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E-Book

Der Seher

AutorLars Muhl
VerlagJ. Kamphausen
Erscheinungsjahr2016
Seitenanzahl208 Seiten
ISBN9783958831049
FormatePUB
KopierschutzWasserzeichen
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis12,99 EUR
Diese Begegnung verändert Ihr Leben Der in Skandinavien erfolgreiche Musiker Lars Muhl ist für drei Jahre ans Bett gefesselt. Traurigkeit, Einsamkeit und Verzweiflung gehören in dieser Zeit zu seinem Alltag. Erst ein Telefonat mit einem Fremden bringt die Veränderung. Am Hörer: Der Seher. So beginnt der fesselnde Bericht über seine philosophische Suche und mystische Reise. Wir reisen mit Lars Muhl nach Montsegur, einem abgelegenen Bergdorf und Schloss in Südfrankreich, wo er den Seher trifft und seine spannende spirituelle Entwicklung fortsetzt. Ein herausforderndes Abenteuer nimmt seinen Lauf. Geschrieben mit außerordentlicher Energie, Aufrichtigkeit und Demut. Begleiten Sie den Autor bei seiner lebensverändernden Begegnung.

Lars Muhl kam 1950 in Aarhus, Dänemark zur Welt. Über viele Jahre war er erfolgreicher Liedermacher und Musiker, der parallel zu seiner Musik die Religionen und das geheime Wissen der Welt studierte. 1996 streckte ihn eine rätselhafte Krankheit nieder, die ihn lange Zeit ans Bett fesselte. Ein Freund brachte ihn schließlich in Kontakt mit dem Seher, der ihn wieder 'zum Leben erweckte'. Heute lebt Lars Muhl als Visonär und Mystiker, Heiler, inspirierender Autor und Redner. Er bietet Workshops an und leitet mit seiner Frau, der Autorin und Klangtherapeutin Githa Ben-David, ein Institut für Energie und Bewusstsein.

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Leseprobe

2


Ich hob den Koffer auf das oberste Bett. Es war mit einer verblichenen Wolldecke und einem Laken bedeckt, das sehr stark nach einem undefinierbaren, kräftigen Desinfektionsmittel roch.

Mit dem Schlafwagen der 2. Klasse zu reisen, ist nur etwas für Menschen, die mit wenig Gepäck unterwegs sind. Alle Dimensionen entspringen einem minimalistischen und asketischen Weltbild. Die Größe von Schlafplatz, Waschraum und Toilette deuten an, dass das Reisen nur ein Übergang ist, nur ein diskretes Intermezzo in einer langen Reihe von Ankunft und Abfahrt, Willkommen und Abschied, Sehnsucht und Erwartung, Küssen und Umarmungen, Tränen und Traurigkeit, die man unterwegs erlebt und die die flüchtigen Stationen einer jeden Zugreise und eines jeden Lebens kennzeichnen. Paradoxerweise ist dies auch der Beweis dafür, dass der Mensch und sein Dasein mehr als ein zufälliges Geflecht unbeständiger Eigenschaften und unvorhersehbarer Einflüsse sind.

Das Leben ist Ausdruck eines Ganzen, egal wie fragmentarisch es scheinen mag. Es dauerte viele Jahre, ehe ich das begriff. Erst als ich mein eigenes Leben als so eingeschränkt und begrenzt empfand, dass ich meinte, nicht genug Platz zum „da sein“ zu haben, erst als ich all das verloren hatte, von dem ich glaubte, es nicht entbehren und ohne es nicht leben zu können, also all das, was in Wirklichkeit das Dasein kompliziert und unmöglich macht, erst da fing ich an zu ahnen, wie großartig und unbegrenzt das Leben in all seiner Einfachheit sein konnte. Aber diese Erkenntnis war schmerzhaft.

Anzudeuten, dass es vielleicht eine andere, offenere und viel freiere Wirklichkeit gab – dass ein Ton zum Beispiel pyramidenförmig sein konnte und Vergebung schneller als das Licht —, war dasselbe wie es darauf anzulegen, auf dem Scheiterhaufen einer betäubten Zeit voller lärmendem Schweigen und herablassendem Sarkasmus verbrannt zu werden. Das sage ich Ihnen!

Das Schlafwagenabteil war voll, als der Zug mühsam anfuhr. Der Geschäftsmann im Bett gegenüber hatte unter großer Anstrengung und einem minutiös ausgearbeiteten Ritual folgend seine Abendtoilette beendet und einen blau-weiss gestreiften Pyjama angezogen. Im Bett darunter kämpfte ein korpulenter Deutscher mit seinem ebenso korpulenten Gepäck, und noch weiter unten tauschten zwei junge Kopenhagener Bierdosen und schlechte Witze aus, während ein älterer Herr im Bett unter meinem schon lautstark schnarchte. Ich ließ sachte los und schwebte in die frostklare Sternennacht hinaus, über die Schlafwagen hinweg und hinein in unbekannte Tunnel und die schwarzen Löcher fremder Universen, zurück zu dem Jahr, in dem ich hilflos im entferntesten Winkel des Labyrinths feststeckte, in der verfallenen Sackgasse meines eigenen Lebens.

Es war das Jahr, in dem ich die dunkle Seite der Seele kennenlernte. Es geschah in Form einer Reihe von Anfällen, die auf physischer Ebene bewirkten, dass ich lähmende Schmerzen im Nacken hatte; mir war übel, ich verlor alle Energie und musste oft mehrere Tage hintereinander im Bett liegen. Es war, als ob ich in einem Niemandsland zwischen bewusst und unbewusst, zwischen Wachen und Schlafen, in einem Zustand beleierner Schwere gefangen war. Eingeschlossen in einer beinahe hermetisch abgeriegelten Folterkammer, in der alles schwer und träge und zerschlagen war. Jeglicher Gedanke verschwand in einem apathischen Dämmerzustand, noch ehe er gedacht war. Schon die Vorstellung, nach einem Glas Wasser zu greifen, erschien mir als so unüberwindlich, dass ich es meistens sein ließ. Wenn ich hin und wieder zu mir kam, schaffte ich es gerade noch zu denken, dass dies die Hölle sein müsse, ehe ich wieder in bodenloser Finsternis versank. Etwas Vergleichbares hatte ich nur 1962 erlebt, als ich an meinem ersten Buch arbeitete, das entstand, während ich mich in einem ähnlichen Trancezustand befand.

Zwei Monate lang lebte ich damals in demselben Zimmer von Kaffee und Aspirin, während ich auf meiner alten Schreibmaschine vor mich hin klapperte oder bewusstlos auf einem genauso alten Sofa lag. Tag und Nacht verschwanden in einem monotonen Nebel und nur das Schreiben verwandelte ihn in eine Art Euphorie; ein unwirklicher, psychosomatischer Zustand, der nicht aufhörte, ehe der letzte Punkt im Buch gesetzt war.

Jetzt war dieser Zustand wieder da und führte dazu, dass ich während immer längerer Zeiträume nicht arbeiten konnte. Eine Reihe von Arztbesuchen, Untersuchungen in Krankenhäusern, bei verschiedenen Spezialisten und Heilpraktikern brachten kein Resultat. Einmal lag ich zwei Wochen lang fast bewusstlos im Bett und konnte nichts zu mir nehmen als Kekse und Wasser. Sogar als ich bei meinem Nachbarn umkippte und den Rest des Tages im Krankenhaus mit Sauerstoffgerät und am Tropf verbringen musste, konnte man die Ursache meines Zustandes nicht finden. Mit der Zeit verstärkte sich mein Gefühl, dass ich die Musik hinter mir lassen musste, weil sie von diesem anderen Ding in den Hintergrund gedrängt wurde. Die Krise war also total. Nach mehr als zwei Jahren in diesem Zustand wollte ich nicht mehr länger leben.

Und dann geschah, was geschehen musste. Es passiert mindestens einmal im Leben eines jeden Menschen, auch wenn man es vielleicht nicht immer wahrnimmt. Der Zustand, in dem man sich befindet, ist von solcher Art, dass man leicht im Niemandsland von Schmerz und Selbstbezogenheit verschwinden kann, dort, wo alles verloren und unbeweglich ist. Aber die Zeit war reif, weil ich reif war, denn ich sah keinen anderen Ausweg mehr und hatte keinen Ort, an den ich gehen konnte. Man bekommt ein Zeichen oder es erscheint ein Engel. In meinem Fall geschah Letzteres. Ein Engel erschien in Gestalt einer Kollegin aus der langsam wachsenden, aber immer noch kleinen und unsichtbaren Familie. Sie gab mir die Telefonnummer, die alles auf den Kopf stellen würde.

„Ruf den Seher an und lass dir helfen!“ sagte sie, ehe sie sich wieder in Luft auflöste. Ich stand einfach nur da und starrte abwechselnd auf den Zettel, den sie mir in die Hand gedrückt hatte, und das Loch in der Luft, dass der Engel hinterlassen hatte. „Nur zwischen 8 und 9 Uhr“, stand in Klammern hinter der Telefonnummer.

Der Seher ?

An dem Abend machte ich einen langen Spaziergang auf der Frederiksberg Allé, bevor ich völlig erschöpft in meinem Zimmer im Webers Hotel ins Bett ging.

In der folgenden Nacht hatte ich einen Traum. Darin gehe ich eine lange, verlassene Straße entlang. Plötzlich endet sie, ich stehe am Rand eines Abgrunds und schaue ins Universum hinaus. Die Stille wird von einem kaum hörbaren und doch unfassbar schönen, tragenden und tiefen Ton unterstrichen. Der Klang der Materie, der alles zusammenhält, ergreifend und unaussprechbar. Ich höre, wie ich Worte auf Aramäisch spreche: „Nehwey sibyanak aykana d’shmaya aph b’arab.“ Ich erinnere mich. „Dein Wille geschehe im Himmel, also auch auf Erden.“ Jetzt verstehe ich, was diese Worte in Wirklichkeit bedeuten: „Lasse geschehen auf Erden, was in den Sternen geschrieben steht. Entfalte das Licht des Universums in jedem und durch jeden von uns, in Übereinstimmung mit den universellen Gesetzen.

Als ich aufwachte, war es halb neun. Ich spürte sofort wieder dieses dumpfe, bleierne Gefühl am Rande meines Bewusstseins. Es dauerte etwas, ehe ich mich an die Ereignisse des gestrigen Tages erinnerte. Dann tauchten der Traum, der Engel und die Telefonnummer wieder auf. Benommen kam ich auf die Beine und fing an, in Jacken- und Hosentaschen zu suchen. Ich hatte kein Glück. Ich fühlte Panik in mir aufsteigen. Es war, als ob ich bereits wüsste, was ich verlieren würde, wenn ich mir diese Sache entgehen ließe. Endlich. Ich fand den Zettel in der Brusttasche meines Hemdes. Ich wählte die Nummer und hielt den Atem an. Es dauerte eine Ewigkeit. An der Reihe wechselnder Signaltöne konnte ich hören, wie mein Anruf langsam vom Hotelnetz in das der Telefongesellschaft weitergeleitet wurde. Ich wollte gerade auflegen, als die Verbindung endlich zustande kam – es war besetzt. Im Bauch die Schmetterlinge eines ganzen Lebens. Ein Blick auf die Uhr. Fast neun. Abwarten und noch einmal versuchen. Immer noch besetzt. Zehn Minuten nach neun, ich kam durch. Ich saß da und dachte, dass mein Anruf in diesem Augenblick irgendwo bei einem fremden Menschen einen Ton hinterließ und dass dieser Mensch beim Aufhören des Klingeltons beschlossen hatte, meinen Anruf nicht zu beantworten. Ich ließ es noch eine Weile klingeln und legte dann den Hörer auf.

Zurück auf der Insel verbesserte sich mein Zustand und ich fand wieder zu meinem alten Rhythmus zurück, einem Wechsel zwischen meinem Studium des Aramäischen, das mich nun völlig in Anspruch nahm, und Zeiten, in denen mir schwindelig war. Mehrere Male war ich versucht, noch einmal die Nummer anzurufen, die ich erhalten hatte, aber aus irgendeinem Grund schob ich es immer wieder hinaus.

Während ich allmählich tiefer in die aramäische Sprache eindrang, eröffnete sich mir eine ganz neue Welt. Schon 1989 hatte Edith R. Stauffer von Psychosynthesis International mir die Kopie eines aramäischen Auszuges aus dem Neuen Testament...

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