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Alles zum Wohle der Kinder

Die dramatische Geschichte der ersten bundesdeutschen Hausschule (Philadelphia-Schule)

AutorRolf-Heiko Buyny
VerlagBooks on Demand
Erscheinungsjahr2016
Seitenanzahl204 Seiten
ISBN9783743184053
FormatePUB
KopierschutzWasserzeichen
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis5,49 EUR
Über das, was zum "Wohl des Kindes" ist, besonders in Fragen der Erziehung und Bildung, bestehen zwischen staatlichen Stellen und christlichen Eltern sehr unterschiedliche Meinungen. Diese werden in dem vorliegenden Buch mit letzter Konsequenz in dramatischer Weise ausgetragen. Die Heim- oder Hausschule, wie sie hier vorgestellt wird, ist nichts grundsätzlich Neues. Solche Schulen gibt es in fast allen europäischen Ländern, besonders zahlreich in Nordamerika.

Der Autor ist ehemaliger Hauptschullehrer und lebt im Rheinland.

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Leseprobe

Die geistliche Zurüstung


Die Gegend, in der sich die Ereignisse abspielen, ist altes Erweckungsgebiet mitten in Deutschland. Zahlreich sind die Gemeinden, deren Gründung noch in jene Zeit der bewußten und entschiedenen Umkehr vieler Menschen zur biblischen Wahrheit zurückreichen. Daneben findet man neuere und junge Gemeinden ganz unterschiedlicher Prägung und Ausrichtung. Sprach man lange Zeit von einer „frommen“ Gegend, so hatte diese Kennzeichnung ihre volle Berechtigung.

Das Wort „fromm“ war noch nicht mit dem abwertenden Beigeschmack behaftet, den es heute hat. In der vorreformatorischen Zeit bedeutete es „nützlich“ oder „brauchbar“, und wenn es auf Menschen bezogen wurde, bekam es den Sinn von „tüchtig, tapfer, rechtschaffen“. So verwendete es auch Martin Luther in seiner Bibelübersetzung, beispielsweise in Matthäus 25 im Gleichnis von den anvertrauten Zentnern. Später wandelte sich die Bedeutung und erhielt den Sinn von „gottesfürchtig, gottgläubig“, daneben auch noch die Bedeutung von „sanft, leicht lenkbar, gehorsam“.

Es handelt sich also um einen Landstrich, wo der Geist Gottes so mächtig an vielen Menschen gewirkt hatte, daß deren Leben völlig umgekrempelt wurde und Gottes Wort in allem Denken, Reden und letztlich auch im Handeln oberste Norm war und es auch lange Zeit hindurch blieb. Wen wollte es wundern, daß es heute damit nicht mehr so weither ist!? In einer Zeit der Umwertung aller überkommenen Wertvorstellungen sind es mitunter gerade sog. strenge Gemeinden, die wegen ihrer erprobten und von ihren Mitgliedern als festen Halt betrachteten Lehre und Gemeindeordnung schleichenden Einflüssen der Zersetzung unterliegen. Ausgesprochene Irrlehren erkennt man recht bald und weist sie mit Entschiedenheit zurück. Unterschwelliges, vermeintlich Harmloses hingegen sickert oft unbemerkt und damit ungestraft ein. Dieses Vorgehen des Satans ist weltweit zu beobachten, und es hat immer wieder und immer mehr Erfolg. Der Sog des Mit-der-Zeitgehen-Müssens ist ungewöhnlich stark und deutet dadurch bereits auf Kräfte, die weit über die übliche Beeinflussung hinausgehen. Auch diejenigen, die in oft regelrecht blindem Vertrauen an der Lehre ihrer Gemeinde festhalten, weil die seit Generationen erprobt ist, sind diesem Zeitgeist gegenüber nur gefeit, wenn sie ständig sich selbst und das an sie Herangebrachte vor Gottes Angesicht prüfen und ggf.dazu Stellung beziehen.

Es ist menschlich sehr verständlich, wenn man festzuhalten versucht, was sich als gut und nützlich erwiesen hat und schon den Vätern und Großvätern Richtschnur war. In vielen Fällen stellen die überkommenen und übernommenen Regeln und Werte ein Höchstmaß an Güte und Zuverlässigkeit dar. Dennoch können Irrtümer und Ungenauigkeiten weitergegeben worden sein, ohne daß jemand sie bemerkt hat. Und es kann etwas eintreten, was viel bestürzender und letztendlich verhängnisvoll ist: die Beibehaltung von Formen unter meist nicht entdeckter Duldung von geringen Änderungen, die den Gehalt der Lehre betreffen. Davor sicher sein können nur diejenigen, die stets wachsam sind und unter der Leitung des Heiligen Geistes alles prüfen und nur das behalten, was wirklich von Gott ist. Wachsam sein kann grundsätzlich jeder, aber die Gabe der Unterscheidung von Richtigem und Falschem in der Lehre haben immer nur einige. Diese Gabe zu erkennen und sich ihr zu stellen, ist nicht unbedingt ein und dasselbe. Möchtegern-Wächter einerseits und solche, die ihre warnende Aufgabe uneigennützig wahrnehmen, weil sie gar nicht anders aufgrund ihrer Worterkenntnis können, auf der anderen Seite, vermag man meist erst auf den zweiten Blick zu unterscheiden. Leicht kann es geschehen, daß man dem unrecht tut, der es nicht verdient hat.

Warner und Mahner sind erfahrungsgemäß unbequeme Leute. Sie erschüttern nicht nur Einzelne, sondern u.U. ganze Gemeinden. Wenn nicht erkannt wird, daß solche Erschütterungen zum allgemeinen Besten geschehen, da bestimmte Positionen völlig festgefahren sind, so ist die Reaktion mimosenhaft empfindlich. Häufig wird der lästige Mahner über kurz oder lang ausgeschlossen. Dabei reicht es mitunter aus, wenn ein oder zwei Verantwortliche eine Gegenposition beziehen, die bedauerlicherweise oft nicht frei ist von geistlichem Dünkel, den man jedoch eher in dem aufmüpfigen Bruder sehen will. In wie vielen Fällen hat man nicht durch einen förmlichen Ausschluß des Mahnenden aus der Gemeinde schnell wieder Ruhe und Ordnung hergestellt! Denn wenn die Mehrheit der Brüder oder gar alle gemeinsam die Rechtmäßigkeit des Beschlusses für gegeben halten, muß er doch wohl richtig sein. Wohl der Gemeinde, aus deren Mitte nach einem solchen Ausschlußverfahren Fragen auftauchen, auch noch lange danach, ob nicht der ausgestoßene Bruder mit seinen Einsichten und Mahnungen doch teilweise oder sogar völlig recht hatte!

Helmut Stücher, das Oberhaupt der Familie, die als erste im Nachkriegs-Deutschland der staatlichen Schulpflicht nicht mehr nachkam, hatte seine gemeindemäßige Heimat bei der „Versammlung“, zu der bereits sein Vater gehörte. Es handelt sich dabei um eine Gemeinschaft ohne starre Organisation und ohne jegliche Amtsträger, in deren Zusammenkünften die unmittelbare Leitung durch den Heiligen Geist entscheidend ist. Wer nie an einer solchen Versammlung teilgenommen hat, wird den ungeheuren Ernst auch nicht verstehen können, mit dem hier um Wegweisung gebetet und gerungen wird. Tiefe der Erkenntnis ist nicht eine Frage theologischen Studiums, jedoch immer des Sich-hineinführen-Lassens durch unermüdliche Beschäftigung mit dem biblischen Wort und der ständigen Bereitschaft zum Hören und Gehorchen. Die Wege sind dabei recht unterschiedlich, wie die Erkenntnisgrade in einer Gemeinde unterschiedlich sind. Entscheidend ist nicht die äußere Form der Zusammenkünfte, vielmehr das ständige Bemühtsein darum, Gottes Wort immer besser zu verstehen und mit Kraft und Vertrauen jeden Tag danach zu leben, gerade auch dann, wenn schwierige Lebensumstände Glaubensproben abverlangen. Gelebter Glaube - oft zum bloßen Schlagwort herabgesunken - ist tagtägliche Selbstverleugnung mit immer wiederkehrendem Begreifen, daß wir ohne Gott nichts tun können, mögen wir es auch noch so sehr versuchen. Vorbilder im Glauben und Handeln sind bei einer solchen Lebensführung oft in besonderer Weise hilfreich.

Eine derartige Vorbildrolle nimmt für Stücher dessen eigener Vater ein. Besondere Bedeutung hat dabei ein Ereignis aus der Zeit des beginnenden Nationalsozialismus. Im Jahre 1933, Stüchers Geburtsjahr, hatte der Vater in seinem Wohnort als Einziger nicht an den politischen Wahlen teilgenommen. Die Folge davon war, daß er sich dadurch die Gefolgsleute des Regimes auf den Hals lud. Auch die Glaubensgeschwister der eigenen Gemeinde fielen über ihn her und wollten ihm die Gemeinschaft aufkündigen, denn sie alle hatten ihre Stimme abgegeben. Wie der Vater in seinen Erinnerungen berichtet, bekannte sich Gott nach diesem Wahlboykott zu seinem treuen Zeugen: „Ich war der freieste Mann im ganzen Gau, niemand hat mehr von mir etwas verlangt. Die anderen sagten immer: Wie müssen dies, wir müssen das tun. Ich sagte: Ich brauche gar nichts zu tun.“

Gott mehr zu gehorchen als den Menschen, ist oftmals leichter gesagt, als danach gehandelt. Vorbilder im Glaubensgehorsam machen es ein wenig einfacher, ebenso oder doch ähnlich zu handeln, wenn es die Situation erfordert. „Ein Mann mit Gott ist die Majorität“, so umriß Stüchers Vater seine Haltung, und der Sohn konnte diesen Ausspruch schon in jungen Jahren immer wieder mit der Wirklichkeit des väterlichen Tuns in Übereinstimmung bringen. Dem Vater gehorsam zu sein, war damals eine Selbstverständlichkeit; sich dessen Glaubensmut zum Beispiel zu nehmen, ist eine Sache, die an keine zeitliche Einschränkung gebunden ist.

1971 fand am Wohnort von Familie Stücher eine Großevangelisation statt. Viele Gemeinden, auch wenn sie mit der Organisation nichts zu tun hatten und an den Vorbereitungen nicht beteiligt gewesen waren, wollten sich ein Bild von dieser Veranstaltung machen, denn schließlich ist Evangelisation ein Grundanliegen jedes Gläubigen und jeder Gemeinde. Die Gemeinde, zu der Stücher gehörte und die sich zuvor um seinen Vater geschart hatte, der zwei Jahre vorher heimgegangen war, beauftragte ihn, die Evangelisation zu besuchen und anschließend darüber zu berichten. Dieser Bericht fiel sehr kritisch aus, denn die Methoden, wie dabei zur Bekehrung aufgerufen wurde, standen für ihn in krassem Gegensatz zu dem, was die Heilige Schrift über die Umkehr zu Gott sagt. Viele der Geschwister gaben Stücher recht. Als er jedoch einen Bericht darüber in der Zeitung veröffentlichte, wandten sich die Gemeindemitglieder gegen ihn: Er habe wohl mit seinen Beobachtungen ins Schwarze getroffen, hätte aber diese Kritik keineswegs in die Öffentlichkeit bringen dürfen. Die leitenden Brüder hatten diese ablehnende Haltung in der Gemeinde regelrecht erzwungen. Sie führte dann...

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