Sonderheft von AIDS and Behavior zur XIX. Internationalen AIDS-Konferenz in Washington, D.C., über aktuelle Forschung zu Verhaltensinterventionen

HIV-Prävention muss künftig besser auf die jeweilige Zielgruppe ausgerichtet werden, meinen David Holtgrave von der Johns Hopkins Bloomberg School of Public Health in den USA und seine Kollegen. Fachleute aus dem Gesundheitswesen benötigen eine genauere Analyse und ein besseres Verständnis zum Zusammenspiel von HIV-Risikoverhalten, den Zugang zur Behandlung und die Behandlungserfolge bei Menschen mit HIV. Die Autoren diskutieren ihr vorgeschlagenes Konzept in einer Studie¹, die in einer Sonderausgabe der Springer-Fachzeitschrift AIDS and Behavior erscheint. Die komplette Ausgabe unter dem Titel „Turning the Tide Together: Advances in Behavioral Interventions Research“² ist kostenlos online verfügbar und erscheint im Juli rechtzeitig zu der vom 22. – 27. Juli 2012 stattfindenden XIX. Internationalen AIDS-Konferenz in Washington, D.C.

Vor nicht allzu langer Zeit berichtete die amerikanische Gesundheitsbehörde NIH von einem umfassenden Durchbruch beim Kampf gegen HIV. Die Forschung hat gezeigt, dass die antiretrovirale Therapie von HIV-Kranken das Risiko, den Virus auf gesunde heterosexuelle Partner zu übertragen, um bis zu 96 Prozent reduzieren kann. Diese Therapie wird auch ‚Behandlung als Prävention‘ genannt. Obwohl diese neuerlichen Ergebnisse als „der Anfang vom Ende von AIDS“ angekündigt wurden, geht die Forschung davon aus, dass bei dieser Behandlungsmethode eine breiter gefasste Perspektive vonnöten ist, die jegliche Art von HIV-Risikoverhalten berücksichtigt.

Der Beitrag von Holtgrave und seinen Kollegen zeigt, welche bedeutende Rolle das HIV-Risikoverhalten spielt, wenn die präventive Behandlung auch zum Erfolg führen soll. Die Autoren beschreiben, wie viele Menschen einem HIV-Risiko ausgesetzt sind und welche drei Gruppierungen sich daraus ergeben, die mit der Krankheit leben: Menschen, die ihren HIV-Serostatus nicht kennen; Menschen, die ihren Status kennen und kein Risikoverhalten aufweisen; und diejenigen, die ihren Serostatus kennen und dennoch ein Risikoverhalten zeigen. Auch wenn alle Personen aus diesen drei Gruppierungen das Virus übertragen können, unterscheiden sie sich deutlich in Bezug auf ihr Wissen um ihren Serostatus und ihr Risikoverhalten sowie die Wahrscheinlichkeit, mit der sie HIV übertragen können.

Für jede dieser Untergruppen identifizierten die Wissenschaftler den geeignetsten Behandlungsansatz: ‚Testen und Vernetzung zur Gesundheitsversorgung‘; ‚Behandlung als Prävention‘ und/oder ‚Behandlung mit stationärer Versorgung‘. Sie betonen, dass ein erfolgreiches Eindämmen von HIV durch die ‚Behandlung als Prävention‘ wesentlich davon abhängt, welche Gruppierung nach diesem Ansatz behandelt wird.

Die Autoren kommen zur Schlussfolgerung: „Das von uns beschriebene Konzept hilft uns, eher eine ‚ergänzende Prävention‘ zu erreichen, bei der die besten Interventionen aus allen Bereichen ausgewählt werden, um die Patienten nach ihren spezifischen klinischen Bedürfnisse zu behandeln und gleichzeitig im Sinne der öffentlichen Gesundheit zu handeln, d.h. neue Infektionen zu verhindern. Die HIV-Prävention benötigt einen wirklich synergetischen Ansatz, der am Schluss mehr als die Summe der einzelnen Interventionen ist.“

Quelle
1. Holtgrave DR et al (2012). Behavioral factors in assessing impact of HIV treatment as prevention. AIDS and Behavior; DOI 10.1007/s10461-012-0186-1. Der Artikel ist freigeschaltet unter http://dx.doi.org/10.1007/s10461-012-0186-1
2. Das Sonderheft von AIDS and Behavior “Turning the Tide Together: Advances in Behavioral Interventions Research” ist freigeschaltet unter http://www.springerlink.com/content/1090-7165/16/5/

Der Volltext-Artikel ist für Journalisten auf Anfrage verfügbar.

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