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ADHS. Symptome, Ursachen und Einflussfaktoren

AutorBarbara Wulfken, Benedikt Gries, Franziska Loth, Linda Schmitz
VerlagScience Factory
Erscheinungsjahr2013
Seitenanzahl139 Seiten
ISBN9783656451709
FormatPDF/ePUB
Kopierschutzkein Kopierschutz/DRM
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis24,99 EUR
Die Diagnose von ADHS ist schwierig, da die Symptome variieren. Sowohl Betroffene als auch Angehörige werden mit den Auswirkungen der Krankheit konfrontiert, Probleme in Beruf und Schule sind an der Tagesordnung. Vor allem Eltern fühlen sich oft schuldig und alleingelassen. In diesem Band werden die Ursachen und Einflussfaktoren von ADHS vorgestellt. Außerdem werden altersspezifische Symptome erklärt und es wird diskutiert, wie Betroffenen geholfen werden kann. Aus dem Inhalt: Symptome und Ursachen von ADHS, ADS versus ADHS, Behandlungsmethoden, Ritalin, Diagnoserichtlinien, Hyperaktivität, Impulsivität

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Leseprobe

Wie äußert sich die ADHS in den verschiedenen Phasen der Kindheit bis hin zur Pubertät und dem Erwachsenenalter?


Säuglingsalter


Einige Mütter berichten, dass bereits die Schwangerschaft durch die ADHS geprägt war und sich dies durch eine erhöhte Aktivität, Unruhe und heftige Tritte im Bauch zeigte.

Auch unmittelbar nach der Geburt äußert sich die ADHS durch die Tatsache, dass die Neugeborenen scheinbar nicht zur Ruhe kommen und unter einer ständigen Anspannung leiden. Dieser Zustand ist natürlich eine zusätzliche Belastung für die labilen und von der Geburt strapazierten Mütter. Hinzu kommt die hormonelle Umstellung nach einer Geburt, die die Mütter noch neben der Tatsache, dass das Baby unruhig und unzufrieden ist, zusätzlich belastet. Herkömmliche Methoden, um Säuglinge zu beruhigen, wie zum Beispiel auf den Arm nehmen und schaukeln, greifen oft nicht bei den ständig schreienden Babys. Ganz im Gegenteil, oft bewirkt die liebevolle Zuwendung und Nähe im Kind ein noch größeres Unbehagen; das Geschrei wird immer intensiver.[19] Erstaunlich ist, mit welcher Ausdauer bereits Neugeborene schreien und wie lange sie ihre kleinen Körper wach halten. Auffällig sind ihre überdurchschnittliche Aktivität und ihr Schlafmangel. Die Neugeborenen mit ADHS scheinen weniger Schlaf zu benötigen, obwohl sie ständig aktiv sind. Betroffene Mütter berichteten, dass bereits einige Minuten Schlaf dem Baby ausreichten, um eine nächste Schreiphase durchzuhalten. Bereits hier wird deutlich, wie überstrapaziert und ausgelaugt sich Mütter von betroffenen Kindern fühlen müssen. Natürlich wird auch die Entstehung der liebevollen und guten Beziehung zwischen Mutter und Kind oft durch die unerwartete Belastung erschwert. Viele Mütter fühlen sich verzweifelt und überfordert in ihrer Situation als junge Mutter. Weiterhin wird deutlich, dass oft ein „normales“ Familienleben nicht mehr möglich ist, wenn ein ADHS-Neugeborenes das Licht der Welt erblickt. Familie, Freunde und die gesamte Umwelt fühlen sich oft durch das schreiende und unruhige Baby gestört und wundern sich über die „inkonsequenten“ Methoden der Eltern. Wiederum fühlen sich diese oft unverschuldeter Weise unangenehm auffallend und schämen sich für ihr lautes Kind. Diese Umstände führen zu einer Isolation der betroffenen Familien, denen zu wenig Verständnis entgegengebracht wird. Eine Konsequenz, die meist von Unkenntnis über die Aufmerksamkeitsdefizitstörung geprägt ist.

Hinzukommt, dass nicht nur die Umgebung durch Unwissen fehlerhaft reagiert, sondern oftmals wissen auch betroffene Familien nicht, warum ihr Baby anders ist. Frau Dr. Krause schildert in ihrem Elternratgeber, dass viele Kinderärzte die Symptome nicht richtig deuten und oft „Bauchkoliken“ als Ursache vermutet werden. Aufgrund dieser Fehldiagnosen erfolgt keine adäquate Hilfe für Kind und Eltern.

Jedoch ist zu betonen, dass die beschriebenen Merkmale nicht auf jedes ADHS-Baby zutreffen. Es gibt auch betroffene Säuglinge, die sich anfänglich sehr ruhig und unauffällig verhalten und sich erst in der Übergangsphase zum Kleinkind auffällig verändern. Dieser Veränderungsprozess wird wiederum oft durch nächtliches Schreien und massive Unruhezustände begleitet, denen das Kleinkind hilflos ausgeliefert ist.

 

Kleinkindalter


Dem Entwicklungsstand gemäß fängt das ADHS-Kleinkind an zu laufen. Nun beginnt eine neue besondere Phase für betroffene Eltern, denn das Kleinkind überwindet von Tag zu Tag mehr „Barrieren“ und gelangt überall hin. Auffällig ist auch in dieser Kindheitsphase die Rastlosigkeit, die eine längere Beschäftigung mit einer Sache kaum zuzulassen scheint. Weiterhin berichtet Frau Dr. Krause, die selbst Mutter eines ADHS-Kindes ist, dass das Kleinkind ständig isst und trinkt, um Kräfte für den überdurchschnittlichen Energieverbrauch zu sammeln.

Erzieherische Maßnahmen und Versuche, das Kind für eine zeitaufwändigere Beschäftigung zu gewinnen, werden oft mit Trotz- und Wutverhalten verneint. Dieses Verhalten wird durch die erhöhte Impulsivität veranlasst, die die Kinder leitet. Durch dieses impulsgesteuerte Verhalten geraten Kleinkinder mit ADHS öfter in gefährliche Situationen, da sie die Gefahren und Konsequenzen nicht sorgfältig genug abwägen.

 

Kindergartenalter


Die Eingliederung in einen Kindergarten ist eine entscheidende Entwicklungsphase für das ca. vierjährige ADHS - Kind, welches nun direkt mit der Gesellschaft und anderen Gleichaltrigen konfrontiert wird. Vielen von der Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung Betroffenen fällt diese Umgewöhnung und Neuanpassung sehr schwer. Bei dieser Eingewöhnungsphase müssen Erzieher/Innen mit viel Umsicht und Verständnis das Kind integrieren und versuchen es zu verstehen. Gerade die soziale Integration bereitet meist große Schwierigkeiten im Kindergartenalltag, da das ADHS-Kind merkt, dass es „anders“ ist und diese „Andersartigkeit“ von seinen Gruppenmitgliedern widergespiegelt bekommt. Um vor dieser Isolation und der Tatsache, dass Konzentrationsangebote eine nahezu unmögliche Aufgabe sind, zu entfliehen, verstecken sich viele ADHS-Kindergartenkinder hinter „Clownereinen“. Mit dieser „Maske“ täuschen sie über Aufmerksamkeitsschwierigkeiten hinweg und machen sich durch die regelmäßigen Späße bei anderen Kindern beliebt. Schnell lernen sie, ihre Schwierigkeiten auf diese Weise zu kompensieren, jedoch vollzieht sich nun ein Teufelskreis, denn der „Gruppenkasper“ zieht oft den Ärger der Erzieher/Innen auf sich. Somit ist es fast unmöglich für das betroffene Kind, sich bei allen Beteiligten im Kindergartenalltag zu behaupten und sich in die Gruppe zu integrieren. Erfahrungen haben gezeigt, dass erfahrene Erzieher/Innen durch eine konsequente Führung die besten Rahmenbedingungen für alle Kinder schaffen und deutliche Grenzen bei sozialen Interaktionen aufzeigen.[20]

Oft gliedert sich für ADHS-Kindergartenkinder ihre Welt in zwei Bereiche, die häufig strikt voneinander getrennt werden. Meist schaffen es sogar stark betroffene Kinder sich im Laufe der Kindergartenzeit an Regeln zu halten und ihre Impulsivität zu unterdrücken. Jedoch beansprucht diese Zeit so viel Kraft und Geduld, dass die Reserven für den privaten Alltag in der Familie meist bereits ausgeschöpft sind. Somit sind die häuslichen Konflikte im Elternhaus vorprogrammiert. Frau Dr. Krause spricht aus eigenen Erfahrungen und sagt, dass erst im praktischen Spiel, wie zum Beispiel mit Legosteinen oder vor dem Fernsehgerät, Ruhe und Entspannung erfahren werden können.

Die Tatsache, dass Kinder sich häufig in den unterschiedlichen Lebensbereichen different verhalten, darf nicht von der Diagnose ADHS ablenken, da wie bereits dargestellt, diese Trennung selbst von stark betroffenen Kindern durchaus bewältigt werden kann.

Falls im Kindergartenalltag Schwierigkeiten in feinmotorischen Bereichen, wie zum Beispiel beim Malen und Basteln auftreten, kann gegebenenfalls eine Ergotherapie helfen, die körperliche Selbstwahrnehmung des Kindes zu schulen.[21]

Auch in dieser Entwicklungsphase ist die ungenügende Schlafruhe ein Problem. Betroffenen Kindern fällt es nach wie vor schwer, ihre Müdigkeit zu akzeptieren und sie schlafen wesentlich weniger als Gleichaltrige.

 

Schuleintritt


Eingeleitet wird diese entscheidende Entwicklungsphase durch die Einschulungsuntersuchung. Hierbei ist es wichtig, dass Konflikte, die im Kindergartenalltag oder im familiären Umfeld existieren nicht verheimlicht werden, um gute Voraussetzungen für das Schulkind zu schaffen. Oft kann auch eine gut gemeinte Rückschulung für das „verspielte“ Kind keine Lösungsalternative darstellen, da vorhandene „Besonderheiten“ sich auch im weitern Lebensalter nicht einstellen. „Nur wenn eine stark ausgeprägte körperliche und seelische Entwicklungsverzögerung vorhanden ist, ist der Verzicht auf die altersentsprechende Einschulung begründet“[22]. Für ADHS-betroffene Schulkinder mit einer durchschnittlichen Intelligenz wird eine Schule zur individuellen Erziehungshilfe empfohlen. Diese Einrichtung stellt sich mit speziell geschultem Lehrpersonal auf die besonderen Bedürfnisse solcher Kinder ein. So wird der zu behandelnde Schulstoff gegebenenfalls der Entwicklung entsprechend angepasst und kindgerecht in Kleingruppen vermittelt. Weiterhin werden an solchen Schultypen durch gezielte Diagnose- und Förderangebote bestmögliche Lernvoraussetzungen geschaffen.[23]

Wenn hingegen Besonderheiten bezüglich der ADHS während der Einschulungstests nicht festgestellt werden, können unvorbereitete Schwierigkeiten das Kind, dessen Eltern und die Lehrbeauftragten schnell einholen.

 

Schulalter


Die bereits beschriebenen Besonderheiten und Schwierigkeiten von betroffenen Familien und Kindern werden sich auch in den nächsten Schuljahren nicht einstellen. Wichtig ist das nötige Verständnis und die Kenntnis über ADHS aller Beteiligten. „Solange die Grunderkrankung unerkannt bleibt, dreht sich der Teufelskreis weiter, die Verzweiflung wächst und das betroffene Kind verliert sein Selbstbewusstsein“[24], dieses und seine Eltern werden oft für Fehler verantwortlich gemacht, die sie nicht bewusst verschulden.

Veränderungen im Schulalltag, wie zum Beispiel der häufige Lehrerwechsel von Fach zu Fach, können eine Problemsituation für ein betroffenes Schulkind darstellen. Dieser...

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