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Scheidungskinder als pädagogische Herausforderung

AutorMelanie Schewtschenko
VerlagGRIN Verlag
Erscheinungsjahr2013
Seitenanzahl56 Seiten
ISBN9783656522256
FormatPDF/ePUB
Kopierschutzkein Kopierschutz/DRM
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis18,99 EUR
Bachelorarbeit aus dem Jahr 2012 im Fachbereich Pädagogik - Sonstiges, Note: 1,7, Justus-Liebig-Universität Gießen, Sprache: Deutsch, Abstract: Trennung und Scheidung stellen einen drastischen Schnitt im Leben von Paaren, Eltern und deren Kinder dar. Obwohl es heutzutage nicht mehr ungewöhnlich ist, sich von seinem Lebenspartner scheiden zu lassen, löst eine solche Trennung immer noch eine hohe emotionale Betroffenheit aus, insbesondere dann, wenn Kinder mit im Spiel sind. Diese werden dann auch immer die Last einer Entwicklung tragen, an der sie am wenigsten Schuld haben. Für eine gesunde Entwicklung braucht das Kind eine funktionierende Familie, die ihm Liebe, Wärme und ein soziales Umfeld der Geborgenheit schenkt. Mit der Scheidung der Eltern zerbricht diese Struktur und das Kind verliert Ordnung und Halt in seiner Welt.Genau aus diesem Grunde ist Scheidung auch ein vieldiskutiertes und bleibend aktuelles Thema. Die Entwicklung der Scheidungszahlen steigt nach wie vor in die Höhe und somit natürlich auch die Zahl betroffener Kinder. Diese werden meist unfreiwillig, völlig unvorbereitet mit der Scheidung konfrontiert und in den elterlichen Konflikt mit einbezogen. Aufgrund ihres Entwicklungsstandes besitzen sie nur bedingt kognitive Verarbeitungsmöglichkeiten und sehen die veränderte Lebenslage aus ihrem kindeseigenen Blickwinkel, welcher sich naturgemäß von dem der Erwachsenen deutlich unterscheidet. Die Frage, wie Kinder mit solch einem einschneidenten Ereignis umgehen und welche Folgen sich daraus für sie ergeben, hat in den letzten Jahren immer mehr an Bedeutung und weiter an Aktualität gewonnen. Wie erleben Kinder eine Scheidung? Welche Faktoren haben Einfluss auf die Verarbeitung und den Umgang mit der elterlichen Trennung? Reagieren Jungen etwa anders als Mädchen? Welche Handlungsmöglichkeiten hat hier die Pädagogik und wo kann sie wie ansetzten? . Um eine Antwort auf diese Fragen zu finden, muss man zunächst einmal die Komplexität dieses Trennung- und Scheidungsprozesses erkennen. Ich habe in meiner Arbeit versucht, einen kleinen Einblick in dieses vielschichtige Thema zu geben und dabei die wichtigsten Aspekte herauszuarbeiten. Mein besonderes Augenmerk lege ich hierbei, wie der Titel meiner Arbeit schon auch aussagt, auf die pädagogische Praxis und die Frage, wie wir als Pädagogen den betroffenen Kindern Hilfe und Unterstützung in dieser für sie außergewöhnlich schwierigen Situation geben können.

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Leseprobe

C. Scheidung als Phänomen


 

5. Was ist Scheidung?


 

Aufgrund der Industrialisierung bekamen immer mehr Menschen die Möglichkeit eine Familie zu gründen. Die Heirat war hierbei ein selbstverständlicher Lebensvollzug. Es gab kaum noch unverheiratete Personen und die Familie entwickelte sich zu einem gesellschaftlichen Leitmodell. Heute ist die Scheidung ein in der Gesellschaft häufiger und akzeptierter Vorgang. Was solch einer Scheidung vorausgeht und Bedingung für diese ist, ist eine eheliche Bindung. (vgl. Loidl 1994, S.7) Die Ehe kann wie folgt definiert werden:

 

„Die Ehe (althochdeutsch: etwa, „Ewigkeit, Recht, Gesetz“) ist die gesellschaftlich anerkannte, zumeist gesetzlich geregelte, gefestigte Lebensgemeinschaft von Personen, die als Ehegatten, Eheleute oder auch Ehepartner bezeichnet werden.“(vgl. www.wikipedia.de)

 

Wallner definiert die Ehe als eine „verhältnismäßig dauerhafte Verbindung von zwei verschiedenen geschlechtlichen Partnern (…) zum Zweck des Zusammenlebens in einer Sexual-, Intim-, Wirtschafts-, Vorsorge-, Schutzgemeinschaft usw.“ (Wallner zit. nach Loidl 1994, S. 13)

 

Ganz allgemein gilt, dass die Ehe eine Lebensform darstellt, die mit sehr hohen Erwartungen verbunden wird. In der ersten Zeit ist solch eine Beziehung durch einen hohen Grad an Romantik geprägt, welche auch in den nächsten Jahren bestehen bleiben soll, da sie als die wichtigste Bindungskraft gesehen wird. Gleichzeitig soll der alltägliche Umgang miteinander partnerschaftlich gestaltet werden, was letztendlich einen Widerspruch darstellt. Dieser Widerspruch ist in den Leitbildern von Ehe und Partnerschaft bis heute nicht beseitigt worden. Nach Loidls Ansicht, kann die „Qualität einer Eher als Bilanz von Erfüllungen und Belastungen begriffen werden. Je höher die Belastungen und je geringer die persönliche Erfüllung in einer Partnerschaft, desto scheidungsanfälliger ist eine Ehe.“ (Loidl 1994, S. 9) Verschiedene Barrieren, die es für die Partner zu überwinden gilt, sind daran beteiligt, dass die Auflösung mancher Ehen hinausgezögert wird. Besonders psychische Barrieren, wie beispielsweise Einsamkeit, Unselbständigkeit etc. spielen hierbei eine wesentliche Rolle. Daneben gibt es auch noch die ethisch-moralischen Barrieren, wie zum Beispiel religiöse Gründe, gemeinsame Kinder etc. Hinzu kommen materielle und rechtliche. Erst wenn diese Hürden überwunden werden, kann es zu einer endgültigen Scheidung kommen. Diese sehen viele als Lösung all ihrer Konflikte und haben die Hoffnung, sich von den belastenden Umständen loszulösen. (vgl. Witte/Sibbert/Kesten 1992, S.9-10)

 

Der Begriff Trennung bezeichnet die Auflösung einer Partnerschaft oder Ehe. Hierbei ist es wichtig, zwischen dem juristischen und dem psychischen Scheidungspunkt zu unterscheiden, denn diese können viele Monate auseinanderliegen. Der psychische Zeitpunkt ist der, an dem das Ehepaar beschließt, sich zu trennen. Der juristische Zeitpunkt bedeutet, dass dieses Vorhaben öffentlich gemacht wird und die Ehepartner vor Gericht geschieden werden. Eine Scheidung bedeutet für die Partner, aber auch für die Kinder, eine der schwierigsten und belastensten Krisen im Leben, sowohl psychisch als auch sozial und materiell. Sie hat Auswirkungen auf die gesamten Lebenszusammenhänge der Beteiligten und geht mit einer Vielzahl von Veränderungen einher. Das Loslösen von dem Partner ist mit Schmerz und Trauer verbunden, jedoch bietet es auch eine neue Chance für die Betroffenen und kann eine Erleichterung darstellen.

 

Im Falle einer Scheidung gibt es zwei Formen: Wenn beide Ehepartner keine Hoffnung mehr haben und sich das weitere Zusammenleben als ungünstig erweist, haben sie die Möglichkeit sich einvernehmlich scheiden zu lassen. Bei der einvernehmlichen Scheidung trennen sich die Partner ohne juristischen Streit. Sie müssen sich hierbei nicht in allen Punkten einig sein, die Übereinstimmung besteht lediglich darüber, dass die Ehe geschieden werden soll. Es gibt immer mehr Familien, die auf eine „freundschaftliche Beziehung“ hinarbeiten und in der Lage sind, einen höflichen und friedlichen Umgang miteinander zu pflegen. Schaffen es beide Elternteile einen Familienzusammenhalt herzustellen, welcher der Situation vor der Scheidung gleicht, wirkt sich das natürlich auch positiv auf das Kind aus. Beide Elternteile führen zwar ein unabhängiges Leben, jedoch kann die Familie als Einheit weiter bestehen bleiben. Auf freundschaftlicher Basis strebt die Familie weiterhin gemeinsame Unternehmungen an oder plant regelmäßige Abendessen zusammen. Natürlich läuft auch solch eine friedliche Scheidung nicht ganz ohne Probleme ab. Gelingt es den Eltern jedoch, eine freundschaftliche Beziehung aufrecht zu erhalten, hat die Scheidung keinen großen Einfluss auf das Leben des Kindes. Oft ist es sogar so, dass es diesen Kindern deutlich besser mit der Situation geht, als denjenigen, die zwar in einer intakten, aber gestörten und konfliktreichen Familien leben. (vgl. Beal, Hochmann 1992, S. 71-72)

 

Bei einer strittigen Scheidung hingegen, geht die Trennung meist nur von einem Ehepartner aus. Es wird über den Unterhalt, das Sorgerecht oder die gemeinsamen Kinder gestritten. In diesem Fall muss jede Seite ihre Ansprüche in Form von gerichtlichen Anträgen formulieren. Hierbei benötigt jeder einen eignen Anwalt. Kinder sind in solch einer strittigen Scheidung hilflos, denn sie stehen im Mittelpunkt des Konfliktes. Die Eltern versuchen beide im Streit um das Sorgerecht, das Kind mit Versprechungen auf ihre jeweilige Seite zu ziehen: „Wenn du bei mir lebst, kriegst du ein Zimmer, das du selbst einrichten darfst.“ Wir machen jedes Jahr lange Ferien, vielleicht sogar in Paris oder London.“ Auch versuchen beide Elternteile sich gegenseitig bei dem Kind schlecht zu machen oder es nach einem Besuch beim jeweils anderen Elternteil auszuquetschen. Mit solchen Loyalitätskonflikte muss sich das Kind bis ins Erwachsenenalter auseinandersetzen. Aber auch die Schuldgefühle im Falle einer Entscheidung zwischen den beiden Elternteilen belasten das Kind noch lange Zeit. Die Eltern vergessen in dieser Situation, dass Kinder ihre eigenen Bedürfnisse haben und das Recht mitzubestimmen, wenn es um Dinge geht, die ihr Leben betreffen. Solch eine „Schlammschlacht“ zwischen den Eltern wirkt sich sehr negativ auf die Entwicklung des Kindes und die Verarbeitung mit der Scheidung aus und bringt große Belastungen mit sich. (vgl. ebd. 69-71)

 

5.1. Statistische Daten zu Scheidungssituation und Relevanz der Problematik


 

Betrachtet man die Entwicklung der Ehescheidungen in Deutschland des letzten Jahrhunderts, erkennt man, dass gesellschaftliche Umstände einen wichtigen Anteil an der Auflösung von diesen haben. Die Ehe auf Lebenszeit wird es kaum noch geben, denn Ehen sind meist von begrenzter Dauer. Viele Paare heiraten erst gar nicht mehr, da sich die Sichtweise auf Eheschließungen drastisch verändert hat. Stattdessen geht die Tendenz hin zu nichtehelichen Lebensgemeinschaften. (vgl. Bünger 2008, S.14) . Wirft man einen Blick auf die Scheidungen im 21. Jahrhundert, muss man eine überhöhte Quote an Trennungen feststellen. Der erste Höhepunkt der Scheidungswelle ist im Jahre 2004 erkennbar, denn zu diesem Zeitpunkt waren 213 691 Ehescheidungen zu verzeichnen. Davon sind 60,8 % aller Ehescheidungen auf den Tod eines Ehepartners zurückzuführen und 39,1 % auf die Scheidung vor Gericht (vgl. Humberg 2010, S. 5) Die Anzahl der Trennungen ohne Trauschein bleibt in diesen Statistiken unberücksichtigt. Folglich kann man vermuten, dass die Zahl, bedingt durch die hohe Dunkelziffer, deutlich höher liegt. Generell ist die Scheidungsquote in der Stadt höher als auf dem Land. Anhand der genannten Zahlen ist deutlich zu erkennen, dass sich die Gesellschaft im Umbruch befindet und die Tendenz von der lebenslangen Ehe zu mehreren Lebensabschnittsgefährten sichtbar ist. Der Grund für diesen Anstieg der gerichtlichen Scheidungen kann beispielsweise an der hohen Mobilität liegen, die ein enger gewordener Arbeitsmarkt erfordert. Die Vereinbarkeit von Familie und Beruf bekommt der Arbeitnehmer oft nicht bewältigt. Bei einer solch hohen Arbeitslosenquote und Arbeitsverträge, die zeitlich befristet sind, muss der Arbeitnehmer eine hohe Eigenleistung erbringen. Für die Familien bedeutet diese erhöhte Arbeitsmobilität, sich genauestens absprechen und Entscheidungen treffen zu müssen. Auch die Frau ist in der heutigen Zeit aktiv im Berufsleben, was für sie ökonomische Unabhängigkeit bedeutet, weswegen es ihr heute leichter fällt, sich von dem Mann loszulösen als in der damaligen Zeit. (vgl. Bünger 2008, S.10-11) Emanzipation und Selbstständigkeit stehen heutzutage im Vordergrund. Das neue Eheleitbild ist an Liebe, Interesseübereinstimmung und Bedürfnisbefriedigung geknüpft. Werden diese Voraussetzungen nicht mehr erfüllt, ist die Ehe in Gefahr. Oft wird zu Erklärung der hohen Scheidungsrate aber auch Arbeitslosigkeit, Egoismus der Partner und übertriebener Selbstverwirklichung angegeben. Auch ist es heutzutage der Fall, dass die Scheidung immer mehr von der Gesellschaft akzeptiert wird. Die meisten Ehen werden bereits zwischen dem dritten und neunten Ehejahr wieder geschieden. Der Wunsch nach der Scheidung geht dabei meistens von der Frau aus. Wenn es um das Thema Scheidung geht, denkt man...

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