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E-Book

Gut gestimmt!

Stimmtraining für Erzieherinnen

AutorMarcel Hinderer, Sieglinde Eberhart
VerlagVerlag Herder GmbH
Erscheinungsjahr2018
Seitenanzahl128 Seiten
ISBN9783451814648
FormatePUB
KopierschutzWasserzeichen
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis11,99 EUR
Die eigene Stimmgesundheit fördern und situations- und personenbezogenes Sprechen lernen: Mit diesem Buch lernen pädagogische Fachkräfte vielfältige Übungen und Tipps zur Körperhaltung und Körperspannung, dem Atem und der Stimmlage sowie zur Stimmkraft kennen. Die Übungen und Gedanken können gut in den Alltag integriert werden. Der perfekte Ratgeber, um mit einer gesunden, unbelasteten Stimme frei zu agieren!

Dr. Sieglinde Eberhart ist Germanistin, ausgebildete Schauspielerin, Sprecherzieherin und Mediatorin. Sie lehrt Sprecherziehung und Rhetorik an der Pädagogischen Hochschule Freiburg und verfügt über langjährige, internationale Erfahrungen in der Aus- und Fortbildung von Referendaren, Lehrkräften und pädagogischen Fachkräften.

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Leseprobe

SO BEKOMMT DIE STIMME HALT


KÖRPERHALTUNG UND KÖRPERSPANNUNG

ICH WÜRDE IM MORGENKREIS AM LIEBSTEN STEHEN, DENN IM STEHEN KLINGT MEINE STIMME VIEL BESSER.“

Alara F., Erzieherin in Landau

DIE NEUTRALE GRUNDHALTUNG IST EINE ENTSPANNTE UND NEUTRALE KÖRPERHALTUNG, AUS DER MAN SÄMTLICHE POTENZIALE SCHÖPFEN KANN.“

Andrea Latrisch-Karlbauer, Pantomimin

Die Körperhaltung beeinflusst den Klang der Stimme: Wenn Sie bequem auf dem Sofa liegen, klingen Sie anders als im Morgenkreis und wiederum anders als beim Joggen. Unabhängig von der Haltung und der Bewegung ist es die Spannung des Körpers, die den Klang verändert. Denn die Spannung der großen Muskeln führt zu einer Spannung der feineren Muskulatur, die an der Stimmgebung beteiligt ist.

Das Ideal ist die Balance zwischen Unter- und Überspannung: Ist der Körper eher lasch, klingt auch die Stimme schwach; sind Sie überspannt und voller überschüssiger Kraft, wird auch die Stimme eher angestrengt und druckvoll.

Diese Balance bedeutet auch, mit der eigenen Kraft und Energie ökonomisch zu haushalten. Das Sprechen erfordert selbstverständlich Stimmkraft und eine gewisse Körperenergie, ab einem bestimmten Maß aber ist die Energie verschenkt.

In kleinen Alltagssituationen können Sie ganz nebenbei überprüfen, wie leicht es Ihnen fällt, bewusst eine Balance zwischen Unter- und Überspannung herzustellen. Wenn Sie zum Beispiel den festsitzenden Deckel eines Marmeladenglases aufschrauben wollen, brauchen Sie Kraft – und zwar in den Fingern, Händen und Armen. Es nutzt jedoch nichts, auch noch die Zähne aufeinanderzubeißen und die Augenbrauen zusammenzuziehen. Auch bei der Stimmgebung ist eine ausgewogene und gezielt eingesetzte Muskelspannung wichtig.

PROBIEREN SIE ES GLEICH AUS!


Nehmen Sie Papier und Stift und schreiben Sie die folgenden beiden Sätze – von „Achten Sie …“ bis „…für Ihre Sitzhaltung“ – ab: Wenden Sie dabei nur die Kraft auf, die Sie brauchen. Selbstverständlich sind Muskeln der Hand und Finger aktiv, um den Stift zu halten und zu führen. Gleichzeitig brauchen Sie größere Muskeln für Ihre Sitzhaltung.

Machen Sie sich nun auf die Suche: Wo können Sie Spannung reduzieren? Begleiten Sie das Schreiben möglicherweise mit Lippenbewegungen? Könnten die Schultern lockerer sein? Ist es möglich, den Stift auch mit weniger Kraft zu halten? Haben Sie das Gefühl, Hals und Nacken sind entspannt? Sitzt der Kopf locker auf der Wirbelsäule?

Vermutlich gibt es die eine oder andere Stelle, an der Sie Kraft sparen können. Solche Fehlspannungen sind normal; bei aller Aufmerksamkeit können wir sie nicht gänzlich vermeiden. In einem Sprechberuf ist es aber wichtig, genau dafür ein Gespür zu haben, damit Sie sich nicht verausgaben: Wenn Sie zum Beispiel lauter sprechen als es sein muss, steigt die Spannung in der Kehle, und für Ihre Stimme und natürlich für Sie selbst wird es anstrengend.

DAS GEHT LEICHT ZWISCHENDURCH …


Nehmen Sie sich ein Mal am Tag bewusst vor, Ihre Körperspannung zu regulieren – am besten bei unbelasteten Alltagstätigkeiten: auf dem Fahrrad, beim Kaffeekochen, an der Bushaltestelle …

SPANNUNG IM STEHEN


Bei der folgenden Haltungsübung erfahren Sie, wie wenig Spannung Sie fürs Stehen eigentlich benötigen: Stellen Sie sich aufrecht hin, die Füße stehen etwa eine Fußlänge auseinander. Verlagern Sie das Gewicht auf beide Beine. Entspannen Sie die Zehen und die Kniegelenke. Das geht so: Drücken Sie die Knie durch und lösen Sie anschließend bewusst die Spannung in der Muskulatur der Kniekehlen. Die Beinmuskulatur trägt jetzt Ihr Gewicht.

In dieser Haltung ist die Bauchdecke locker, der untere Rücken beweglich, und Sie vermeiden ein Hohlkreuz. Die Schultern sind leicht und entspannt. Der Nacken wird entlastet.

Nehmen Sie die beteiligten Körperteile und -partien bewusst wahr und lösen Sie die Spannung, ohne die Aufrichtung zu verlieren. Dabei achten Sie vor allem auf Ihr Brustbein: Lassen Sie es nicht einsinken, sondern heben Sie es. Die Rückenmuskulatur hilft Ihnen dabei.

Daran schließt sich gleich die nächste Übung an:

DER STOLZKNOCHEN


Um sich groß, überzeugt und selbstbewusst zu zeigen (und zu fühlen), braucht der Oberkörper eine gewisse Spannung. Bauen Sie diese folgendermaßen auf, gerne auch vor dem Spiegel: Nehmen Sie den Stand aus der vorhergehenden Übung ein. Legen Sie die Fingerkuppen einer Hand mit sanftem Druck aufs Brustbein.

Stellen Sie sich vor, Sie wollten die Hand nach vorne oben schieben. Das tun Sie, indem Sie das Brustbein heben. Lösen Sie nun die Hand in einem großen Bogen mit einer würdevollen, stolzen Geste.

HALTEN SIE EINEN MOMENT INNE


Speichern Sie das Körpergefühl: Sie stehen aufrecht und wenden dafür nur die unbedingt nötige Kraft auf. Ihr Brustbein ist gehoben.

  • Wie fühlt es sich an?
  • Können Sie diese Haltung leicht und rasch einnehmen?

PROBIEREN SIE ES GLEICH AUS!


Bewegen Sie sich, gehen Sie ein paar Schritte und wiederholen Sie dann die Übung hier. Finden Sie erneut einen guten Stand, richten Sie sich auf, balancieren Sie Ihre Spannung und zeigen Sie Ihren „Stolzknochen“.

Anschließend können Sie das folgende Gedicht sprechen und gleich hören, wie Ihre Stimme in dieser stolzen Haltung klingt:

ICH STEHE

MANCHMAL

NEBEN MIR

UND SAGE

FREUNDLICH

DU ZU MIR

UND SAG

DU BIST

EIN EXEMPLAR

WIE KEINES

JEMALS

VOR DIR WAR

DU BIST

DER STERN

DER STERNE

DAS HÖR ICH

NÄMLICH GERNE

Jürgen Spohn (1996, S.35)

DAS GEHT LEICHT ZWISCHENDURCH …


Auch bei einem getakteten Arbeitstag finden Sie sicher eine Minute, in der Sie bewusst auf Ihre Spannung im Stehen achten können. Das kann die Minute sein, in der gerade alle Kinder mit etwas beschäftigt sind, das können die 60 Sekunden sein, während derer Sie im Pausenraum warten, bis Ihr Mittagessen heiß wird, oder im Waschraum beim Zähneputzen der Kinder dabei sind.

Gönnen Sie sich diese Minute, damit sich die Anspannung nicht steigert. Die Orientierungspunkte dabei sind: hüftbreiter Stand – entspannte Zehen – lockere Knie – gelöster Schultergürtel – gehobenes Brustbein.

Der hüftbreite Stand und der aufgerichtete Oberkörper geben Ihrer Stimme Halt. Die Kraft, die fürs Sprechen notwendig ist, kommt nicht nur aus der Kehle, sondern aus dem gesamten Körper. Gleichzeitig wirken Sie in dieser Haltung überzeugender, entschiedener, direkter – mit einem Wort: präsenter!

HALTEN SIE EINEN MOMENT INNE


In welcher Körperhaltung treten Sie auf den Hof, wenn Sie merken, dass sich im Sandkasten ein Streit anbahnt? Wie stehen Sie beim Ausflug am Zebrastreifen, bis alle Kinder die Straße überquert haben?

Im Kita-Alltag gibt es viele Situationen, in denen Sie zeigen, dass Sie „da sind“, dass Sie präsent sind. Das ist von außen gesehen vor allem ein körperlicher Akt. Wenn man dieses Körperliche bewusst vor das Stimmliche setzt, kommt das dem Sprechen – und vor allem der klaren Wirkung – sehr zugute. Deshalb: Machen Sie sich zunächst körperlich bereit und zeigen Sie an, dass Sie etwas sagen möchten – und dann sprechen Sie.

Übrigens: Unsere Sprache macht uns deutlich, worin dieses Körperliche besteht. Wir sprechen davon, dass jemand sicher auftritt, sich präsentiert, sich vor anderen aufbaut, sich exponiert (wörtlich: sich ausstellt). Zu viel wird es, wenn sich jemand dick macht, sich aufbläht oder sich über andere erhebt.

Auch im Sitzen geht es darum, die Balance zwischen Unter- und Überspannung zu finden und dabei bequem und aufrecht zu sitzen. Bequem bedeutet jedoch nicht, im Stuhl...

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