Seit Beginn der Industrialisierung im 20. Jahrhundert hat sich die Schicht- und Nachtarbeit durch die technologischen, sozialen und wirtschaftlichen Zwänge im Berufsalltag etabliert. Im gegenwärtigen Zeitalter führen vor allem die 24 Stunden-Dienstleistungen zu einer Zunahme der Schicht- und Nachtarbeit (Deutsche Gesellschaft für Arbeitsmedizin und Umweltmedizin e. V., DGAUM, 2008). Obwohl die Arbeitsformen sich schnell verändern, hinken die Arbeitszeitstrukturen hinterher. Besonders die Doppelbelastung von bezahlter Tätigkeit und Haushalt wird nur geringfügig durch angepasste Arbeitszeiten subventioniert (Wüthrich, 2003). Jeder fünfte Arbeiter oder Angestellte ist im Nachtdienst bzw. in Wechselschicht tätig und die Tendenz ist steigend. In den Jahren 1995-2000 war eine jährliche Zunahme von etwa 5% zu verzeichnen. Für viele der im Schichtdienst Tätigen ist diese Tatsache zur Normalität geworden. Gleichwohl würde ein Viertel diese Dienstform gerne aufgeben und weitere 23% der Befragten würden gerne weniger in dieser Form arbeiten (Verdi, 2009, Gesund arbeiten-gut leben mit Schichtarbeit). Laut Statistischem Bundesamt (2005) arbeiteten im ersten Quartal 2004 49% der erwerbstätigen Bevölkerung in Deutschland ständig, regelmäßig oder gelegentlich am Wochenende bzw. in Nacht- oder Wechselschicht. Die unterschiedlichen Berufsgruppen aus Industrie und Wirtschaft sind sehr heterogen von Nacht- und Schichtarbeit betroffen. Dabei sind die Gesundheitsberufe (40%), zusammen mit den Fertigungsberufen (43%), am stärksten vertreten. Aktuelle Zahlen belegen, dass 17 Millionen Erwerbstätige in Wechselschicht arbeiten und davon allein 1,9 Millionen Männer und 600.000 Frauen in Nachtarbeit (IPA-Journal, 3/2009). Da die innere biologische Uhr einen Schlafrhythmus vorgibt, wird in der Zeit von 23.00-7.00 Uhr gegen diesen inneren Mechanismus gearbeitet. Subjektiv mag es unterschiedlich empfunden werden, dennoch kann Nachtarbeit nicht zur Gewohnheit werden, oder gar der Schlaf auf Vorrat erfolgen. Frauen scheinen etwaige Belastungen individuell für sich nicht so erschöpfend zu empfinden wie Männer. Während von ihnen nur ein Viertel die Dienstform Schichtarbeit als kompromittierend angibt, sind es bei den Männern über 50%. In der Umkehrung sehen nur 30% der Männer und über die Hälfte der Frauen die Schichtarbeit nicht als Ballast an (Kröpelin 2009).
Karsten Klemz arbeitete nach einem dreijährigen Staatsexamen 'Krankenpflege' in verschiedenen Kliniken in Deutschland, fast immer auf Intensivstationen. Seine 20-jährige pflegerische Tätigkeit war gekennzeichnet durch eine stetige persönliche und fachliche Weiterentwicklung. Stets angetrieben von dem Willen für ihn und vor allem für die Menschen, die er pflegte, Neues dazuzulernen, absolvierte er viele Kurse und Weiterbildungen. Auf den verschiedensten Intensivabteilungen konnte er sein praktisches Know-how ständig erweitern. Da auch andere von seinem Gelernten profitieren sollten, arbeitete er lange als nebenberuflicher Pflegedozent. Durch sein 2010 absolviertes Studium in 'Angewandten Gesundheitswissenschaften' lernte der Autor über den Tellerrand zu schauen und Fachliches zu hinterfragen. Die Wahl des Themas seiner Bachelorarbeit fiel auf eine Problematik, die der Autor nur zu gut aus seinem Berufsalltag kannte. Unzählige Spät- und Nachtdienste hatte er absolviert und er erinnerte sich gut an die Probleme, die damit verbunden waren. Damit war in ihm der Wunsch geweckt, dieses Thema wissenschaftlich zu bearbeiten. Zudem wollte er die Möglichkeit nutzen die Ergebnisse seiner Arbeit anderen Interessierten zugänglich zu machen.
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