Zusammenhänge zwischen den Motiven 'Arbeit', 'soziales Geschlecht' und 'Sexualität' in der fiktionalen Ausgestaltung der 'Neuen Frau' auf der Folie soziokultureller Diskurse der Weimarer Zeit
Inhaltsangabe:Einleitung: Die Weimarer Republik als eine Zeit des radikalen kulturellen, sozialen und politischen Wandels stellt ein für die historische Geschlechterforschung nach wie vor höchst relevantes Feld dar. Exemplarisch für den strukturellen Wandel der Geschlechterdynamik sei hier der verstärkte Eintritt von Frauen ins Erwerbsleben, das postulierte ‘neue Selbstbewusstsein’ der modernen Frau, oder auch die ‘neue Sexualmoral’ genannt. Gleichzeitig schaffte die relative Liberalität der 1920er Jahre (zumindest in urbanen Räumen) ein Klima, in dem sich Frauen zum ersten Mal als ‘homosexuell’ konstituieren konnten. Vor allem in der Metropole Berlin blühte eine facettenreiche homosexuelle Subkultur auf; in bestimmten Gesellschaftsschichten wurde das Spiel mit Geschlechterrollen, Homo- und Bisexualität regelrecht ‘chic’. Ein neues Bewusstsein über Geschlecht und Sexualität, über öffentliches Auftreten und weibliche Autonomie bildete sich heraus. Für den sich vollziehenden Strukturwandel waren die Begriffe ‘Arbeit’, ‘soziales Geschlecht’ und ‘Sexualität’ von zentraler Bedeutung. Demnach überrascht es nicht, dass sich in der Zeit von 1918-1933 ein Großteil der literarischen Neuerscheinungen mit den im Umbruch begriffenen Geschlechterverhältnissen beschäftigte. So war die ‘Neue (erwerbstätige) Frau’ ein beliebtes und immer wiederkehrendes Thema im Roman der Weimarer Republik. Parallel dazu entstand erstmals eine signifikante Anzahl von Texten, die sich relativ offen mit dem Thema ‘lesbische Liebe’ auseinandersetzten. Forschungsstand und Forschungsinteresse: Mein Interessenschwerpunkt ist die fiktionale Ausgestaltung der ‘Neuen Frau’ im Autorinnen-Roman der Weimarer Republik in Bezug auf die identitätsstiftenden Kategorien ‘Arbeit’, ‘Geschlecht’ und ‘Sexualität’. Bislang wurden diese Teilaspekte des Autonomieverständnisses der ‘Neuen Frau’ zumeist voneinander isoliert betrachtet. Derartige kategoriale Trennungen tendieren nicht nur dazu, Dichotomien zu reproduzieren, sondern ignorieren überdies die Vielfalt sowohl literarischer Inszenierungen als auch unterschiedlicher Lebensrealitäten. Anliegen dieser Arbeit ist es, mittels neuer Erkenntnisse aus der gender-/queer theory die komplexe wechselseitige Beeinflussung der genannten Parameter der Fremd- und Selbsteinordnung anhand literarischer Beispiele genauer zu ergründen. Zum Thema ‘Neue Frau’ gibt es eine Reihe von Abhandlungen, die teilweise auch auf die literarische Darstellung weiblicher [...]
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