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E-Book

Die wichtigsten Wirtschaftsdenker

AutorVera Linß
Verlagmarixverlag
Erscheinungsjahr2014
Seitenanzahl256 Seiten
ISBN9783843802314
FormatePUB
KopierschutzWasserzeichen
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis7,99 EUR
Von Anfang an ging es den Wirtschaftsdenkern um die Suche nach den Naturgesetzen des menschlichen Zusammenlebens, nach denen Wohlstand geschaffen und verteilt wird. Dahinter stand die Hoffnung, ihre Erkenntnisse könnten helfen, die Wirtschaft zum Wohle der Menschheit zu lenken. Dieses Buch enthält die Porträts von 60 Ökonomen, die jeweils ihre Zeit geprägt haben. Es gibt Einblick in die Gedankenwelt und die Lebensumstände der - mit einer Ausnahme - männlichen Vordenker, stellt ihre wichtigsten Theorien dar und zeigt, wie sie gewirkt haben und noch heute wirken. Ein Muss für alle, die Wirtschaft verstehen wollen.Porträts von 60 bedeutenden Ökonomen, die jeweils ihre Zeit geprägt haben. Ein Muss für alle, die Wirtschaft verstehen wollen!

Vera Linß, Jahrgang 1968, ist Diplomjournalistin und arbeitet seit Beginn ihrer beruflichen Laufbahn als Hörfunkjournalistin für die ARD. Von 1997 bis 1999 moderierte sie das Frühjournal 'Figaro' des mdr. Im Anschluss daran absolvierte sie in den USA eine Ausbildung zum Coach.

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Leseprobe

5. ADAM SMITH


(* Kirkcaldy 5.6.1723, getauft, † Edinburgh 17.7.1790)

Adam Smith war der erste große Wirtschaftsdenker. Er begründete die klassische Schule der Nationalökonomie und etablierte die Ökonomie als eigenständige Disziplin. Sein Verdienst besteht darin, die Gesetze des Marktes formuliert und umfassend beschrieben zu haben. Er vermittelte erstmals ein Verständnis davon, wie der Markt das Gemeinwesen im Einzelnen zusammenhielt. Zwar hat sich seine Annahme, dass die Gesellschaft am Ende zum Stillstand kommen würde, als falsch erwiesen. Die Wirkung der sich zu seiner Zeit gerade ankündigenden industriellen Revolution auf die Wirtschaft hatte er übersehen. Dennoch haben seine Erkenntnisse den Denkern der westlichen Welt die Augen geöffnet und die Weltsicht von Generationen geprägt.

Adam Smith wurde 1723 im schottischen Kirkcaldy geboren, einer kleinen Gemeinde von 1500 Einwohnern. Damals nutzten einige Geschäftsleute des Ortes noch Nägel als Zahlungsmittel. Der Vater starb vor der Geburt seines Sohnes. Zwischen Mutter und Sohn entwickelte sich eine innige und zeitlebens ungebrochene Beziehung. Smith blieb unverheiratet.

Ab seinem 14. Lebensjahr studierte er an der Universität Glasgow bei einem der führenden Vertreter der schottischen Aufklärung, dem Moralphilosophen Francis Hutcheson. Nach seinem Abschluss 1740 folgte ein Philosophiestudium in Oxford. 1750 wurde er Professor für Logik an der Universität Glasgow, ein Jahr später wechselte er auf den begehrten Lehrstuhl für Moralphilosophie. In dieser Zeit entstand seine Freundschaft mit dem Philosophen David Hume. 1758 wurde Smith zum Dekan der Universität gewählt.

Die Veröffentlichung seines ersten Buches »The Theory of Moral Sentiments« (»Theorie der ethischen Gefühle«) brachte ihm 1759 umgehend einen Platz in der ersten Reihe der englischen Philosophen ein. Smith befasste sich in seinem Buch mit der menschlichen Natur und ihrem Verhältnis zur Gesellschaft. Er ging der Frage nach, wie es kommt, dass ein selbstsüchtiges Wesen wie der Mensch zur moralischen Urteilsbildung fähig ist und von seiner Selbstbezogenheit entweder absehen oder sie auf eine höhere Ebene transformieren kann. Eine Erklärung dafür sah er in der dem Menschen eigenen Fähigkeit, die Rolle eines unvoreingenommenen Beobachters einzunehmen und sich dadurch eine nicht selbstbezogene, sondern vorurteilsfreie Vorstellung von einer Sache zu machen. Smith hatte demnach ein positives Bild vom menschlichen Verhalten.

Durch diese Abhandlung wurde der britische Schatzkanzler auf ihn aufmerksam, der Smith 1763 als Begleiter für eine Bildungsreise seines Stiefsohnes, eines jungen Herzogs, verpflichtete. Die dreijährige Tour führte beide nach Toulouse, Genf und Paris. Im südfranzösischen Toulouse verbrachte Smith achtzehn Monate. Die Langeweile des dortigen Provinzlebens veranlasste ihn, 1764 mit der Niederschrift einer Untersuchung zur politischen Ökonomie zu beginnen, die er allerdings erst zwölf Jahre später – zurück in seiner Heimatstadt Kirkcaldy – fertigstellen sollte.

In Paris begegnete Smith → François Quesnay, dem seinerzeit bedeutendsten Wirtschaftsdenker Frankreichs. Diese Bekanntschaft war ein Schlüsselerlebnis für Smith, der die Gedanken des Franzosen aufnahm und im Rahmen seiner bereits begonnenen Untersuchung zur politischen Ökonomie zu einer gesamtgesellschaftlichen Theorie ausweitete. Im Gegensatz zu Quesnay, der die Natur als Quelle allen Reichtums ansah, wollte Smith zeigen, dass Arbeit Reichtum schafft.

1766 endete die Bildungsreise des Herzogs, weil dessen jüngerer Bruder, der sich der Tour angeschlossen hatte, an Fieber starb. Smith reiste zurück nach Kirkcaldy, wo er den größeren Teil des nächsten Jahrzehnts verbrachte, um seine Abhandlung zur Ökonomie zu vollenden.

Sein berühmtes ökonomisches Hauptwerk »An Inquiry into the Nature and Causes of the Wealth of Nations« (»Wohlstand der Nationen – Eine Untersuchung seiner Natur und seiner Ursachen«) wurde 1776, im Jahr der amerikanischen Unabhängigkeitserklärung, veröffentlicht. Darin beschwört Smith eine moderne Welt, in der der höchste Zweck des Wirtschaftslebens im freien Austausch von Waren und Dienstleistungen besteht. Angesichts der merkantilistischen Wirtschaftspolitik im westlichen Europa, die durch massive Eingriffe des Staates in die Wirtschaft gekennzeichnet war und in Frankreich zum Niedergang der Landwirtschaft geführt hatte, versteht sich Smith’ Entwurf als ein Instrument zur Überwindung des Merkantilismus, als eine völlig neue Form sozialer Organisation, die mit dem Begriff der Nationalökonomie bezeichnet wurde.

Die wichtigste Neuerung ist die Orientierung am liberalen Weltbild. Dem absolutistischen Staat hat er das eigenverantwortliche, selbstbestimmte Individuum gegenübergesetzt, der aktiven Handelspolitik den Freihandel und der staatlichen Lenkung der Wirtschaft die Steuerung über den Wettbewerb.

Smith begründete seine Vorschläge mit den Gesetzen des Marktes, denen er auf den Grund ging. Dabei suchte er nach einer »unsichtbaren Hand«, durch die »die persönlichen Interessen und Leidenschaften der Menschen« in eine Richtung gelenkt würden, »die den Interessen der Gesellschaft als Ganzes sehr entgegenkommen«. Folgende Fragen stellte sich Smith: Was hält eine Gemeinschaft zusammen, in der jeder nur seinen eigenen Interessen folgt? Wie lassen sich individuelle Geschäftsinteressen mit denen der Gesellschaft vereinbaren? Und schließlich: Wie sichert eine Gemeinschaft ihr Überleben ohne eine zentrale, die Wirtschaftsabläufe steuernde Instanz, zumal auch der Einfluss jahrhundertealter Traditionen zurückgeht?

All dies gewährleistet, so Smith, der Markt, der eine fehlertolerante und selbstregulierte Gesellschaft hervorbringt, in der Eigennutz zu Gemeinnutz führt. Während alle Beziehungen der Menschen zueinander auf Freiwilligkeit beruhen, hat dies bei dem gegebenen selbstsüchtigen Verhalten der Individuen zur Folge, dass nur jene Vereinbarungen zustande kommen, die für beide Seiten von Vorteil sind. Die Freiheit der Entscheidungen führt zu einem Wettbewerb aller Marktteilnehmer, der dafür sorgt, dass aus der Vielzahl der Handlungsmöglichkeiten die jeweils subjektiv günstigste gewählt wird. Diese Konkurrenz hat die Produktion und Bereitstellung von Waren zur Folge, nach der die Gesellschaft verlangt, in der Menge, die sie benötigt und zu dem Preis, den sie bereit ist zu zahlen. Die einzige Aufgabe des Staates besteht darin, durch ein unparteiisches Rechtswesen sicherzustellen, dass dieser Wettbewerb ohne Betrug oder Gewalt stattfindet. Lediglich in Bereichen wie Straßenbau und Bildung, die für die Privatwirtschaft wenig geeignet sind, soll der Staat investieren. Eine freie Gesellschaft, so das Fazit Smith’, erzielt mit den realen, fehlerbehafteten Menschen bessere Ergebnisse als jede andere Gesellschaftsordnung.

In seiner Ökonomie bricht er völlig mit der bis dahin herrschenden Annahme der Merkantilisten, dass der Reichtum eines Landes aus dem Gold- und Silbervorrat des jeweiligen Fürsten bestehe. Nach Smith sind es die Produktivkräfte eines Landes, gespeist aus der treibenden Kraft des Egoismus’ der Individuen, die seinen Reichtum ausmachen.

Smith fragte auch nach der zukünftigen Entwicklung der Gesellschaft. Deren Potential sah er darin, durch eine möglichst weitgehende Arbeitsteilung »den allgemeinen Überfluss« zu steigern, »der noch die niedersten Ränge der Gesellschaft erfasst«. Zwei Prinzipien hat er ausgemacht, die dafür sorgen, dass sich das Marktsystem in einer Aufwärtsspirale befindet: Das Gesetz der Akkumulation, der Ansammlung von Kapital, das, sobald es in Produktionsmittel investiert wird, zu einer höheren Produktivität führt. Und das Bevölkerungsgesetz, wonach sich Angebot und Nachfrage über das mehr oder weniger starke Bevölkerungswachstum regulieren würden – angesichts der hohen Kindersterblichkeit im England des 18. Jahrhunderts keine abwegige Annahme. Für Smith wäre der Aufwärtstrend der Wirtschaft beendet, wenn die Gesellschaft ihre letzten ungenutzten Ressourcen ausgebeutet und ein umfassendes System der Arbeitsteilung etabliert hätte. Dann wäre die Zeit des Stillstands gekommen.

1778, zwei Jahre nach Erscheinen seines Buches, wurde Smith zum Zollkommissar von Schottland berufen und zog von Kirkcaldy ins benachbarte Edinburgh. Sein Werk fand zunächst nur wenig Beachtung. Die volle Anerkennung kam ihm erst 1800 zuteil, zehn Jahre nach seinem Tod. Zuspruch erhielt er aus der aufsteigenden kapitalistischen Klasse, wobei Gegner einer humanitären Gesetzgebung seinen Glauben an die Fähigkeiten des Marktes unberechtigterweise für die eigene Argumentation benutzen. Smith war nie ein Parteigänger irgendeiner Klasse gewesen und hatte auch vor der Gier der Kapitalisten gewarnt.

Anders als → Karl Marx, der danach gesucht hatte, was die Gesellschaft vorantreibt, erfasste Smith mit seinen Gesetzen des Marktes nur diejenigen Verhaltensweisen, die zur...

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