Mann mit Atemschutzmaske verarbeitet MineralwolleVon Gary Cartwright
Dieser Sommer wird eine neue Welle von Abgeordneten in das Europäische Parlament bringen, und es gibt ein Gesundheitsrisiko für Europäer, das ihre volle Aufmerksamkeit verdient. Im Juni 2018 veröffentlichte EU Today einen Bericht, der die Gesundheitsrisiken im Zusammenhang mit künstlichen Glasfasern (MMVF) oder Mineralwolle, wie sie häufiger genannt wird, beschreibt. Es ist an der Zeit, diese ernsthaften Bedenken in Taten umzusetzen. Die Politik muss konkrete Maßnahmen ergreifen, um Bauarbeiter und Hausbesitzer vor den Gesundheitsrisiken durch Mineralwolle zu schützen.

Mineralwolle, auch bekannt als Steinwolle, der buchstäblichen Übersetzung des bekannten Markennamen Rockwool, wird seit dem Asbestverbot im Jahre 1999 immer häufiger eingesetzt. Allerdings hat sich herausgestellt, dass Mineralwolle genauso gesundheitsgefährdend ist wie Asbest. Die führende Expertin für Lungenkrankheiten, Dr. Marjoleine Drent, hat das Risiko so zusammengefasst: „Die Auswirkungen der Glas- und Steinwollefasern lassen sich mit denen von Asbest vergleichen. Früher wussten wir nicht, dass Asbest sehr gefährlich ist. Die Ergebnisse der Auswirkung der Fasern in der Glas- und Mineralwolle werden erst jetzt sichtbar; deshalb müssen wir sorgfältig damit umgehen.

Tatsächlich sind diese Stoffe schädlich, aber die Menschen sind sich dessen nicht ausreichend bewusst, weshalb wir uns darum kümmern müssen. Es wird zu leicht akzeptiert, dass „wir einen Ersatz für Asbest haben“. Aber der Ersatz ist vielleicht nicht so gut, wie wir es am Anfang dachten, doch dieser Tatsache wird nicht genügend Aufmerksamkeit geschenkt.“

Am Anfang war es für das Team von EU Today schwer zu verstehen, dass Asbest tatsächlich durch ein anderes, genauso tödliches Material ersetzt werden konnte, das in vielerlei Hinsicht dem Asbest so ähnlich ist. Es wird einfacher zu verstehen, wenn man den angewandte Testprozess betrachtet. Mineralwolle wurde ursprünglich von der Internationalen Agentur für Krebsforschung (IARC) der Weltgesundheitsorganisation (WHO) als krebserregend und für den Menschen gefährlich eingestuft. Die Mineralwollindustrie änderte daraufhin die Zusammensetzung ihres Produkts, das dann weiteren Tests unterzogen wurde. Seit 2002 wird Mineralwolle daraufhin nicht mehr krebserregend klassifiziert. Inzwischen hat sich jedoch herausgestellt, dass sich das getestete Produkt von dem im Handel erhältlichen unterscheidet, da ein wichtiges „Bindemittel“ entfernt wurde. Es wird gefordert, dass die Europäische Chemikalienagentur (ECHA) mit Sitz in Helsinki das verkaufte Produkt erneut testet.

Es ist klar, dass sich die zukünftigen Mitglieder des Europäischen Parlaments und andere politische Entscheidungsträger auf dieses Thema konzentrieren und deutlich machen sollten, dass sie die Absicht haben, die europäischen Bauarbeiter und Hausbesitzer zu schützen.
Dazu sind drei Schritte nötig. Die erste Maßnahme ist der erneute Test des Produkts. Es gibt Beweise für die Gefahr, dass Mineralwolle krebserregend sein kann, wie sie durch die IARC-Klassifizierung im Jahr 1988 bestätigt wurde. Die anschließende Neueinstufung im Jahr 2002 basierte auf Tests, die an Produkten durchgeführt wurden, die nicht genau der Mineralwolle entsprechen, die gewerblich und von Verbrauchern verwendet wird. Es besteht also eine klare und dringende Notwendigkeit, diese Produkte, wie sie in der Praxis verwendet werden, erneut zu testen.

Die zweite erforderliche Maßnahme sind Rechtsvorschriften zu Gesundheit und Sicherheit. Anders als beispielsweise auf Baustellen gibt es derzeit keine gesetzliche Verpflichtung für Arbeitgeber, Vorschriften über die Verwendung von Schutzkleidung durch Arbeitnehmer durchzusetzen. Es gibt auch immer wieder Beweise dafür, dass die Beschäftigten im Baugewerbe nicht ausreichend über die potenziellen Gesundheitsgefahren der Mineralwolle informiert sind. Es besteht eine klare und dringende Notwendigkeit, diese Mängel zu beheben, möglicherweise in Form von EU-Rechtsvorschriften.

Die dritte Maßnahme ist die Produktkennzeichnung. Konsumgüter wie Alkohol und Tabak unterliegen derzeit strengen Auflagen, um die Öffentlichkeit auf ihren Produktetiketten über mögliche Gesundheitsrisiken zu informieren. Es gibt überzeugende Gründe dafür, dass Mineralwolle, unabhängig davon, ob sie über den Handel oder an Verbraucher verkauft wird, ähnliche, auf allen Verpackungen deutlich sichtbar angebrachte Warnhinweise tragen sollte.

Wenn diese Maßnahmen nicht ergriffen werden, werden wir eine Wiederholung der tragischen Geschichte von Asbest erleben. Obwohl bereits im Jahre 1900 im Charing Cross Hospital in Großbritannien festgestellt wurde, dass Asbest eine Gefahr für die Gesundheit darstellt, dauerte es bis 1999 – fast ein Jahrhundert – bis entsprechende Maßnahmen ergriffen wurden. Auf den ersten Blick ist es verblüffend, dass Asbest tatsächlich durch ein anderes Material ersetzt wurde, das genauso tödlich ist wie Asbest und diesem in vielerlei Hinsicht so ähnlich ist.

Die Europaabgeordneten, die jetzt im Mai gewählt wurden, haben die Pflicht, dafür zu sorgen, dass sich die Geschichte nicht mit der Mineralwolle wiederholt.
Gary Cartwright ist der Herausgeber von EU Today.

Gary Cartwright
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