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Warum wir vergessen

Psychologische, natur- und kulturwissenschaftliche Erkenntnisse

AutorHans J. Markowitsch, Monika Pritzel
VerlagSpringer-Verlag
Erscheinungsjahr2017
Seitenanzahl283 Seiten
ISBN9783662541371
FormatPDF
KopierschutzWasserzeichen/DRM
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis29,99 EUR

Ist Vergessen ein psychisch gesunder oder ein krankhafter Prozess? 

Fest steht, es gibt kein normales Leben ohne Vergessen und kein normales Leben ohne Erinnerung. Diese Dichotomie steht im Zentrum des Buches und wird aus ganz unterschiedlichen Perspektiven beleuchtet - unter anderem aus individualpsychologischer, neurowissenschaftlicher, sozialer und kultureller Sicht. 

Dieses Fachbuch beleuchtet und analysiert den Nutzen und die Risiken eines Alltagsphänomens. Leicht verständlich eröffnet sich dem Leser ein integrativer Zugang zu einer zentralen kognitiven Erscheinung menschlichen (und tierischen) Lebens. 

Das Buch zu lesen erfordert über weite Teile keine speziellen Vorkenntnisse, ist aber dennoch hochgradig wissenschaftlich fundiert. Kulturspezifische Aspekte des Vergessens im europäischen wie außereuropäischen Raum werden ebenso erfasst wie zelluläre, systemische, genetische und epigenetische Grundlagen, die die Hirnforschung gerade in neuerer Zeit zunehmend intensiv diskutiert. 

Damit bietet es einen einmaligen Inhalt für den interessierten Laien wie für den Experten.  




Monika Pritzel ist emeritierte Psychologieprofessorin und Historikerin (M.A.). Sie arbeitete an der Universität Koblenz-Landau. Ihre Arbeitsschwerpunkte waren Physiologische Psychologie und Geschichte der Psychologie.

Hans J. Markowitsch ist Professor em. für Physiologische Psychologie an der Universität Bielefeld. Er hatte Professuren für Biopsychologie und Physiologische Psychologie an den Universitäten von Konstanz, Bochum, und Bielefeld und erhielt Rufe auf Lehrstühle für Psychologie und Neurowissenschaften an Universitäten in Australien und Kanada. In seinen Forschungen beschäftigte er sich mit den neuronalen und psychischen Grundlagen von Gedächtnis und Gedächtnisstörungen und Wechselwirkungen zwischen Gedächtnis, Emotion und Bewusstsein. Er ist Autor, Koautor oder Herausgeber von mehr als zwei Dutzend Büchern und schrieb über 600 wissenschaftliche Artikel und Buchkapitel.

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Blick ins Buch
Inhaltsverzeichnis
Danksagung5
Inhaltsverzeichnis6
Das Phänomen des Vergessensim Kontextder Zeit11
1 Die Vielfalt der Möglichkeiten des Vergessens12
1.1 Wie alles anfing – Beispiele aus der Entstehungsgeschichte verschiedener Hypothesen über die Einbindung des Vergessenen in die Idee des Erinnerten13
1.2 Vergessen als Preis einer variablen Spurenbildung14
1.3 Die Transportbedingungen gespeicherter Inhalte wirken auf deren Textur zurück15
1.3.1 Jeder erneute Abruf verändert das Abzurufende16
1.3.2 Vergessen von bereits im Gedächtnis abgelegten Inhalten17
1.3.3 Vergessen und die Idee der Schichtung von Seelenvermögen20
1.3.4 Vergessen und die Idee des ewigen Fließens21
1.3.5 Vergessen im Schnittbereich von Geistes- und Naturwissenschaft22
1.3.6 Vergessen heute – eine Leerstelle in verschiedenen Formen des individuellen und kollektiven Gedächtnisses?23
1.3.7 Versuch der „Sichtbarmachung“ einiger Leerstellen in traditionellen Forschungsansätzen25
1.4 Vergessen und Erinnern27
1.4.1 Das Vergessen formt das Erinnern27
1.4.2 Vergessen als systemimmanente Verzerrung der Erinnerung28
1.4.3 Vergessen ist mit bestimmten inneren und äußeren Wirkfaktoren verknüpft29
1.4.4 Vergessen muss nicht endgültig sein30
1.4.5 Vergessen als eine Möglichkeit des Selbsterhalts31
1.4.6 Vergessen: Konstruktion statt Rekonstruktion der Vergangenheit32
1.4.7 Vergessen als Preis für multivariate Synchronisation verschiedener Rahmenerzählungen33
1.5 Vergessen und Gedächtnis34
1.5.1 Die implizite Umkehrbewegung, die im Verb steckt, steht sinnbildlich für die Schwierigkeit der Akzeptanz einer aktiven, organisierenden Bedeutung des Vergessens34
1.5.2 Vergessen in stabilen Subtraktions- und Kehrwertmodellen35
1.5.3 Vergessen in variablen Gleichgewichtsmodellen35
1.5.4 Vergessen in dynamischen Systemen37
Literatur38
2 Zum Begriff der Zeit: Explizit oder implizit, objektiv oder subjektiv?41
2.1 Vom Umgang mit dem Zeitbegriff in der experimentell ausgerichteten Psychologie43
2.2 Vom Umgang mit der Zeit in Geistes- und Kulturwissenschaft46
2.3 Vom Begriff des Vergessens in den Naturwissenschaften48
2.3.1 Vergessen als „Erbe“ einer strukturgebundenen Auseinandersetzung mit der Umwelt in der Vergangenheit50
2.3.2 Verschiedene naturwissenschaftliche Zeitbegriffe und Vergessen51
2.3.3 Vergessen: Ein zeitgebundenes Passungsproblem?53
Literatur55
Vergessen in denNeurowissenschaften59
3 Vergessen im klinisch-neurowissenschaftlichen Bereich60
3.1 Amnesie61
3.2 Erinnerungsverluste und Erinnerungsverfälschungen in hirngesunden und psychiatrisch unauffälligen Personen63
3.2.1 Induzierte Fehlerinnerungen64
3.2.2 Fehlerinnerungen und Gehirn64
3.2.3 Lügen65
3.2.4 Weitere Vergessensphänomene66
3.2.5 Hypermnesie68
3.2.6 Schlussfolgerungen70
3.3 Vergessen aufgrund organischer Hirnschäden70
3.3.1 Schlaganfälle72
3.3.2 Korsakow-Syndrom73
3.3.3 Epilepsie, Encephalitis und medialer Temporallappen74
3.3.4 Hypoxie75
3.3.5 Degenerative und stoffwechselbedingte Hirnkrankheiten77
3.3.6 Schädel-Hirn-Traumata, leichte Schädel-Hirn-Verletzungen77
3.4 Vergessen bei psychogenen (dissoziativen) Amnesien und ähnlichen Erkrankungen79
3.4.1 Fall AZ80
3.4.2 Fall BY81
3.4.3 Fall CX81
3.4.4 Fall DW82
3.4.5 Fall EV82
3.4.6 Fall FU, GT und HS83
3.4.7 Fall IR84
3.4.8 Fall JQ und KP84
3.4.9 Schlussfolgerungen aus diesen und ähnlichen Fallbeschreibungen85
3.4.10 Vergessen, Verdrängen, Blockieren85
Literatur87
Kulturelle, soziale undgeschichtliche Bezüge105
4 Erinnerung trotz kollektiven Vergessens: Vom „eigentlich“ unmöglichen Fortleben gemeinschaftlicher Erinnerungen an die kosmogene Welt der „Dreamtime“ bei Nachfahren von Ureinwohnern im heutigen Australien109
4.1 „Myth is a living thing“: Vergessen und die Untiefen der Erinnerung113
4.1.1 Akzeptanz des Vergessens als Teil wissenschaftlicher Akzeptanz indigener Mythen114
4.1.2 Vergessen in der Unbestimmtheit von Raum und Zeit115
4.1.3 Vergessen angesichts verschiedener Kommunikationsstrategien117
4.1.4 Verschweigen als Mittel des Erhalts von Inhalten118
4.1.5 Vergessen und Verschweigen von verschiedenen Räumen und Zeiten119
4.2 Vergessen und die Dynamik der Rekonstruktion einer „Traumzeit“120
4.2.1 Die Unmöglichkeit des Vergessens – oder: Der Erhalt „traumzeitlicher“ Ordnung im vorübergehend Verborgenen122
4.2.2 Ordnungsprinzipien einer kognitionswissenschaftlichen Aufschlüsselung „traumzeitlicher“ Erinnerungen123
4.2.3 Immunisierung des Individualgedächtnisses gegen ein Vergessen von Traumzeitlegenden124
4.2.4 Vergessen ist immer auch ein Bestandteil kollektiven Erinnerns125
4.2.5 Die Bedeutung von Merkzeichen für die Rekonstruktion selbstwertstabilisierender „Traumzeitlegenden“ wandelt sich127
4.2.6 Löschungsresistente und kopiergenaue Verhaltensweisen dienen als Mittel gegen das Vergessen128
4.2.7 Vergessen als Preis der Gemengelage vielfältiger Sicherungssysteme für Traumzeitmythen130
4.2.8 Von memories zu mentalities: Kann man ein Weltbild überhaupt „vergessen“?131
Literatur135
5 Vergessen in konfliktreichen Schnittbereichen kollektiven Erinnerns am Beispiel mittelalterlichen Weistums139
5.1 Weistümer: Vergessen induzierender Regelwerke der Vermittlung zwischen Herrschaft und bäuerlicher Bevölkerung141
5.1.1 Vergessen zwischen Literalität und Oralität141
5.1.2 Möglichkeit des Vergessens im Umgang mit dem Inhalt eines Hofweistums142
5.2 Vergessen als Ausdruck eines bestehenden Konfliktpotenzials144
5.2.1 Vergessen – Folge eines ritualisierten Zusammenspiels von Herrschaft und Gehöfer144
5.2.2 Das Verbot zu „vergessen“ verändert das Erinnerte146
5.2.3 Vergessen – eine Folge des alltäglichen Zusammenspiels von Herrschaft und Hörigen147
5.2.4 Vergessen als Schlüssel für eine konfliktarme Interpretation der Gegenwart150
Literatur152
Vergessen und Körperbezug154
6 Vergessen: Der Wandel im neurowissenschaftlichen Verständnis eines vielschichtigen Phänomens155
6.1 Möglichkeiten neurobiologischer Erklärungsversuche des Vergessens157
6.1.1 Modifikation neuronaler Kommunikation159
6.1.2 Vergessen als „natürlicher Teil“ mnestischer Vorgänge im immerwährenden Zusammenspiel von verschiedenen Subsystemen der Informationssicherung: Impliziter Rückgriff auf geisteswissenschaftliche Denkmuster160
6.1.3 Vergessen als eine Art Kollateralschaden bei einer überdauernden Umwidmung von Informationen oder Re-Programmierung des Epigenoms161
6.1.4 Vergessen als missglückter Zugriff auf eine bestehende „Kopie“ bzw. „kontraproduktive“ Änderung beim Versuch einer Reproduktion mnestischer Änderungen?162
6.1.5 Vergessen unter dem Aspekt einer Differenzierung neuronaler und nichtneuronaler Mechanismen163
6.1.6 Vergessen verstanden als Irrfahrt einer mentalen Zeitreise164
6.1.7 „Remember to forget!“ – mögliche neuronale Korrelate aktiven Vergessens165
Literatur166
7 Umgang mit Fragen des Vergessens in physiologischen nichtneuronalen Systemen170
7.1 Vergessen – ein Phänomen, das den ganzen Menschen betrifft?171
7.1.1 Die Analyseebenen eines naturwissenschaftlich verstandenen Vergessen im Gehirn wirken auf das Verständnis des Phänomens zurück173
7.2 Die Bedeutung des Gehirns für Vorgänge des Vergessens im Gesamtgefüge des Körpers175
7.2.1 Erfahrungen und körperliche Empfindungen sind nur teilweise deckungsgleich176
7.3 Vergessen innerhalb des Möglichkeitsraumes „geheimen“ körperlichen Geschehens179
7.3.1 Bekannte Grenzen im zeitlichen Zusammenspiel zwischen körperlichem und geistigem Vergessen180
7.3.2 Gibt es „alternative Formen“ des Vergessens?181
Literatur184
8 Epigenetische Korrelate des Vergessens187
8.1 Zelluläres Gedächtnis, zelluläres Vergessen: Eigengesetzlichkeiten eines (molekular-)genetisch begründeten Programms, das Daten abrufbereit zur Verfügung halten oder aktiv zum „Schweigen“ bringen kann190
8.1.1 Vergessen: Eine Problemstellung (auch) auf Ebene der soft inheritance?190
8.1.2 Plastizität der Genregulierung und ihre mögliche Beziehung zu Verhaltensänderungen, die mit Vergessen in Zusammenhang stehen192
8.1.3 Die Bedeutung der Genexpression für Vorgänge des Vergessens195
8.2 Wirkkräfte jenseits des genetischen Codes: Mögliche Bedeutung epigenetischer Wirkmechanismen für das Vergessen199
8.2.1 Chromatinmarkierungen bedingen eine Veränderung der Ablesemöglichkeit frei liegender Gene201
8.2.2 Acetylierung und Methylierung und die sie steuernden Enzyme203
Literatur207
9 Vergessen im Immunsystem: Eine Frage der Passung interagierender Systeme209
9.1 Grenzen traditioneller Erklärungsversuche alltäglichen Vergessens: Immunbiologie und geisteswissenschaftlich orientiertes Denken210
9.2 Möglichkeiten einer gemeinsamen inhaltlichen Ausgestaltung des Vergessensbegriffs212
9.3 Grundprinzipien von Gedächtnis und Vergessen innerhalb des Immunsystems214
Literatur218
10 Schlussbetrachtung: Plädoyer für ein neues Verständnis des Vergessens220
10.1 Die Vielgestaltigkeit des Vergessens eröffnet eine Vielfalt möglicher Fragen und Antworten222
10.2 Ungeklärte Schnittstellen: Mit „Vergessen“ umschreibt man jeweils nur ansatzweise, was währenddessen geschieht225
Literatur228
11 Erklärung ausgewählter Fachbegriffe230
Literatur275
Serviceteil276
Stichwortverzeichnis277

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