Studienarbeit aus dem Jahr 2010 im Fachbereich Kulturwissenschaften - Europa, Note: 2,0, Friedrich-Schiller-Universität Jena (Volkskunde/Kulturgeschichte), Veranstaltung: Englandreiseberichte, Sprache: Deutsch, Abstract: 'Schon der Gedanke: Du siehst England, machte mich vor Freude beben (...); denn ich bekenne: Bücher und Reisen waren immer für mich die einzige vollkommene Glückseligkeit dieses Lebens (...)' Die Beliebtheit von Reisebeschreibungen, die hier Sophie von La Roche im Jahre 1788 treffend beschreibt, beginnt ab Mitte des 18. Jahrhunderts stark zuzunehmen. Die Gründe für das steigende Interesse sind mit dem Aufstieg des Bürgertums eng verbunden. Welterfahrung oder Weltkenntnis zu erlangen, waren wichtigsten Grundlagen der Gebildeten. Dies geschah anhand von Literatur, die wiederrum ein Reiseverlangen weckte. Die Möglichkeit, letztendlich eine Reise anzutreten, blieb allerdings schon aus finanziellen Gründen äußerst gering. Die Verknüpfung zum Bildungsbürgertum lässt wiederum auf die Autoren sowie das Lesepublikum schließen. Mit einer Quote der Analphabeten von ca. 90% der Bevölkerung im ausgehenden 18. Jahrhundert fand der Aufschwung des Reiseberichts höchstwahrscheinlich nur innerhalb dieser sozialen Schicht sowie dem Adel statt. Mit dem Bürgertum löste sich das Reisen nun auch von dem Adel mit der klassischen Kavalierstour ab und die Sommerreise wurde für viele zu einem jährlichen Ritual. Im Zuge dieser Ablösung ebenfalls von einer französischen Kulturhegemonie hin zu einer sozialen wie politischen Vorbildwirkung Englands entwickelte sich die Insel zu einem beliebten Reiseziel. Anhand der heute noch erhaltenen Reiseführer, Briefsammlungen und Tagebücher, die die Erfahrungen und Eindrücke einer Reise wiedergeben, wird deutlich, dass der Reisebericht an keine literarische Form gebunden ist. Durch nachträgliche Publikationen von Briefen wie das bei Georg Christoph Lichtenberg als Englandreisender der Fall war, bekommt der Leser dadurch wiederum einen viel intensiveren und privateren Eindruck über das belebte London des 18. Jahrhunderts. Bis Mitte des 18. Jahrhunderts handelten Englandreiseberichte allerdings bevorzugt von dem protestantischen Glauben. Obwohl man von einer Englandreise sprach, bezog sich der tatsächlich bereiste Raum meist nur auf London und die Universitäten in Oxfort und Cambridge. Moritz begann als einer der ersten Deutschen, auch das Landesinnere zu bereisen. Ziel der vorliegenden Arbeit ist es, die Wahrnehmung der Metropole London im 18 Jahrhundert anhand ausgewählter Reisender zu untersuchen. Exemplarisch werden dafür London thematisierende Briefe von Karl Philipp Moritz und Georg Christoph Lichtenberg betrachtet.
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