Examensarbeit aus dem Jahr 2002 im Fachbereich Romanistik - Fächerübergreifendes, Note: 1,7, Humboldt-Universität zu Berlin (Institut für Romanistik), Sprache: Deutsch, Abstract: Im Anfang war das Wort. Der Johannesprolog setzt das Wort an den Anfang und damit an eine zentrale Position. In der christlichen Verkündigung ist das Wort von jeher das Medium der Übermittlung der göttlichen Heilszusage. Das göttliche Wort muß aber in eine Form gegossen werden. Dazu tut Sprache not. Der Muttersprache Jesu, dem Aramäischen, folgt das Griechische als Sprache der Schriften des Neuen Testaments und der ersten Christen, abgelöst von Latein als Sprache der etablierten Kirche. Hier setzt das Thema dieser Arbeit an: 'Vom Latein zu den Volkssprachen. Der Umbruch in der Verbreitung der christlichen Botschaft im 16. Jahrhundert.' Damit ist ein doppelter Wandel angedeutet. Ein Wandel in der Verbreitung der christlichen Botschaft und ein Wandel in der Sprache. Das eine ist ohne das andere nicht vorstellbar. Ziel der Arbeit ist es, exemplarisch Zusammenhänge dieses Bedingungsgeflechts zu untersuchen. Dazu ist der sprachliche und historische Hintergrund zu beleuchten, ohne den die Entwicklung, die ein ganzes Faktorenbündel beeinflußt hat, nicht nachzuvollziehen ist. Anhand des Wirkens zweier prominenter Gelehrter des 16. Jahrhunderts, Guillaume Budé und Jean Calvin, den 'beiden typischen Persönlichkeiten des damaligen Geisteslebens' 1 soll gezeigt werden, welche alternativen Handlungsmöglichkeiten gewählt werden konnten und wie trotz unterschiedlicher Zielsetzung der Protagonisten eine Renaissance des Lateins dazu geführt hat, dessen noch unbedeutende Schwester, das Französische, salonfähig zu machen. 'La gloire certaine d'avoir créé l'éloquence française,'2 wird dabei Calvin zugeschrieben, der heute indes hauptsächlich als Theologe bekannt ist. Die Verbreitung der christlichen Botschaft erfolgt im wesentlichen auf zwei Arten. Die Bibel trägt die religiöse Botschaft über die Zeiten und die Predigt entfaltet daraus die christliche Lehre. Beide Formen der Verbreitung haben im 16. Jahrhundert die Herausbildung des Französischen als eigenständige Sprache befördert. Für die Gelehrten der Renaissance war in allen Wissensgebieten das Latein die angemessene Sprache. Im Bereich der Theologie nicht zuletzt, weil sie den Kreis der potentiellen Diskutanten beschränkt. Mit den Worten von Francis Higman: 'Il appartenait aux théologiens fomés de traiter de ces questions, non à un public à peine lettré.'3 Die christliche Botschaft allerdings kann schwerlich in den Elfenbeinturm der Wissenschaften gesperrt werden wie die Medizin oder Mathematik [...]
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