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Demographie als Herausforderung für den öffentlichen Sektor

AutorBernadette Jonda, Maria Reinhold, Reinhold Sackmann
VerlagVS Verlag für Sozialwissenschaften (GWV)
Erscheinungsjahr2008
Seitenanzahl310 Seiten
ISBN9783531909110
FormatPDF
KopierschutzDRM
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis40,00 EUR
Demographischer Wandel ist ein zentrales Zukunftsproblem. Vorhersagen prognostizieren dem öffentlichen Sektor aufgrund demographischer Entwicklungen eine Überalterung der Arbeitskräfte, Facharbeitermangel, verschlechternde Haushalte und eine allgemeine Einschränkung des öffentlichen Sektors. Aber werden diese dramatischen Konsequenzen wahr werden? Der Gegenstand des Buches sind soziale Antworten auf Probleme demographischer Alterung am Beispiel des Arbeitsmarktes des öffentlichen Sektors.

Prof. Dr. Reinhold Sackmann, Dr. Bernadette Jonda und Maria Reinhold arbeiten am Institut für Soziologie an der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg.

Mit Beiträgen von:
Walter Bartl, Thomas Edeling, Dirk Freigang, Elzbieta Golata, Gabriela Grotkowska, Peter Haug, Bernadette Jonda, Berndt Keller, Gerhard Kempkes, Katarzyna Kopycka, Burkart Lutz, Dominika Pawleta, Christian Rademacher, Maria Reinhold, Reinhold Sackmann, Walter Siebel, Jochen Stopper, Piotr Wróblewski.

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Leseprobe
Demographie als Herausforderung (S. 9)

Reinhold Sackmann/Maria Reinhold/Bernadette Jonda

In einigen ostdeutschen Kommunen vollzog sich in den letzten Jahrzehnten ein dramatischer Wandlungsprozess: Die Einwohnerzahl sank um mehr als ein Drittel, Schrumpfung und demographische Entleerung wurden zur normalen Realität. In unserer wachstumsorientierten Gesellschaft waren diese Erfahrungen „peinlich", man versuchte sie lange als vorübergehend zu tarnen oder als regionale Besonderheiten abzutun.

Inzwischen wissen wir, dass viele Kommunen in Ost-, aber auch zunehmend in Westdeutschland diese Erfahrung gemacht haben. Ein Blick über die Ländergrenzen hinweg zeigt zudem, dass demographische Änderungen, die eine Wurzel des Phänomens schrumpfender Städte bilden, keine deutsche Besonderheit sind, sondern in vielen europäischen Ländern inzwischen auf der Tagesordnung stehen.

In Presseberichten zu schrumpfenden Regionen wird häufig der Eindruck vermittelt, dass Schrumpfung einen Teufelskreis in Gang setzt: Mit der Schrumpfung steigt der Wohnungsleerstand, die Steuereinnahmen sinken, die Verschuldung der Gemeinden wächst und die entsprechenden Kommunen entfernen sich immer mehr in Lebensgefühl und Wohlstand von den Wachstumsgebieten. Ein sich selbst verstärkender Kreislauf setzt ein, der kaum zu verhindern ist.

Aber ist diese Selbstläufigkeit der Entwicklung wirklich der Fall? Norbert Elias (1983) sah es in seinem Aufsatz „Die Fischer im Mahlstrom" als eine der Bedingungen des Wissenwollens an, dass man sich in ungewollten Prozessen befindet, denen man zu entrinnen sucht. Ähnlich gehen wir in diesem Band davon aus, dass sich unsere Gesellschaft in demographischen Verstrickungen befindet, in die sie nicht gelangen wollte. Dennoch kann man jetzt versuchen, über ein Verständnis der Prozesse, die darin ablaufen, zu neuen Kenntnissen zu kommen, die ermöglichen, dass man sich wieder von den negativen Folgen der demographischen Lage befreien kann.

Die öffentliche Debatte bezüglich der Folgen demographischer Veränderungen in Deutschland ist hier bisher sehr zwiegespalten: Auf der einen Seite gibt es die Pessimisten, die schrumpfende Städte und ein stagnierendes Land als Naturnotwendigkeit sehen, der man nicht entrinnen kann, auf der anderen Seite gibt es Autoren wie Hondrich (2007) die davon ausgehen, dass ein Rückgang der Bevölkerung einen Gewinn an Lebensqualität bereithält, da mehr Platz vorhanden ist und mehr Wohlstand für den einzelnen möglich wird.

Im vorliegenden Buch gehen wir davon aus, dass man derzeit noch nicht genau bestimmen kann, wie die Folgen der demographischen Veränderungen für unser Gemeinwesen sind. Erst durch unsere Handlungen in Auseinandersetzung mit demographischem Wandel bestimmen wir, wie die Folgen sein werden. Pessimismus und Optimismus sind hier nur unzureichende Hilfsmittel, um unsere Kompetenz im Umgang mit demographischen Änderungen zu verstärken.

Das Buch präsentiert deshalb Analysen von Experten des Feldes, die den möglichen Handlungsspielraum zu bestimmen versuchen. Im Fokus steht hier die Reaktion auf demographischen Wandel im öffentlichen Dienst. Politisch verfasste Gemeinwesen werden recht direkt von demographischen Veränderungen getroffen, vorausschauende Reaktionsweisen sind hier von besonderer Bedeutung.

Da die Personalausgaben insbesondere auf kommunaler und Länderebene in hohem Umfang den gesamten Handlungsspielraum der Gemeinwesen determinieren, stehen sie in diesem Band im Vordergrund des Interesses. Welche Reaktionen werden hier auf demographische Veränderungen ergriffen? Welche Möglichkeiten gibt es?

In diesem Band kommen Experten verschiedener sozialwissenschaftlicher Disziplinen zu Wort: Soziologen, Demografen, Ökonomen und Politikwissenschaftler. Der Band gliedert sich in drei Teile, die theoretische Überlegungen mit empirischen Analysen verbinden und sich thematisch vom Allgemeinen zum Speziellen vorarbeiten.
Inhaltsverzeichnis
Inhaltsverzeichnis5
Einleitung8
Demographie als Herausforderung9
Literatur15
Konsequenzen der demographischen Entwicklung für den öffentlichen Dienst17
1. Demographische Entwicklung und variierender Leistungs- und Personalbedarf im öffentlichen Sektor17
2. Neuartige demographische Bedingungen von Personalwirtschaft und Personalentwicklung20
3. Wie kann und wird es weitergehen?22
Demographische Entwicklungen in Polen und in Deutschland im Vergleich25
1. Alterung der Gesellschaft – unabhängig von territorialen Differenzierungen25
2. Änderungen im Bereich der Bevölkerungsstruktur27
3. Änderungen der Geburtenhäufigkeit36
4. Änderungen der Heiratshäufigkeit, Scheidungsraten sowie Haushaltsstruktur40
5. Lebenserwartung43
6. Zusammenfassung44
Literatur45
Demographischer Wandel und der Arbeitsmarkt des öffentlichen Sektors47
1. Einleitung47
2. Challenge und Response als theoretisches Modell49
3. Transformation als Zusammenspiel von Challenge und Response53
4. Beispiele für empirisches Material62
5. Zusammenfassung66
Literatur67
Arbeitsmärkte des öffentlichen Sektors: Herausforderungen und Flexibilität71
Wandel der Arbeitsbeziehungen im öffentlichen Dienst: Entwicklungen und Perspektiven73
1. Einleitung und Problemstellung: Ende einer Ära?73
2. Die korporativen Akteure – und ihre Probleme75
3. Der Kompromiss – und seine Folgen84
4. Schluss: Über den Tag hinaus91
Literatur93
Beschäftigungsflexibilität im öffentlichen Sektor in Polen95
1. Beschäftigung im öffentlichen Sektor in Polen – Allgemeine Trends95
2. Beschäftigungsstruktur des öffentlichen Sektors in Polen – ausgewählte Fragestellungen99
3. Faktische Beschäftigungsflexibilität im öffentlichen Sektor103
4. Schlussfolgerungen118
Literatur120
Der polnische Lehrerarbeitsmarkt im Spiegel der Flexibilitätsdebatte121
1. Einleitung – eine kurze Geschichte des Flexibilitätsbegriffs121
2. Ein definitorischer Rahmen123
3. Gedanken zur Bestimmung des Flexibilitätsausmaßes127
4. Flexibilität der Beschäftigungsverhältnisse im öffentlichen Sektor131
5. Flexibilität auf dem polnischen Lehrerarbeitsmarkt – Versuch einer Analyse133
6. Zusammenfassung141
Literatur142
Institutionelle Umbrüche im öffentlichen Sektor: Das Ende der kommunalen Daseinsvorsorge?145
1. Kommunale Unternehmen im Kontext von Daseinsvorsorge und kommunaler Selbstverwaltung146
2. Verselbständigung und Ausgliederung aus der Verwaltung147
3. Privatisierung kommunaler Unternehmen151
4. Die politische und wirtschaftliche Bedeutung kommunaler Unternehmen vor Ort155
5. Identitätswandel kommunaler Unternehmen158
6. Privatisierung und politische Handlungsfähigkeit der Kommunen160
Literatur162
Privatisierung kommunaler Leistungen – Erfolgs- und Misserfolgsfaktoren für die Entstaatlichung kommunaler Leistungen163
1. Einleitung163
2. Wohlfahrtsmaximierendes Güterangebot165
3. Gründe für die Abweichungen vom wohlfahrtsökonomischen Ideal des Güterangebots166
4. Bewertung des aktuellen Aufgabenspektrums der Kommunen am Beispiel Sachsen- Anhalts168
5. Privatisierung kommunaler Leistungen als Lösungsansatz?172
6. Empirische Befunde zu Privatisierung und Effizienz kommunaler Leistungen175
7. Schlussfolgerungen177
Literatur179
Demographie als Herausforderung der Kommunen: Bewältigungsstrategien182
Demographischer Wandel und personalpolitischer Response in Kommunen183
1. Einleitung – demographischer Wandel als Thema der Öffentlichkeit183
2. Probleme und ihre Bewältigung in Organisationen185
3. Hypothesen zu personalpolitischen Bewältigungsstrategien190
4. Personalpolitische Bewältigung am Beispiel einer stark schrumpfenden Kommune193
5. Zusammenfassung und Diskussion der Ergebnisse202
Literatur203
Kooperation zwischen Gemeinden als Handlungsstrategie207
1. Ausgangssituation und Problemstellung: Interkommunale Kooperation als Handlungsstrategie im Umgang mit dem demographischen Wandel?207
2. Interkommunale Kooperation: Bedeutung, Rahmenbedingungen, Voraussetzungen209
3. Kommunalpolitik im demographischen Wandel219
4. Schlussfolgerungen: Interkommunale Kooperation im demographischen Wandel – eine Herausforderung für die Lern- und Anpassungsfähigkeit des kommunalpolitischen Systems223
Literatur224
Hindernisse interkommunaler Kooperation unter besonderer Berücksichtigung des europäischen Vergaberechts227
1. Hindernisse interkommunaler Kooperation227
2. Rechtliche Risiken230
3. Auswirkungen des EU-Vergaberechts auf interkommunale Kooperation231
4. Schlussbemerkung238
Einfache Modellrechnungen zu den zukünftigen Auswirkungen des demographischen Wandels auf die öffentlichen Kommunalhaushalte in Deutschland241
1. Einleitung241
2. Die demographische Entwicklung in Deutschland bis 2030241
3. Die Methodik der Altersstrukturkostenprofile245
4. Empirische Vorgehensweise und Ergebnisse248
5. Fazit und Ausblick252
Literatur253
Zentrierung als Untersuchungsinstrument zur Evaluation von Bewältigungsstrategien257
1. Evaluation von Verwaltungspolitik: Eine Problemskizze257
2. Bewältigungsstrategien als Evaluationsgegenstand258
3. Evaluation kommunaler Verwaltung259
4. Abhilfe durch Zentrierungen?261
5. Schlussbemerkungen267
Literatur267
Arbeitsmarkt und Kommunen in Oberschlesien: Chorzów – eine Stadt im Wandel269
1. Einleitung269
2. Entwicklungsstrategien und Änderungen der kollektiven Identität271
3. Berufliche Traditionen und Beamtenherrschaft274
4. Die Kommune und die lokale Entwicklung274
5. Kreisarbeitsamt276
6. Bildung277
7. Auslandsmigrationen in Vergangenheit und Gegenwart279
8. Metropole280
Literatur282
Rückblick und Ausblick284
Über sozialwissenschaftliche Verkürzungen und politische Denkhemmungen in der Diskussion zum demographischen Wandel285
1. Schrumpfen und kommunale Personalpolitik286
2. Die „Demographisierung sozialer Probleme“288
4. Unbezahlbare Sozialversicherungssysteme291
5. Verschärfung der regionalen Ungleichgewichte292
6. Zunahme politischer Konflikte.293
Literatur302
Personenregister303
Sachregister307
Verzeichnis der Autorinnen und Autoren309

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