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E-Book

Gegen den Wind

Eine Frau geht ihren Weg

AutorSusi Mai
VerlagPANTAURO
Erscheinungsjahr2018
Seitenanzahl200 Seiten
ISBN9783710550003
FormatePUB
KopierschutzWasserzeichen
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis18,99 EUR
'I've watched Susi grow from being a professional sportsperson to becoming a superstar entrepreneur using her wonderful kiting and people skills (...) whilst trying to encourage entrepreneurs to make a positive difference in the world.' SIR RICHARD BRANSON Spitzensportler und Unternehmer ähneln sich stark: Beide sind entschlossen auf ein Ziel fokussiert, denken strategisch und sind bereit, ein kalkuliertes Risiko einzugehen, um ans Ziel zu kommen. Kiteboarding-Legende Susi Mai hat es geschafft, ihre Leidenschaft für den Sport mit nachhaltigem unternehmerischen Geist zu verbinden. Sie hat sich in der Männerdomäne des Kitesurfens einen Platz geschaffen und zahlreiche Preise eingefahren - dabei hat sie den Sport für viele Frauen nach ihr erschlossen. Abseits des Wassers arbeitet sie gemeinsam mit Richard Branson, Sylvia Earl und James Cameron daran, die Ozeane zu retten. Mit Motivation, Inspiration und der richtigen Einstellung zeigt sie, wie frau jede Situation meistern kann: Denn was Männer meinen zu können, können Frauen schon lange!

Susi Mai, geboren 1984, ist eine der ersten weiblichen Red Bull Athleten und eine Kiteboarding-Legende. Sie gewann den Red Bull King of the Air dreimal (2003, 2004, 2005) und war von 2003 bis 2012 stets unter den Top 5 der World Tour gereiht. 2011 wurde sie Präsidentin der NPO MaiTai Global und 2017 CEO ihrer eigenen Firma SUSI MAI. Parallel dazu organisiert und moderiert sie Events für Red Bull sowie Richard Branson.

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Leseprobe

La gringa latina


»Ich wurde in Freiburg geboren, bin aber in Bayern aufgewachsen und habe schon immer Sport gemacht. Als ich zwanzig Jahre alt war, im Sommer 1990, entdeckte ich Cabarete und zog dorthin, um zu surfen, da die Stadt eines der bekanntesten WindsurfReiseziele der Welt war. Nach ein paar Monaten hatte ich einige Geschäftspartner gefunden und einen Laden aufgemacht, in dem ich Segel und Boards verlieh und reparierte; bald darauf rief ich ein Programm für einheimische Kinder ins Leben. Sechs von ihnen wurde das Surfen beigebracht; sie bekamen Unterstützung, damit sie die Schule besuchen konnten, und erhielten grundlegende medizinische Versorgung. Es gab mindestens ein paar Tausend mehr Hotelzimmer als heute, aber niemand hatte ein Auto oder ein Telefon. Um jemanden anzurufen, musste man sich mitten in der Stadt in eine Art Container einschließen und warten, bis man verbunden wurde.«

Marcus Bohm
(Professioneller Surfer/Kiteboarder und Red-Bull-Talentscout)

Es ist offensichtlich, dass ich meine Wahlheimat sehr liebe.

Aber jemand, der noch nie dort war oder der nur einen flüchtigen Aufenthalt genossen hat, tut gut daran, unsere Geschichte und Kultur zu verstehen. Dann ergibt alles einen Sinn! Christoph Kolumbus bestaunte die Üppigkeit und Schönheit der Insel Hispaniola, als er sie im Dezember 1492 das erste Mal erblickte. Er machte sie zu seiner Basis, von der aus er den Rest Amerikas entdecken und kolonialisieren wollte. Die danach folgende Dezimierung ihrer Ureinwohnerschaft und die imperialistische Herrschaft führten zur heute noch bestehenden Aufteilung von Hispaniola – Haiti im Westen und die Dominikanische Republik im Osten. Die Eroberung durch die Spanier hinterließ deutliche Spuren. Die Landessprache ist Spanisch und der Katholizismus die vorherrschende Religion; das zeigt sich besonders deutlich während der riesigen Feierlichkeiten und Paraden an Ostern, dem größten religiösen Fest des Jahres. Die Zona Colonial in der Hauptstadt Santo Domingo ist ein atemberaubendes architektonisches Juwel und steht mit ihren Altbauten und herrschaftlichen Gebäuden beispielhaft für die Kolonialzeit.

Die Dominikanische Republik ertrug auch die Schrecken späterer Regime stoisch und mit hocherhobenem Haupt, und sie lockte weiter Menschen aus der ganzen Welt an ihre ausladenden Strände. Im Norden findet man einige der atemberaubendsten und saubersten der ganzen Region. Und anders als bei vielen anderen Karibikinseln ist der lateinamerikanische Stempel noch nicht ausradiert, und man spürt überall die spielerische Herzlichkeit der Latinos – beim Essen, in der Musik und in der Grundstimmung im Land. Überall begegnen einem Freude und strahlende Gesichter, selbst in den ärmsten Barrios.

Die DR (wie die Amerikaner sie liebevoll nennen) wurde nicht nur von Spaniern, Franzosen, Briten und Holländern kolonialisiert, sondern auch von den Amerikanern. Da auch brutal geknechtete afrikanische Sklaven an ihren Küsten landeten, erstrahlt die einheimische Bevölkerung der Dominikanischen Republik in einer herrlichen Mischung der Rassen, und sie bildet einen menschlichen Regenbogen, der in seiner Vielfalt und seinen erstaunlichen Färbungen in der Karibik einzigartig ist. Es ist nicht ungewöhnlich, einen wunderschönen Einheimischen mit ebenholzfarbener Haut und hellblonden Locken zu sehen, oder Kinder mit zimtfarbener Haut und leuchtend grünen oder blauen Augen.

Wie es in den meisten lateinamerikanischen Ländern die Norm ist, steht auch in der Dominikanischen Republik die Familie über allem und bildet den Grundstein der Gesellschaft. Es ist eine erbittert matriarchalische Gesellschaft, und die Frauen herrschen zu Hause mit eiserner Hand. Natürlich ist es in vieler Hinsicht auch eine lateinamerikanische Macho-Gesellschaft, aber die Frauen haben definitiv die Hosen an. Häufig leben Kinder auch dann noch bei ihren Eltern, wenn sie angefangen haben zu arbeiten und finanziell unabhängig werden, und man bleibt auch dann oft in der Nähe seiner Familie, wenn man auszieht oder heiratet. Es kommt nur sehr selten vor, dass Eltern oder Großeltern im Alter nicht umsorgt oder verehrt werden; sie sind die feste Basis der Familienstruktur. Die Frauen bekommen meist in viel jüngerem Alter Kinder als in westlichen oder europäischen Ländern, und es ist weitverbreitet, dass Kinder von ihren Großeltern aufgezogen werden. Die Gemeinschaft ist alles. Wenn man sich in der Dominikanischen Republik niederlässt, wird man sich nie allein fühlen.

Familien hier sind viel größer als der 2,4-Personen-Standard-Haushalt der westlichen Länder, und deshalb wird viel geteilt. Das beginnt mit Betten und Schlafzimmern im Kindesalter, setzt sich beim Essen fort – das, was da ist, muss für alle reichen – und geht bis zum Verkehr. Guaguas (die örtlichen Minibusse) sind eine ingenieurtechnische Meisterleistung – ein Bus, der für zwanzig Fahrgäste gebaut ist, transportiert mindestens das Dreifache an Personen. Alle Winkel, Ritzen, Schöße, Schultern und Radläufe bieten noch einer Person oder einem Tier mehr einen Sitz, auf den man sich zwängen kann. Motoconchos dagegen sind erstaunlich widerstandsfähige, zweirädrige Mototaxis. Sie sind ein akrobatisches Weltwunder und widersetzen sich jedem Naturgesetz. Ich habe schon fünf oder mehr Menschen auf wackeligen, alten, rostigen »Eimern auf Rädern« balancieren sehen, die auch noch mit Kühlschränken, Matratzen, lebenden Tieren, Propangaskanistern, frisch gefangenen riesigen Fischen und allem möglichen anderen beladen waren. Es klingt vielleicht absurd, aber einmal sah ich jemanden einen Sarg hinten auf einem dieser zweirädrigen Wunder der Technik transportieren. Und niemand hat mit der Wimper gezuckt.

Ich habe früh gelernt, dass die Politik des Teilens vorsichtiges Navigieren erfordert. Ich sorgte immer dafür, dass meine dominikanischen Nachbarn zu allen meinen Spielen eingeladen waren, und teilte mit ihnen meine wenigen Spielsachen. Ich musste außerdem sicherstellen, dass sie nicht neidisch wurden, denn obwohl wir sehr bescheiden lebten, muss ihnen unser Lebensstil königlich vorgekommen sein, weil sie selbst so unfassbar arm waren. Als ich viele Jahre später bei MaiTai arbeitete – eine gemeinnützige Organisation für Tech-Konferenzen und Meeresschutz, die ich zusammen mit meinem Partner Bill Tai gegründet hatte – und eine Möglichkeit finden wollte, unsere Veranstaltungen integrativer zu gestalten, half mir diese Erfahrung sehr, die Dinge aus einer anderen Perspektive zu betrachten.

Obwohl ihre Kultur nicht besonders hoch entwickelt scheinen mag, ist die Dominikanische Republik eine der am schnellsten wachsenden Volkswirtschaften der Karibik und Lateinamerikas; dennoch ist sie im Vergleich zu anderen Nationen immer noch arm. Dominikaner können nicht auf die Art von Bildung und guter medizinischer Versorgung zurückgreifen, wie es sie in weiter entwickelten Ländern gibt, deshalb ist das tägliche Leben ein ständiger Überlebenskampf. Jeder macht das Beste aus dem, was er hat, und aus allen Gelegenheiten, die sich ihm zufällig bieten mögen. Jeder muss sich selbst mit harter Arbeit aus der Armut beziehungsweise den Umständen, in die er geboren wurde, befreien, denn niemand anders wird es sonst für ihn tun. Bildung und Gesundheit sind Privilegien, die man sich verdienen muss – sie stehen nicht jedem Bürger als Rechte zu.

Da jeder Tag einen Kampf ums Überleben bedeutet und das allein oberste Priorität hat, kann man sich um Eventualitäten nicht kümmern. Das gibt einem einerseits eine gewisse Freiheit, kann aber auch ein Fluch sein, da es dazu führt, dass die Dominikaner nur im Hier und Heute leben. Sie wissen ja nicht, was das Morgen bringt. »Si Dios quiere« ist ein Spruch, den man täglich hört: »Wir sehen uns morgen am Strand.« – »Si Dios quiere.« (Wenn Gott will.)

Diese entspannte Einstellung dem Leben und dem Schicksal gegenüber durchdringt das gesamte Lebensgefühl des Landes. Die Dominikanische Republik läuft in »dominikanischer Zeit«; wenn es ein irgendwie geartetes Problem gibt, kann man sich entweder in die Sonne setzen und warten, mit einem kalten Presidente-Bier in der Hand, oder man lässt es zu einer frustrierenderen Erfahrung ausarten. Raten Sie mal, welche Methode man hier anwendet? Kein Stress der Welt wird das Wasser, den Strom oder andere wichtige Dinge früher wieder funktionieren lassen, also kann man sich genauso gut entspannen und darauf warten, dass das Schicksal alles regelt. Pünktlichkeit ist kein wesentlicher Bestandteil der operativen Struktur der Dominikanischen Republik, aber das wird mehr als wettgemacht durch den Überfluss an Herzlichkeit und Anteilnahme der Dominikaner – darin sind sie wahrhaftig außergewöhnlich. Das Land hat die gleichen sozioökonomischen Probleme wie andere Länder auch, aber irgendwie nimmt die Einstellung der Menschen fast jeder Situation ihren Stachel. Schließlich wird die Sonne morgen wieder scheinen. Oder spätestens übermorgen. Und die heißblütigen Klänge von Salsa und Bachata werden...

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