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E-Book

Weisheit

Über das, was uns fehlt

AutorGert Scobel
VerlagDuMont Buchverlag
Erscheinungsjahr2018
Seitenanzahl480 Seiten
ISBN9783832184414
FormatePUB
KopierschutzWasserzeichen
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis9,99 EUR
Kaum etwas fehlt uns heute so sehr wie Weisheit: im Umgang mit der Welt, mit anderen und uns selbst. Faszinierend und anschaulich erzählt Gert Scobel die spannende Geschichte einer Geisteshaltung. Eine bereichernde Lektüre, denn Weisheit ist die Voraussetzung für ein sinnvolles und geglücktes Leben.

Gert Scobel, 1959 in Aachen geboren, studierte Philosophie und katholische Theologie an der Jesuiten-Hochschule St. Georgen in Frankfurt am Main und an der University of California in Berkeley sowie Wissenschaftstheorie und Sprachphilosophie in Frankfurt am Main. Zweimal erhielt er das EICOS-Stipendium, u.a. am Max-Planck-Institut für Kognitions- und Neurowissenschaften in München. Nach seiner Arbeit als freier Journalist für Zeitungen und Hörfunk sowie als Dokumentarfilmer moderierte er von 1995 bis 2007 als Anchorman die werktägliche 3sat-Sendung 'Kulturzeit' sowie von 2001 bis 2003 als Anchorman das 'Morgenmagazins' der ARD. Seit 2008 ist er Redaktionsleiter und Moderator der wöchentlichen, interdisziplinären Wissenschaftssendung 'scobel' auf 3sat. Gert Scobel wurde unter anderem zweimal mit dem Grimme-Preis ausgezeichnet (2005, 2018), dem Deutschen und Bayerischen Fernsehpreis sowie 2005 vom Medium Magazin zum 'Kulturjournalisten des Jahres' gewählt. Seit 2016 ist er Professor für 'Philosophie und Interdisziplinarität' an der Hochschule Bonn-Rhein-Sieg, wo er seit 2018 zum Direktorium des Zentrums für Ethik und Verantwortung gehört (ZEV).

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Leseprobe

VORWORT ZUR TASCHENBUCHAUSGABE


Seit dem erstmaligen Erscheinen dieses Buches im Herbst 2008 sind in Sachen Weisheit einige erfreuliche Dinge passiert, die Anlass zu einem gewissen Optimismus geben. Dazu gehört, dass das Thema jenseits aller Esoterik immer mehr in den Blick der Öffentlichkeit gerät. Mir scheint, dass die Taschenbuchausgabe meines Buches eine gute Gelegenheit bietet, Ihnen kurz von diesen erfreulichen Fingerzeigen zu erzählen. Allerdings will ich Ihnen zuvor eine Frage beantworten, die Sie sich vermutlich jetzt mit dem Buch in der Hand stellen dürften: Warum sollten Sie dieses Buch lesen? Zumal Sie mehrere Bücher zur Auswahl haben könnten, die in den letzten beiden Jahren zum Thema »Weisheit« erschienen sind?

Ich will Ihnen von den vielen Gründen, die es gibt, wenigstens drei nennen, die in Gesprächen mit Leserinnen und Lesern, aber auch mit Wissenschaftlern, Philosophen und spirituellen Menschen immer wieder eine Rolle gespielt haben.

Der erste und vielleicht wichtigste Grund ist wohl der, dass Ihnen dieses Buch dabei helfen kann, sich selbst (und auch andere) besser zu verstehen. Insofern könnte es Sie bei Ihrer eigenen Entwicklung unterstützen und dabei, mit sich selbst (und mit anderen) anders – eben weiser – umzugehen. Für uns alle ist, unabhängig von unserer Herkunft, Sprache, Kultur oder Weltanschauung, Weisheit, so vage der Begriff zunächst auch sein mag, eine Art Lebensziel. Weisheit stand und steht seit der Zeit der indischen Veden und der ägyptischen Weisheitslehre, also seit Jahrtausenden – und lange bevor es das Abendland gab –, für eine positive, erstrebenswerte Haltung, die in allen Zeiten und Kulturen für wertvoll gehalten wurde. Das gilt seltsamerweise trotz des Umstandes, dass die meisten von uns nie ernsthaft versucht haben selbst weise zu werden. Vielleicht liegt der wahre Grund dafür in einem stillen Zweifel daran, dass wir es überhaupt können. Ist Weisheit lernbar? In diesem Buch werden Sie erfahren, dass und warum es tatsächlich so ist. Weisheit ist eine Fähigkeit, die wir alle »trainieren« können. Allerdings bevorzuge ich statt des sportlich-akrobatischen Begriffs »Training«, der immer etwas von genialen Rennpferden und verspiegelten Fitnessräumen an sich hat, den im Vergleich eher antiquiert erscheinenden Begriff des »Kultivierens«, der Bildung, des Ausbildens oder Übens. Es ist schon erstaunlich, dass immer dann, wenn man Menschen direkt anspricht und danach fragt, ob Sie Weisheit schätzen oder sich einen weisen Menschen in ihrer Nähe wünschen, fast alle spontan mit Ja antworten. Weisheit ist ein hohes Lebensziel – und daran hat sich selbst über die Jahrhunderte hinweg nichts geändert. Vielleicht ist das so, weil Weisheit in Zeiten einer sich schnell und grundlegend verändernden Entwicklung der Bevölkerung immer noch eine positive Qualität ist – ehrlicherweise die einzige, die wir mit dem Altern, das uns als durchweg negativ, lästig, ja quälend erscheint, überhaupt in Verbindung bringen.

Dieses Buch hilft Ihnen dabei, auf eine seriöse, gründliche Art und Weise zu verstehen, was gemeint ist, wenn man heute mit Blick auf die verschiedenen Weisheitstraditionen verantwortlich von Weisheit spricht. Insofern bietet das Buch Ihnen eine solide Basis dafür, Weisheit zu entwickeln. Es enthält eine umfassende Darstellung von Weisheit, die jedoch auf die üblichen Zitate und Einführungen, beispielsweise der griechischen Philosophie, und somit auf gewisse Wiederholungen verzichtet. Die einschlägigen Textstellen zum Thema finden Sie ohnehin bereits in jedem Philosophiebuch. Obwohl Weisheit kein Lebenshilfe-Buch ist, sondern in erster Linie die Grundlagen und neuesten Entwicklungen sichtbar zu machen versucht, werden Sie das Buch vermutlich mit Gewinn für sich selbst lesen – so wie ich es von vielen Leserinnen und Lesern gehört habe, mit denen ich seit Erscheinen des Buches habe sprechen können.

Ein zweiter Grund dafür, sich die Mühe zu machen und dieses durchaus umfangreiche Buch zu lesen, dürfte sein, dass es nach Meinung von Fachleuten zwei Fliegen mit einer Klappe schlägt. Zum einen befreit das Buch die Weisheit aus der Esoterik-Ecke, in der sie leider meist immer noch gesucht wird und nicht zuletzt aus diesem Grund auch ein eher marginales und vernachlässigtes Leben in der öffentlichen Wertschätzung führt. Weisheit ist alles andere als ein Angebot zu mehr mentaler Wellness und eignet sich kaum zum ersatzweisen Sacro-Konsum. Weisheit ist Arbeit an sich selbst. Manchmal sogar harte Arbeit. Vor allem aber ist Weisheit etwas, das mit dem Leben, mit dem Alltag zu tun hat – also mit profanen und nicht mit esoterischen Dingen. Das Hier und Jetzt jedes Einzelnen von uns ist der Ort, an dem Weisheit sich zeigen kann und bewähren muss. Die zweite Fliege, die das Buch schlägt, ist aufklärerischer Art. Es räumt mit einem Vorurteil auf – dem Vorurteil, dass Weisheit etwas für Wissenschaftsskeptiker, für forschungsscheue und unkritische, eben »rein spirituelle« Menschen wäre.1 Mein Buch wird Ihnen jedoch nicht nur erklären, was spirituelle Traditionen, sondern vor allem auch was moderne Wissenschaften über Weisheit denken – und warum ein zunächst weich und schwammig erscheinender Begriff wie »Weisheit« in den Brennpunkt ihres Interesses geraten ist. Denn dass Naturwissenschaftler, die an Empirie und Experimenten, an Überprüfungen und exakten Aussagen interessiert sind, sich überhaupt mit dem Thema befassen (und nicht wie üblich allein die Geisteswissenschaften, von denen sich paradoxerweise ausgerechnet die akademische Philosophie von der Weisheit, die sie im Namen trägt, abgewendet hat) ist eine höchst erstaunliche Tatsache, auf die ich am Ende dieses Vorwortes noch kurz eingehen will.

Weisheit zum einen aus der Esoterikecke zu holen und zum anderen ihre Anschlussfähigkeit an die gegenwärtigen wissenschaftlichen, gesellschaftlichen und kulturellen Diskussionen und Problemstellungen der Zeit aufzuzeigen – das ist der zweite Grund, der für dieses Buch spricht. Unser Umgang mit Politik und Medien, mit Jugendlichen, mit Schulen, überhaupt mit den schwächeren Teilen unserer Gesellschaft (die immer größer werden), aber auch die Frage nach dem Kultivieren (Trainieren) von Glück oder danach, wie man ein gelungenes Leben führt oder mit wirklich belastenden, existenziellen Lebensproblemen umgeht: All das sind Fragestellungen, die mit Weisheit zu tun haben. Mehr noch: Weisheit braucht heute, um öffentliche Wirkung entfalten zu können, die Auseinandersetzung mit den (Natur-) Wissenschaften. Vor allem aber braucht sie diese Auseinandersetzung nicht zu scheuen. Gerade dieser Umstand könnte für Sie, wenn Sie Antworten auf Grundfragen Ihres Lebens suchen, ein gutes Argument sein, das Buch zu lesen: denn es nimmt Ihnen Ihre eventuell doch vorhandene Angst, sich auf kritische Diskussionen einzulassen. Der Ansatz, den ich dabei in meinem Buch verfolge, ist einerseits neu, bestärkt aber andererseits alte, traditionelle Aussagen. Denn die »alte« Weisheit, so lautet eine der Hauptthesen in diesem Buch, ist deshalb anschlussfähig an die »modernen« Naturwissenschaften, weil sie ebenfalls entscheidend mit dem Verstehen und der Bewältigung von Komplexität zu tun hat. Komplexität ist eine reale, in der wissenschaftlichen wie im alltäglichen Leben vorkommende, messbare empirische Größe. Komplexität ist die grundlegende Struktur unserer Welt und eben darum auch entscheidend für unser Leben, das nicht nur zuweilen sehr kompliziert, sondern in Wirklichkeit vor allem komplex ist. Für viele mag das überraschend klingen. Doch nur so lässt sich die eigentliche »Wissens«-Qualität von Weisheit in den Blick bekommen. Die Dimension der Komplexität stellt einen qualitativen Sprung und ein Grundproblem in unserem Verstehen und in unserem Umgang mit Anderen, mit uns selbst und mit der Welt dar. Und doch ist die Komplexität lebender Systeme eine nicht zu bestreitende Tatsache. Leider. Denn vor allem die Kognitionsforscher haben immer wieder darauf hingewiesen, wie groß unsere Unfähigkeit ist, mit wirklich komplexen Systemen (denken Sie an die Politik, die Umwelt, aber auch an Ihr eigenes Innenleben) umzugehen. Und »Umgehen« bedeutet: sie verstehen, vorhersagen und steuern zu können. Unser Bild der Welt ist nach einfachen, mechanischen und linearen, nicht aber nach komplexen Regeln aufgebaut. Komplexität verlangt jedoch nach einem Umdenken, einem genaueren Hinsehen und Überprüfen versteckter Verbindungen samt ihrer vernetzten Folgewirkungen – und insofern auch nach einer gewissen Geschmeidigkeit und Gelassenheit im Umgang mit ihr. Mag sein, dass unser Gehirn nach dem bisherigen Kenntnisstand das komplexeste biologische System ist, das wir kennen – aber leider ist seine Existenz und die Tatsache, dass jeder von uns eines besitzt, längst noch keine Garantie dafür, mithilfe dieses Organs auch nachhaltig und gut mit der Komplexität der Welt umzugehen (ebenso wenig wie der Umstand, dass man zwei Füße hat, einen zum Profifußballer macht). Auch darüber und über die neueren Ergebnisse moderner Forschung werden Sie in diesem Buch mehr erfahren – insbesondere was die Bereiche Psychologie, Kognitions- und Emotionsforschung, Neurowissenschaften und Komplexitätsforschung betrifft (denn diese sind, bezogen auf das Thema Weisheit, wohl auch die wichtigsten Disziplinen).

Ein dritter Grund könnte schließlich sein, dass dieses Buch auch zwei Jahre nach seinem Erscheinen im deutschsprachigen Raum immer noch die bislang umfassendste Darstellung zum Thema Weisheit bietet – eine Darstellung, die die Moderne und die Naturwissenschaften ebenso in den Blick nimmt wie beispielsweise die christlichen oder buddhistischen Traditionen und die Einsichten der Psychologie, welche weiter in die Geschichte...

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