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E-Book

Bindung macht stark

Attachment Parenting ganz entspannt im Alltag leben

AutorTatje Bartig-Prang
VerlagTrias
Erscheinungsjahr2018
Seitenanzahl200 Seiten
ISBN9783432106793
FormatePUB
KopierschutzWasserzeichen
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis9,99 EUR
Glückliche und geborgene Babys - entspannte Eltern Je geborgener und wahrgenommener Babys sich fühlen, desto besser können sie ihre Flügel entfalten. Denn Liebe und Bindung machen schlau, gesund und resilient. Das ist die Basis für bindungs- und bedürfnisorientiertes Elternsein. Attachment Parenting funktioniert nur in der Balance zwischen den Bedürfnissen von Eltern und Kind. Kuscheln, Schmusen, Tragen, Stillen sind zentrale Grundelemente. Unideologisch und entspannt können Sie sich hier mit Attachment Parenting vertraut machen: - Was AP ist: Die 3 zentralen Elemente für ein bindungsorientiertes Leben mit Ihrem Kind - Fallen Sie nicht drauf rein: Ammenmärchen über Attachment Parenting - Nähe ist das Allerschönste: Von Tragetuch bis Familienbett - Sie bestimmen: AP ist, was Sie daraus machen Attachment Parenting - so wie es zu Ihnen und Ihrem Baby passt.

Als ihr erstes Kind auf die Welt kam, merkte Tatje Bartig-Prang, wie wenig ganzheitliche Angebote es für Mütter, Schwangere und Kleinkinder gibt. Das inspirierte die studierte Kulturwissenschaftlerin dazu, entsprechende Kurskonzepte zu entwickeln. Inzwischen betreut sie Familien in ihrer eigenen Beratungspraxis und bildet deutschlandweit Fachpersonal fort. Ein liebevoller, respektvoller Umgang mit dem Baby und die elterliche Selbstfürsorge stehen dabei immer im Mittelpunkt. Die Autorin lebt mit ihrer Familie auf einem Bauernhof zwischen Rendsburg und Kiel.

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Leseprobe

1 Bindung und Nähe


Satt? Frisch gewickelt? Super! Weil Ihr Baby aber mehr ist als ein Verdauungssystem, sorgen Sie genauso gut für seine kleine Seele wie für seinen Körper.

Bindungsorientiert mit Ihrem Baby umgehen – ist das nicht furchtbar anstrengend? Nein, denn die Bedürfnisse Ihres Babys zumindest zeitweise vor Ihre eigenen zu stellen erfordert den geringsten Kraftaufwand. Sie und Ihr wunderbares Baby ziehen sich magnetisch an. Sie können Ihr Baby stundenlang ansehen, an ihm riechen, mit ihm kuscheln. Und Ihr Baby? Das strebt genauso zu Ihnen. Direkt nach der Geburt wird es von Form, Geruch und Beschaffenheit Ihrer Brust angezogen – und zwar so sehr, dass es sich im Alter von weniger als einer Stunde selbstständig dorthin bewegen und mit dem Stillen beginnen kann (mehr dazu im ▶ Kapitel »Sicher gebunden«). Nach wenigen Tagen erkennt es Ihren Geruch und zieht ihn dem Geruch anderer Menschen vor. Wenn es dann im Laufe des ersten Lebensjahres beginnt, sich vor Fremden zu fürchten, kann nur Ihre Schulter wirklich Schutz bieten vor unbekannten Personen. Sie sind der sichere Hafen; nicht Superman, Arnie Schwarzenegger oder die amtierende Kickboxweltmeisterin – sondern nur Sie. Sie ziehen Ihr Baby an, Ihr Baby zieht Sie an. Sie beide bilden eine Einheit. Wie zwei Magnete, die, voneinander angezogen, mit einem satten »Flupp« zusammenschnalzen. Und wie bei den beiden Magneten ist für Sie und Ihr Baby bei enger Verbindung kein besonderer Kraftaufwand mehr erforderlich, um diese Verbindung aufrechtzuerhalten: Zusammen sein, verbunden sein – das ist der Zustand, nach dem Sie beide streben. Kräftezehrend wird es erst, wenn Sie versuchen, diese Verbindung zu lösen. Die Magnetkräfte wirken weiter; die Kräfte versuchen, Sie beide zusammenzuhalten. Ein kleines Stück, denken Sie sich vielleicht. Ein klein wenig Abstand, etwas weniger nah. Das gehört doch so. Das sagen alle. Nur ein winziges Stückchen. Ha, die Rechnung haben Sie aber nicht mit den Eltern-Baby-Super- Magneten gemacht! Versuchen Sie doch mal, zwei starke Magnete auf geringe Entfernung auseinander zu halten. Das kostet am meisten Kraft. Das hält keiner lange durch. Das Baby soll im eigenen Bettchen schlafen, hat man Ihnen vielleicht gesagt (mehr dazu im ▶ Kapitel »Das Wochenbett«). Deshalb sitzen Sie abends gefühlte Ewigkeiten reglos mit Ihrem Baby am Bettrand, damit es endlich so tief schläft, dass Sie es unbemerkt ablegen können – nur um dann wieder und wieder am Transfer zu scheitern: Jedes Mal, wenn Sie das friedlich und vermeintlich tief schlafende Baby vorsichtig wie bei einer Bombenentschärfung in sein Bettchen legen, wacht es schlagartig auf und – das Spiel beginnt von vorn. Je nach Ihrer individuellen Leidensfähigkeit und je nachdem, wie viel Unterstützung Sie von Ihrer Umgebung erhalten, halten Sie diese Tortur eine längere oder kürzere Zeitspanne aus. Sicher ist: Entspannung sieht ganz anders aus. Und obwohl Sie normalerweise über Familien die Nase gerümpft haben, die ihre Babys einfach schreien lassen, bis sie irgendwann von allein damit aufhören, schleichen sich insgeheim vielleicht doch hin und wieder dunkle Gedanken bei Ihnen ein; die Vorstellung, Ihr Baby im Nebenraum zum Schlafen zu legen, scheint plötzlich weniger erschreckend als verlockend. Stopp! Denken Sie zuerst an die Magnete. Ein bisschen Abstand zu halten ist am anstrengendsten. Die ersten Monate wird Ihr Baby auf Ihnen leben wollen. Erlauben Sie das. Nicht nur Ihrem Baby. Erlauben Sie sich selbst diese Einfachheit. Ihr Kleines wird tagsüber entweder von Ihnen getragen werden wollen oder auf Ihrem Schoß liegen. Nachts möchte es eng an Sie gekuschelt schlafen. Hat ein Baby diese spleenigen Ideen, weil es als unverschämt freches Gör auf die Welt kommt, das seine Eltern drangsalieren will und dem man diese Allüren schnellstens abgewöhnen muss? Nein, natürlich nicht. Ein Baby hat das angeborene Grundbedürfnis nach engem menschlichen Kontakt zu einer oder mehreren verlässlichen Bezugspersonen, weil diese Art der Bindung ihm eine gesunde seelische und körperliche Entwicklung ermöglicht. Punkt.

Können Sie also bindungsorientiert leben, wenn Sie nicht stillen, nicht tragen und nicht im Familienbett schlafen? Ja, es ist nur anstrengender. Entscheidend ist letztlich die innere Haltung: Begleite ich die Bindungsbedürfnisse meines Babys gleichwertig zu seinen Bedürfnissen nach Nahrung und Luft zum Atmen? Dann kann ich grundsätzlich in jeder Konstellation bindungsorientiert leben.

1.1 Sicher gebunden


»Bindung« – dieser Begriff klingt so abstrakt. Was soll man sich darunter vorstellen? Etwas, das zusammenhält: die Bratensoße. Das Molekül. Den Schuh auf dem Ski. Und eben auch: die Beziehungen von Menschen. Ein Leben lang. Bindung ist nicht auf die Kindheit begrenzt.

In der Entstehungsphase dieses Buches schlug mir ein wohlwollender, aber zu diesem speziellen Thema weitreichend ahnungsloser Kollege »Jedes Kind braucht Bindung« vor und war leicht pikiert, als ich diesen Vorschlag natürlich sofort ablehnen musste. Einerseits kannte er wohl nicht die einschlägigen Ratgeber, die oft mit »Jedes Kind« beginnen und fragwürdige Kinder-Dressur-Strategien verkaufen. Andererseits war ihm eben gar nicht klar, was »Bindung« überhaupt bedeutet. Von bindungsorientierter Elternschaft – auch als Attachment Parenting bekannt – ja, davon hatte er wohl gehört. Wer bindungsorientiert mit seinen Kindern umgeht, der stellt das Thema Bindung in den Mittelpunkt seiner elterlichen Entscheidungen. Und wer keine bindungsorientierte Elternschaft lebt? Dessen Kinder binden sich natürlich trotzdem. Jedes Kind bindet sich. Jedes Kind hat also von vornherein irgendeine Art von Bindung. Bindung ist ein Grundbedürfnis, wie Schlafen, Atmen oder Essen. Wird Bindung allerdings ein hoher Stellenwert eingeräumt, sind Kinder häufiger sicher gebunden: Sicher gebundene Kinder haben Vertrauen in die Welt. Sie haben die tiefe und unauslöschliche Erfahrung verinnerlicht: Die Welt und die Menschen in ihr sind grundsätzlich gut. Diese Erfahrung kann zwar auch im späteren Leben noch nachgeholt werden, allerdings ist der späte Weg der steinigere. Das Urvertrauen bauen unsere Babys mühelos auf, wenn wir sie feinfühlig begleiten – mit genau dem Verhalten, das uns ganz automatisch in den allermeisten Fällen richtig und passend erscheint:

Wir stehen dem Baby körperlich und mit unserer Aufmerksamkeit zur Verfügung. Wir tragen es bei uns, haben mindestens Sichtkontakt oder horchen hin.

Wir kommunizieren mit dem Baby und versuchen zu erspüren, wo seine Bedürfnisse gerade ganz genau liegen. Möchte es getröstet, getragen, gestillt oder abgehalten werden? Braucht es Ruhe oder Spiel?

Wir schaffen es in der Regel, unser Baby zu verstehen und seine Signale richtig zu deuten, und können mit ein wenig Übung seine Bedürfnisse unterscheiden.

Wir reagieren auf diese Bedürfnisse möglichst unmittelbar. Wir zögern unsere Reaktionen nicht hinaus oder vermeiden es auf andere Weise, schnell für unser Baby abrufbar zu sein.

Super: Tragen im Tragetuch, Schieben im Wagen mit Sichtkontakt, gemeinsames Schlafen im Elternbett oder mithilfe eines Babybalkons, Stillen nach Bedarf, nicht nach der Uhr, Abhalten oder nach jedem Geschäft die Windel prompt wechseln.

Auch okay, je nach Ausgangssituation: (Feder-)Wiege, Babyhängematte, Pucken mit Sichtkontakt und/oder in sicherer Hörweite, Schlafen im Elternschlafzimmer im eigenen Bett, künstliche Säuglingsmilch aus der Flasche nach Bedarf und zugewandt füttern, häufiges Windelwechseln.

Bloß nicht: ins Bettchen oder in den Kinderwagen legen und nicht mehr für das Baby erreichbar sein, dem Baby Brust oder Flasche länger vorenthalten, sich an Zeitplänen ausrichten statt am Baby, Windel erst wechseln, wenn sie »voll genug« ist.

Die Entwicklungspsychologin Mary Ainsworth und der Kinderarzt John Bowlby kreierten ein bis heute wegweisendes Experiment, um das Bindungsverhalten von Kindern zu untersuchen. Ein- bis eineinhalbjährige Kinder werden einer Situation ausgesetzt, in der beobachtet wird, wie die Kinder sich gegenüber ihrer Bezugsperson und gegenüber fremden Personen in Gegenwart und in Abwesenheit ihrer Bezugsperson verhalten. Sicher gebundene Kinder zeichnen sich dadurch aus, dass sie offen ihre Gefühle von Angst, Traurigkeit und Stress zeigen, sich aber auch schnell trösten lassen, wenn die bekannte Person – im ursprünglichen Experiment die Mutter – wieder da ist. Die sichere Bindung zeigt sich zum Beispiel darin, dass das Kind in Anwesenheit der Mutter zu spielen und die in diesem Experiment unbekannte Umgebung zu erkunden beginnt. Und was passiert, wenn Kinder nicht sicher gebunden sind? Unsicher gebundene Kinder zeigen ihre Gefühle nicht offen oder im Gegenteil in einer übersteigerten Art und Weise. Sie reagieren entweder gar nicht darauf, dass die Mutter den Raum verlässt, oder sie reagieren mit einem überwältigenden Trennungsschmerz, der sogar durch die Rückkehr der Mutter schwer abgemildert werden kann.

Aktuelle Wiederholungen des Ainsworth-Experiments zeigen vor allem eins: Sie können ganz beruhigt sein, es ist schwieriger, ein nicht sicher gebundenes Kind großzuziehen, als ein sicher gebundenes: Von ungefähr 20 Kindern sind nämlich 14 sicher gebunden und nur 5 weisen Züge einer unsicheren Bindung auf.

Ein einziges von 20 zeigt ein krankhaftes...

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