Im Gegensatz zu nationalen Projekten gelten für internationale Projekte unterschiedliche Rahmenbedingungen, da sie in unterschiedlichen Ländern durchgeführt werden. Diese müssen schon bei der Planung berücksichtigt werden, da sie den Verlauf eines Projektes erheblich beeinflussen können.[47] Im Folgenden werden die politischen, rechtlichen, vertraglichen und finanztechnischen Rahmenbedingungen auf die es zu achten gilt genauer erläutert und es wird dargestellt, aus welchen Gründen die Rahmenbedingungen in internationalen Projekten problematischer sind.
Aufgrund der Tatsache, dass internationale Projekte sich meist über mehr als zwei Nationen erstrecken, müssen die nationalen politischen Unterschiede berücksichtigt werden.
Es kann passieren, dass lokalpolitische Entscheidungen sich auf Teile des Projekts an allen oder einigen Standorten auswirken und somit das Projekt beeinflussen. Wenn das Projekt auch von der Öffentlichkeit wahrgenommen wird, wäre es vorstellbar, dass örtliche Meinungsführer den Projekterfolg zeitlich gefährden, in dem sie zu politischen Streiks aufrufen.[48]
Dies zeigt, dass es im internationalen Projektmanagement kaum möglich ist die politischen Einflussfaktoren vorherzusehen oder Einfluss auf sie zu nehmen. Die einzige Möglichkeit besteht in der Aufnahme dieser möglichen Faktoren in die Risikoanalyse eines Projektes vom Projektleiter. [49]
In jedem Staat herrscht eine vom Projekt nicht beeinflussbare Rechtsordnung, die aus der Gesamtheit aller positiven Rechtsnormen und den gewohnheitsrechtlichen Regelungen besteht. Die Bestandteile des positiven Rechts sind Gesetze, Verordnungen, Verfügungen, Satzungen, Gerichtsurteile und Verträge.[50] Somit gelten nationale Gesetzestexte, wie das deutsche Handelsgesetzbuch, nicht mehr im Ausland und bieten deshalb keinen Schutz.
Es gibt allerdings durchaus Nationen deren Rechtsordnungen sich ähneln, weil sie bspw. historisch gewachsen sind. In der europäischen Gemeinschaft findet man den romanischen Rechtskreis, zu dem die heutigen Länder Frankreich, Italien, Spanien und Portugal gehören. Deutschland gehört, wie auch die Niederlande, zum germanischen Rechtskreis. Die osteuropäischen Länder sind in ihrer Rechtstradition historisch anders geprägt. Nach dem zweiten Weltkrieg werden diese stark von der marxistischleninistischen Ideologie beeinflusst. Derzeit entwickeln sich diese europäischen Länder weiter und sind teilweise in die EU aufgenommen. Japan hingegen hat eine Rechtstradition, die teilweise der Deutschen ähnelt.[51]
Aus der Vielzahl unterschiedlicher Rechtsordnungen können sich mehrere Probleme in Projekten ergeben. Z.B. ist die Einführung eines ERP-Systems in einem amerikanischen Unternehmen, welches in Deutschland eine Tochtergesellschaft hat, problematischer als die Einführung an nur einem Standort, da die nationalen Gesetze eingehalten werden müssen. Ein kritischer Bereich ist dabei der Personalbereich. Er unterliegt in Deutschland strengeren Gesetzen, die eingehalten und im System abgebildet werden müssen. Wenn nun ein Projektleiter der amerikanischen Muttergesellschaft die Auflagen und Gesetze des deutschen Rechts nicht beachtet oder sie möglicherweise nicht kennt, kann das Projekt in der Form nicht durchgeführt werden, da sonst gegen das Gesetz verstoßen würde und dies strafrechtliche Konsequenzen für z.B. den Projektleiter hätte. Darum muss er im Vorfeld diese möglichen Rechtsverletzungen erkennen und das Projekt entsprechend planen.
Allerdings unterscheiden sich verschiedene Nationen nicht nur durch ihre Rechtsordnungen, sondern auch durch ihr Rechtsbewusstsein. In Staaten wie den USA oder Deutschland wird bspw. ein unterschriebener Vertrag als unverletzlich angesehen. Im asiatischen Raum allerdings wird dem „persönlichen Wort" eine größere Bedeutung zugemessen als dem schriftlich fixierten Vertrag. Dies gilt auch für arabische Länder. In diesen Ländern wird bereits die mündliche Zusicherung von den Geschäftspartnern als bindend betrachtet und die schriftliche Fixierung ist nur noch pro forma. Somit entstehen Verpflichtungen in diesen Nationen in erster Linie über die gemachten Zusagen, wobei jedoch meist Situationsänderungen flexibel berücksichtigt werden.[52]
Aufgrund der Vielzahl unterschiedlicher Terminologien und Ansichten sowie eines anderes Rechtsbewusstseins, erweist es sich für Projektleiter als sehr schwer die rechtlichen Faktoren im Vorfeld zu berücksichtigen. Wichtig für ihn sind die folgenden Rechtsgebiete, die an den Projektstandorten gelten.
Handels- und Wirtschaftsrecht,
Recht des Währungs- und Kreditwesens,
Gesellschaftsrecht und Unternehmensrecht,
Arbeitsrecht und Sozialrecht,
Wettbewerbsrecht,
Steuerrecht.[53]
In allen Projekten ist das wichtigste Dokument der Projektauftrag. Dabei handelt es sich um den Vertrag zwischen Auftragnehmer und Auftraggeber, welcher den ersten großen Meilenstein des Projektes darstellt.[54] Er enthält alle vertraglich relevanten Faktoren, wie
die Projektziele und Abgrenzungen (was gehört nicht zum Projektumfang),
die Projektorganisation,
bewertete Erfolgsfaktoren und Risiken,
Voraussetzungen (damit das Projekt auftragsgemäß ausgeführt werden kann),
Wirtschaftlichkeit,
Rahmenbedingungen,
Projektorganisation,
Risikoanalyse,
Personal und Kostenaufwand.
Für diese und andere Verträge gilt es, innerhalb eines internationalen Umfeldes, weitere Besonderheiten zu beachten. Es muss zwischen den Vertragspartnern eine Rechtsordnung gewählt werden, auf die sich dann alle Verträge beziehen. Nach der gewählten Rechtsordnung richtet sich demnach auch die Vertragsgestaltung und Regelungstiefe. Weiter wird mit der Wahl auch die Rechtsverfolgung definiert, d.h. es wird festgelegt nach welchem Recht z.B. ein möglicher Vertragsbruch verfolgt wird. Auch die Möglichkeit einer Streitbeilegung, gerichtlich oder außergerichtlich, wird dadurch eingeräumt, wobei vor allem Schiedsgerichte eine wichtige Rolle spielen, da sie zwischen den Streitparteien vermitteln können.[55] Weitere Punkte die beachtet werden müssen, sind mögliche Import-/Exportbeschränkungen, Währungsrisiken und Transferrisiken.
Auch die Steuerung von Zahlungsströmen ist ein Bestandteil bei der Abwicklung internationaler Projekte. So müssen in Projekten Unterlieferanten bezahlt werden oder die Zahlungen des Auftraggebers angestoßen werden. Aufgrund der oft vorhandenen räumlichen Distanz zwischen Auftraggeber und Auftragnehmer überschreiten die Projekte meist ein Währungsgebiet. Daraus entstehen zwei Problemfelder aus finanztechnischer Sicht.[56]
Wenn nun ein Projekt in zwei Währungsgebieten durchgeführt wird, so geht man nun ein Risiko durch Wechselkursschwankungen ein, wenn die Währungssysteme nicht aneinander gekoppelt sind. Es bestehen zwar Möglichkeiten das Wechselkursrisiko durch Kurssicherungsklauseln oder Wechselkursabsicherung zu mindern, allerdings ist dies meist mit einem geringeren Gewinn verbunden, da solche Sicherungsmaßnahmen zusätzlich Geld kosten. Es ist somit vom Projektleiter bzw. der Geschäftsleitung das Risiko gegen die Kosten abzuwägen.
Das zweite Problemfeld aus finanztechnischer Sicht ist der Bereich der Abwicklungsmodalitäten. Häufig gibt es aufgrund der räumlichen Distanz keine ausreichenden Informationen über den Auftraggeber bzw. Auftragnehmer in Bezug auf seine Zahlungsfähigkeit, Kreditwürdigkeit und allgemeine Zuverlässigkeit. Um diese Risiken zu minimieren gibt es mehrere Möglichkeiten wie z.B. Vorauszahlung/Anzahlung, Zahlung durch Nachnahme, Dokumente gegen Zahlung oder Dokumente gegen Zahlung auf Akkreditivbasis.
Trotz der genannten Möglichkeiten sich gegen diese Risiken abzusichern, verbleibt in internationalen Projekten aus finanztechnischer Sicht immer ein erhöhtes Risiko, das nur auf Kosten des Gewinns beim Auftragnehmer minimiert werden kann.[57]
Der regelmäßige Austausch von Informationen ist ein wichtiger Bestandteil für den Projekterfolg. Dazu eignen sich Projekttreffen am besten, da alle Projektbeteiligten zusammenkommen. In internationalen Projekten sind dabei allerdings zusätzliche Aspekte zu beachten, da meist die Standorte der am Projekt beteiligten Personen sehr weit auseinander liegen.[58] Die Entfernungen der Projektstandorte können untereinander...