschaft. Wenn sich meine Frau dagegen nackt fotografieren lässt und mir diese Fotos schenkt, dann hat das sehr viel mit Liebe zu tun. Deswegen geht für mich die Duden-Definition nicht weit genug. Auch wenn Menschen sich nur nackt darstellen, um andere (zu denen sie keine Partnerschaft haben) sexuell zu erregen, ist das für mich Pornografie.

Übrigens dürfte das Thema Jugendliche und Pornografie rein rechtlich gar kein Thema sein, denn § 184 StGB stellt die Weitergabe und sogar das Zugänglichmachen von pornografischem Material an Minderjährige unter Strafe.

Halten wir fest: „Porno“ ist zwar in der Jugendsprache eine Umschreibung für eine coole Sache, aber Porno bedeutet eigentlich Sex und sexuelle Darstellung ohne Partnerschaft und Liebe.

Das sagen die Fakten

Bei meiner Recherche zu dem Thema bin ich auf sehr viele Statistiken und Zahlen gestoßen. Leider sind nur sehr wenige Umfragen und Studien repräsentativ oder wissenschaftlich anerkannt. Hier eine Auswahl von statistischen Ergebnissen, die mir seriös und wichtig erschienen:

  • 42 % der befragten Erwachsenen räumten ein, dass sie sich unsicher fühlten, weil ihr Partner pornografisches Material konsumiert.7
  • 90 % der Jungen und 35% der Mädchen im Alter von 14-17 Jahren gaben an, gelegentlich Pornos zu schauen.8
  • Nur 16 % der Eltern von Jugendlichen, die Pornos gesehen haben, wussten davon.9
  • Die Porno Branche setzt weltweit circa 40 Milliarden Euro um. Das ist so viel, wie der komplette Internethandel in Deutschland umsetzt.10
    Es gibt 260 Millionen rein pornografische Internetseiten.11
  • 75 % der befragten Jungen sind aus Versehen schon mehrfach auf pornografische Internetseiten gestoßen.12
  • 37 % der Pastoren in den USA sagen, dass Porno-Webseiten für sie ein ständiges Problem sind.13
  • Eine kanadische Studie fand einen Zusammenhang zwischen häufigem Pornokonsum bei Jungen und der Überzeugung, ein Mädchen zum Sex zu zwingen sei akzeptabel.14
  • Für Jungs findet der erste Kontakt mit Pornografie durchschnittlich im Alter von 12 Jahren statt.15
  • Ein Drittel der männlichen Teilnehmer einer Online-Umfrage gaben an, täglich Pornos zu konsumieren. Bei den Frauen waren es acht Prozent.16

Das Fazit dieser Fakten fasste der Sexualwissenschaftler Dr. Pastötter im Pro-Sieben-Sexualreport treffend zusammen: „Pornografie hat aufgehört, ein Nischen- oder Randphänomen zu sein. Sie ist längst in der Mitte der Gesellschaft angekommen und hat Einfluss auf unser Denken und unser Verhalten im Bereich der Sexualität.“

Das sagen die Experten …

Statistiken berühren mich ehrlich gesagt nicht so sehr wie Aussagen von Jugendlichen und jungen Männern. Lest selbst:

  • „In meiner Klasse hat, glaube ich, jeder schon mal einen Porno gesehen. Jetzt sind Pornos in der Schule etwas ganz Alltägliches.“17 (Coco, 13)
  • „Früher, als es das Internet noch nicht gab, war man auf ein paar Mädchen beschränkt. Jetzt kann man sie auf der ganzen Welt suchen und mit ihnen machen, worauf man Lust hat.“18 (Derrel, 17)
  • „Obwohl ich sie widerlich fand, kam ich irgendwie nicht davon los. Tief in mir fühlte ich, dass es falsch war, etwas pervers. Aber um ehrlich zu sein, ich wollte mehr davon sehen.“19 (Tom, 16)
  • „Ich sehe mir fast jeden Tag drei bis vier Stunden pornografische Bilder und Videos an.“20 (Malcom, 17)
  • „Jungs, die viel Pornos gucken, haben Sex nach einem bestimmten Muster, wie nach einem Drehbuch.“21 (Tessa)
  • „Ich hatte mal ein Bild von einer nackten Frau auf dem Handy, das hat ein Mädchen gesehen, und die fand das ekelhaft.“22 (Bryan, 13)
  • „Ich finde es ziemlich erstaunlich, dass Frauen überhaupt in Pornofilmen mitspielen, obwohl das bestimmt nicht gut für sie ist.“23 (Caspar, 14)
  • „Nach dem Konsum von Pornos fühle ich mich zum einen schlecht, zum anderen überhaupt nicht befriedigt, im Grunde hab ich sogar Ekel vor mir selbst.“24 (David, 17)
  • „Als mein Pornokonsum zeitweise mehrmals pro Tag war, konnte ich nicht mehr auf die Straße gehen, ohne jeder Frau ausschließlich auf die Oberweite oder den Hintern zu gucken.“25 (Felix, 24)
  • „Mein Bruder und ich schauten auch mal in der History des Browsers nach, auf welchen Seiten meine Mutter und ihr Lover gewesen waren. So haben wir uns schon mit ungefähr 10 Jahren die ganzen Sexseiten angeguckt. War voll geil.“26 (Hendrik, 18)

Das sagen Wissenschaftler und Psychologen:

  • „Auf jedes Pornovideo gehört ein Aufkleber und vor jeden pornografischen Internetclip eine Warnung: ,Das Betrachten von Pornografie kann ihrer sexuellen Gesundheit erheblichen Schaden zufügen.‘27 Dr. Pastötter, Präsident der deutschen Gesellschaft für Sexualforschung.
  • „Wir wissen heute, dass mediale Darstellungen unsere Einstellungen – etwa zu Gewalt oder zu Sexualität beeinflussen.“ Mediensoziologe Michael Schetsche.
  • „Die Welt unserer Kinder ist voll mit suggestiven Bildern, die stark sexuell aufgeladen sind. Allein sind sie völlig überfordert mit dieser medialen Realität aus MTV, stark sexualisierter Werbung und harter Pornografie.“28 Laszio Pota, Vizepräsident des Berufsverbandes deutscher Psychologen.
  • „Die intensive Nutzung pornografischer Medienangebote steigert die selbst zugegebene Vergewaltigungsbereitschaft von Männern.“29 Dolf Zillmann, Medienpsychologe.
  • „Der eigentliche Boom im Bereich Pornografie liegt noch vor uns.“30 Prof. Dr. Schirrmacher, Religionsoziologe und Ethiker.
  • „Dieser freie Zugang zu Hardcore-Pornos ist eine tickende Zeitbombe. Ich kann mir die Folgen noch gar nicht ausdenken. Aber ich vermute, dass Sexualität immer mehr entwertet wird.“31 Francis Amaleus, Sexualtherapeutin.

Und jetzt …

Was lösen diese ganzen Fakten und Meinungen bei dir aus? Es gibt vier Optionen:

A: Ich bin total geschockt, wie sehr Pornos verbreitet sind und wie sehr das unser Leben beeinflusst.

B: Ich bin beruhigt, dass mein Pornokonsum ganz normal ist und ich im Durchschnitt liege.

C: Ich glaube keinen Statistiken und Experten. Das beeindruckt mich alles gar nicht. Wo ist das Problem bei ein bisschen Porno?

D: Einige Aussagen machen mich nachdenklich und decken sich mit meinen Erfahrungen.

Wie fühlst du dich am ehesten: A, B, C oder D?

  • Pornografie ist ein Thema in unserer Gesellschaft. Ich behaupte, für fast alle jungen Männer gehören Pornos zum Aufwachsen dazu. Das ist ehrlich gesagt nicht ganz neu. Schon Studien Anfang der neunziger Jahre zeigen, dass junge Männer Pornos konsumieren. Doch gerade in den vergangenen Jahren hat sich einiges verändert. Zum einen ist es durch das Internet wesentlich einfacher geworden, Zugang zu Pornos zu bekommen....
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