Studienarbeit aus dem Jahr 2003 im Fachbereich Ethnologie / Volkskunde, Note: 1,0, Freie Universität Berlin (Institut für Ethnologie), Veranstaltung: Die Ethnologie von Clifford Geertz: Pro und Contra im Widerstreit, Sprache: Deutsch, Abstract: Seit den 60er Jahren haben in der Ethnologie Auseinandersetzungen über die Darstellbarkeit von Kultur stattgefunden. Im Gegensatz zu vorangegangenen Fachdebatten wurde dabei nicht mehr vorrangig auf spezifische anthropologische Konzeptionen Bezug genommen, sondern v.a. auf die deutende Tätigkeit des Ethnologen bei der Erarbeitung seines Forschungsberichtes, sprich der Ethnographie. Nicht erst seit Etablierung der teilnehmenden Beobachtung im anthropologischen Diskurs durch Bronislaw Malinowski stützte sich ethnographische Autorität in weitgehendem Ausmaß auf publizierte Erlebnisberichte über Feldforschungen. Ein Wissenschaftler, der möglichst umfassende sprachliche und sonstige kulturelle Vorkenntnisse zu besitzen hatte, unternahm ausgedehnte Reisen zu den fremden Kulturen, an deren Leben er dann im Idealfall als gleichwertiges Gesellschaftsmitglied teilhaben sollte. Daran schloß sich eine Aufarbeitung der gewonnenen Einsichten in Form einer Monographie oder eines wissenschaftlichen Artikels mit quasi-realistischem Erzählgestus an. Kultur, so könnte das Credo des entsprechenden Wissenschaftsverständnisses subsumiert werden, läßt sich weitgehend objektiv und in allgemeingültigen Ausdrücken und Kategorien erfassen, wenn der Forscher nur gründlich und unvoreingenommen arbeitet- will sagen: wenn er seine eigenen Vorurteile zu überwinden und statt dessen den vermeintlich unbestechlichen Blick des Wissenschaftlers zu gebrauchen versteht. An einer derartigen Ausübung ethnographischer Autorität wurden zunehmend Zweifel geäußert. Neue Denkansätze, die aus der Philosophie oder auch der Philologie übernommen wurden, fanden erstmals Eingang in den kulturwissenschaftlichen Diskurs. Als besonders fruchtbar erwies sich dabei die Hermeneutik. Einen Markstein stellen die Schriften des US-amerikanischen Ethnologen Clifford Geertz und dessen Programm einer interpretativen Ethnologie dar. Die Aufgabe dieser Arbeit wird es sein, den philosophiegeschichtlichen Hintergrund, vor dem Geertz seinen Ansatz entwickelte, zu rekonstruieren Dazu sollen herausragende Positionen hermeneutischer Philosophie bis zur 2. Hälfte des 20.Jh.s herangezogen werden. Im Anschluß daran wird sich die Frage stellen, ob Geertz den daraus resultierenden als auch den selbstgestellten Ansprüchen gerecht geworden ist oder nicht. Ferner soll diskutiert werden, ob Geertz mit seinen Beiträgen dem anthropologischen Wissenschaftsdiskurs einen ernstzunehmenden Beitrag für eine weitergehende Debatte geliefert hat.
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