Yoga oder Meditation mit einer AppDie Corona-Pandemie hat kaum einen Wirtschaftszweig so sehr verändert wie die Gesund­heitswirtschaft. Von der Corona-Warn-App bis hin zur fortschreitenden Etablierung Telemedizin und neuen Vorgehensweisen bei der Forschungs­zusammenarbeit hat sich vieles verändert. Laut Experten hat die Krise verdeutlicht, wie wichtig ein gut funktionierendes Gesundheitssystem ist. Um das deutsche Gesundheitssystem während der krisenbedingten Belastung am Funktionieren zu halten, sei man für Neuerungen offener gewesen.

Obwohl Deutschland im internationalen Vergleich noch aufholen muss, hat die Krise bedeutende Innovationen in Gang gebracht. Bis vor einigen Jahren galt das deutsche Gesundheitssystem als solide, aber gegenüber Veränderungen scheinbar resistent. COVID-19 hat alteingefahrene Strukturen aufgerüttelt. Ein Prozess, der längst überfällig war. Die durch die Krise losgetretene Innovationswelle wird bleibende Konsequenzen für Ärzte und Patienten haben.

 

Boost für das digitale Gesundheitswesen

Obwohl E-Health für das deutsche Gesundheitssystem seit Jahren ein Thema ist, hat erst die Krise die tatsächliche Nutzung digitaler Lösungen vorangetrieben. Angebote der Telemedizin, Gesundheits-Apps und elektronische Akten haben durch die Pandemie einen Aufschwung erfahren. Über 90 Prozent aller Befragten sprachen sich in einer Bitkom-Studie Mitte des Jahres für die verstärkte Implementierung digitaler Gesundheitsanwendungen aus. Doctolib, ein in Europa führendes E-Health-Unternehmen, beziffert den Kundenzuwachs im Krisenzeitraum mit über 150 Prozent.

 

Eine Entwicklung mit vielen Vorteilen

Dass seit der Pandemie immer mehr Ärzte E-Health-Lösungen wie digitales Terminmanagement und Videosprechstunden implementieren, steigert ihre Effizienz und spart ihnen zugleich wertvolle Zeit. Patienten kommt der Schritt insofern entgegen, als dass sie zur ärztlichen Konsultation nicht mehr zwingend in die Praxis müssen. Dadurch sinken in Zeiten einer Pandemie die Infektionsrisiken. Auch der Staat erkennt die Vorteile digitaler Gesundheitsanwendungen seit Beginn der Coronakrise an. Zum Teil sogar mit neuen Gesetzesentwürfen.

Gesetze, die sich seit der Krise zu Gunsten digitaler Angebote verändert haben, umfassen das ehemals strikte Fernbehandlungsverbot. Seit März 2020 können Mediziner einen wesentlich höheren Anteil an Fernsprechstunden abrechnen. Darüber hinaus gewährt der Staat seit Oktober 2020 unter bestimmten Umständen Krankschreibungsmöglichkeiten per Video-Chat. Ein deutlicher Fortschritt angesichts der Tatsache, dass die Möglichkeiten des im Jahr 2015 verankerten E-Health-Gesetzes jahrelang ungenutzt geblieben sind.

 

Wie geht es nach Corona weiter?

Für die Zukunft reicht es Experten zufolge nicht, dass sich während der Krise Innovationen aus dem E-Health-Bereich im Gesundheitswesen etabliert haben. Die bisherigen Investitionen in ein digitales Gesundheitssystem sind auf lange Sicht noch immer ungenügend. Außerdem müssten die Digitalisierungsvorteile für das Gesundheitswesen offensiver dargestellt und vermittelt werden. Ein wichtiger Punkt sei in den nächsten Jahren der Datenaustausch. Datenschutz und Digitalisierung wie bisher gegeneinander auszuspielen, ist der falsche Ansatz. Die Corona-Warn-App habe verdeutlicht, dass Digitalisierung im Gesundheitsbereich trotz aller Datenschutzbedenken umsetzbar ist. Die Grundlage dazu sei ein gestärktes Vertrauen aufseiten der Patienten.

Die Zukunft digitale Gesundheitsangebote basiert auf Entwicklungen, die die Patientensicht noch stärker einbeziehen, aber auch die Finanzierungs- und Realisierungsbedenken von Kliniken und Ärzten. Angebote wie Gesundheits-Apps sollen künftig mit hoher Transparenz Vorurteile abbauen. Nur so lässt sich die durch die Krise gewachsene Akzeptanz für digitale Gesundheitsangebote im Anschluss an die Pandemie weiter ausbauen.

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