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Das Leben Jesu

Vollständige Ausgabe

AutorErnest Renan
VerlagNull Papier Verlag
Erscheinungsjahr2019
Seitenanzahl368 Seiten
ISBN9783954180981
FormatPDF/ePUB
Kopierschutzkein Kopierschutz/Wasserzeichen/DRM
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis0,99 EUR
Das umfangreiche und dabei kurzweilige und lehrreiche Werk zu Leben und Wirken Jesu Christi. In vollständiger Überarbeitung, mit ausführlichem interaktiven Inhaltsverzeichnis, 140 kommentierenden Fußnoten und einem Vorwort des Übersetzers. Erleben Sie in mehreren Kapiteln das Leben des einflussreichsten Menschen auf Erden, des Sohn Gottes, von seiner Geburt, seinen ersten Reden, seinen Wundern bis zu seinem Tod am Kreuz und seiner Auferstehung. Alle Passagen sind mit ausführlichen Quellenangaben zum Nachlesen im Neuen Testament versehen. Überzeugen Sie sich, lesen Sie ein Probekapitel. Null Papier Verlag

Ernest Renan (geb. 27. Februar 1823 in Tréguier; gest. 2. Oktober 1892 in Paris) war ein französischer Schriftsteller, Historiker, Archäologe, Religionswissenschaftler und Orientalist und Mitglied der Académie française.

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Leseprobe

Einleitung


Eine Geschichte der »Anfänge des Christentums« müßte die ganze dunkle, sozusagen unterirdische Periode umfassen, die sich von den ersten Regungen dieser Religion bis auf den Zeitpunkt erstreckt, wo ihre Existenz eine öffentliche, bekannte, jedermann klare Tatsache wurde. Eine derartige Geschichte würde aus vier Teilen bestehen. Der erste, den ich hiermit veröffentliche, erörtert die Tatsache, die dem neuen Kultus als Ausgangspunkt gedient hat: er beschäftigt sich nur mit der hehren Person des Stifters. Der zweite Teil würde sich mit den Aposteln und ihren unmittelbaren Schülern beschäftigen, oder besser gesagt, mit den Umwälzungen, die der religiöse Gedanke in den ersten zwei Generationen ausgesetzt war. Ich würde ihn etwa mit dem Jahre 100 abschließen, mit dem Zeitpunkt, wo die letzten Genossen Jesu gestorben waren und wo sämtliche Schriften des Neuen Testaments so ziemlich ihre jetzige Gestalt schon erhalten hatten. Der dritte Teil würde das Christentum unter den Antoniern darstellen, zeigen, wie es sich langsam entwickelte und einen beinahe steten Kampf gegen Rom führte, das damals den Gipfel administrativer Vollkommenheit erreicht hatte, von Philosophen regiert wurde und das in der neuen Sekte eine geheime, theokratische Verbindung sah, welche die bestehende Ordnung hartnäckig verleugne, sie beständig untergrabe. Dieser Teil würde die Zeit des ganzen 2. Jahrhunderts umfassen. Der vierte Teil endlich würde den bedeutenden Fortschritt schildern, welchen das Christentum mit dem Beginn der syrischen Kaiserherrschaft gemacht hat. Es würde sich da zeigen, wie der Wissensbau der Antoniden zusammenstürzte, der Verfall antiker Zivilisation unabwendlich eintrat; wie das Christentum durch diesen Verfall gewann, Syrien, das ganze Abendland eroberte und Jesus in Gesellschaft der Götter und göttlich verehrter Weisen Asiens in Besitz einer Gesellschaft gelangte, der die Philosophie und der rein bürgerliche Staat nicht mehr genügen konnte. Zu dieser Zeit veränderten sich auch gewaltig die religiösen Anschauungen der an den Ufern des Mittelmeeres ansässigen Völker. Der orientalische Kultus kam überall zur Macht; das Christentum wurde zu einer großen Kirche, vergaß völlig die Träumereien vom tausendjährigen Reich, zerriß die letzten Fäden, die es noch an das Judentum knüpften und ging völlig in die Welt des Griechentums und Römertums über. Die Kämpfe und die Gelehrtenarbeit des 3. Jahrhunderts, die bereits deutlich hervortreten, würden in diesem Teile nur im allgemeinen geschildert werden. Noch kürzer würde ich darstellen die Verfolgungen zum Beginn des 4. Jahrhunderts, die letzten Versuche Roms zu den alten Grundsätzen zurückzukehren, wonach der religiösen Verbindung jeder Zulassung im Reiche verwehrt worden wäre. Endlich würde ich den politischen Umschwung nur andeuten, der eintrat, als unter Konstantin die Rollen wechselten und aus freiem inneren Antrieb ein dem Staate unterworfenen Kultus entstehen ließ, welcher jetzt seinerseits als Verfolger auftrat.

Ob ich lange genug leben und Kraft genug besitzen werde diesen großen Plan auszuführen, weiß ich nicht. Ich werde befriedigt sein, wenn es mir, nachdem ich »Das Leben Jesu« vollendet haben werde, gegönnt wäre zu sagen, wie ich die Geschichte der Apostel auffasse, den Zustand christlichen Bewußtseins in den nächsten Wochen nach Jesu Tod, die Bildung des Legendenkreises von der Auferstehung, die ersten Handlungen der Kirche von Jerusalem, das Leben Pauli, die Krisis zur Zeit Neros, das Erscheinen der Apokalypse, die Zerstörung Jerusalems, die Gründung der jüdischen Christengemeinde zu Batanea, die Herstellung der Evangelien, der Ursprung der großen von Johannes ausgegangenen Schulen Kleinasiens. Es ist eine seltene Erscheinung in der Geschichte, daß wir besser wissen was in der christlichen Welt vom Jahre 50–75 geschehen ist, als das vom Jahre 100 bis 150.

Der Plan, den ich im vorliegenden Werke anwendete, ließ es nicht zu, daß ich über strittige Textstellen lange kritische Abhandlungen gebe. Die beigefügten Anmerkungen jedoch ermöglichen dem Leser alle hier folgenden Behauptungen nach den Quellen zu prüfen. Ich habe mich hierbei genau auf Zitate aus erster Hand beschränkt, daß heißt die Originalstellen angeführt, auf die sich jede Behauptung oder Vermutung stützt.1 Wohl weiß ich es, daß für Leute, die mit solchem Studium weniger vertraut sind, eine ganz andere Entwickelung nötig ist; allein ich bin nicht gewöhnt noch einmal zu machen, was bereits gemacht, gut gemacht ist. Wer da auf die Sache näher eingehen will, dem empfehle ich vor allem: Strauß, »Leben Jesu«.

Wer dieses treffliche Werk vornimmt, der wird so manche Aufklärung von Stellen darin finden, die ich nur oberflächlich berühren konnte. Besonders die Textkritik der Evangelien ist von Strauß in einer Weise vollbracht worden, die nur wenig zu wünschen übrig ließ.

Was die Zeugnisse aus dem Altertum betrifft, so habe ich, meiner Meinung nach, keine einzige Quelle außer acht gelassen. Es sind uns fünf große Schriftensammlungen überliefert worden – von der Fülle einzelner zerstreuter Daten abgesehen – die sich mit Jesus und seiner Zeit beschäftigen. Es sind dies: 1) die Evangelien und überhaupt die Schriften des Neuen Testamentes, 2) die sogenannten Apokryphen des Alten Testamentes, 3) die Werke Philos, 4) die Werke Josephus, 5) der Talmud.

Von unschätzbarem Werte sind die Schriften Philos, denn sie zeigen uns, welche Anschauungen zur Zeit Jesu im Geiste jener lebendig waren, die sich mit den großen religiösen Fragen beschäftigten. Zwar lebte Philo in einer anderen Provinz als Jesus, aber so wie dieser war auch er frei von allen Kleinlichkeiten, die damals in Jerusalem herrschten. Er kann als älterer Genosse Jesu gelten. Zweiundsechzig Jahre zählte er, als der Prophet von Nazareth auf der Höhe seines Wirkens stand, und er überlebte ihn etwa um zehn Jahre. Schade doch, daß ihn der Zufall nicht nach Galiläa führte! Wie vieles würden wir dann von ihm erfahren haben!

Weniger Aufrichtigkeit zeigt in seinem Stile Josephus, der hauptsächlich für die Heiden schrieb. Seine kurzen Bemerkungen über Jesus, Johannes den Täufer, Judas den Galoniter sind trocken und matt. Man merkte, daß er Ereignisse, die gänzlich den Stempel jüdischen Charakters und Geistes tragen, in einer Weise darzustellen suchte, die dem Verständnis der Griechen und Römer nahe lagen. Die Stelle über Jesus (Ant. XVIII, III, 3) halte ich für authentisch. Sie entspricht den Anschauungen Josephus, so und nicht anders konnte er von Jesus sprechen. Allein es läßt sich erkennen, daß diese Stelle von einer christlichen Hand verbessert wurde; es wurden einige Worte zugefügt, ohne die sie beinahe Gotteslästerung gewesen wäre, vielleicht wurden auch einige Ausdrücke geändert oder ganz beseitigt. Man muß in Betracht ziehen, daß Josephus zur litterarischen Bedeutung durch die Christen kam, die seine Werke als wichtige Urkunden für ihre heilige Geschichte gelten ließen. Wahrscheinlich wurde von diesen Schriften im 2. Jahrhundert eine nach christlichen Anschauungen verbesserte Ausgabe veranstaltet. Besonders die hellen Schlaglichter, die Josephus auf seine Zeit wirft, sind es, die seinen Schriften eine besondere Wichtigkeit für unseren Gegenstand verleihen. Sie sind es, die Herodes, Herodias, Antipas, Philippus, Hanna, Kaiphas, Pilatus fast sichtbar und greifbar uns vorstellen.

Die Apokryphen des Alten Testaments, besonders der hebräische Teil der sybillinischen Verse, das Buch Henoch, auch das Buch Daniel, das gleichfalls wirklich apokryph ist, sind von besonderer Bedeutung für die Geschichte der Entwickelung der messianischen Lehre und für das Verständnis, wie Jesus das Reich Gottes aufgefaßt hat. Besonders das in der Umgebung Jesu vielgelesene Buch Henoch gibt uns Aufklärung über den Ausdruck »Menschensohn« und den hiermit verbundenen Anschauungen. Das Alter dieser Werke ist heute nicht mehr zweifelhaft, dank den Arbeiten von Alexandre, Ewald, Dillmann, Reuß. Sie stimmen völlig überein, daß die wichtigsten dieser Schriften im zweiten und ersten Jahrhundert vor Christum entstanden sind. Die Entstehungszeit des »Buch Daniel« läßt sich noch bestimmter angeben. Der Charakter der beiden Sprachen, in denen es verfaßt ist, der Gebrauch griechischer Wörter, die deutliche, genaue Angabe von Geschehnissen, die bis in die Zeit des Antiochus Epiphanes reichen, die falsche Darstellung des alten Babylons, ferner der ganze Ton des Werkes, der mit nichts an die Schriften aus der Zeit der Gefangenschaft erinnert, vielmehr durch eine Fülle von Analogieen der Glaubensrichtung, eher den Bräuchen und der Anschauungsweise der Seleucidenzeit entspricht, die apokalyptische Art der Visionen, die Stelle die dieses Werk im hebräischen Kanon außerhalb der Reihe der Propheten einnimmt, endlich das Fehlen des Namens Daniels in der Lobrede des Predigers Salomonis, 49. Kapitel, wo seine Stellung gewissermaßen angedeutet war und noch viel andere wiederholt dargelegte Beweise, lassen keinen Zweifel zu, daß das Buch Daniel die Frucht jener großen Aufregung war, die bei den Juden durch die von Antiochus ausgehende Verfolgung entstand. Es gehört nicht zu der alten Prophetenlitteratur, es gehört vielmehr an die Spitze der apokalyptischen, als erstes einer Art, zu der die späteren Dichtungen: das Buch Henoch, die Offenbarung Johannes, die Himmelfahrt Jesaias, das vierte Buch Esra, zu zählen sind.

Für die Geschichte der Anfänge des Christentums ist bisher der Talmud nicht genug beachtet worden. Ich bin der Ansicht Geigers, daß das rechte Verständnis der Verhältnisse unter denen Jesus auftrat in dieser seltsamen Kompilation gesucht werden muß, wo so viele wertvolle Mitteilungen...

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