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Die verborgene Ordnung des Weltsystems

Neue Erkenntnisse über die schöpferischen Kräfte der Natur

AutorRaoul Heinrich Francé
VerlagBooks on Demand
Erscheinungsjahr2016
Seitenanzahl140 Seiten
ISBN9783741268533
FormatePUB
KopierschutzDRM
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis7,99 EUR
Wie zeigt sich die verborgene Ordnung des Weltsystems? Woher kommt die Erfindungskraft, die den Wohlstand bei uns sichert? Ist sie nur dem Menschen zu eigen, oder ist sie schon in das Leben selbst gelegt von den schöpferischen Kräften der Natur? Hat nur der Mensch technische Leistungen und Erfindungen, oder erkennt man solche auch schon auf den vormenschlichen Lebensstufen? Der Entdecker der Bodenlebewesen und Begründer der Biotechnik Raoul H. Francé, dessen fortschrittliche Ideen heute erst richtig entdeckt wurden, vermittelt in diesem Buch, aufgrund seiner Lebenserfahrung, neue Erkenntnisse über die schöpferischen Kräfte der Natur und wie wir Menschen diese für uns nutzbar machen können.

Der österreichisch-ungarische Mikrobiologe Raoul Heinrich Francé (1874 -1943) studierte Medizin und erwarb darüber hinaus Kenntnisse in analytischer Chemie und Mikrotechnik. Als stellvertretender Leiter des Institutes für Pflanzenschutz der Landwirtschaftlichen Akademie in Ungarisch-Altenburg veröffentlichte er sein erstes naturphilosophisches Werk. 1906 gründete er in München die Deutsche Mikrologische Gesellschaft und deren Institut, dem er als Direktor vorstand. In seinem Leben schrieb er mehr als 60 Bücher, die moderne ökologische Ideen vorwegnahmen und nach wie vor aktuell sind. Verschiedenen Schriftenreihen, wie der Zeitschrift "Mikrokosmos", dem "Jahrbuch für Mikroskopiker" und der "Mikrologischen Bibliothek", stand er als Herausgeber vor. Raoul H. Francé gilt als Entdecker der Bodenlebewesen und Begründer der Biotechnik. Zahlreiche seiner fortschrittlichen Ideen wurden erst heute wiederentdeckt. In München und in Dinkelsbühl tragen Straßen seinen Namen.

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Leseprobe

I. DIE WICHTIGSTE FRAGE VON HEUTE


So wie Europa in dem letzten Menschenalter geworden ist, gibt es für fast alle Menschen heute keine wichtigere Frage als die, wie kann man am besten, geschicktesten arbeiten, seine Leistungen und Erfindungskraft (was ja mit Geisteskraft gleichbedeutend ist) am höchsten steigern? Es hat also jedermann schon wenigstens einmal darüber nachgedacht, woher kommt denn Erfindungskraft? Ist sie nur dem Menschen zu eigen oder ist sie schon in das Leben selbst gelegt von den schöpferischen Kräften? Hat nur der Mensch technische Leistungen und Erfindungen oder erkennt man solche auch schon auf den vormenschlichen Lebensstufen? Man hat lange Jahre hindurch diese Frage in dem Sinn beantwortet, nur der Mensch sei zu Erfindungen befähigt. Darauf beruhe eben das eigentlich Menschliche, nämlich seine Zivilisation. Aber man hat in diesem Punkt umlernen müssen.

Der Schweizer Naturforscher E. Goeldi1 und nach ihm der deutsche Tierkundige Doflein und viele andere, haben Ameisen in den heißen Ländern beobachtet, die Werkzeuge benützen, also eine Erfindung gemacht haben. In Südamerika lebt zum Beispiel eine Ameisenart, die unter dem wissenschaftlichen Namen Camponotus senex beschrieben ist und ballenartige Nester aus dürren Blättern spinnt, die sie durch feine, gelbliche, seidenpapierartige Fasermasse miteinander verwebt. „Nun sind aber die Ameisen“, sagt Goeldi, „in ausgewachsenem Zustand ebenso wenig fähig zu spinnen, wie ein ausgewachsener Schmetterling; Spinndrüsen sind eben nur das Monopol der Seidenraupen, in diesem Fall der Ameisenlarven. Wie hilft sich nun die Ameise Camponotus, um trotzdem ein gesponnenes Nest herzustellen?

Sie nimmt die Larve zwischen die Kiefer, begibt sich mit ihr an den Rand zweier zu verbindender Blätter und veranlasst die Larve, einen Faden herauszugeben. Sie bedient sich des Spinnvermögens der Larve also völlig, wie der Weber sich des Weberschiffchens bedient. Das geschieht auf der Innenseite, während andere Arbeitsameisen auf der Außenseite dadurch helfend eingreifen, dass sie in geschlossener Kolonne die zu verbindenden Blattränder so lange in erzwungener Annäherung halten, bis die Naht innen fertiggestellt wurde. Emsig hantieren die Tiere an der Spalte, jede mit einer um den Leib gepackten Larve in den Kiefern. Hierhin und dorthin wird die Larve gehalten, zum Zweck der Abgabe eines Tropfens Spinnsubstanz, die bald zäh wird und als Ansatzstelle verhärtet; dann wird der Faden hinüber- und herübergezogen. Erst sind es einige wenige provisorische Quertaue, gleichsam Heftfäden; in kurzer Zeit aber sind die Blattränder durch ein dichtes, lückenlos gesponnenes Band in dauerhafter Weise vereinigt. Die Larve dieser Ameise wird somit tatsächlich als Weberschiffchen verwendet und stellt eines jener seltenen Beispiele dar, wo im Tierreich ein Instrument absichtlich benutzt wird.“ Mit diesen Worten schildert der erste Beobachter diese merkwürdigen Tatsachen und Doflein bestätigt sie von südasiatischen Weberameisen. Wenn aber jemand hier einwenden wollte, es handle sich doch nicht um richtigen Werkzeuggebrauch, da doch ein Tier das andere verwendet, der sei auf den Schneidervogel verwiesen, dessen viel beobachtetes Gebaren außer allem Zweifel steht.

Der bekannte Vogelkenner F. v. Lucanus sagt hierüber folgendes2 : „Ein wahrer Nähkünstler ist der indische Schneidervogel (Orthotomus sepium Horst), ein kleiner langschwänziger, olivgrüner Singvogel. Der Vogel heftet die Ränder zweier benachbarter Blätter oder auch eines Blattes, das er zusammenfaltet, aneinander, so dass eine Tüte entsteht, die ihre Öffnung oben am Stielende des Blattes hat. In dieser Tüte baut dann der kleine Künstler sein Nest aus Pflanzenwolle und Tierhaaren. Das Zusammenheften der Blätter erfolgt in der Weise, dass der Vogel mit dem Schnabel Löcher in den Rand der Blätter sticht und dann einen aus roher Baumwolle selbst gedrehten oder auch einen aufgefundenen Bindfaden hindurchzieht. Die sonderbare Nesthülle wird also regelrecht genäht.“

Bemerkenswert ist in diesem Fall nicht nur der „Einfall“, die Blätter aneinander zu heften, sondern vielleicht noch weit mehr das Aufsuchen der Baumwollstauden, die Erkenntnis, dass hier ein technisch verwendbares Rohmaterial vorliegt, und schließlich dessen Verarbeitung zu Garn und sinngemäße Anwendung. Die vollkommene Parallele zur Menschentechnik liegt in diesem Fall auf der Hand. Darin übertrifft der Schneidervogel sogar die viel genannten Beispiele der Grabwespen und der „Teneriffaschimpansen“, die seit 1920 als entscheidende Beweise in der Frage des Werkzeuggebrauches durch Tiere gelten. Immerhin sind auch diese Beobachtungen von so großem Wert, dass man sie nicht übergehen darf.

Grabwespen oder Sandwespen hat zuerst der französische Insektenforscher Fabre3 beobachtet, trotzdem bei ihrer Häufigkeit eigentlich am ersten Tag, da der Mensch seiner Umgebung sich zuwandte, diese Erkenntnisse hätten gewonnen werden können. Denn die Sandwespen schwirren um jeden lehmigen oder sandigen Hügel, der geeignet ist, dass sie darin die kleinen Höhlungen bohren, in denen sie Brut zu verstecken pflegen. Sie selbst sind ganz harmlose Wesen, ernähren sich von Blumenstaub und Säften, aber in den Tagen ihrer Mutterschaft verwandelt sich ihre ganze Natur und es tritt eine eigentümliche Steigerung ihrer Fähigkeiten ein. In die selber gegrabene Höhle legen sie ihr Ei ab; die daraus schlüpfende Larve ist ein Fleischfresser, sie verlangt nach Insekten, die sie bei lebendem Leib aufzehren will. Und die Mutter bringt ihnen wirklich lebende Kerftiere. Sie überfällt Raupen, Heuschrecken, Fliegen und sticht sie in den Kopf. Mit einem meisterlichen Dolchstich, der das Opfer zwar nicht tötet, wohl aber lähmt. Regungslos an allen Gliedern, atmet es noch; es kann nicht mehr fressen, noch weniger entfliehen, aber es bleibt gut an zwei Wochen in diesem Scheintod am Leben. Die gelähmten Tiere schleppt die Wespe mit größter Mühe zu ihrem Bau, schichtet sie dort auf und verschließt die Höhle kunstgerecht durch eine aus verklebtem Sand hergestellte Mauer.

Die Grabwespen haben aber erbitterte Feinde in den Schlupfwespen, die Höhle um Höhle absuchen. Denn auch sie sind Mütter und treiben Brutpflege. Die ihre besteht darin, ihr Ei den Opfern der Grabwespen einzuimpfen. Wenn die Grabwespenlarve erwacht, hat sie die Konkurrenz im eigenen Nest; die Schlupfwespenlarven fressen ihr den Braten weg. Gegen diese Gefahr verschließt Mutter Grabwespe die Höhle, und damit die listigen Feinde die frisch vermauerte Öffnung nicht entdecken, bestreut sie die „Tür“ mit Sand, sucht sich einen ihren Kräften entsprechenden Kieselstein, nimmt ihn in die Kiefer und stampft nun ganz kunstgerecht als Pflasterer den Sand zurecht.

Da ist wieder eine „Tiertechnik“, eigentlich mehrere, denn auch die Lähmung durch Anstechen eines Nervenknotens ist eine, noch dazu uns Menschen ganz unerreichbare und kaum verständliche. Kein Zweifel kann daran sein, dass hier ein Tier sich ein Werkzeug sucht und es sinngerecht verwendet.

Anders handelten die in der wissenschaftlichen Welt durch Köhlers Untersuchungen4 berühmt gewordenen Menschenaffen auf Teneriffa auch nicht, wie dieses kleine Insekt. Von 1912 bis 1920 wurden auf der genannten Kanarieninsel mit ihrem Tropenklima neun Schimpansen beobachtet, die in einem großen Bananengarten in völliger Freiheit lebten. Sie wurden, ohne dass sie es wussten, von Berufspsychologen auf ihre geistigen Fähigkeiten hin geprüft, hier liegt also ein Beobachtungsmaterial vor, wie es exakter und kritischer nicht mehr gewünscht werden kann. Somit ist es keinem Zweifel zugänglich, dass diese Tiere Stöcke als Werkzeuge benützten, sich passende suchten, und wenn sie solche nicht fanden, wenig geeignete durch Zurechtbeißen brauchbar machten. Sie hängten sich Krautranken, Schnüre, Zeugfetzen als Schmuck um Schultern und Kopf, obwohl sie nie Derartiges gesehen hatten, und pflegten so aufgeputzt gemeinsame Reigentänze aufzuführen, wobei der Führer der Polonaise bei jedem zweiten Schritt heftig stampfte.

Wenn die Haut an der schwer erreichbaren Schulter juckt, wird eine Scherbe, ein Stein oder dergleichen genommen und die Stelle damit gekratzt. Die Stöcke wurden benutzt, um schwer erreichbare Gegenstände heranzuziehen oder zu graben. „Es blieb aber nicht bei der Werkzeugbenutzung, die Affen gingen auch dazu über, sich selbstständig Werkzeuge herzustellen.“ Sie brachen Äste ab, oder hohle feste Schilfstängel, ja sie steckten zwei und drei Rohrstücke geschickt ineinander, um das Werkzeug zu verlängern. In einem Fall biss das Tier mit seinen kräftigen Zähnen so lange am spitzen Ende eines Brettchens herum, bis es die nötige Dicke hatte, um in das Schilfrohr gesteckt werden zu können.

Die Beobachter haben ganz recht, wenn sie hierzu bemerken, dass wohl die kulturlosen Menschen der Urzeit bei ihrer ersten Werkzeugbereitung nicht wesentlich anders zu Werke gegangen sein mögen.

Was hier wiedergegeben wird, ist nicht das ganze...

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