Der niemals begonnene Anfang, die gescheiterte Initiation eines Textes gehören zu den Albträumen des Autors. Würde er sich in die mythische Tradition der Wiederholung des schon Gesagten, schon Geschriebenen nahtlos einreihen, wäre sein Selbstverständnis als Urheber und Schöpfer in Frage gestellt. Produktions- wie rezeptionsästhetisch erweisen sich Versuche, Anfänge im Sinne des Originären zu begründen und festzuhalten, als nachträgliches, verspätetes Bemühen. Schließlich haben wir im Text immer schon angefangen. Umso mehr bleibt zu klären, welche Rituale und Reflexionen uns dennoch stets aufs Neue beginnen lassen. Welche unterschiedlichen Kulturtraditionen fließen in die Inszenierungen des Anfangs ein? Das Buch erhellt die Aporien des Anfangs und präsentiert literarische Imaginationen des 18. bis 21. Jahrhunderts, die in Aufbruch wie Rückkehr, Entwicklung wie Umkehrung, in Biographien wie Thanatographien das Beginnen als unabschließbare Denkbewegung der Moderne sichtbar werden lassen.
Ulrike Steierwald ist Professorin für Literaturwissenschaft mit dem Schwerpunkt Literatur- und Kulturgeschichte des 18. bis 21. Jahrhunderts an der Leuphana Universität Lüneburg. Von 1994 bis 2001 war sie stellv. Direktorin der Herzogin Anna Amalia Bibliothek, Klassik Stiftung Weimar. Arbeiten zu Raumkonzepten des 18. Jahrhunderts, Leibniz' System einer Universalbibliothek, Sammlungstheorien der Moderne und zur Geschichte der Weimarer Klassik. Bis 2011 war Steierwald Professorin für Informationswissenschaft an der Hochschule Darmstadt (Medientheorie, Mediengeschichte, Wissensordnungen). Zum WS 2011/2012 Ruf an die Leuphana Universität Lüneburg.
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