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E-Book

Das Leben einer italienischen Muslima

Drama Angst Trauer

AutorFilomena De Luca
VerlagBookRix
Erscheinungsjahr2019
Seitenanzahl154 Seiten
ISBN9783743874640
FormatePUB
KopierschutzWasserzeichen
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis4,49 EUR
Wenn man sich auf die Suche nach seiner religiösen Identität macht, dann kann es sein, dass der Weg steinig ist. Besonders dann, wenn man Eltern hat, die Katholiken sind. Filomena hat eine tolle Familie, die egal, was ihr passierte, immer zu ihr hielt. Es bedurfte drei Anläufe incl. Flucht, um den richtigen Mann zu heiraten. Filomena hat zwei Kinder. Das Leben ist ein Abenteuer. Manchmal ist es einfach Muslima zu sein und dann kommen wieder Tage, da ist was anderes interessanter. Nicht, weil der Islam langweilig ist oder unterdrückt, sondern, weil etwas richtig zu machen auch mal anders laufen muss.

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Leseprobe

Vom Kind zur jungen Erwachsenen


In den 1980er Jahren wanderte mein Vater nach Deutschland aus. In Deutschland sollte die Arbeitssituation viel besser sein, als bei uns im Süden von Italien. Meine Mutter zog ihm nach kurzer Zeit hinterher und fand sich plötzlich im kalten Frankfurt wieder. Es war eine große Umstellung für sie. 1984 verließ meine Mutter die graue Stadt am Main und kehrte nach Italien zurück. Mein Vater blieb alleine zurück und stürzte sich in die Arbeit.

Er lebte sehr bescheiden, sparte, wo er konnte und so war es ihm möglich, seine Familie zu unterstützen und sogar zweimal im Monat in seine Heimat zu fahren. Ein paar Monate ging das so hin und her. Bis zu dem Tag, an dem ihn meine Mutter anrief und ihm diese lebensverändernden Worte in den Hörer sprach: „Ich bin schwanger!"

Mein Vater brach seine Zelte in Deutschland sofort ab und kehrte nach Italien zurück. Als ich am 07. Juni 1986 in einem neapolitanische Krankenhaus zur Welt kam, war das Familienglück erst einmal perfekt. Schnell wurde meinem Vater aber klar, dass er seine Familie nur dann würde durchbringen können, wenn er wieder in Deutschland arbeitete. Da er aber seine Frau samt kleinem Baby nicht alleine lassen wollte, nahm mein Vater uns kurzerhand mit nach Frankfurt. Dort lebten wir ein unauffälliges Leben und waren zufrieden. Bis ich 1987 mit hohem Fieber ins Krankenhaus eingeliefert werden musste. Im Krankenhaus angekommen, wurden meine Eltern durch die lange Wartezeit immer ungeduldiger. Der Doktor untersuchte mich, hatte aber keine Diagnose. Erst tippte er auf eine Mittelohrentzündung, konnte seinen Verdacht aber nicht bestätigen. Schließlich wurden meine Eltern mit einer Flasche Fiebersaft nach Hause geschickt. Der Saft ließ das Fieber nicht so recht sinken. Erst nach einigen Tagen wurde es besser. Leider hielt die Erleichterung meiner Eltern nicht lange an, denn nur eine knappe Woche danach schoss die Temperatur so hoch, dass ich mich in Fieberkrämpfen schüttelte. Mein gesamter, kleiner Körper zuckte rhythmisch. Ich bekam Schaum vor dem Mund und verdrehte die Augen. Ein Anblick, den man keinen Eltern wünscht!

Eilig fuhren wir wieder ins Krankenhaus. Dieses Mal wurde ich direkt stationär aufgenommen. Als ich das Krankenhaus nach einigen Wochen und etlichen Tests endlich verlassen durfte, hatte ich einen offiziellen Ausweis, gegen dessen Vorlage meine Eltern in der Apotheke ein Notfallmedikament erhielten. "Falls die Krämpfe erneut auftreten sollten.“

Das taten sie. Meine Eltern gewöhnten sich zwar an die Krämpfe, hatten aber trotzdem jedes Mal Angst. Als ich fünf wurde, verschwanden die Krämpfe und kamen nie wieder. Nachdem meine Krämpfe verschwanden und meine Eltern sicher waren, dass sie auch nicht mehr auftraten, konnte ich, wie jedes Kind, in den Kindergarten gehen. Ich ging zwar nur ein Jahr in den Kindergarten, aber ich freute mich sehr. Der erste Kindergartentag war für mich ziemlich komisch, denn alles war anders als zu Hause. Es gab andere Regeln als zu Hause. Es gab etwas anderes zu essen als zu Hause. Aber ich gewöhnte mich sehr schnell daran und so verging die Zeit im Kindergarten sehr schnell. Nach diesem einen Kindergartenjahr wurde ich eingeschult.

 

Der erste Schultag bedeutete eine große Veränderung für mich, denn alles war anders als im Kindergarten. Ich bekam eine große Schultüte von meiner Mutter und einen Schulranzen, und alles, was ein Kind noch so braucht. Der erste Schultag begann, in dem wir uns alle in der Halle versammelten. Der Schuldirektor hieß und willkommen und redete wie ein Wasserfall über alles mögliche. Er redete über die Schule und mir wurde es langweilig dabei. Nach knapp einer Stunde war alles vorbei und es wurde uns die Schule gezeigt, der Klassenraum und alles, was es noch gab in der Schule. Nach ca. vier Stunden waren wir fertig und ich war froh da raus zu sein. Ich war fertig und müde und ich wusste, dass ich am nächsten Tag um 8 Uhr in der Schule sein musste. Die Kindergartenzeit war vorbei und es begann die Schulzeit.

Am nächsten Tag klingelte der Wecker schon um 7 Uhr und ich hatte keine Lust aufzustehen. Aber ich wusste, dass ich aufstehen muss, denn ich war kein Kindergartenkind mehr, das bis um 10 Uhr schlafen konnte. Ich musste mir einen Ruck geben und mich für die Schule fertig machen.

 

Der Weg zur Schule war von zu Hause aus ein weiter Weg. Ich musste zu Fuß gehen, da kein Bus fuhr. Ich hatte jeden Morgen fast 40 Minuten Schulweg zu gehen. Mir machte das nichts aus, denn ich liebte es zu laufen. Als ich in der Schule ankam war alles sehr anders als am Tag der Einschulung. Es konnte aber auch die Aufregung gewesen sein.

Als ich in der Klasse 1b ankam, wusste ich, dass es meine Klasse war. Der Klassenraum war noch leer aber ich nahm trotzdem Platz. Nach und nach kamen immer mehr Klassenkameraden dazu, bis alle Plätze besetzt waren. Zuletzt kam eine junge, freundliche Frau in die Klasse und wartete bis alle aufpassten, sodass sie anfing sich vorzustellen.

„So, ihr Lieben. Ich würde gerne erst Mal eine Vorstellungsrunde mit euch machen. Bevor wir loslegen zuerst etwas über mich. Ich bin eure Klassenlehrerin und ich heiße Frau Kirchhorn. Ich werde euch die nächsten Schuljahre begleiten.“

 

Nach dieser kurzen Rede stellten sich alle Kinder vor, bis ich an der Reihe war. Alle sahen mich an, bis auf die Lehrerin. Ich bekam kein Wort heraus und es war, als ob ich eine Blockade hatte. Aber ich gab mir einen Ruck und stellte mich kurz und knapp vor.

Die Zeit in der Schule verging recht zügig, jedoch konnte ich nicht richtig schreiben, sodass man bei mir eine Rechtschreibschwäche feststellte. Ich kam kaum noch im Unterricht mit und war viel zu langsam, sodass man mich zu einem Schulpsychologen schickte. Nach vielen Tests kam heraus, dass ich eine Lernschwäche hatte. Auch wenn ich ganz viel lernte, war ich immer die Letzte. Aus diesem Grund wurde entschieden, dass ich auf eine Förderschule gehen musste. Ich hatte auch eine Lernbehinderung. Das bedeutet aber nicht, dass ich behindert war, sondern ich kam lediglich mit dem Stoff nicht vorwärts. Ich war zu langsam beim Lernen. In der Förderschule lernte ich alles, was ich  in der Gundschule lernte. Am Ende konnte ich meinen Hauptschulabschluss nachholen. Jedoch schaffte ich ihn  nicht und erhielt lediglich ein Abgangszeugnis.

 

Ich wusste nach der Schule nicht genau, was ich machen sollte. Würde ich einen Ausbildungsplatz finden ohne einen Hauptschulabschluss in der Tasche? Mein Lehrer machte mir wenig Mut. Er meinte, dass er mir nicht zutraut, eine Ausbildung abzuschließen und riet mir, mich beim Arbeitsamt zu melden. Dort gäbe es Psychologen, die testen könnten, ob ich einer Ausbildung überhaupt gewachsen wäre. Ich fühlte mich fürchterlich, als ich meinen Lehrer so reden hörte. War ich so schlecht? Hatte ich wirklich keine Chance auf eine berufliche Perspektive? Seine Worte trafen mich wie Schläge ins Gesicht und ich kam mir vor wie eine totale Versagerin.

Warum wollte denn niemand an mich glauben? Ich war doch davon überzeugt, dass ich in Begleitung eines Sozialpädagogen, eine Ausbildung bestimmt würde schaffen können. Beim Arbeitsamt angekommen, erhielt ich ohne große Kommentare in zwei Wochen einen Termin bei einem psychologisch geschulten Mitarbeiter. Die zwei Wochen zogen sich wie Kaugummi. Als es nach zwei Wochen endlich soweit war und ich die langen, grauen Flure herunter ging, war ich nervös und meine Gedanken spielten verrückt. Ich hatte Angst. Angst vor den Fragen. Angst davor, was bei dem Termin herauskommen würde. Angst, wie diese Tests wohl aussehen würden. Was sie wohl überhaupt mit mir vorhatten?

Als ich endlich den Raum betrat, hörte ich mein Herz bis zum Hals schlagen. Zum Glück legte sich die Aufregung ganz schnell wieder und ich beruhigte mich etwas. Der Raum war so hell ausgeleuchtet wie in einem Drogeriemarkt. In der Mitte stand ein schlichter Tisch mit zwei Stühlen. Eine Ärztin stand vor mir. Sie sah mit ihrem Kittel und ihrer überdimensional großen Brille so bizarr aus, dass ich einmal laut auflachte. Mist. Das hätte ich mir verkneifen sollen. Sie bemerkte mein Lachen zwar, sagte aber nichts. Stattdessen gab sie mir die Hand und stellte sich vor. Die Befragung ging mit einem Deutsch- und Mathetest weiter. Nach einer Stunde gab ich die Zettel ausgefüllt zurück. Ich sollte 30 Minuten auf die Auswertung warten und ging nervös den langen Flur auf und ab. Die Minuten wollten nicht vergehen. Der  Sekundenzeiger auf der großen Uhr an der Wand schien sich rückwärts zu bewegen. Nachdem sich die Ärztin mit ihren Kollegen besprochen hatte, wurde ich aufgerufen und in den Raum hinein gebeten.

„Unser Fachteam hat sich beraten. Für uns steht fest: Eine klassische Ausbildung kommt für Sie unter keinen Umständen in Frage. Eine begleitete Ausbildung wäre da deutlich realistischer für Sie.“

Die Erklärungen, wie so eine begleitete Ausbildung in der Praxis aussehen würde, hörte ich, wie unter Wasser. Ich stand unter Schock. Ich konnte mich zumindest noch bedanken und taumelte aus dem Raum. Auf dem Weg nach Hause konnte ich es noch immer nicht fassen. Ich fühlte mich wie gelähmt. Zudem malte ich mir Horrorszenarien aus, wie meine Mutter auf mein Ergebnis reagieren würde.

Ich hatte ein mulmiges Gefühl...

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