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E-Book

Wie intelligent sind Pflanzen?

Sensationelle Einblicke in die geheime Seite des pflanzlichen Wesens

AutorAdolf Wagner
VerlagBooks on Demand
Erscheinungsjahr2016
Seitenanzahl224 Seiten
ISBN9783743184305
FormatePUB
KopierschutzDRM
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis14,99 EUR
In diesem Buch behandeln die Autoren Fragen zum Thema Intelligenz und Bewusstsein bei Pflanzen und geben Antworten. Der Biologe Prof. Dr. phil. Adolf Wagner hat neben weiteren Biologen seiner Wirkungszeit schon früher grundlegende Erkenntnisse über die Intelligenz der Pflanzen veröffentlicht, und das in gemeinverständlicher Form. Seine Erkenntnisse sind hier in den Kontext der aktuellen Forschung eingebunden. Die zahlreichen Abbildungen gestatten dem Leser, tief gehende Einblicke in die geheimnisvolle Wesensseite der Pflanzen zu nehmen. Ein eigenes Kapitel mit den aktuellen Ergebnissen der Bewusstseinsforschung beantwortet die Frage, ob Pflanzen eine Art Bewusstsein haben. Insgesamt ist ein aktuelles Werk entstanden, das eine der spannendsten Fragen unserer Zeit nicht nur berührt, sondern auch Antworten gibt.

Der in Meran geborene österreichische Botaniker Prof. Dr. phil. Adolf Wagner (1869 - 1940) veröffentlichte im Laufe seiner Innsbrucker Wirkungszeit zahlreiche gemeinverständliche Bücher zur Tier- und Pflanzenkunde. Dabei stellte er sich gegen die streng materialistisch-kausalistische Einstellung des 19. Jahrhunderts und vertrat im Wesentlichen einen systemtheoretischen Standpunkt, nach dem die Vorgänge in Organismen auf intelligente Weise einem Ziel zustreben.

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Leseprobe

Das pflanzliche Empfindungsvermögen


Sprechen wir jemandem von der Beseeltheit der Pflanze, so wird, falls uns der Betreffende nicht als Spaßvogel oder bedauernswerten Irrenhauskandidaten betrachtet, eine seiner ersten Fragen sein: Wie mag dann das vitalseelische Empfindungsvermögen der Pflanze geartet sein, wie beschaffen müssen wir es uns denken? Das ist eine Frage, die selbstverständlich ebenso naheliegend wie schwer beantwortbar ist. Unmittelbar beantwortbar überhaupt nicht. Man muss sich auf das Vergleichen verlegen, muss aus den Symptomen auf das Wesen schließen, wie der Arzt auf die Krankheit. Aber hier gleich eines voraus: Ob wir auf diese Frage eine mehr oder minder berechtigte, mehr oder weniger begründbare Antwort finden können oder nicht, — die Frage nach der Vitalbeseeltheit überhaupt der Pflanze wird davon nicht berührt. Für diese haben wir, wie man gesehen hat und noch sehen wird, ganz andere entscheidende Gründe. Die Feststellung einer dem logischen Denken sich aufdrängenden Tatsache und das vollständige Verstehen dieser Tatsache bedingen sich nicht gegenseitig. Wenn wir einen Menschen eine Handlung begehen sehen, die wir „nicht begreifen“, das heißt, bei welcher wir nicht verstehen, was er dabei gedacht oder gewollt haben mag, so zweifeln wir doch nicht, dass er dabei gedacht und gewollt habe. Wir zerbrechen uns vielleicht den Kopf darüber, was das Gedachte und Gewollte gewesen sein könne, nicht aber darüber, dass dabei überhaupt etwas gedacht und gewollt wurde. Wenn wir nichts, aber auch gar nichts darüber zu denken vermöchten, auf welcher Stufe die Empfindungen der Pflanze stehen mögen, so bleiben doch alle Gründe für die Überzeugung, dass sie irgendeine Funktion der Vitalseele haben müsse, dadurch gänzlich unberührt.

*

Die Hauptschwierigkeit liegt gar nicht einmal darin, dass die Pflanze in ihrer ganzen Organisation so ungeheuer weit von unserer eigenen entfernt ist, sondern darin, dass es überhaupt schwer ist, fremde Empfindungen zu verstehen. Man täusche sich nicht: Die allgemeinen übereinstimmenden Grundlagen der menschlichen Empfindungen machen es mir scheinbar leicht, in meinen Nebenmenschen eine gleiche Seele zu erkennen, wie ich sie in mir erlebe, so wie ich etwa annehme: Der Mensch dort sieht auch „rot“, wo ich „rot“ sehe. Wie steht es aber im Feineren, Genaueren? Je mehr Erfahrungen man im Leben macht, desto mehr wird man gewahr, wie schwer und unzulänglich sich eigentlich die Menschen gegenseitig verständigen können.

Ich wage ganz getrost die Behauptung, dass die Missverständnisse im emotional-seelischen Verkehr der Menschen weit überwiegen. Selbst bei größter geistiger und sonstiger Seelenverwandtschaft, auch zwischen best harmonierenden Persönlichkeiten, bleiben stets im tiefsten Denken und Empfinden gleichsam Isolierungsstellen, an denen sich die beiden Persönlichkeiten nicht zu berühren vermögen. Man setzt sich im täglichen Leben darüber hinweg. Aber irgendeinmal, da und dort, kommt wenigstens ein flüchtiger Augenblick, wo der Verständnismangel offenkundig, sogar schmerzhaft fühlbar werden kann. Starke Persönlichkeiten kommen darüber hinweg, ohne dass die allgemeine Harmonie des Zusammenlebens gestört wird. Zuweilen aber, unter der „Hand des Verhängnisses“, kann ein solcher flüchtiger Augenblick des Nichtverstehens zu tragischen Auswirkungen führen, an die niemand gedacht hätte. Es braucht dabei auch nicht immer ein größerer geistiger Unterschied die eigentliche Ursache des Nichtverstehens zu sein, ebenso wenig irgendwelche Minderwertigkeit der einen oder anderen Person: Es wirkt da oft, gerade in den auffälligsten Beispielen, die uranfängliche Veranlagung der Persönlichkeit, die dem Individuum angeboren ist und die es nicht zu durchbrechen vermag.

Keine Individualpsyche gleicht völlig der anderen. Jede folgt nicht bloß den allgemeinen Gattungsgesetzen, sondern in höchster Schärfe auch Individualgesetzen. Dies wird um so mehr der Fall sein, je reichhaltiger auf einer gegebenen Lebensstufe die Auswirkungsmöglichkeiten der Psyche sind. Gerade in der Auswirkung von Mensch zu Mensch ist es um so weniger verwunderlich, als ja im Leben des Einzelnen wiederholt Augenblicke eintreten, wo er „sich selbst nicht versteht“. Die geheimnisvollen unterbewussten Strömungen der Individualität durchkreuzen nur zu oft die Einstellungen der bewussten Funktionen des Seelenlebens.

*

So steht eine Schranke für die volle Erfassung fremder Empfindungen schon zwischen Mensch und Mensch. Wie viel mehr zwischen Mensch und Tier! Von der Verfehlung des Menschen gegen den Menschen ist viel die Rede, — wer spricht von der allgemeinen Verfehlung des Menschen gegen das Tier?! Und doch: Welches Sündenregister kann man da der Menschheit vor Augen halten! Freilich: Man hat jedoch genug zu tun, der Verfehlung des Menschen gegen den Menschen zu wehren, — soll man sich darüber hinaus noch zum Anwalt der Tierwelt machen? Wie gegen den Mitmenschen, so handelt der Mensch auch gegen das Tier verwerflich in zweifacher Weise, im Geist und in der Tat.

Der Rohheiten gegen die Tierwelt gibt es so ungezählte, dass der fein organisierte Mensch sich mit Schauder von der größten aller Bestien, dem Menschen, abwenden möchte. Es ist ein vitalseelischer Defekt des Menschen selbst, der diesen zu solchem Verhalten gegen die Tiere antreibt. Will ich Gewissheit über den Seelenadel eines Menschen haben, so betrachte ich nicht sein Benehmen gegen die Mitmenschen; da ist alles Komödie, — oder kann es wenigstens sein — Eigennutz, Berechnung, Furcht in allen möglichen Auswirkungen.

Nein, sein Verhalten zu der Tierwelt studiere ich und weiß dann, wie ich mit ihm daran bin, denn da verstellt und maskiert er sich nicht. Wer von Menschenliebe überfließt und gleichsam mit der einen Hand „Wohltaten“ übt, während er mit der anderen die Tiere peinigt, von dem weiß ich, dass er ein Heuchler ist, der mich niemals betören kann. Wer die Tiere nicht liebt — vielleicht bloß, weil er sie nicht kennt —, dem kann man daraus noch keinen moralischen Strick drehen; wer sie aber roh und gefühllos behandelt, dem gehe man aus dem Weg, soweit man kann, denn er wird gegebenen Falles gegen seine Mitmenschen genau so roh, gefühllos und rücksichtslos sein, — wo er es nämlich zu seinem Vorteil tun kann, ohne eine Gefahr befürchten zu müssen. Mag er sich noch so liebenswürdig zeigen, er ist für mich gezeichnet und trägt das Warnungsschild „Vorsicht!“ an der Brust. Das ist die Verfehlung des Menschen gegen das Tier mit der Tat.

Was aber ist die Verfehlung mit dem Geist? Die falsche Einschätzung der Tierpsyche. Die völlige Ableugnung der Tierpsyche ist nur eine Hochmutsgeste des Menschen, der gern den Glauben erwecken möchte, seine eigene tierische Natur entfließe einer „edleren“ Quelle, auf welchen Freibrief hin er dann alles für erlaubt hält.

Aber auch derjenige, der die Tierseele sucht, wird wohl zahllose Fehler begehen, denn nun zeigt sich sehr bald, was für eine Schranke des Verstehens zwischen der Menschen- und Tierseele aufgetürmt ist. Zwei Fehler begeht der Mensch hier allzuleicht: dass er der Tierpsyche zu viel rein menschliche Züge andichtet, und dass er, diese Züge nicht findend, oder ihre unangemessene Übertragung vermeiden wollend, vergisst, dass die Tierpsyche durch andere Züge ausgezeichnet sein könnte, die wieder der Menschenpsyche fehlen. Man geht so weit, den Tieren (sogar höheren!) Bewusstsein und Selbstwahrnehmung abzustreiten, obwohl deren Vorhandensein zwischenzeitlich durch zahlreiche Experimente der Tierpsychologie bestätigt ist.12

Gegen solche Unfähigkeit, im Verschiedenen das Gemeinsame sehen zu können, ist jeder Kampf vergebens. Aber ebenso gefährlich ist es, wenn jemand in dem Gemeinsamen nicht auch das Verschiedene sehen kann. Was wissen wir beispielsweise über die Empfindungsfähigkeit der Tiere? Was darüber, wie sich aufgrund ihrer Sinneswahrnehmungen ihr Vorstellungsbild der Umwelt gestalten mag? Wie streiten sich die Gelehrten über die Sinnesfähigkeiten beispielsweise der Insekten! Ob sie mehr „riechen“ oder mehr „sehen“? Aber ich bin noch wenig der Frage begegnet, ob sie nicht vielleicht Sinneswahrnehmungen besitzen, für die wir überhaupt kein Vergleichswort haben können. Was für Außenweltseinsdrücke mag so ein Insektenfühler mit seinen eigenartigen Sinnesorganen übermitteln? Und welche subjektiven Auswirkungen mögen diese Sinneseindrücke auslösen, welche Gefühlstöne, Empfindungskombinationen, Willensregungen? Viele Menschen fragen sich vielleicht, inwiefern die Empfindungsfähigkeit der Tiere „niedriger", in mancher Beziehung auch „höher“ als die unsrige sein möge, — wie viele aber dürften schon gefragt haben, inwiefern es vielleicht ganz anders sein möge, ohne Vergleichsmöglichkeit?

Es ist hier nicht meine Aufgabe, den Problemen der Tierpsychologie nachzugehen. Nur einen Hinweis wollte ich geben,...

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